und Frischfeuer zu benutzen. Die Hochöfen wurden fast alle mit Winderhitzungsapparaten versehen, die man auch bei vielen Frisch- feuern anbrachte. Man benutzte ferner die entweichende Flamme der Frischfeuer zum Vorwärmen des Roheisens. Die Eisenwerke in den Südthälern des Schwarzwaldes längs der Schweizer Grenze waren ärarisch und standen im Selbstbetrieb. Zu den älteren 7 Werken wurden in den 30er Jahren noch zwei, Tiefenstein und St. Blasien, hinzugekauft. Hochofenbetrieb fand statt auf den Werken Albbruck, Hausen, Kandern, Oberweiler, Wehr und Ziezenhausen, selbstverständ- lich mit Holzkohle. Alle diese Werke hatten auch Frisch- und Klein- feuer, mehrere auch Drahtzüge. Eine Privathütte lag bei Pforzheim. Neben der Landesherrschaft waren die Fürsten von Fürstenberg die Besitzer zahlreicher Eisenwerke, deren Mittelpunkt Donaueschingen war. Zwischen diesem und Neustadt lag die Hütte Hammereisenbach, und an der Donau die Amalienhütte. Im Ganzen waren vorhanden 10 Hochöfen, welche etwa 7500 Tonnen Roheisen lieferten. An Guss- waren wurden 2000 Tonnen hergestellt, und 80 Frischfeuer produzierten etwa 7500 Tonnen Grobeisen. Diese Hüttenwerke hatten sehr durch die sinkenden Eisenpreise, welche von 1837 bis 1842 von 40 Fl. auf 30 Fl. für 1000 Pfund fielen, zu leiden.
Ausser dem englischen Eisen suchte auch das rheinpreussische und rheinbayerische seinen Markt in Baden. Die badische Regierung that das Möglichste für die technische Vervollkommnung ihrer Werke, und der Fürst von Fürstenberg verausgabte 1200000 Gulden zu diesem Zwecke. Aber die Krisis hielt an und 1844 musste das fürst- lich Fürstenbergische Werk Thiergarten seinen Betrieb einstellen. Den badischen Hütten half auch der Schutzzoll vom September 1844 nicht viel. Fremdes Eisen beherrschte nach wie vor den Markt. Auch die Folgen der Revolution von 1848/49 trafen Baden besonders hart.
Die Produktion der ärarischen Hütten war von 2718 Tonnen im Jahre 1835 auf 714 Tonnen im Jahre 1841 gesunken, sie hob sich dann wieder bis auf 4170 Tonnen im Jahre 1848. Hierzu kamen noch etwa 2000 Tonnen von den Fürstenbergischen Werken und dem Hoch- ofen zu Pforzheim. Öchelhäuser giebt die Hochofenproduktion Badens für 1848 sogar auf 7026 Tonnen an.
In Württemberg lagen die Verhältnisse vielfach ähnlich wie in Baden, wie man ja auch hier die ähnlichen Erze aus der Juraformation mit Holzkohlen verschmolz. In Württemberg war aber nach der Landes- verfassung die Roheisenerzeugung ein Reservat der Regierung und stand den Hüttenbesitzern nur das Recht zu, das Roheisen zu ver-
Auſserpreuſsische deutsche Staaten 1831 bis 1850.
und Frischfeuer zu benutzen. Die Hochöfen wurden fast alle mit Winderhitzungsapparaten versehen, die man auch bei vielen Frisch- feuern anbrachte. Man benutzte ferner die entweichende Flamme der Frischfeuer zum Vorwärmen des Roheisens. Die Eisenwerke in den Südthälern des Schwarzwaldes längs der Schweizer Grenze waren ärarisch und standen im Selbstbetrieb. Zu den älteren 7 Werken wurden in den 30er Jahren noch zwei, Tiefenstein und St. Blasien, hinzugekauft. Hochofenbetrieb fand statt auf den Werken Albbruck, Hausen, Kandern, Oberweiler, Wehr und Ziezenhausen, selbstverständ- lich mit Holzkohle. Alle diese Werke hatten auch Frisch- und Klein- feuer, mehrere auch Drahtzüge. Eine Privathütte lag bei Pforzheim. Neben der Landesherrschaft waren die Fürsten von Fürstenberg die Besitzer zahlreicher Eisenwerke, deren Mittelpunkt Donaueschingen war. Zwischen diesem und Neustadt lag die Hütte Hammereisenbach, und an der Donau die Amalienhütte. Im Ganzen waren vorhanden 10 Hochöfen, welche etwa 7500 Tonnen Roheisen lieferten. An Guſs- waren wurden 2000 Tonnen hergestellt, und 80 Frischfeuer produzierten etwa 7500 Tonnen Grobeisen. Diese Hüttenwerke hatten sehr durch die sinkenden Eisenpreise, welche von 1837 bis 1842 von 40 Fl. auf 30 Fl. für 1000 Pfund fielen, zu leiden.
