Nr. 2323 ist dem ersten ähnlich und bezieht sich auf die Herstellung von Balken- und Trägereisen aus in entsprechenden Gussformen ge- gossenem Gussstahl. Dabei wird aber grösserer Wert auf die stahl- artige Natur des angewendeten Metalls gelegt und das Walzen von Eingüssen, "die mehr Kohlenstoff als gewöhnliches Stab- oder Platten- eisen, aber weniger als Stahl enthalten", mit einbegriffen. Von viel grösserer Wichtigkeit ist aber das zweite Patent vom 17. Oktober 1855 (Nr. 2321), welches sich auf den eigentlichen Bessemerprozess bezieht und denselben bereits klar und deutlich beschreibt. Das Patent bezweckt die Herstellung von Gussstahl und die Beschreibung beginnt folgendermassen: Ströme von Luft oder Dampf oder beiden, am besten stark erhitzt, sollen zwischen die Teilchen von geschmolzenem Guss- oder Feineisen durchgepresst werden, bis das Metall, während es noch flüssig bleibt, die Eigenschaften des Gussstahls angenommen hat, worauf es in Formen gegossen wird, um Blöcke (ingots), geschickt zum Hämmern, Walzen oder um andere Artikel zu bilden, zu erhalten. Der Prozess kann in Öfen oder in Tiegeln, wie sie beim Gussstahl- schmelzen gebräuchlich sind, ausgeführt werden. Er empfiehlt und beschreibt einen von ihm konstruierten Schmelzofen, in dem eine Anzahl Schmelztiegel gleichzeitig eingesetzt werden können. Das flüssige Roheisen wird in die Tiegel laufen gelassen und alsdann ge- presste Luft durch ein Rohr, welches von oben in das Metall ein- gesteckt wird, durchgepresst. Der Sauerstoff der Luft oder des zersetzten Wasserdampfes vereinigt sich rasch mit dem Kohlenstoff. Den Verlauf des Prozesses kann man nach den Funken und der aus- strömenden Flamme, sowie nach Schöpfproben beurteilen. Da Dampf zu sehr abkühlt, so soll man ihn nur zu Anfang, wenn das Eisen noch reich an Kohlenstoff ist, anwenden, der Wasserstoff verbindet sich dann mit dem Schwefel. Später wendet man nur Luft an, wodurch eine starke Temperaturerhöhung eintritt. Die Tiegel haben unten Ablassöffnungen, die von unten verschlossen sind und in Pfannen oder Formen, welche auf einem fahrbaren Gestell, das unter dem Schmelz- ofen herfahren kann, stehen, sich entleeren.
In dem folgenden wichtigen Patent Nr. 2768, das am 7. Dezember 1855 angemeldet wurde, beschreibt Bessemer zwei verschiedene Verfahren zur Ausführung seiner Erfindung. Das erste ist mehr den bestehenden Verhältnissen, insbesondere dem Puddelbetrieb, angepasst und auf Massenproduktion berechnet. Es zerfällt in zwei Operationen, in Vorfrischen und Fertigmachen. Das Vorfrischen soll in grösseren, aus starkem Eisenblech hergestellten, mit feuerfestem Thon aus-
Henry Bessemer und seine Erfindung.
Nr. 2323 ist dem ersten ähnlich und bezieht sich auf die Herstellung von Balken- und Trägereisen aus in entsprechenden Guſsformen ge- gossenem Guſsstahl. Dabei wird aber gröſserer Wert auf die stahl- artige Natur des angewendeten Metalls gelegt und das Walzen von Eingüssen, „die mehr Kohlenstoff als gewöhnliches Stab- oder Platten- eisen, aber weniger als Stahl enthalten“, mit einbegriffen. Von viel gröſserer Wichtigkeit ist aber das zweite Patent vom 17. Oktober 1855 (Nr. 2321), welches sich auf den eigentlichen Bessemerprozeſs bezieht und denselben bereits klar und deutlich beschreibt. Das Patent bezweckt die Herstellung von Guſsstahl und die Beschreibung beginnt folgendermaſsen: Ströme von Luft oder Dampf oder beiden, am besten stark erhitzt, sollen zwischen die Teilchen von geschmolzenem Guſs- oder Feineisen durchgepreſst werden, bis das Metall, während es noch flüssig bleibt, die Eigenschaften des Guſsstahls angenommen hat, worauf es in Formen gegossen wird, um Blöcke (ingots), geschickt zum Hämmern, Walzen oder um andere Artikel zu bilden, zu erhalten. Der Prozeſs kann in Öfen oder in Tiegeln, wie sie beim Guſsstahl- schmelzen gebräuchlich sind, ausgeführt werden. Er empfiehlt und beschreibt einen von ihm konstruierten Schmelzofen, in dem eine Anzahl Schmelztiegel gleichzeitig eingesetzt werden können. Das flüssige Roheisen wird in die Tiegel laufen gelassen und alsdann ge- preſste Luft durch ein Rohr, welches von oben in das Metall ein- gesteckt wird, durchgepreſst. Der Sauerstoff der Luft oder des zersetzten Wasserdampfes vereinigt sich rasch mit dem Kohlenstoff. Den Verlauf des Prozesses kann man nach den Funken und der aus- strömenden Flamme, sowie nach Schöpfproben beurteilen. Da Dampf zu sehr abkühlt, so soll man ihn nur zu Anfang, wenn das Eisen noch reich an Kohlenstoff ist, anwenden, der Wasserstoff verbindet sich dann mit dem Schwefel. Später wendet man nur Luft an, wodurch eine starke Temperaturerhöhung eintritt. Die Tiegel haben unten Ablaſsöffnungen, die von unten verschlossen sind und in Pfannen oder Formen, welche auf einem fahrbaren Gestell, das unter dem Schmelz- ofen herfahren kann, stehen, sich entleeren.
