wurden unter dem Dampfhammer zu Quadratstäben von 21/4 Zoll Seitenlänge ausgeschmiedet. Diese wurden dann unter Schweiss- und Formstreckhämmern weiter verarbeitet. Die Charge wog 15 Ctr. und war in 7 bis 10 Minuten beendet. Der erhaltene Stahl wurde dem englischen Gussstahl gleichgeschätzt.
Mit dem Jahre 1859 begann Bessemers gesunkener Stern wieder zu steigen. Er hatte sich, nachdem die Versuche, welche die Käufer seines Patentes angestellt hatten, misslungen waren und dieselben davon abstanden, noch weiteres Geld an kostspielige Experimente zu hängen, gezwungen gesehen, selbst eine Fabrik zu erbauen, um zu beweisen, dass die Sache ging. Dies that er in Verbindung mit Longsdon, Allen und den Herren Galloways zu Sheffield.
Anfangs fiel es ihm schwer, Absatz für sein Produkt zu finden. Der billige Preis seines Stahls, der auch allmählich besser wurde, verschaffte ihm aber mit der Zeit doch Kundschaft, und wir sehen aus der oben angeführten Äusserung Fairbairns, dass er im Herbst 1858 schon ziemliche Fortschritte mit seiner Fabrikation gemacht hatte.
Nachdem auch die Erfolge in Schweden bekannt geworden waren, fasste Bessemer den Mut, zum zweitenmal mit seiner Erfindung vor das grosse Publikum zu treten.
Am 10. und 17. Mai 1859 hielt er zwei Vorträge in der Institution of Civil Engineers zu London. Er rechtfertigte sein Schweigen durch sein Bestreben, die Einwürfe seiner Gegner durch praktische Erfolge zu widerlegen. Man habe die Erfolglosigkeit der ersten Versuche dem Verbrennen des Metalls, der Abwesenheit von Schlacke und der krystallinischen Struktur des Produktes zugeschrieben. Dies sei aber nicht richtig. Die einzige wirkliche Schwierigkeit sei der Gehalt an Schwefel und Phosphor, die durch das Blasen nicht entfernt würden, gewesen. 1/10 Proz. Schwefelgehalt mache das Eisen schon rotbrüchig. Über die Mittel zur Abscheidung dieser Stoffe habe er viele Versuche gemacht. Dampf und Wasserstoffgas verminderten den Schwefelgehalt und Flüsse von Eisenoxydul- und Manganoxydulsilikaten bewirkten eine Verringerung des Phosphorgehaltes. Die gemachten Erfahrungen führten aber vor Allem zu einer sorgfältigen Auswahl der Roheisen- sorten und in dieser Richtung habe ihn besonders Herr Longsdon unterstützt. Mit bestem schwedischem Roheisen habe man vortreff- lichen Stahl erzeugt. Auf Grund dieser Beobachtung sei ein Werk in Sheffield errichtet worden und dort Stahl fabriziert, durch dessen Güte man das herrschende Vorurteil teilweise besiegt habe.
Henry Bessemer und seine Erfindung.
wurden unter dem Dampfhammer zu Quadratstäben von 2¼ Zoll Seitenlänge ausgeschmiedet. Diese wurden dann unter Schweiſs- und Formstreckhämmern weiter verarbeitet. Die Charge wog 15 Ctr. und war in 7 bis 10 Minuten beendet. Der erhaltene Stahl wurde dem englischen Guſsstahl gleichgeschätzt.
Mit dem Jahre 1859 begann Bessemers gesunkener Stern wieder zu steigen. Er hatte sich, nachdem die Versuche, welche die Käufer seines Patentes angestellt hatten, miſslungen waren und dieselben davon abstanden, noch weiteres Geld an kostspielige Experimente zu hängen, gezwungen gesehen, selbst eine Fabrik zu erbauen, um zu beweisen, daſs die Sache ging. Dies that er in Verbindung mit Longsdon, Allen und den Herren Galloways zu Sheffield.
Anfangs fiel es ihm schwer, Absatz für sein Produkt zu finden. Der billige Preis seines Stahls, der auch allmählich besser wurde, verschaffte ihm aber mit der Zeit doch Kundschaft, und wir sehen aus der oben angeführten Äuſserung Fairbairns, daſs er im Herbst 1858 schon ziemliche Fortschritte mit seiner Fabrikation gemacht hatte.
