Sanderson reinigte das geschmolzene Roheisen durch Eisen- vitriol, wobei der Sauerstoff des Sulfats auf den Kohlenstoff wirken und eine Entkohlung herbeiführen sollte (Patent vom 24. November 1855).
Lebhafte Erörterungen erregte in dieser Periode die Frage, ob für den Puddelprozess die Doppelöfen oder die einfachen Öfen zweckmässiger seien 1). In den Doppelöfen fiel das Produkt sehr oft ungleich aus und dieser Nachteil hob den Vorteil der geringen Kohlenersparnis wieder auf. Für Qualitätseisen, z. B. Feinkorneisen, bewährten sich nur die einfachen Öfen. Jullien empfahl Puddelöfen mit einer Arbeitsthür für das beste Eisen, mit zwei Thüren für mittlere Qualität, mit drei Thüren für die geringste Sorte. Letztere existierten aber nur versuchsweise. Dagegen wendete man 1859 zu Montataire in Frankreich Puddelöfen mit vier Thüren (four quadruple), auf jeder Seite zwei, an, so dass sich die vier Puddler nicht im Wege standen.
Das Puddeln auf Feinkorneisen, welches auf vielen Hütten betrieben wurde, näherte sich dem Stahlpuddeln. Die Feuerbrücke und das Gewölbe wurden erhöht. Man verarbeitete schwer frischendes, weisses, strahliges oder spiegliches Eisen, schmolz dasselbe heisser ein wie sonst und rührte meist mit sechs Krücken. Dabei setzte man mehr und rohere Schlacken zu. Gegen Ende liess man die Temperatur tiefer sinken als beim Frischen von weichem Eisen. Während das Rühren länger dauerte, ging das Umsetzen und Luppenmachen rascher von statten, wobei man die Essenklappe (Temper) halb schloss.
Von grosser Bedeutung für das Verständnis des Puddelprozesses waren die chemischen Untersuchungen desselben in seinen ver- schiedenen Stadien von Prof. Grace Calvert und Dr. Richard Johnson2) 1856.
Das Ergebnis derselben ergiebt sich aus folgender Zusammen- stellung (nach Percy):
Zeit der Probenahme Kohlenstoff Silicium
Im Roheisen 12 Uhr -- Min. 2,275 2,720
Probe Nr. 1 12 " 40 " 2,726 0,915
" " 2 1 " -- " 2,905 0,197
" " 3 1 " 5 " 2,444 0,194
" " 4 1 " 20 " 2,305 0,182
1) Siehe Biedermann in Tunners Jahrbuch, Bd. 4, S. 242. Euler, Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingen., Januar 1857.
2) Siehe Philosophical Magazine, September 1857. Dinglers polyt. Journ., Bd. 146, S. 121.
Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860.
Sanderson reinigte das geschmolzene Roheisen durch Eisen- vitriol, wobei der Sauerstoff des Sulfats auf den Kohlenstoff wirken und eine Entkohlung herbeiführen sollte (Patent vom 24. November 1855).
Lebhafte Erörterungen erregte in dieser Periode die Frage, ob für den Puddelprozeſs die Doppelöfen oder die einfachen Öfen zweckmäſsiger seien 1). In den Doppelöfen fiel das Produkt sehr oft ungleich aus und dieser Nachteil hob den Vorteil der geringen Kohlenersparnis wieder auf. Für Qualitätseisen, z. B. Feinkorneisen, bewährten sich nur die einfachen Öfen. Jullien empfahl Puddelöfen mit einer Arbeitsthür für das beste Eisen, mit zwei Thüren für mittlere Qualität, mit drei Thüren für die geringste Sorte. Letztere existierten aber nur versuchsweise. Dagegen wendete man 1859 zu Montataire in Frankreich Puddelöfen mit vier Thüren (four quadruple), auf jeder Seite zwei, an, so daſs sich die vier Puddler nicht im Wege standen.