In dem folgenden wichtigen Patent Nr. 2768, das am 7. Dezember 1855 angemeldet wurde, beschreibt Bessemer zwei verschiedene Verfahren zur Ausführung seiner Erfindung. Das erste ist mehr den bestehenden Verhältnissen, insbesondere dem Puddelbetrieb, angepaſst und auf Massenproduktion berechnet. Es zerfällt in zwei Operationen, in Vorfrischen und Fertigmachen. Das Vorfrischen soll in gröſseren, aus starkem Eisenblech hergestellten, mit feuerfestem Thon aus-
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Henry Bessemer und seine Erfindung.
Nr. 2323 ist dem ersten ähnlich und bezieht sich auf die Herstellung
von Balken- und Trägereisen aus in entsprechenden Guſsformen ge-
gossenem Guſsstahl. Dabei wird aber gröſserer Wert auf die stahl-
artige Natur des angewendeten Metalls gelegt und das Walzen von
Eingüssen, „die mehr Kohlenstoff als gewöhnliches Stab- oder Platten-
eisen, aber weniger als Stahl enthalten“, mit einbegriffen. Von viel
gröſserer Wichtigkeit ist aber das zweite Patent vom 17. Oktober
1855 (Nr. 2321), welches sich auf den eigentlichen Bessemerprozeſs
bezieht und denselben bereits klar und deutlich beschreibt. Das
Patent bezweckt die Herstellung von Guſsstahl und die Beschreibung
beginnt folgendermaſsen: Ströme von Luft oder Dampf oder beiden,
am besten stark erhitzt, sollen zwischen die Teilchen von geschmolzenem
Guſs- oder Feineisen durchgepreſst werden, bis das Metall, während
es noch flüssig bleibt, die Eigenschaften des Guſsstahls angenommen
hat, worauf es in Formen gegossen wird, um Blöcke (ingots), geschickt
zum Hämmern, Walzen oder um andere Artikel zu bilden, zu erhalten.
Der Prozeſs kann in Öfen oder in Tiegeln, wie sie beim Guſsstahl-
schmelzen gebräuchlich sind, ausgeführt werden. Er empfiehlt und
beschreibt einen von ihm konstruierten Schmelzofen, in dem eine
Anzahl Schmelztiegel gleichzeitig eingesetzt werden können. Das
flüssige Roheisen wird in die Tiegel laufen gelassen und alsdann ge-
preſste Luft durch ein Rohr, welches von oben in das Metall ein-
gesteckt wird, durchgepreſst. Der Sauerstoff der Luft oder des
zersetzten Wasserdampfes vereinigt sich rasch mit dem Kohlenstoff.
Den Verlauf des Prozesses kann man nach den Funken und der aus-
strömenden Flamme, sowie nach Schöpfproben beurteilen. Da Dampf
zu sehr abkühlt, so soll man ihn nur zu Anfang, wenn das Eisen
noch reich an Kohlenstoff ist, anwenden, der Wasserstoff verbindet
sich dann mit dem Schwefel. Später wendet man nur Luft an, wodurch
eine starke Temperaturerhöhung eintritt. Die Tiegel haben unten
Ablaſsöffnungen, die von unten verschlossen sind und in Pfannen oder
Formen, welche auf einem fahrbaren Gestell, das unter dem Schmelz-
ofen herfahren kann, stehen, sich entleeren.
In dem folgenden wichtigen Patent Nr. 2768, das am 7. Dezember
1855 angemeldet wurde, beschreibt Bessemer zwei verschiedene
Verfahren zur Ausführung seiner Erfindung. Das erste ist mehr den
bestehenden Verhältnissen, insbesondere dem Puddelbetrieb, angepaſst
und auf Massenproduktion berechnet. Es zerfällt in zwei Operationen,
in Vorfrischen und Fertigmachen. Das Vorfrischen soll in gröſseren,
aus starkem Eisenblech hergestellten, mit feuerfestem Thon aus-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 912. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/928>, abgerufen am 25.06.2024.
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