Nachdem auch die Erfolge in Schweden bekannt geworden waren, faſste Bessemer den Mut, zum zweitenmal mit seiner Erfindung vor das groſse Publikum zu treten.
Am 10. und 17. Mai 1859 hielt er zwei Vorträge in der Institution of Civil Engineers zu London. Er rechtfertigte sein Schweigen durch sein Bestreben, die Einwürfe seiner Gegner durch praktische Erfolge zu widerlegen. Man habe die Erfolglosigkeit der ersten Versuche dem Verbrennen des Metalls, der Abwesenheit von Schlacke und der krystallinischen Struktur des Produktes zugeschrieben. Dies sei aber nicht richtig. Die einzige wirkliche Schwierigkeit sei der Gehalt an Schwefel und Phosphor, die durch das Blasen nicht entfernt würden, gewesen. 1/10 Proz. Schwefelgehalt mache das Eisen schon rotbrüchig. Über die Mittel zur Abscheidung dieser Stoffe habe er viele Versuche gemacht. Dampf und Wasserstoffgas verminderten den Schwefelgehalt und Flüsse von Eisenoxydul- und Manganoxydulsilikaten bewirkten eine Verringerung des Phosphorgehaltes. Die gemachten Erfahrungen führten aber vor Allem zu einer sorgfältigen Auswahl der Roheisen- sorten und in dieser Richtung habe ihn besonders Herr Longsdon unterstützt. Mit bestem schwedischem Roheisen habe man vortreff- lichen Stahl erzeugt. Auf Grund dieser Beobachtung sei ein Werk in Sheffield errichtet worden und dort Stahl fabriziert, durch dessen Güte man das herrschende Vorurteil teilweise besiegt habe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0955"n="939"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Henry Bessemer</hi> und seine Erfindung.</fw><lb/>
wurden unter dem Dampfhammer zu Quadratstäben von 2¼ Zoll<lb/>
Seitenlänge ausgeschmiedet. Diese wurden dann unter Schweiſs- und<lb/>
Formstreckhämmern weiter verarbeitet. Die Charge wog 15 Ctr. und<lb/>
war in 7 bis 10 Minuten beendet. Der erhaltene Stahl wurde dem<lb/>
englischen Guſsstahl gleichgeschätzt.</p><lb/><p>Mit dem Jahre 1859 begann <hirendition="#g">Bessemers</hi> gesunkener Stern wieder<lb/>
zu steigen. Er hatte sich, nachdem die Versuche, welche die Käufer<lb/>
seines Patentes angestellt hatten, miſslungen waren und dieselben davon<lb/>
abstanden, noch weiteres Geld an kostspielige Experimente zu hängen,<lb/>
gezwungen gesehen, selbst eine Fabrik zu erbauen, um zu beweisen,<lb/>
daſs die Sache ging. Dies that er in Verbindung mit <hirendition="#g">Longsdon,<lb/>
Allen</hi> und den Herren <hirendition="#g">Galloways</hi> zu Sheffield.</p><lb/><p>Anfangs fiel es ihm schwer, Absatz für sein Produkt zu finden.<lb/>
Der billige Preis seines Stahls, der auch allmählich besser wurde,<lb/>
verschaffte ihm aber mit der Zeit doch Kundschaft, und wir sehen<lb/>
aus der oben angeführten Äuſserung <hirendition="#g">Fairbairns</hi>, daſs er im<lb/>
Herbst 1858 schon ziemliche Fortschritte mit seiner Fabrikation<lb/>
gemacht hatte.</p><lb/><p>Nachdem auch die Erfolge in Schweden bekannt geworden waren,<lb/>
faſste <hirendition="#g">Bessemer</hi> den Mut, zum zweitenmal mit seiner Erfindung vor<lb/>
das groſse Publikum zu treten.</p><lb/><p>Am 10. und 17. Mai 1859 hielt er zwei Vorträge in der Institution<lb/>
of Civil Engineers zu London. Er rechtfertigte sein Schweigen durch<lb/>
sein Bestreben, die Einwürfe seiner Gegner durch praktische Erfolge<lb/>
zu widerlegen. Man habe die Erfolglosigkeit der ersten Versuche<lb/>
dem Verbrennen des Metalls, der Abwesenheit von Schlacke und der<lb/>
krystallinischen Struktur des Produktes zugeschrieben. Dies sei aber<lb/>
nicht richtig. Die einzige wirkliche Schwierigkeit sei der Gehalt an<lb/>
Schwefel und Phosphor, die durch das Blasen nicht entfernt würden,<lb/>
gewesen. 1/10 Proz. Schwefelgehalt mache das Eisen schon rotbrüchig.<lb/>
Über die Mittel zur Abscheidung dieser Stoffe habe er viele Versuche<lb/>
gemacht. Dampf und Wasserstoffgas verminderten den Schwefelgehalt<lb/>
und Flüsse von Eisenoxydul- und Manganoxydulsilikaten bewirkten<lb/>
eine Verringerung des Phosphorgehaltes. Die gemachten Erfahrungen<lb/>
führten aber vor Allem zu einer sorgfältigen Auswahl der Roheisen-<lb/>
sorten und in dieser Richtung habe ihn besonders Herr <hirendition="#g">Longsdon</hi><lb/>
unterstützt. Mit bestem schwedischem Roheisen habe man vortreff-<lb/>
lichen Stahl erzeugt. Auf Grund dieser Beobachtung sei ein Werk<lb/>
in Sheffield errichtet worden und dort Stahl fabriziert, durch dessen<lb/>
Güte man das herrschende Vorurteil teilweise besiegt habe.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[939/0955]
Henry Bessemer und seine Erfindung.
