bei den Kupolöfen und den Frischfeuern an, und verwendete die Hoch- ofengase zum Weissen, Puddeln und Schweissen des Eisens 1).
Viel reicher an vortrefflichen Eisensteinen war das Herzogtum Nassau. 1830 produzierte das Land aber nur etwa 5000 Tonnen Roh- eisen. Ende der 30er Jahre waren 19 Hochöfen auf folgenden Werken im Betriebe: Zu Hohenrhein und Nievern je 2, zu Ahlerhütte, Christians- hütte, Maxsaynerhütte, Katzenellenbogen, Langeheck, Michelbach, Emmershausen, Audenschmiede, Löhnberg, zu Sinner-, Burger- und Haigerhütte, Niederschelder-, Steinbrücker- und Ebersbacher-Hütte je einer. Dieselben erzeugten etwa 8500 Tonnen Roheisen und Guss- waren, namentlich Ofenguss. Ein grosser Teil des Roheisens wurde ausser Landes verkauft. Karsten schätzt die Stabeisenproduktion Nassaus auf höchstens 3000 Tonnen. -- In der kritischen Zeit von 1840 bis 1844 hatte die Nassauische Eisenindustrie durch die billige Einfuhr fremden Eisens sehr zu leiden. Dennoch stieg die Roheisenerzeugung. 1844 lieferten 20 Hochöfen 14300 Tonnen Roheisen in Gänzen, 1540 Tonnen Gusseisen, 50 Tonnen Wascheisen und 200 Tonnen Brucheisen. 44 Frischfeuer mit 30 Grobhämmern lieferten 1260 Tonnen Stabeisen, 3 Kleinhämmer 280 Tonnen Kleineisen, und 4 Schneidewerke 220 Ton- nen Schmiedeeisen. 1847 war die Produktion der Hochöfen auf 15035 Tonnen Roheisen und 2460 Tonnen Gusswaren gestiegen 2). Auf der Michelbacher, Emmershäuser und Niesterthaler Hütte hatte man Puddelofenbetrieb eingeführt, wozu man teils Steinkohlen aus Saarbrücken, teils Braunkohlen aus dem Westerwald verwendete. Für Nassau war die Eisenindustrie damals das wichtigste Gewerbe. In den 40er Jahren begann auch die Ausfuhr nassauischer Erze nach dem Niederrhein.
Auf der linken Rheinseite wurde in der Herrschaft Birkenfeld, welche zu Oldenburg gehörte, ein Hochofen zu Bosen betrieben, der 1839 500 bis 600 Tonnen Roheisen erzeugte. Ebenso hatte Hessen- Homburg in seiner Enclave Meisenheim einen kleinen Hochofen.
In dem Grossherzogtum Baden gab man sich grosse Mühe, die Betriebseinrichtungen der Eisenhütten zu verbessern und Neue- rungen einzuführen. Angeregt durch die Erfolge zu Wasseralfingen, suchte man auch in Baden die verloren gehende Wärme der Hochöfen
1)Emile Rayle, Sur l'usine a fer de Ludwigshütte dans la Hesse. Darm- stadt 1844. Ann. des Mines, 4. Ser. V., 457.
2) Eine Zusammenstellung der Hochofenproduktion Nassaus von 1828 bis 1850 giebt Öchelhäusers vergleichende Statistik der Eisenindustrie aller Länder. 1852, S. 82.
Auſserpreuſsische deutsche Staaten 1831 bis 1850.
bei den Kupolöfen und den Frischfeuern an, und verwendete die Hoch- ofengase zum Weiſsen, Puddeln und Schweiſsen des Eisens 1).
Viel reicher an vortrefflichen Eisensteinen war das Herzogtum Nassau. 1830 produzierte das Land aber nur etwa 5000 Tonnen Roh- eisen. Ende der 30er Jahre waren 19 Hochöfen auf folgenden Werken im Betriebe: Zu Hohenrhein und Nievern je 2, zu Ahlerhütte, Christians- hütte, Maxsaynerhütte, Katzenellenbogen, Langeheck, Michelbach, Emmershausen, Audenschmiede, Löhnberg, zu Sinner-, Burger- und Haigerhütte, Niederschelder-, Steinbrücker- und Ebersbacher-Hütte je einer. Dieselben erzeugten etwa 8500 Tonnen Roheisen und Guſs- waren, namentlich Ofenguſs. Ein groſser Teil des Roheisens wurde auſser Landes verkauft. Karsten schätzt die Stabeisenproduktion Nassaus auf höchstens 3000 Tonnen. — In der kritischen Zeit von 1840 bis 1844 hatte die Nassauische Eisenindustrie durch die billige Einfuhr fremden Eisens sehr zu leiden. Dennoch stieg die Roheisenerzeugung. 1844 lieferten 20 Hochöfen 14300 Tonnen Roheisen in Gänzen, 1540 Tonnen Guſseisen, 50 Tonnen Wascheisen und 200 Tonnen Brucheisen. 44 Frischfeuer mit 30 Grobhämmern lieferten 1260 Tonnen Stabeisen, 3 Kleinhämmer 280 Tonnen Kleineisen, und 4 Schneidewerke 220 Ton- nen Schmiedeeisen. 1847 war die Produktion der Hochöfen auf 15035 Tonnen Roheisen und 2460 Tonnen Guſswaren gestiegen 2). Auf der Michelbacher, Emmershäuser und Niesterthaler Hütte hatte man Puddelofenbetrieb eingeführt, wozu man teils Steinkohlen aus Saarbrücken, teils Braunkohlen aus dem Westerwald verwendete. Für Nassau war die Eisenindustrie damals das wichtigste Gewerbe. In den 40er Jahren begann auch die Ausfuhr nassauischer Erze nach dem Niederrhein.