Das Puddeln auf Feinkorneisen, welches auf vielen Hütten betrieben wurde, näherte sich dem Stahlpuddeln. Die Feuerbrücke und das Gewölbe wurden erhöht. Man verarbeitete schwer frischendes, weiſses, strahliges oder spiegliches Eisen, schmolz dasselbe heiſser ein wie sonst und rührte meist mit sechs Krücken. Dabei setzte man mehr und rohere Schlacken zu. Gegen Ende lieſs man die Temperatur tiefer sinken als beim Frischen von weichem Eisen. Während das Rühren länger dauerte, ging das Umsetzen und Luppenmachen rascher von statten, wobei man die Essenklappe (Temper) halb schloſs.
Von groſser Bedeutung für das Verständnis des Puddelprozesses waren die chemischen Untersuchungen desselben in seinen ver- schiedenen Stadien von Prof. Grace Calvert und Dr. Richard Johnson2) 1856.
Das Ergebnis derselben ergiebt sich aus folgender Zusammen- stellung (nach Percy):
Zeit der Probenahme Kohlenstoff Silicium
Im Roheisen 12 Uhr — Min. 2,275 2,720
Probe Nr. 1 12 „ 40 „ 2,726 0,915
„ „ 2 1 „ — „ 2,905 0,197
„ „ 3 1 „ 5 „ 2,444 0,194
„ „ 4 1 „ 20 „ 2,305 0,182
1) Siehe Biedermann in Tunners Jahrbuch, Bd. 4, S. 242. Euler, Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingen., Januar 1857.
2) Siehe Philosophical Magazine, September 1857. Dinglers polyt. Journ., Bd. 146, S. 121.
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Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860.
Sanderson reinigte das geschmolzene Roheisen durch Eisen-
vitriol, wobei der Sauerstoff des Sulfats auf den Kohlenstoff wirken
und eine Entkohlung herbeiführen sollte (Patent vom 24. November
1855).
Lebhafte Erörterungen erregte in dieser Periode die Frage, ob
für den Puddelprozeſs die Doppelöfen oder die einfachen Öfen
zweckmäſsiger seien 1). In den Doppelöfen fiel das Produkt sehr oft
ungleich aus und dieser Nachteil hob den Vorteil der geringen
Kohlenersparnis wieder auf. Für Qualitätseisen, z. B. Feinkorneisen,
bewährten sich nur die einfachen Öfen. Jullien empfahl Puddelöfen
mit einer Arbeitsthür für das beste Eisen, mit zwei Thüren für mittlere
Qualität, mit drei Thüren für die geringste Sorte. Letztere existierten
aber nur versuchsweise. Dagegen wendete man 1859 zu Montataire
in Frankreich Puddelöfen mit vier Thüren (four quadruple), auf jeder
Seite zwei, an, so daſs sich die vier Puddler nicht im Wege standen.
Das Puddeln auf Feinkorneisen, welches auf vielen Hütten
betrieben wurde, näherte sich dem Stahlpuddeln. Die Feuerbrücke
und das Gewölbe wurden erhöht. Man verarbeitete schwer frischendes,
weiſses, strahliges oder spiegliches Eisen, schmolz dasselbe heiſser
ein wie sonst und rührte meist mit sechs Krücken. Dabei setzte man
mehr und rohere Schlacken zu. Gegen Ende lieſs man die Temperatur
tiefer sinken als beim Frischen von weichem Eisen. Während das
Rühren länger dauerte, ging das Umsetzen und Luppenmachen rascher
von statten, wobei man die Essenklappe (Temper) halb schloſs.
Von groſser Bedeutung für das Verständnis des Puddelprozesses
waren die chemischen Untersuchungen desselben in seinen ver-
schiedenen Stadien von Prof. Grace Calvert und Dr. Richard
Johnson 2) 1856.
Das Ergebnis derselben ergiebt sich aus folgender Zusammen-
stellung (nach Percy):
Zeit der Probenahme Kohlenstoff Silicium
Im Roheisen 12 Uhr — Min. 2,275 2,720
Probe Nr. 1 12 „ 40 „ 2,726 0,915
„ „ 2 1 „ — „ 2,905 0,197
„ „ 3 1 „ 5 „ 2,444 0,194
„ „ 4 1 „ 20 „ 2,305 0,182
1) Siehe Biedermann in Tunners Jahrbuch, Bd. 4, S. 242. Euler,
Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingen., Januar 1857.
2) Siehe Philosophical Magazine, September 1857. Dinglers polyt. Journ.,
Bd. 146, S. 121.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/876>, abgerufen am 22.11.2024.
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