klappe p in die Windleitung gepresst wurde. Leider fehlen zu den Zeichnungen von Heron de Villefosse alle näheren Angaben über Konstruktion und Leistung dieses Gebläses, welches das stärkste der nach diesem, auch dem Baaderschen Gebläse zu Grunde liegenden Principe erbauten gewesen zu sein scheint.
Allgemein anerkannt und unbestritten war die grosse Überlegen- heit gut gearbeiteter eiserner Cylindergebläse. Aber für die meisten Werke auf dem Kontinent war die Anschaffung derselben noch zu kostspielig. Man war nur an ganz wenig Plätzen im stande, die grossen Gebläsecylinder zu giessen und auszubohren, die meisten Werke waren also noch auf den Bezug von England angewiesen und der war sehr teuer. Das Bestreben der kontinentalen Werke ging dahin, für die eisernen Cylindergebläse einen weniger kostspieligen Ersatz zu schaffen. Dies suchte man zunächst durch Verbesserungen der gebräuchlichen Gebläse zu erreichen.
Die am meisten angewendete Blasemaschine war der hölzerne Balg. Dieser erfuhr eine wesentliche Verbesserung in Schweden in dem Windholmgebläse. Der Erfinder Windholm soll die Idee dazu seinem Lehrer, dem berühmten Mechaniker Nordwall, ver- dankt haben 1). Diese Idee, die in der Hauptsache darin bestand, dass sich ein be- weglicher Boden in einem
[Abbildung]
Fig. 8.
feststehenden Kasten von unten bewegt, war keineswegs neu; Genssane hatte ein solches Gebläse schon angegeben, und waren solche auch eine Zeit lang in Frankreich verwendet worden. Wind- holms Blasebalg war diesem allerdings durch seine Konstruktion über- legen; Fig. 8 zeigt denselben. Das Gegengewicht zum Heben des Ober- kastens fiel fort, weil der Unterkasten durch sein eigenes Gewicht zurückfiel. Der Hauptvorteil der Windholmgebläse bestand darin, dass der bewegliche Boden beim höchsten Stande fast ganz den Deckel des Oberkastens berührte, so dass kein schädlicher Raum blieb. Dies war dadurch ermöglicht, dass der Wind nicht an der Spitze, sondern aus einer Öffnung im Deckel austrat, von wo er durch den Kanal e in das Rohr f trat. Ferner konnten bei dieser Konstruktion eine Anzahl
1) Siehe Blumhof, Encyklopädie der Eisenhüttenkunde, II, 259.
Verbrennung und Windzuführung 1801 bis 1815.
klappe p in die Windleitung gepreſst wurde. Leider fehlen zu den Zeichnungen von Héron de Villefosse alle näheren Angaben über Konstruktion und Leistung dieses Gebläses, welches das stärkste der nach diesem, auch dem Baaderschen Gebläse zu Grunde liegenden Principe erbauten gewesen zu sein scheint.
Allgemein anerkannt und unbestritten war die groſse Überlegen- heit gut gearbeiteter eiserner Cylindergebläse. Aber für die meisten Werke auf dem Kontinent war die Anschaffung derselben noch zu kostspielig. Man war nur an ganz wenig Plätzen im stande, die groſsen Gebläsecylinder zu gieſsen und auszubohren, die meisten Werke waren also noch auf den Bezug von England angewiesen und der war sehr teuer. Das Bestreben der kontinentalen Werke ging dahin, für die eisernen Cylindergebläse einen weniger kostspieligen Ersatz zu schaffen. Dies suchte man zunächst durch Verbesserungen der gebräuchlichen Gebläse zu erreichen.
