Seeküste beziehen, bis sie 1850 ganz in der Nähe die Fortsetzung dieses Erzlagers auffanden. Percys Analysen der charakteristischen Stücke der Blackwellschen Sammlung wies nach, dass es in der Hauptsache aus einem Eisenkarbonat, gemischt mit einem löslichen Eisensilikat, bestand. Es ist kein reiches Erz -- sein Eisengehalt beträgt etwa 33 Proz. --, aber gutartig und leichtschmelzig, mit einem Phosphorsäuregehalt von 11/2 bis 2 Proz.
Süd-Wales, der wichtigste Eisendistrikt Englands, dessen Produk- tion damals auf 700000 Tonnen, die auf 48 Eisenwerken mit 208 Hoch- öfen dargestellt wurden, geschätzt wurde, war durch eine vollständige Ausstellung der Erzeugnisse der Ebbw-Vale-Werke vertreten, welche den Hochofen-, Puddel- und Walzwerksbetrieb zur Anschauung brachten. Ein besonderes Ausstellungsstück bildete eine 63 Fuss lange, 1200 Pfund schwere Eisenbahnschiene der Cwm-Avon-Iron-Comp., welche gleichzeitig ihre renommierten Schwarz- und Weissbleche vor- führte.
Von der Eisenausstellung Mittel-Englands sind geschweisste und emaillierte Eisenblechröhren und Wellbleche von Selby und Jones hervorzuheben. Die aus Blech gebogenen Röhren von 1 bis 7 Zoll Durchmesser wurden in einem eigens konstruierten Schweissofen er- hitzt und über einem Dorne zwischen vier kleinen Walzen geschweisst. Das Glasemail, mit dem sie überzogen wurden, war eine 1849 in England patentierte Erfindung von E. E. Paris in Paris 1).
Die Eisenindustrie von Yorkshire erregte besonderes Interesse durch die Ausstellung von Qualitätseisen, welches Low-Moor und Bowling zur Anschauung brachten. Die Darstellung dieses durch seine Güte weltberühmten Schweisseisens zog besonders die Aufmerksamkeit der deutschen Eisentechniker auf sich, welche die Werke zu Low-Moor besuchten und dort neue Verbesserungen und Methoden kennen zu lernen hofften, aber sie mussten sich überzeugen, dass auch hier nur die grosse Sorgfalt der Auswahl und Behandlung der Materialien die Vorzüglichkeit des Produktes bedingten. Diese Sorgfalt wendete man schon der Auswahl der Erze und Kokssorten zu, obgleich dieselben alle von Natur gut sind. Alle Erze wurden geröstet und nur mit kaltem Winde zu Roheisen verblasen. Dieses wurde zu strahligem Feinmetall raffiniert und in kleinen Chargen von 270 Pfund Gewicht im Puddelofen zu Luppeneisen verarbeitet. Charakteristisch für den Betrieb war, dass das Zängen und Schweissen fast nur unter Hämmern
1) Über deren Zusammensetzung und Behandlung siehe Amtlicher Bericht der deutschen Zollvereinsstaaten über die Londoner Ausstellungen 1851, S. 207.
Die erste Weltausstellung 1851.
Seeküste beziehen, bis sie 1850 ganz in der Nähe die Fortsetzung dieses Erzlagers auffanden. Percys Analysen der charakteristischen Stücke der Blackwellschen Sammlung wies nach, daſs es in der Hauptsache aus einem Eisenkarbonat, gemischt mit einem löslichen Eisensilikat, bestand. Es ist kein reiches Erz — sein Eisengehalt beträgt etwa 33 Proz. —, aber gutartig und leichtschmelzig, mit einem Phosphorsäuregehalt von 1½ bis 2 Proz.
Süd-Wales, der wichtigste Eisendistrikt Englands, dessen Produk- tion damals auf 700000 Tonnen, die auf 48 Eisenwerken mit 208 Hoch- öfen dargestellt wurden, geschätzt wurde, war durch eine vollständige Ausstellung der Erzeugnisse der Ebbw-Vale-Werke vertreten, welche den Hochofen-, Puddel- und Walzwerksbetrieb zur Anschauung brachten. Ein besonderes Ausstellungsstück bildete eine 63 Fuſs lange, 1200 Pfund schwere Eisenbahnschiene der Cwm-Avon-Iron-Comp., welche gleichzeitig ihre renommierten Schwarz- und Weiſsbleche vor- führte.
