einfache Gebläsemaschinen dieser Art (Schmidtsche Gebläse) von 25 bis 30 Pfdekr., die 2300 bis 2500 Kubikfuss Luft in der Minute lieferten, in ausgedehnte Anwendung.
In den Vereinigten Staaten behaupteten die stehenden Evans- maschinen, bei denen die Kolbenstangen des Dampf- und Gebläse- cylinders unmittelbar verbunden waren, die Herrschaft.
Horizontale Cylindergebläse, gegen welche zu Anfang der 50er Jahre noch ziemlich viel Vorurteil herrschte, und die Truran gänzlich verwarf, fanden trotzdem auf dem Kontinent mehr und mehr Eingang. In Frankreich errichtete Goguet1) auf der Hütte zu Mor- villars 1851 ein Gebläse mit vier liegenden Cylindern, deren Kolben durch eine Turbine bewegt wurden. Es bediente vier Frischfeuer. Bemerkenswert dabei waren die zahlreichen kreisförmigen Gummi- ventile statt der früheren Windklappen, die dadurch zuerst bekannt wurden. In den folgenden Jahren kamen horizontale Cylindergebläse in Frankreich immer mehr in Gebrauch, und man unterschied zwei Systeme, solche mit und solche ohne Schwungrad. Erstere wurden von Thomas und Laurens, letztere von Cadiat in Paris gebaut. Cadiats Maschinen arbeiteten direkt und mit hochgespanntem Dampf. Vier solche Gebläse von je 80 Pferdekräften waren zu Decazeville auf- gestellt, wo sie sieben Hochöfen und zwei Feineisenfeuer bedienten. Sie hatten durchgehende Kolbenstangen und lederne Klappenventile. Thomas und Laurens hatten den Grundsatz aufgestellt, dass ein Ofen soviel Wind erfordert, als der Menge des zu verbrennenden Kohlenstoffs, wenn er zu Kohlenoxydgas verbrennt, entspricht. Dies ergab 4,4 cbm auf 1 kg Kohle. Aus Produktion und Kohlenverbrauch liesse sich hiernach die Windmenge berechnen. Vauthier und Libour hatten 1855 ein horizontales Cylindergebläse ausgestellt, bei dem der schädliche Raum dadurch vermieden war, dass der Wind durch Kautschukventile in den hohlen Gebläsekolben treten konnte. In Belgien hatte man wie in den Vereinigten Staaten, im Gegensatz zu England, für jeden Hochofen eine Gebläsemaschine. Ende der 50er Jahre waren hierfür meistens noch vertikale Balanciermaschinen im Gebrauch, doch hatte man in Providence bei Marchienne eine hori- zontale Gebläsemaschine mit Windschieber.
In Deutschland fanden die horizontalen Cylindergebläse, namentlich bei den neuen Hütten in Westfalen, Eingang. v. Hoff2), der die-
1) Siehe Genie industriel, Juni 1852.
2) Siehe v. Carnall, Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- u. Salinenw. im preuss. Staate IV, 1855, S. 101.
Gebläse und Winderhitzer 1851 bis 1860.
einfache Gebläsemaschinen dieser Art (Schmidtsche Gebläse) von 25 bis 30 Pfdekr., die 2300 bis 2500 Kubikfuſs Luft in der Minute lieferten, in ausgedehnte Anwendung.
In den Vereinigten Staaten behaupteten die stehenden Evans- maschinen, bei denen die Kolbenstangen des Dampf- und Gebläse- cylinders unmittelbar verbunden waren, die Herrschaft.
