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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Cement- und Gussstahlfabrikation 1851 bis 1860.

Von sonstigen Vorschlägen und Verbesserungen der Gussstahl-
fabrikation erwähnen wir noch die folgenden.

Tunner hatte 1854 durch Versuche auf dem von Friedauschen
Werke zu Mautern nachgewiesen, dass Gussstahl in Gasflammöfen
geschmolzen werden könne. Um dieselbe Zeit wurden Gasschmelzöfen
für Gussstahl, die einige Jahre zuvor bereits in England Eingang ge-
funden hatten, bei Borsig in Berlin eingeführt. In Österreich wendete
man auf den Gussstahlhütten zu Eisenerz in Steiermark, St. Egidi in
Nordösterreich und Oberfellach in Kärnten vor 1853 überall Schmelz-
stahl (Rohstahl) als Material für die Gussstahlbereitung an. In den
englischen Gussstahlhütten war das von Heath vorgeschlagene Mittel,
Zusatz von ca. 1 Proz. Mangankarburet, Mitte der 50er Jahre allgemein
eingeführt.

J. Talabot und J. M. Stirling (Patent Nr. 1967 vom 15. August
1853) wollten verschiedene Sorten von hartem und weichem Gussstahl
durch Zusatz von Metalloxyden beim Schmelzen des Cementstahls
erhalten. Weil es schwierig ist, die Cementation des Stabeisens gerade
bis auf den richtigen Punkt zu führen, zogen sie vor, dasselbe voll-
ständig mit Kohlenstoff zu sättigen und den Überschuss desselben
dann durch Zusatz von Oxyden beim Schmelzen zu entfernen. Sie
schlugen hierfür Eisenoxyd, Manganoxyd, Zinnoxyd und Zinkoxyd
vor. Eisenoxyd sollte man 3 bis 4 Proz., Manganoxyd 1/2 bis 2 Proz.
nehmen; ein Zusatz von 0,1 bis 0,2 Proz. Zinnoxyd sollte den Stahl
hart, und von 0,02 bis 0,04 Proz. Zinkoxyd denselben zähe machen.

J. D. M. Stirling nahm dann am 6. Februar 1854 für sich ein
Patent auf ein Verfahren, Stahl durch Schmelzen von Roheisen mit
Eisenoxyd zu bereiten (Erzstahl), wobei Zusätze von Zink, Zinn
Wismut, Antimon oder Arsenik die Güte des Stahls verbessern sollten.

Der Amerikaner Cumming Thomas erzeugte Stahl durch Zuschlag
eines Gemenges von Kochsalz, Blutlaugensalz und doppeltchromsaurem
Kali zu geschmolzenem Roheisen und glühendem Frischeisen.

Farrar in New York schmolz Holzkohlenstabeisen mit 2 Tln.
Salmiak und 1 Tl. Cyankalium zusammen, wozu er mitunter noch
Mangan setzte. Nach dieser Methode wurde von der Damaskus-Eisen-
und Stahl-Kompanie guter Gussstahl zu einem Preise von 28 £ die
Tonne geliefert. Diese Methode fand nicht nur in Amerika, sondern
auch in England und Frankreich Eingang.

1858 tauchte der Wolframstahl auf, den Franz Mayr zu Leoben
zuerst im grossen darstellte. Er war bedeutend schweissbarer als
englischer Gussstahl, erforderte aber dazu einen hohen Hitzegrad.

Cement- und Guſsstahlfabrikation 1851 bis 1860.

Von sonstigen Vorschlägen und Verbesserungen der Guſsstahl-
fabrikation erwähnen wir noch die folgenden.

Tunner hatte 1854 durch Versuche auf dem von Friedauschen
Werke zu Mautern nachgewiesen, daſs Guſsstahl in Gasflammöfen
geschmolzen werden könne. Um dieselbe Zeit wurden Gasschmelzöfen
für Guſsstahl, die einige Jahre zuvor bereits in England Eingang ge-
funden hatten, bei Borsig in Berlin eingeführt. In Österreich wendete
man auf den Guſsstahlhütten zu Eisenerz in Steiermark, St. Egidi in
Nordösterreich und Oberfellach in Kärnten vor 1853 überall Schmelz-
stahl (Rohstahl) als Material für die Guſsstahlbereitung an. In den
englischen Guſsstahlhütten war das von Heath vorgeschlagene Mittel,
Zusatz von ca. 1 Proz. Mangankarburet, Mitte der 50er Jahre allgemein
eingeführt.

J. Talabot und J. M. Stirling (Patent Nr. 1967 vom 15. August
1853) wollten verschiedene Sorten von hartem und weichem Guſsstahl
durch Zusatz von Metalloxyden beim Schmelzen des Cementstahls
erhalten. Weil es schwierig ist, die Cementation des Stabeisens gerade
bis auf den richtigen Punkt zu führen, zogen sie vor, dasselbe voll-
ständig mit Kohlenstoff zu sättigen und den Überschuſs desselben
dann durch Zusatz von Oxyden beim Schmelzen zu entfernen. Sie
schlugen hierfür Eisenoxyd, Manganoxyd, Zinnoxyd und Zinkoxyd
vor. Eisenoxyd sollte man 3 bis 4 Proz., Manganoxyd ½ bis 2 Proz.
nehmen; ein Zusatz von 0,1 bis 0,2 Proz. Zinnoxyd sollte den Stahl
hart, und von 0,02 bis 0,04 Proz. Zinkoxyd denselben zähe machen.

