Die Wirkung der Winderhitzung und die Ökonomie der Wärme im Hochofen begründete Schinz1) gründlicher, indem er nicht nur die Wirkung in Betracht zog, welche durch die Vorwärmung des Windes und des Brennmaterials hervorgebracht wird, sondern auch die durch die höhere Pressung und durch die Strahlung veranlasste.
Zum Schutze gegen die zerstörende Wirkung der Hitze, ins- besondere auf die Gestellwände begann man sich allgemeiner der Wasserabkühlung zu bedienen. Tümpel und Wallstein schützte man durch hohle Eisenplatten, durch welche Wasser floss. Aber auch das Gestell begann man durch eiserne Wasserkasten zu kühlen. Solche Kühlgefässe wendete der Schmelzmeister Höhn bereits 1853 zu Mühlheim a. d. Ruhr an. Es waren geschlossene gusseiserne Kasten, ähnlich den Kühlbrücken bei den Puddelöfen. Derartige ringförmige Kasten, meist aus drei Segmenten bestehend, waren auch in England (Cleveland) bereits im Gebrauch. Auf der Henrichshütte Hattingen brachte man 1857 offene Wasserbassins in den Ofen- gewölben an, um das Gestell zu kühlen.
Wenden wir uns zum Betriebe der Hochöfen, so spielte hier- bei die Art des Brennmaterials die wichtigste Rolle. Der Hoch- ofenbetrieb mit Holzkohlen befand sich in sehr ungünstiger Lage gegenüber dem Betriebe mit mineralischem Brennstoff, weil er meistens auf einen beschränkten Bezug angewiesen war, während die unbeschränkte Verwendung von Koks und Steinkohlen die Massenproduktion und damit die Verbilligung des Eisens begünstigte. Hierdurch wurde die Holzkohlenindustrie mehr und mehr zurückgedrängt und musste unter- liegen, wo sie nicht durch besonders günstige Verhältnisse unter- stützt wurde. Bedeutende Metallurgen bemühten sich, durch Vor- schläge und Verbesserungen der Holzkohlenindustrie in ihrem Kampfe gegen die Steinkohlen aufzuhelfen. In Frankreich beschäftigte sich Le Play eingehend mit dieser Frage und veröffentlichte darüber eine vortreffliche Abhandlung 2). Die Vorschläge, die er für das fran- zösische Holzkohlen-Eisenhüttenwesen machte, waren Konzentration der Betriebe und technische Verbesserungen, namentlich Einführung des Gasbetriebes wie in Kärnten, den er als Muster anführte. Die Konzentration der Betriebe sollte dadurch erreicht werden, dass
1) Siehe Schinz, Wärmemesskunst, S. 220.
2) Siehe Annales des mines, 5. ser., t. III (1853); deutsch von C. Hart- mann unter dem Titel: Grundsätze, welche die Eisenhüttenwerke mit Holzbetrieb und die Waldbesitzer befolgen müssen, um den Kampf gegen die Hütten mit Steinkohlenbetrieb erfolgreich führen zu können, 1854.
Die Hochöfen 1851 bis 1860.
Die Wirkung der Winderhitzung und die Ökonomie der Wärme im Hochofen begründete Schinz1) gründlicher, indem er nicht nur die Wirkung in Betracht zog, welche durch die Vorwärmung des Windes und des Brennmaterials hervorgebracht wird, sondern auch die durch die höhere Pressung und durch die Strahlung veranlaſste.
Zum Schutze gegen die zerstörende Wirkung der Hitze, ins- besondere auf die Gestellwände begann man sich allgemeiner der Wasserabkühlung zu bedienen. Tümpel und Wallstein schützte man durch hohle Eisenplatten, durch welche Wasser floſs. Aber auch das Gestell begann man durch eiserne Wasserkasten zu kühlen. Solche Kühlgefäſse wendete der Schmelzmeister Höhn bereits 1853 zu Mühlheim a. d. Ruhr an. Es waren geschlossene guſseiserne Kasten, ähnlich den Kühlbrücken bei den Puddelöfen. Derartige ringförmige Kasten, meist aus drei Segmenten bestehend, waren auch in England (Cleveland) bereits im Gebrauch. Auf der Henrichshütte Hattingen brachte man 1857 offene Wasserbassins in den Ofen- gewölben an, um das Gestell zu kühlen.