Horizontale Cylindergebläse, gegen welche zu Anfang der 50er Jahre noch ziemlich viel Vorurteil herrschte, und die Truran gänzlich verwarf, fanden trotzdem auf dem Kontinent mehr und mehr Eingang. In Frankreich errichtete Goguet1) auf der Hütte zu Mor- villars 1851 ein Gebläse mit vier liegenden Cylindern, deren Kolben durch eine Turbine bewegt wurden. Es bediente vier Frischfeuer. Bemerkenswert dabei waren die zahlreichen kreisförmigen Gummi- ventile statt der früheren Windklappen, die dadurch zuerst bekannt wurden. In den folgenden Jahren kamen horizontale Cylindergebläse in Frankreich immer mehr in Gebrauch, und man unterschied zwei Systeme, solche mit und solche ohne Schwungrad. Erstere wurden von Thomas und Laurens, letztere von Cadiat in Paris gebaut. Cadiats Maschinen arbeiteten direkt und mit hochgespanntem Dampf. Vier solche Gebläse von je 80 Pferdekräften waren zu Decazeville auf- gestellt, wo sie sieben Hochöfen und zwei Feineisenfeuer bedienten. Sie hatten durchgehende Kolbenstangen und lederne Klappenventile. Thomas und Laurens hatten den Grundsatz aufgestellt, daſs ein Ofen soviel Wind erfordert, als der Menge des zu verbrennenden Kohlenstoffs, wenn er zu Kohlenoxydgas verbrennt, entspricht. Dies ergab 4,4 cbm auf 1 kg Kohle. Aus Produktion und Kohlenverbrauch lieſse sich hiernach die Windmenge berechnen. Vauthier und Libour hatten 1855 ein horizontales Cylindergebläse ausgestellt, bei dem der schädliche Raum dadurch vermieden war, daſs der Wind durch Kautschukventile in den hohlen Gebläsekolben treten konnte. In Belgien hatte man wie in den Vereinigten Staaten, im Gegensatz zu England, für jeden Hochofen eine Gebläsemaschine. Ende der 50er Jahre waren hierfür meistens noch vertikale Balanciermaschinen im Gebrauch, doch hatte man in Providence bei Marchienne eine hori- zontale Gebläsemaschine mit Windschieber.
In Deutschland fanden die horizontalen Cylindergebläse, namentlich bei den neuen Hütten in Westfalen, Eingang. v. Hoff2), der die-
1) Siehe Génie industriel, Juni 1852.
2) Siehe v. Carnall, Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- u. Salinenw. im preuſs. Staate IV, 1855, S. 101.
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Gebläse und Winderhitzer 1851 bis 1860.
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25 bis 30 Pfdekr., die 2300 bis 2500 Kubikfuſs Luft in der Minute
lieferten, in ausgedehnte Anwendung.
In den Vereinigten Staaten behaupteten die stehenden Evans-
maschinen, bei denen die Kolbenstangen des Dampf- und Gebläse-
cylinders unmittelbar verbunden waren, die Herrschaft.
Horizontale Cylindergebläse, gegen welche zu Anfang der 50er
Jahre noch ziemlich viel Vorurteil herrschte, und die Truran
gänzlich verwarf, fanden trotzdem auf dem Kontinent mehr und mehr
Eingang. In Frankreich errichtete Goguet 1) auf der Hütte zu Mor-
villars 1851 ein Gebläse mit vier liegenden Cylindern, deren Kolben
durch eine Turbine bewegt wurden. Es bediente vier Frischfeuer.
Bemerkenswert dabei waren die zahlreichen kreisförmigen Gummi-
ventile statt der früheren Windklappen, die dadurch zuerst bekannt
wurden. In den folgenden Jahren kamen horizontale Cylindergebläse
in Frankreich immer mehr in Gebrauch, und man unterschied zwei
Systeme, solche mit und solche ohne Schwungrad. Erstere wurden von
Thomas und Laurens, letztere von Cadiat in Paris gebaut. Cadiats
Maschinen arbeiteten direkt und mit hochgespanntem Dampf. Vier
solche Gebläse von je 80 Pferdekräften waren zu Decazeville auf-
gestellt, wo sie sieben Hochöfen und zwei Feineisenfeuer bedienten.
Sie hatten durchgehende Kolbenstangen und lederne Klappenventile.
Thomas und Laurens hatten den Grundsatz aufgestellt, daſs ein
Ofen soviel Wind erfordert, als der Menge des zu verbrennenden
Kohlenstoffs, wenn er zu Kohlenoxydgas verbrennt, entspricht. Dies
ergab 4,4 cbm auf 1 kg Kohle. Aus Produktion und Kohlenverbrauch
lieſse sich hiernach die Windmenge berechnen. Vauthier und Libour
hatten 1855 ein horizontales Cylindergebläse ausgestellt, bei dem der
schädliche Raum dadurch vermieden war, daſs der Wind durch
Kautschukventile in den hohlen Gebläsekolben treten konnte. In
Belgien hatte man wie in den Vereinigten Staaten, im Gegensatz zu
England, für jeden Hochofen eine Gebläsemaschine. Ende der 50er
Jahre waren hierfür meistens noch vertikale Balanciermaschinen im
Gebrauch, doch hatte man in Providence bei Marchienne eine hori-
zontale Gebläsemaschine mit Windschieber.
In Deutschland fanden die horizontalen Cylindergebläse, namentlich
bei den neuen Hütten in Westfalen, Eingang. v. Hoff 2), der die-
1) Siehe Génie industriel, Juni 1852.
2) Siehe v. Carnall, Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- u. Salinenw. im preuſs.
Staate IV, 1855, S. 101.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/832>, abgerufen am 22.11.2024.
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