Das eingesetzte Roheisen war kalt erblasenes Grau Nr. 3 von Staffordshire von folgender Zusammensetzung:
Kohlenstoff 2,275
Silicium 2,720
Phosphor 0,645
Schwefel 0,301
Mangan (und Aluminium?) Spuren
Eisen 94,059
100,000
Hieraus ergiebt sich, dass sich das Silicium zuerst und schon bald nach dem Einschmelzen oxydiert, während der Kohlenstoff in dieser Zeit keine Verminderung, durch die Verschlackung von Silicium und Eisen sogar eine relative Vermehrung erfährt 1). Dabei geht der Kohlen- stoff in den gebundenen Zustand über. Probe 1 war weisses, sprödes Feinmetall, 2 ebenso, doch schon etwas geschmeidiger; nach 65 Mi- nuten begann die Masse zu steigen, die Probe 3 war ein schwammig schwärzliches Gemenge von Schlacke und Eisen; die Eisenkügelchen waren spröde. Nach 80 Minuten, Probe 4, hatte man das Register teilweise gezogen und mit Rühren begonnen. Die Probe stiess blaue Flammen von Kohlenoxyd aus, war sehr locker, die Eisenkörnchen weiss und spröde. Nach 95 Minuten, Probe 5, hatte man das Register ganz gezogen und arbeitete mit dem Luppenhaken. Die Probe 6 war weniger feinkörnig, die schwärzlichen Körner zeigten ausgehämmert Metallglanz. Nach 105 Minuten, Probe 7, waren die Körner grösser, frei von Schlacke und schmiedbar. Bei der 8. Probe, nach 110 Minuten, hatte die Kohlenoxydgasbildung ganz aufgehört, das Eisen liess sich zängen und recken. Erst mit Eintritt der Kochperiode fand eine Oxydation und Abnahme des Kohlenstoffs statt, die während der- selben nur langsam vorschritt, nach Beendigung derselben aber rasch verlief.
1) Möglicherweise findet sogar nach den Versuchen von K. Stammer (Berg- werksfreund 1851) eine absolute Kohlenstoffvermehrung durch Zersetzung von Kohlenoxydgas des Brennmaterials statt.
Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860.
Zeit der Probenahme Kohlenstoff Silicium
Probe Nr. 5 1 Uhr 35 Min. 1,647 0,183
„ „ 6 1 „ 40 „ 1,206 0,163
„ „ 7 1 „ 45 „ 0,963 0,163
„ „ 8 1 „ 50 „ 0,772 0,168
Rohschienen Nr. 9 0,296 0,120
Das eingesetzte Roheisen war kalt erblasenes Grau Nr. 3 von Staffordshire von folgender Zusammensetzung:
Kohlenstoff 2,275
Silicium 2,720
Phosphor 0,645
Schwefel 0,301
Mangan (und Aluminium?) Spuren
Eisen 94,059
100,000
Hieraus ergiebt sich, daſs sich das Silicium zuerst und schon bald nach dem Einschmelzen oxydiert, während der Kohlenstoff in dieser Zeit keine Verminderung, durch die Verschlackung von Silicium und Eisen sogar eine relative Vermehrung erfährt 1). Dabei geht der Kohlen- stoff in den gebundenen Zustand über. Probe 1 war weiſses, sprödes Feinmetall, 2 ebenso, doch schon etwas geschmeidiger; nach 65 Mi- nuten begann die Masse zu steigen, die Probe 3 war ein schwammig schwärzliches Gemenge von Schlacke und Eisen; die Eisenkügelchen waren spröde. Nach 80 Minuten, Probe 4, hatte man das Register teilweise gezogen und mit Rühren begonnen. Die Probe stieſs blaue Flammen von Kohlenoxyd aus, war sehr locker, die Eisenkörnchen weiſs und spröde. Nach 95 Minuten, Probe 5, hatte man das Register ganz gezogen und arbeitete mit dem Luppenhaken. Die Probe 6 war weniger feinkörnig, die schwärzlichen Körner zeigten ausgehämmert Metallglanz. Nach 105 Minuten, Probe 7, waren die Körner gröſser, frei von Schlacke und schmiedbar. Bei der 8. Probe, nach 110 Minuten, hatte die Kohlenoxydgasbildung ganz aufgehört, das Eisen lieſs sich zängen und recken. Erst mit Eintritt der Kochperiode fand eine Oxydation und Abnahme des Kohlenstoffs statt, die während der- selben nur langsam vorschritt, nach Beendigung derselben aber rasch verlief.
1) Möglicherweise findet sogar nach den Versuchen von K. Stammer (Berg- werksfreund 1851) eine absolute Kohlenstoffvermehrung durch Zersetzung von Kohlenoxydgas des Brennmaterials statt.
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[861/0877]
Schmiedeeisenbereitung 1851 bis 1860.
Zeit der Probenahme Kohlenstoff Silicium
Probe Nr. 5 1 Uhr 35 Min. 1,647 0,183
„ „ 6 1 „ 40 „ 1,206 0,163
„ „ 7 1 „ 45 „ 0,963 0,163
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Das eingesetzte Roheisen war kalt erblasenes Grau Nr. 3 von
Staffordshire von folgender Zusammensetzung:
Kohlenstoff 2,275
Silicium 2,720
Phosphor 0,645
Schwefel 0,301
Mangan (und Aluminium?) Spuren
Eisen 94,059
100,000
Hieraus ergiebt sich, daſs sich das Silicium zuerst und schon bald
nach dem Einschmelzen oxydiert, während der Kohlenstoff in dieser
Zeit keine Verminderung, durch die Verschlackung von Silicium und
Eisen sogar eine relative Vermehrung erfährt 1). Dabei geht der Kohlen-
stoff in den gebundenen Zustand über. Probe 1 war weiſses, sprödes
Feinmetall, 2 ebenso, doch schon etwas geschmeidiger; nach 65 Mi-
nuten begann die Masse zu steigen, die Probe 3 war ein schwammig
schwärzliches Gemenge von Schlacke und Eisen; die Eisenkügelchen
waren spröde. Nach 80 Minuten, Probe 4, hatte man das Register
teilweise gezogen und mit Rühren begonnen. Die Probe stieſs blaue
Flammen von Kohlenoxyd aus, war sehr locker, die Eisenkörnchen
weiſs und spröde. Nach 95 Minuten, Probe 5, hatte man das Register
ganz gezogen und arbeitete mit dem Luppenhaken. Die Probe 6 war
weniger feinkörnig, die schwärzlichen Körner zeigten ausgehämmert
Metallglanz. Nach 105 Minuten, Probe 7, waren die Körner gröſser,
frei von Schlacke und schmiedbar. Bei der 8. Probe, nach 110 Minuten,
hatte die Kohlenoxydgasbildung ganz aufgehört, das Eisen lieſs sich
zängen und recken. Erst mit Eintritt der Kochperiode fand eine
Oxydation und Abnahme des Kohlenstoffs statt, die während der-
selben nur langsam vorschritt, nach Beendigung derselben aber rasch
verlief.
1) Möglicherweise findet sogar nach den Versuchen von K. Stammer (Berg-
werksfreund 1851) eine absolute Kohlenstoffvermehrung durch Zersetzung von
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 861. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/877>, abgerufen am 22.11.2024.
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