Auf der linken Rheinseite wurde in der Herrschaft Birkenfeld, welche zu Oldenburg gehörte, ein Hochofen zu Bosen betrieben, der 1839 500 bis 600 Tonnen Roheisen erzeugte. Ebenso hatte Hessen- Homburg in seiner Enclave Meisenheim einen kleinen Hochofen.
In dem Groſsherzogtum Baden gab man sich groſse Mühe, die Betriebseinrichtungen der Eisenhütten zu verbessern und Neue- rungen einzuführen. Angeregt durch die Erfolge zu Wasseralfingen, suchte man auch in Baden die verloren gehende Wärme der Hochöfen
1)Emile Rayle, Sur l’usine à fer de Ludwigshütte dans la Hesse. Darm- stadt 1844. Ann. des Mines, 4. Ser. V., 457.
2) Eine Zusammenstellung der Hochofenproduktion Nassaus von 1828 bis 1850 giebt Öchelhäusers vergleichende Statistik der Eisenindustrie aller Länder. 1852, S. 82.
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Auſserpreuſsische deutsche Staaten 1831 bis 1850.
bei den Kupolöfen und den Frischfeuern an, und verwendete die Hoch-
ofengase zum Weiſsen, Puddeln und Schweiſsen des Eisens 1).
Viel reicher an vortrefflichen Eisensteinen war das Herzogtum
Nassau. 1830 produzierte das Land aber nur etwa 5000 Tonnen Roh-
eisen. Ende der 30er Jahre waren 19 Hochöfen auf folgenden Werken
im Betriebe: Zu Hohenrhein und Nievern je 2, zu Ahlerhütte, Christians-
hütte, Maxsaynerhütte, Katzenellenbogen, Langeheck, Michelbach,
Emmershausen, Audenschmiede, Löhnberg, zu Sinner-, Burger- und
Haigerhütte, Niederschelder-, Steinbrücker- und Ebersbacher-Hütte
je einer. Dieselben erzeugten etwa 8500 Tonnen Roheisen und Guſs-
waren, namentlich Ofenguſs. Ein groſser Teil des Roheisens wurde
auſser Landes verkauft. Karsten schätzt die Stabeisenproduktion
Nassaus auf höchstens 3000 Tonnen. — In der kritischen Zeit von 1840
bis 1844 hatte die Nassauische Eisenindustrie durch die billige Einfuhr
fremden Eisens sehr zu leiden. Dennoch stieg die Roheisenerzeugung.
1844 lieferten 20 Hochöfen 14300 Tonnen Roheisen in Gänzen, 1540
Tonnen Guſseisen, 50 Tonnen Wascheisen und 200 Tonnen Brucheisen.
44 Frischfeuer mit 30 Grobhämmern lieferten 1260 Tonnen Stabeisen,
3 Kleinhämmer 280 Tonnen Kleineisen, und 4 Schneidewerke 220 Ton-
nen Schmiedeeisen. 1847 war die Produktion der Hochöfen auf
15035 Tonnen Roheisen und 2460 Tonnen Guſswaren gestiegen 2).
Auf der Michelbacher, Emmershäuser und Niesterthaler Hütte hatte
man Puddelofenbetrieb eingeführt, wozu man teils Steinkohlen aus
Saarbrücken, teils Braunkohlen aus dem Westerwald verwendete. Für
Nassau war die Eisenindustrie damals das wichtigste Gewerbe. In den
40er Jahren begann auch die Ausfuhr nassauischer Erze nach dem
Niederrhein.
Auf der linken Rheinseite wurde in der Herrschaft Birkenfeld,
welche zu Oldenburg gehörte, ein Hochofen zu Bosen betrieben, der
1839 500 bis 600 Tonnen Roheisen erzeugte. Ebenso hatte Hessen-
Homburg in seiner Enclave Meisenheim einen kleinen Hochofen.
In dem Groſsherzogtum Baden gab man sich groſse Mühe,
die Betriebseinrichtungen der Eisenhütten zu verbessern und Neue-
rungen einzuführen. Angeregt durch die Erfolge zu Wasseralfingen,
suchte man auch in Baden die verloren gehende Wärme der Hochöfen
1) Emile Rayle, Sur l’usine à fer de Ludwigshütte dans la Hesse. Darm-
stadt 1844. Ann. des Mines, 4. Ser. V., 457.
2) Eine Zusammenstellung der Hochofenproduktion Nassaus von 1828 bis 1850
giebt Öchelhäusers vergleichende Statistik der Eisenindustrie aller Länder.
1852, S. 82.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/741>, abgerufen am 22.11.2024.
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