Auſser dem englischen Eisen suchte auch das rheinpreuſsische und rheinbayerische seinen Markt in Baden. Die badische Regierung that das Möglichste für die technische Vervollkommnung ihrer Werke, und der Fürst von Fürstenberg verausgabte 1200000 Gulden zu diesem Zwecke. Aber die Krisis hielt an und 1844 muſste das fürst- lich Fürstenbergische Werk Thiergarten seinen Betrieb einstellen. Den badischen Hütten half auch der Schutzzoll vom September 1844 nicht viel. Fremdes Eisen beherrschte nach wie vor den Markt. Auch die Folgen der Revolution von 1848/49 trafen Baden besonders hart.
Die Produktion der ärarischen Hütten war von 2718 Tonnen im Jahre 1835 auf 714 Tonnen im Jahre 1841 gesunken, sie hob sich dann wieder bis auf 4170 Tonnen im Jahre 1848. Hierzu kamen noch etwa 2000 Tonnen von den Fürstenbergischen Werken und dem Hoch- ofen zu Pforzheim. Öchelhäuser giebt die Hochofenproduktion Badens für 1848 sogar auf 7026 Tonnen an.
In Württemberg lagen die Verhältnisse vielfach ähnlich wie in Baden, wie man ja auch hier die ähnlichen Erze aus der Juraformation mit Holzkohlen verschmolz. In Württemberg war aber nach der Landes- verfassung die Roheisenerzeugung ein Reservat der Regierung und stand den Hüttenbesitzern nur das Recht zu, das Roheisen zu ver-
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Auſserpreuſsische deutsche Staaten 1831 bis 1850.
und Frischfeuer zu benutzen. Die Hochöfen wurden fast alle mit
Winderhitzungsapparaten versehen, die man auch bei vielen Frisch-
feuern anbrachte. Man benutzte ferner die entweichende Flamme der
Frischfeuer zum Vorwärmen des Roheisens. Die Eisenwerke in den
Südthälern des Schwarzwaldes längs der Schweizer Grenze waren
ärarisch und standen im Selbstbetrieb. Zu den älteren 7 Werken
wurden in den 30er Jahren noch zwei, Tiefenstein und St. Blasien,
hinzugekauft. Hochofenbetrieb fand statt auf den Werken Albbruck,
Hausen, Kandern, Oberweiler, Wehr und Ziezenhausen, selbstverständ-
lich mit Holzkohle. Alle diese Werke hatten auch Frisch- und Klein-
feuer, mehrere auch Drahtzüge. Eine Privathütte lag bei Pforzheim.
Neben der Landesherrschaft waren die Fürsten von Fürstenberg die
Besitzer zahlreicher Eisenwerke, deren Mittelpunkt Donaueschingen
war. Zwischen diesem und Neustadt lag die Hütte Hammereisenbach,
und an der Donau die Amalienhütte. Im Ganzen waren vorhanden
10 Hochöfen, welche etwa 7500 Tonnen Roheisen lieferten. An Guſs-
waren wurden 2000 Tonnen hergestellt, und 80 Frischfeuer produzierten
etwa 7500 Tonnen Grobeisen. Diese Hüttenwerke hatten sehr durch
die sinkenden Eisenpreise, welche von 1837 bis 1842 von 40 Fl. auf
30 Fl. für 1000 Pfund fielen, zu leiden.
Auſser dem englischen Eisen suchte auch das rheinpreuſsische
und rheinbayerische seinen Markt in Baden. Die badische Regierung
that das Möglichste für die technische Vervollkommnung ihrer Werke,
und der Fürst von Fürstenberg verausgabte 1200000 Gulden zu
diesem Zwecke. Aber die Krisis hielt an und 1844 muſste das fürst-
lich Fürstenbergische Werk Thiergarten seinen Betrieb einstellen.
Den badischen Hütten half auch der Schutzzoll vom September 1844
nicht viel. Fremdes Eisen beherrschte nach wie vor den Markt. Auch
die Folgen der Revolution von 1848/49 trafen Baden besonders hart.
Die Produktion der ärarischen Hütten war von 2718 Tonnen im
Jahre 1835 auf 714 Tonnen im Jahre 1841 gesunken, sie hob sich
dann wieder bis auf 4170 Tonnen im Jahre 1848. Hierzu kamen noch
etwa 2000 Tonnen von den Fürstenbergischen Werken und dem Hoch-
ofen zu Pforzheim. Öchelhäuser giebt die Hochofenproduktion
Badens für 1848 sogar auf 7026 Tonnen an.
In Württemberg lagen die Verhältnisse vielfach ähnlich wie in
Baden, wie man ja auch hier die ähnlichen Erze aus der Juraformation
mit Holzkohlen verschmolz. In Württemberg war aber nach der Landes-
verfassung die Roheisenerzeugung ein Reservat der Regierung und
stand den Hüttenbesitzern nur das Recht zu, das Roheisen zu ver-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/742>, abgerufen am 22.11.2024.
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