Bälge, oft vier bis fünf, derart nebeneinandergelegt werden, dass ihre Seitenwände gemeinschaftlich waren, was die Anlagekosten wesentlich verringerte. Das vor den Bälgen liegende Sammelrohr oder die Wind- lade in der Verlängerung des Kastens war gemeinschaftlich. Von ihr aus wurde die Luft in den Ofen geführt. Diese Einrichtung, welche Hausmann in Deutschland bekannt gemacht hat 1), war von dem Brukspatron Tham auf seinem Eisenhüttenwerke bei Österby zuerst angewendet worden. Sie fand in Schweden grosse Verbreitung und wurde auch in Deutschland auf der Rotenhütte und zu Tanne im Harz eingeführt. Sie sollte die Anlage der teuren Cylindergebläse unnötig machen. Wo man die alten Bälge beibehielt, verstärkte man sie zuweilen dadurch, dass man drei und mehr Bälge miteinander ver- band. Man gab den alten Aberglauben, dass das übliche über das Kreuz blasen von zwei Düsen in einer Form eine wichtige und wesent- liche Sache sei, auf und "kuppelte" die Bälge, indem man die Düsen erst in einen gemeinschaftlichen Windbehälter oder Sammelkasten blasen liess, aus dem man dann den Wind durch eine Leitung und eine einzige Düse der Feuerstätte zuführte.
Als Ersatz für die Cylindergebläse sollten auch die Kasten- gebläse, namentlich die doppeltwirkenden, die zu Anfang des Jahr- hunderts aufkamen, dienen. Man verband oft zwei oder mehr Kasten zu einem stärkeren Gebläse. Die gewöhnliche Form derselben war viereckig, doch machte man die Kasten besserer Gebläse auch öfter rund, wodurch sie zu Cylindergebläsen wurden. 1809 wurde z. B. auf der Eisenhütte in der Radmär in Steiermark ein neues Gebläse von sechs hölzernen Cylindern errichtet 2); je drei standen auf einer Seite des Ofens und waren durch einen Regulator verbunden. Die Cylinder waren wie Tonnen aus starken Holzdauben verfertigt, welche durch vier Schliessreife zusammengehalten wurden. Sie waren einfachwirkend und wurde der Wind aus einem auf den Deckel aufgesetzten Kästchen abgeleitet und durch ein Rohr dem Regulator zugeführt. Dieser bestand aus einem länglichen Holzkasten, auf welchem ein sogenannter Kondensator von Leder angebracht war. Letzterer bestand aus einem cylindrischen Lederbalge mit einem hölzernen Deckel, welcher durch Gewichte beschwert war und in der Mitte eine eiserne Führungs- stange hatte, um den Kondensator beim Auf- und Niedergehen in
1) Siehe Hausmann, Reise durch Skandinavien in den Jahren 1806 und 1807, IV, 175.
2) Siehe von Pantz und Atzl, Versuch einer Beschreibung der vorzüg- lichsten Berg- und Hüttenwerke des Herzogtums Steiermark, 1814, S. 335.
Verbrennung und Windzuführung 1801 bis 1815.
Bälge, oft vier bis fünf, derart nebeneinandergelegt werden, daſs ihre Seitenwände gemeinschaftlich waren, was die Anlagekosten wesentlich verringerte. Das vor den Bälgen liegende Sammelrohr oder die Wind- lade in der Verlängerung des Kastens war gemeinschaftlich. Von ihr aus wurde die Luft in den Ofen geführt. Diese Einrichtung, welche Hausmann in Deutschland bekannt gemacht hat 1), war von dem Brukspatron Tham auf seinem Eisenhüttenwerke bei Österby zuerst angewendet worden. Sie fand in Schweden groſse Verbreitung und wurde auch in Deutschland auf der Rotenhütte und zu Tanne im Harz eingeführt. Sie sollte die Anlage der teuren Cylindergebläse unnötig machen. Wo man die alten Bälge beibehielt, verstärkte man sie zuweilen dadurch, daſs man drei und mehr Bälge miteinander ver- band. Man gab den alten Aberglauben, daſs das übliche über das Kreuz blasen von zwei Düsen in einer Form eine wichtige und wesent- liche Sache sei, auf und „kuppelte“ die Bälge, indem man die Düsen erst in einen gemeinschaftlichen Windbehälter oder Sammelkasten blasen lieſs, aus dem man dann den Wind durch eine Leitung und eine einzige Düse der Feuerstätte zuführte.