Von der Eisenausstellung Mittel-Englands sind geschweiſste und emaillierte Eisenblechröhren und Wellbleche von Selby und Jones hervorzuheben. Die aus Blech gebogenen Röhren von 1 bis 7 Zoll Durchmesser wurden in einem eigens konstruierten Schweiſsofen er- hitzt und über einem Dorne zwischen vier kleinen Walzen geschweiſst. Das Glasemail, mit dem sie überzogen wurden, war eine 1849 in England patentierte Erfindung von E. E. Paris in Paris 1).
Die Eisenindustrie von Yorkshire erregte besonderes Interesse durch die Ausstellung von Qualitätseisen, welches Low-Moor und Bowling zur Anschauung brachten. Die Darstellung dieses durch seine Güte weltberühmten Schweiſseisens zog besonders die Aufmerksamkeit der deutschen Eisentechniker auf sich, welche die Werke zu Low-Moor besuchten und dort neue Verbesserungen und Methoden kennen zu lernen hofften, aber sie muſsten sich überzeugen, daſs auch hier nur die groſse Sorgfalt der Auswahl und Behandlung der Materialien die Vorzüglichkeit des Produktes bedingten. Diese Sorgfalt wendete man schon der Auswahl der Erze und Kokssorten zu, obgleich dieselben alle von Natur gut sind. Alle Erze wurden geröstet und nur mit kaltem Winde zu Roheisen verblasen. Dieses wurde zu strahligem Feinmetall raffiniert und in kleinen Chargen von 270 Pfund Gewicht im Puddelofen zu Luppeneisen verarbeitet. Charakteristisch für den Betrieb war, daſs das Zängen und Schweiſsen fast nur unter Hämmern
1) Über deren Zusammensetzung und Behandlung siehe Amtlicher Bericht der deutschen Zollvereinsstaaten über die Londoner Ausstellungen 1851, S. 207.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0796"n="780"/><fwplace="top"type="header">Die erste Weltausstellung 1851.</fw><lb/>
Seeküste beziehen, bis sie 1850 ganz in der Nähe die Fortsetzung<lb/>
dieses Erzlagers auffanden. <hirendition="#g">Percys</hi> Analysen der charakteristischen<lb/>
Stücke der <hirendition="#g">Blackwells</hi>chen Sammlung wies nach, daſs es in der<lb/>
Hauptsache aus einem Eisenkarbonat, gemischt mit einem löslichen<lb/>
Eisensilikat, bestand. Es ist kein reiches Erz — sein Eisengehalt<lb/>
beträgt etwa 33 Proz. —, aber gutartig und leichtschmelzig, mit einem<lb/>
Phosphorsäuregehalt von 1½ bis 2 Proz.</p><lb/><p><hirendition="#g">Süd-Wales</hi>, der wichtigste Eisendistrikt Englands, dessen Produk-<lb/>
tion damals auf 700000 Tonnen, die auf 48 Eisenwerken mit 208 Hoch-<lb/>
öfen dargestellt wurden, geschätzt wurde, war durch eine vollständige<lb/>
Ausstellung der Erzeugnisse der <hirendition="#g">Ebbw-Vale-Werke</hi> vertreten, welche<lb/>
den Hochofen-, Puddel- und Walzwerksbetrieb zur Anschauung<lb/>
brachten. Ein besonderes Ausstellungsstück bildete eine 63 Fuſs lange,<lb/>
1200 Pfund schwere Eisenbahnschiene der Cwm-Avon-Iron-Comp.,<lb/>
welche gleichzeitig ihre renommierten Schwarz- und Weiſsbleche vor-<lb/>
führte.</p><lb/><p>Von der Eisenausstellung Mittel-Englands sind geschweiſste und<lb/>
emaillierte Eisenblechröhren und Wellbleche von <hirendition="#g">Selby</hi> und <hirendition="#g">Jones</hi><lb/>
hervorzuheben. Die aus Blech gebogenen Röhren von 1 bis 7 Zoll<lb/>
Durchmesser wurden in einem eigens konstruierten Schweiſsofen er-<lb/>
hitzt und über einem Dorne zwischen vier kleinen Walzen geschweiſst.<lb/>
Das Glasemail, mit dem sie überzogen wurden, war eine 1849 in<lb/>
England patentierte Erfindung von E. E. <hirendition="#g">Paris</hi> in Paris <noteplace="foot"n="1)">Über deren Zusammensetzung und Behandlung siehe Amtlicher Bericht<lb/>
der deutschen Zollvereinsstaaten über die Londoner Ausstellungen 1851, S. 207.</note>.</p><lb/><p>Die Eisenindustrie von Yorkshire erregte besonderes Interesse<lb/>
durch die Ausstellung von Qualitätseisen, welches Low-Moor und<lb/><hirendition="#g">Bowling</hi> zur Anschauung brachten. Die Darstellung dieses durch seine<lb/>
Güte weltberühmten Schweiſseisens zog besonders die Aufmerksamkeit<lb/>
der deutschen Eisentechniker auf sich, welche die Werke zu Low-Moor<lb/>
besuchten und dort neue Verbesserungen und Methoden kennen zu<lb/>
lernen hofften, aber sie muſsten sich überzeugen, daſs auch hier nur<lb/>
die groſse Sorgfalt der Auswahl und Behandlung der Materialien die<lb/>
Vorzüglichkeit des Produktes bedingten. Diese Sorgfalt wendete man<lb/>
schon der Auswahl der Erze und Kokssorten zu, obgleich dieselben<lb/>
alle von Natur gut sind. Alle Erze wurden geröstet und nur mit<lb/>
kaltem Winde zu Roheisen verblasen. Dieses wurde zu strahligem<lb/>
Feinmetall raffiniert und in kleinen Chargen von 270 Pfund Gewicht<lb/>
im Puddelofen zu Luppeneisen verarbeitet. Charakteristisch für den<lb/>
Betrieb war, daſs das Zängen und Schweiſsen fast nur unter Hämmern<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[780/0796]
Die erste Weltausstellung 1851.