Wenden wir uns zum Betriebe der Hochöfen, so spielte hier- bei die Art des Brennmaterials die wichtigste Rolle. Der Hoch- ofenbetrieb mit Holzkohlen befand sich in sehr ungünstiger Lage gegenüber dem Betriebe mit mineralischem Brennstoff, weil er meistens auf einen beschränkten Bezug angewiesen war, während die unbeschränkte Verwendung von Koks und Steinkohlen die Massenproduktion und damit die Verbilligung des Eisens begünstigte. Hierdurch wurde die Holzkohlenindustrie mehr und mehr zurückgedrängt und muſste unter- liegen, wo sie nicht durch besonders günstige Verhältnisse unter- stützt wurde. Bedeutende Metallurgen bemühten sich, durch Vor- schläge und Verbesserungen der Holzkohlenindustrie in ihrem Kampfe gegen die Steinkohlen aufzuhelfen. In Frankreich beschäftigte sich Le Play eingehend mit dieser Frage und veröffentlichte darüber eine vortreffliche Abhandlung 2). Die Vorschläge, die er für das fran- zösische Holzkohlen-Eisenhüttenwesen machte, waren Konzentration der Betriebe und technische Verbesserungen, namentlich Einführung des Gasbetriebes wie in Kärnten, den er als Muster anführte. Die Konzentration der Betriebe sollte dadurch erreicht werden, daſs
1) Siehe Schinz, Wärmemeſskunst, S. 220.
2) Siehe Annales des mines, 5. sér., t. III (1853); deutsch von C. Hart- mann unter dem Titel: Grundsätze, welche die Eisenhüttenwerke mit Holzbetrieb und die Waldbesitzer befolgen müssen, um den Kampf gegen die Hütten mit Steinkohlenbetrieb erfolgreich führen zu können, 1854.
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Die Hochöfen 1851 bis 1860.
Die Wirkung der Winderhitzung und die Ökonomie der Wärme
im Hochofen begründete Schinz 1) gründlicher, indem er nicht nur
die Wirkung in Betracht zog, welche durch die Vorwärmung des
Windes und des Brennmaterials hervorgebracht wird, sondern auch
die durch die höhere Pressung und durch die Strahlung veranlaſste.
Zum Schutze gegen die zerstörende Wirkung der Hitze, ins-
besondere auf die Gestellwände begann man sich allgemeiner der
Wasserabkühlung zu bedienen. Tümpel und Wallstein schützte man
durch hohle Eisenplatten, durch welche Wasser floſs. Aber auch
das Gestell begann man durch eiserne Wasserkasten zu kühlen.
Solche Kühlgefäſse wendete der Schmelzmeister Höhn bereits 1853
zu Mühlheim a. d. Ruhr an. Es waren geschlossene guſseiserne
Kasten, ähnlich den Kühlbrücken bei den Puddelöfen. Derartige
ringförmige Kasten, meist aus drei Segmenten bestehend, waren auch
in England (Cleveland) bereits im Gebrauch. Auf der Henrichshütte
Hattingen brachte man 1857 offene Wasserbassins in den Ofen-
gewölben an, um das Gestell zu kühlen.
Wenden wir uns zum Betriebe der Hochöfen, so spielte hier-
bei die Art des Brennmaterials die wichtigste Rolle. Der Hoch-
ofenbetrieb mit Holzkohlen befand sich in sehr ungünstiger Lage
gegenüber dem Betriebe mit mineralischem Brennstoff, weil er meistens
auf einen beschränkten Bezug angewiesen war, während die unbeschränkte
Verwendung von Koks und Steinkohlen die Massenproduktion und
damit die Verbilligung des Eisens begünstigte. Hierdurch wurde die
Holzkohlenindustrie mehr und mehr zurückgedrängt und muſste unter-
liegen, wo sie nicht durch besonders günstige Verhältnisse unter-
stützt wurde. Bedeutende Metallurgen bemühten sich, durch Vor-
schläge und Verbesserungen der Holzkohlenindustrie in ihrem Kampfe
gegen die Steinkohlen aufzuhelfen. In Frankreich beschäftigte sich
Le Play eingehend mit dieser Frage und veröffentlichte darüber
eine vortreffliche Abhandlung 2). Die Vorschläge, die er für das fran-
zösische Holzkohlen-Eisenhüttenwesen machte, waren Konzentration
der Betriebe und technische Verbesserungen, namentlich Einführung
des Gasbetriebes wie in Kärnten, den er als Muster anführte. Die
Konzentration der Betriebe sollte dadurch erreicht werden, daſs
1) Siehe Schinz, Wärmemeſskunst, S. 220.
2) Siehe Annales des mines, 5. sér., t. III (1853); deutsch von C. Hart-
mann unter dem Titel: Grundsätze, welche die Eisenhüttenwerke mit Holzbetrieb
und die Waldbesitzer befolgen müssen, um den Kampf gegen die Hütten mit
Steinkohlenbetrieb erfolgreich führen zu können, 1854.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 832. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/848>, abgerufen am 22.11.2024.
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