Als Ersatz für die Cylindergebläse sollten auch die Kasten- gebläse, namentlich die doppeltwirkenden, die zu Anfang des Jahr- hunderts aufkamen, dienen. Man verband oft zwei oder mehr Kasten zu einem stärkeren Gebläse. Die gewöhnliche Form derselben war viereckig, doch machte man die Kasten besserer Gebläse auch öfter rund, wodurch sie zu Cylindergebläsen wurden. 1809 wurde z. B. auf der Eisenhütte in der Radmär in Steiermark ein neues Gebläse von sechs hölzernen Cylindern errichtet 2); je drei standen auf einer Seite des Ofens und waren durch einen Regulator verbunden. Die Cylinder waren wie Tonnen aus starken Holzdauben verfertigt, welche durch vier Schlieſsreife zusammengehalten wurden. Sie waren einfachwirkend und wurde der Wind aus einem auf den Deckel aufgesetzten Kästchen abgeleitet und durch ein Rohr dem Regulator zugeführt. Dieser bestand aus einem länglichen Holzkasten, auf welchem ein sogenannter Kondensator von Leder angebracht war. Letzterer bestand aus einem cylindrischen Lederbalge mit einem hölzernen Deckel, welcher durch Gewichte beschwert war und in der Mitte eine eiserne Führungs- stange hatte, um den Kondensator beim Auf- und Niedergehen in
1) Siehe Hausmann, Reise durch Skandinavien in den Jahren 1806 und 1807, IV, 175.
2) Siehe von Pantz und Atzl, Versuch einer Beschreibung der vorzüg- lichsten Berg- und Hüttenwerke des Herzogtums Steiermark, 1814, S. 335.
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Verbrennung und Windzuführung 1801 bis 1815.
Bälge, oft vier bis fünf, derart nebeneinandergelegt werden, daſs ihre
Seitenwände gemeinschaftlich waren, was die Anlagekosten wesentlich
verringerte. Das vor den Bälgen liegende Sammelrohr oder die Wind-
lade in der Verlängerung des Kastens war gemeinschaftlich. Von ihr
aus wurde die Luft in den Ofen geführt. Diese Einrichtung, welche
Hausmann in Deutschland bekannt gemacht hat 1), war von dem
Brukspatron Tham auf seinem Eisenhüttenwerke bei Österby zuerst
angewendet worden. Sie fand in Schweden groſse Verbreitung und
wurde auch in Deutschland auf der Rotenhütte und zu Tanne im
Harz eingeführt. Sie sollte die Anlage der teuren Cylindergebläse
unnötig machen. Wo man die alten Bälge beibehielt, verstärkte man
sie zuweilen dadurch, daſs man drei und mehr Bälge miteinander ver-
band. Man gab den alten Aberglauben, daſs das übliche über das
Kreuz blasen von zwei Düsen in einer Form eine wichtige und wesent-
liche Sache sei, auf und „kuppelte“ die Bälge, indem man die Düsen
erst in einen gemeinschaftlichen Windbehälter oder Sammelkasten
blasen lieſs, aus dem man dann den Wind durch eine Leitung und
eine einzige Düse der Feuerstätte zuführte.
Als Ersatz für die Cylindergebläse sollten auch die Kasten-
gebläse, namentlich die doppeltwirkenden, die zu Anfang des Jahr-
hunderts aufkamen, dienen. Man verband oft zwei oder mehr Kasten
zu einem stärkeren Gebläse. Die gewöhnliche Form derselben war
viereckig, doch machte man die Kasten besserer Gebläse auch öfter
rund, wodurch sie zu Cylindergebläsen wurden. 1809 wurde z. B. auf
der Eisenhütte in der Radmär in Steiermark ein neues Gebläse von
sechs hölzernen Cylindern errichtet 2); je drei standen auf einer Seite
des Ofens und waren durch einen Regulator verbunden. Die Cylinder
waren wie Tonnen aus starken Holzdauben verfertigt, welche durch
vier Schlieſsreife zusammengehalten wurden. Sie waren einfachwirkend
und wurde der Wind aus einem auf den Deckel aufgesetzten Kästchen
abgeleitet und durch ein Rohr dem Regulator zugeführt. Dieser
bestand aus einem länglichen Holzkasten, auf welchem ein sogenannter
Kondensator von Leder angebracht war. Letzterer bestand aus einem
cylindrischen Lederbalge mit einem hölzernen Deckel, welcher durch
Gewichte beschwert war und in der Mitte eine eiserne Führungs-
stange hatte, um den Kondensator beim Auf- und Niedergehen in
1) Siehe Hausmann, Reise durch Skandinavien in den Jahren 1806 und
1807, IV, 175.
2) Siehe von Pantz und Atzl, Versuch einer Beschreibung der vorzüg-
lichsten Berg- und Hüttenwerke des Herzogtums Steiermark, 1814, S. 335.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/86>, abgerufen am 30.11.2024.
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