Die am meisten angewendete Blasemaschine war der hölzerne Balg. Dieser erfuhr eine wesentliche Verbesserung in Schweden in dem Windholmgebläse. Der Erfinder Windholm soll die Idee dazu seinem Lehrer, dem berühmten Mechaniker Nordwall, ver- dankt haben 1). Diese Idee, die in der Hauptsache darin bestand, daſs sich ein be- weglicher Boden in einem
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Fig. 8.
feststehenden Kasten von unten bewegt, war keineswegs neu; Genssane hatte ein solches Gebläse schon angegeben, und waren solche auch eine Zeit lang in Frankreich verwendet worden. Wind- holms Blasebalg war diesem allerdings durch seine Konstruktion über- legen; Fig. 8 zeigt denselben. Das Gegengewicht zum Heben des Ober- kastens fiel fort, weil der Unterkasten durch sein eigenes Gewicht zurückfiel. Der Hauptvorteil der Windholmgebläse bestand darin, daſs der bewegliche Boden beim höchsten Stande fast ganz den Deckel des Oberkastens berührte, so daſs kein schädlicher Raum blieb. Dies war dadurch ermöglicht, daſs der Wind nicht an der Spitze, sondern aus einer Öffnung im Deckel austrat, von wo er durch den Kanal e in das Rohr f trat. Ferner konnten bei dieser Konstruktion eine Anzahl
1) Siehe Blumhof, Encyklopädie der Eisenhüttenkunde, II, 259.
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Verbrennung und Windzuführung 1801 bis 1815.
klappe p in die Windleitung gepreſst wurde. Leider fehlen zu den
Zeichnungen von Héron de Villefosse alle näheren Angaben über
Konstruktion und Leistung dieses Gebläses, welches das stärkste der
nach diesem, auch dem Baaderschen Gebläse zu Grunde liegenden
Principe erbauten gewesen zu sein scheint.
Allgemein anerkannt und unbestritten war die groſse Überlegen-
heit gut gearbeiteter eiserner Cylindergebläse. Aber für die
meisten Werke auf dem Kontinent war die Anschaffung derselben
noch zu kostspielig. Man war nur an ganz wenig Plätzen im stande,
die groſsen Gebläsecylinder zu gieſsen und auszubohren, die meisten
Werke waren also noch auf den Bezug von England angewiesen und
der war sehr teuer. Das Bestreben der kontinentalen Werke ging
dahin, für die eisernen Cylindergebläse einen weniger kostspieligen
Ersatz zu schaffen. Dies suchte man zunächst durch Verbesserungen
der gebräuchlichen Gebläse zu erreichen.
Die am meisten angewendete Blasemaschine war der hölzerne
Balg. Dieser erfuhr eine wesentliche Verbesserung in Schweden in
dem Windholmgebläse.
Der Erfinder Windholm
soll die Idee dazu seinem
Lehrer, dem berühmten
Mechaniker Nordwall, ver-
dankt haben 1). Diese Idee,
die in der Hauptsache darin
bestand, daſs sich ein be-
weglicher Boden in einem
[Abbildung Fig. 8.]
feststehenden Kasten von unten bewegt, war keineswegs neu;
Genssane hatte ein solches Gebläse schon angegeben, und waren
solche auch eine Zeit lang in Frankreich verwendet worden. Wind-
holms Blasebalg war diesem allerdings durch seine Konstruktion über-
legen; Fig. 8 zeigt denselben. Das Gegengewicht zum Heben des Ober-
kastens fiel fort, weil der Unterkasten durch sein eigenes Gewicht
zurückfiel. Der Hauptvorteil der Windholmgebläse bestand darin,
daſs der bewegliche Boden beim höchsten Stande fast ganz den Deckel
des Oberkastens berührte, so daſs kein schädlicher Raum blieb. Dies
war dadurch ermöglicht, daſs der Wind nicht an der Spitze, sondern
aus einer Öffnung im Deckel austrat, von wo er durch den Kanal e in
das Rohr f trat. Ferner konnten bei dieser Konstruktion eine Anzahl
1) Siehe Blumhof, Encyklopädie der Eisenhüttenkunde, II, 259.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/85>, abgerufen am 30.11.2024.
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