Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Henry Bessemer und seine Erfindung.
Stahl solle erst in hocherhitzte Tiegel oder Pfannen und von da in
Tiegel, die sich in einem Ofen befinden, gegossen werden, damit die
Gase entweichen können und das Metall ganz ruhig werde, ehe es in
Formen einfliesse. Auch habe man hierbei Gelegenheit, es mit anderem
[Abbildung] Fig. 334.
[Abbildung] Fig. 335.
Stahl, mit Kohle, Mangan oder Mangan-
karburet, zu mischen. Man könne auch
den Stahl über geneigte Flächen in
Wasser giessen, um ihn zu granulieren,
und die Körner dann mahlen und glühen,
ehe man sie in die Schmelztiegel mit
oder ohne Zuschläge einsetzte u. s. w.

Einen derartigen Apparat von der
in Fig. 336 dargestellten Gestalt führte
Bessemer auf seinem Stahlwerk in
Sheffield aus und war dies der erste
drehbare Konverter, der im grossen be-
trieben wurde. Die Entleerung erfolgte
durch die obere Öffnung. In diesem Kon-
verter wurde das Metall
durch und durch ent-
kohlt und aus schwe-
dischem Holzkohlen-
eisen ein sehr reines,
schmiedbares Eisen er-
zeugt, welches, granu-
liert und in Tiegeln
mit Manganoxyd und
Holzkohlenpulver ver-
schmolzen, einen aus-
gezeichneten Gussstahl
gab.

Am 6. November
1857 nahm Bessemer
ein neues Patent auf
ein Verfahren, dichte
Güsse in rotierenden
Formen herzustellen.
Das Metall soll auf
eine rotierende Scheibe
fallen und wird durch

Henry Bessemer und seine Erfindung.
Stahl solle erst in hocherhitzte Tiegel oder Pfannen und von da in
Tiegel, die sich in einem Ofen befinden, gegossen werden, damit die
Gase entweichen können und das Metall ganz ruhig werde, ehe es in
Formen einflieſse. Auch habe man hierbei Gelegenheit, es mit anderem
[Abbildung] Fig. 334.
[Abbildung] Fig. 335.
Stahl, mit Kohle, Mangan oder Mangan-
karburet, zu mischen. Man könne auch
den Stahl über geneigte Flächen in
Wasser gieſsen, um ihn zu granulieren,
und die Körner dann mahlen und glühen,
ehe man sie in die Schmelztiegel mit
oder ohne Zuschläge einsetzte u. s. w.

Einen derartigen Apparat von der
in Fig. 336 dargestellten Gestalt führte
Bessemer auf seinem Stahlwerk in
Sheffield aus und war dies der erste
drehbare Konverter, der im groſsen be-
trieben wurde. Die Entleerung erfolgte
durch die obere Öffnung. In diesem Kon-
verter wurde das Metall
durch und durch ent-
kohlt und aus schwe-
dischem Holzkohlen-
eisen ein sehr reines,
schmiedbares Eisen er-
zeugt, welches, granu-
liert und in Tiegeln
mit Manganoxyd und
Holzkohlenpulver ver-
schmolzen, einen aus-
gezeichneten Guſsstahl
gab.

Am 6. November
1857 nahm Bessemer
ein neues Patent auf
ein Verfahren, dichte
Güsse in rotierenden
Formen herzustellen.
Das Metall soll auf
eine rotierende Scheibe
fallen und wird durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0948" n="932"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Henry Bessemer</hi> und seine Erfindung.</fw><lb/>
Stahl solle erst in hocherhitzte Tiegel oder Pfannen und von da in<lb/>
Tiegel, die sich in einem Ofen befinden, gegossen werden, damit die<lb/>
Gase entweichen können und das Metall ganz ruhig werde, ehe es in<lb/>
Formen einflie&#x017F;se. Auch habe man hierbei Gelegenheit, es mit anderem<lb/><figure><head>Fig. 334.</head></figure><lb/><figure><head>Fig. 335.</head></figure><lb/>
Stahl, mit Kohle, Mangan oder Mangan-<lb/>
karburet, zu mischen. Man könne auch<lb/>
den Stahl über geneigte Flächen in<lb/>
Wasser gie&#x017F;sen, um ihn zu granulieren,<lb/>
und die Körner dann mahlen und glühen,<lb/>
ehe man sie in die Schmelztiegel mit<lb/>
oder ohne Zuschläge einsetzte u. s. w.</p><lb/>
            <p>Einen derartigen Apparat von der<lb/>
in Fig. 336 dargestellten Gestalt führte<lb/><hi rendition="#g">Bessemer</hi> auf seinem Stahlwerk in<lb/>
Sheffield aus und war dies der erste<lb/>
drehbare Konverter, der im gro&#x017F;sen be-<lb/>
trieben wurde. Die Entleerung erfolgte<lb/>
durch die obere Öffnung. In diesem Kon-<lb/>
verter wurde das Metall<lb/>
durch und durch ent-<lb/>
kohlt und aus schwe-<lb/>
dischem Holzkohlen-<lb/>
eisen ein sehr reines,<lb/>
schmiedbares Eisen er-<lb/>
zeugt, welches, granu-<lb/>
liert und in Tiegeln<lb/>
mit Manganoxyd und<lb/>
Holzkohlenpulver ver-<lb/>
schmolzen, einen aus-<lb/>
gezeichneten Gu&#x017F;sstahl<lb/>
gab.</p><lb/>
            <p>Am 6. November<lb/>
1857 nahm <hi rendition="#g">Bessemer</hi><lb/>
ein neues Patent auf<lb/>
ein Verfahren, dichte<lb/>
Güsse in rotierenden<lb/>
Formen herzustellen.<lb/>
Das Metall soll auf<lb/>
eine rotierende Scheibe<lb/>
fallen und wird durch<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[932/0948] Henry Bessemer und seine Erfindung. Stahl solle erst in hocherhitzte Tiegel oder Pfannen und von da in Tiegel, die sich in einem Ofen befinden, gegossen werden, damit die Gase entweichen können und das Metall ganz ruhig werde, ehe es in Formen einflieſse. Auch habe man hierbei Gelegenheit, es mit anderem [Abbildung Fig. 334.] [Abbildung Fig. 335.] Stahl, mit Kohle, Mangan oder Mangan- karburet, zu mischen. Man könne auch den Stahl über geneigte Flächen in Wasser gieſsen, um ihn zu granulieren, und die Körner dann mahlen und glühen, ehe man sie in die Schmelztiegel mit oder ohne Zuschläge einsetzte u. s. w. Einen derartigen Apparat von der in Fig. 336 dargestellten Gestalt führte Bessemer auf seinem Stahlwerk in Sheffield aus und war dies der erste drehbare Konverter, der im groſsen be- trieben wurde. Die Entleerung erfolgte durch die obere Öffnung. In diesem Kon- verter wurde das Metall durch und durch ent- kohlt und aus schwe- dischem Holzkohlen- eisen ein sehr reines, schmiedbares Eisen er- zeugt, welches, granu- liert und in Tiegeln mit Manganoxyd und Holzkohlenpulver ver- schmolzen, einen aus- gezeichneten Guſsstahl gab. Am 6. November 1857 nahm Bessemer ein neues Patent auf ein Verfahren, dichte Güsse in rotierenden Formen herzustellen. Das Metall soll auf eine rotierende Scheibe fallen und wird durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/948
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 932. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/948>, abgerufen am 22.11.2024.