J. D. M. Stirling nahm dann am 6. Februar 1854 für sich ein
Patent auf ein Verfahren, Stahl durch Schmelzen von Roheisen mit
Eisenoxyd zu bereiten (Erzstahl), wobei Zusätze von Zink, Zinn
Wismut, Antimon oder Arsenik die Güte des Stahls verbessern sollten.

Der Amerikaner Cumming Thomas erzeugte Stahl durch Zuschlag
eines Gemenges von Kochsalz, Blutlaugensalz und doppeltchromsaurem
Kali zu geschmolzenem Roheisen und glühendem Frischeisen.

Farrar in New York schmolz Holzkohlenstabeisen mit 2 Tln.
Salmiak und 1 Tl. Cyankalium zusammen, wozu er mitunter noch
Mangan setzte. Nach dieser Methode wurde von der Damaskus-Eisen-
und Stahl-Kompanie guter Guſsstahl zu einem Preise von 28 £ die
Tonne geliefert. Diese Methode fand nicht nur in Amerika, sondern
auch in England und Frankreich Eingang.

1858 tauchte der Wolframstahl auf, den Franz Mayr zu Leoben
zuerst im groſsen darstellte. Er war bedeutend schweiſsbarer als
englischer Guſsstahl, erforderte aber dazu einen hohen Hitzegrad.

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[950/0966] Cement- und Guſsstahlfabrikation 1851 bis 1860. Von sonstigen Vorschlägen und Verbesserungen der Guſsstahl- fabrikation erwähnen wir noch die folgenden. Tunner hatte 1854 durch Versuche auf dem von Friedauschen Werke zu Mautern nachgewiesen, daſs Guſsstahl in Gasflammöfen geschmolzen werden könne. Um dieselbe Zeit wurden Gasschmelzöfen für Guſsstahl, die einige Jahre zuvor bereits in England Eingang ge- funden hatten, bei Borsig in Berlin eingeführt. In Österreich wendete man auf den Guſsstahlhütten zu Eisenerz in Steiermark, St. Egidi in Nordösterreich und Oberfellach in Kärnten vor 1853 überall Schmelz- stahl (Rohstahl) als Material für die Guſsstahlbereitung an. In den englischen Guſsstahlhütten war das von Heath vorgeschlagene Mittel, Zusatz von ca. 1 Proz. Mangankarburet, Mitte der 50er Jahre allgemein eingeführt. J. Talabot und J. M. Stirling (Patent Nr. 1967 vom 15. August 1853) wollten verschiedene Sorten von hartem und weichem Guſsstahl durch Zusatz von Metalloxyden beim Schmelzen des Cementstahls erhalten. Weil es schwierig ist, die Cementation des Stabeisens gerade bis auf den richtigen Punkt zu führen, zogen sie vor, dasselbe voll- ständig mit Kohlenstoff zu sättigen und den Überschuſs desselben dann durch Zusatz von Oxyden beim Schmelzen zu entfernen. Sie schlugen hierfür Eisenoxyd, Manganoxyd, Zinnoxyd und Zinkoxyd vor. Eisenoxyd sollte man 3 bis 4 Proz., Manganoxyd ½ bis 2 Proz. nehmen; ein Zusatz von 0,1 bis 0,2 Proz. Zinnoxyd sollte den Stahl hart, und von 0,02 bis 0,04 Proz. Zinkoxyd denselben zähe machen. J. D. M. Stirling nahm dann am 6. Februar 1854 für sich ein Patent auf ein Verfahren, Stahl durch Schmelzen von Roheisen mit Eisenoxyd zu bereiten (Erzstahl), wobei Zusätze von Zink, Zinn Wismut, Antimon oder Arsenik die Güte des Stahls verbessern sollten. Der Amerikaner Cumming Thomas erzeugte Stahl durch Zuschlag eines Gemenges von Kochsalz, Blutlaugensalz und doppeltchromsaurem Kali zu geschmolzenem Roheisen und glühendem Frischeisen. Farrar in New York schmolz Holzkohlenstabeisen mit 2 Tln. Salmiak und 1 Tl. Cyankalium zusammen, wozu er mitunter noch Mangan setzte. Nach dieser Methode wurde von der Damaskus-Eisen- und Stahl-Kompanie guter Guſsstahl zu einem Preise von 28 £ die Tonne geliefert. Diese Methode fand nicht nur in Amerika, sondern auch in England und Frankreich Eingang. 1858 tauchte der Wolframstahl auf, den Franz Mayr zu Leoben zuerst im groſsen darstellte. Er war bedeutend schweiſsbarer als englischer Guſsstahl, erforderte aber dazu einen hohen Hitzegrad.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/966>, abgerufen am 22.11.2024.