wurden unter dem Dampfhammer zu Quadratstäben von 2¼ Zoll
Seitenlänge ausgeschmiedet. Diese wurden dann unter Schweiſs- und
Formstreckhämmern weiter verarbeitet. Die Charge wog 15 Ctr. und
war in 7 bis 10 Minuten beendet. Der erhaltene Stahl wurde dem
englischen Guſsstahl gleichgeschätzt.
Mit dem Jahre 1859 begann Bessemers gesunkener Stern wieder
zu steigen. Er hatte sich, nachdem die Versuche, welche die Käufer
seines Patentes angestellt hatten, miſslungen waren und dieselben davon
abstanden, noch weiteres Geld an kostspielige Experimente zu hängen,
gezwungen gesehen, selbst eine Fabrik zu erbauen, um zu beweisen,
daſs die Sache ging. Dies that er in Verbindung mit Longsdon,
Allen und den Herren Galloways zu Sheffield.
Anfangs fiel es ihm schwer, Absatz für sein Produkt zu finden.
Der billige Preis seines Stahls, der auch allmählich besser wurde,
verschaffte ihm aber mit der Zeit doch Kundschaft, und wir sehen
aus der oben angeführten Äuſserung Fairbairns, daſs er im
Herbst 1858 schon ziemliche Fortschritte mit seiner Fabrikation
gemacht hatte.
Nachdem auch die Erfolge in Schweden bekannt geworden waren,
faſste Bessemer den Mut, zum zweitenmal mit seiner Erfindung vor
das groſse Publikum zu treten.
Am 10. und 17. Mai 1859 hielt er zwei Vorträge in der Institution
of Civil Engineers zu London. Er rechtfertigte sein Schweigen durch
sein Bestreben, die Einwürfe seiner Gegner durch praktische Erfolge
zu widerlegen. Man habe die Erfolglosigkeit der ersten Versuche
dem Verbrennen des Metalls, der Abwesenheit von Schlacke und der
krystallinischen Struktur des Produktes zugeschrieben. Dies sei aber
nicht richtig. Die einzige wirkliche Schwierigkeit sei der Gehalt an
Schwefel und Phosphor, die durch das Blasen nicht entfernt würden,
gewesen. 1/10 Proz. Schwefelgehalt mache das Eisen schon rotbrüchig.
Über die Mittel zur Abscheidung dieser Stoffe habe er viele Versuche
gemacht. Dampf und Wasserstoffgas verminderten den Schwefelgehalt
und Flüsse von Eisenoxydul- und Manganoxydulsilikaten bewirkten
eine Verringerung des Phosphorgehaltes. Die gemachten Erfahrungen
führten aber vor Allem zu einer sorgfältigen Auswahl der Roheisen-
sorten und in dieser Richtung habe ihn besonders Herr Longsdon
unterstützt. Mit bestem schwedischem Roheisen habe man vortreff-
lichen Stahl erzeugt. Auf Grund dieser Beobachtung sei ein Werk
in Sheffield errichtet worden und dort Stahl fabriziert, durch dessen
Güte man das herrschende Vorurteil teilweise besiegt habe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 939. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/955>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.