Seeküste beziehen, bis sie 1850 ganz in der Nähe die Fortsetzung
dieses Erzlagers auffanden. Percys Analysen der charakteristischen
Stücke der Blackwellschen Sammlung wies nach, daſs es in der
Hauptsache aus einem Eisenkarbonat, gemischt mit einem löslichen
Eisensilikat, bestand. Es ist kein reiches Erz — sein Eisengehalt
beträgt etwa 33 Proz. —, aber gutartig und leichtschmelzig, mit einem
Phosphorsäuregehalt von 1½ bis 2 Proz.
Süd-Wales, der wichtigste Eisendistrikt Englands, dessen Produk-
tion damals auf 700000 Tonnen, die auf 48 Eisenwerken mit 208 Hoch-
öfen dargestellt wurden, geschätzt wurde, war durch eine vollständige
Ausstellung der Erzeugnisse der Ebbw-Vale-Werke vertreten, welche
den Hochofen-, Puddel- und Walzwerksbetrieb zur Anschauung
brachten. Ein besonderes Ausstellungsstück bildete eine 63 Fuſs lange,
1200 Pfund schwere Eisenbahnschiene der Cwm-Avon-Iron-Comp.,
welche gleichzeitig ihre renommierten Schwarz- und Weiſsbleche vor-
führte.
Von der Eisenausstellung Mittel-Englands sind geschweiſste und
emaillierte Eisenblechröhren und Wellbleche von Selby und Jones
hervorzuheben. Die aus Blech gebogenen Röhren von 1 bis 7 Zoll
Durchmesser wurden in einem eigens konstruierten Schweiſsofen er-
hitzt und über einem Dorne zwischen vier kleinen Walzen geschweiſst.
Das Glasemail, mit dem sie überzogen wurden, war eine 1849 in
England patentierte Erfindung von E. E. Paris in Paris 1).
Die Eisenindustrie von Yorkshire erregte besonderes Interesse
durch die Ausstellung von Qualitätseisen, welches Low-Moor und
Bowling zur Anschauung brachten. Die Darstellung dieses durch seine
Güte weltberühmten Schweiſseisens zog besonders die Aufmerksamkeit
der deutschen Eisentechniker auf sich, welche die Werke zu Low-Moor
besuchten und dort neue Verbesserungen und Methoden kennen zu
lernen hofften, aber sie muſsten sich überzeugen, daſs auch hier nur
die groſse Sorgfalt der Auswahl und Behandlung der Materialien die
Vorzüglichkeit des Produktes bedingten. Diese Sorgfalt wendete man
schon der Auswahl der Erze und Kokssorten zu, obgleich dieselben
alle von Natur gut sind. Alle Erze wurden geröstet und nur mit
kaltem Winde zu Roheisen verblasen. Dieses wurde zu strahligem
Feinmetall raffiniert und in kleinen Chargen von 270 Pfund Gewicht
im Puddelofen zu Luppeneisen verarbeitet. Charakteristisch für den
Betrieb war, daſs das Zängen und Schweiſsen fast nur unter Hämmern
1) Über deren Zusammensetzung und Behandlung siehe Amtlicher Bericht
der deutschen Zollvereinsstaaten über die Londoner Ausstellungen 1851, S. 207.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/796>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.