am niedrigsten war. 5 Balanciermaschinen, von denen eine als Reserve diente, lieferten den Gebläsewind. Ein Teil der Gichtgase wurde zur Kesselheizung benutzt, wobei sie durch einen flachen Spalt über einen Rost mit glühenden Kohlen eingeführt wurden. Alle 6 Hoch- öfen hatten eine gemeinschaftliche Giesshalle, in der noch mehrere Kupolöfen standen. Es wurden viele Hohlkugeln gegossen. Das Walz- werk, das hauptsächlich Eisenbahnschienen lieferte, hatte 20 Pudd- lings-, 9 Schweiss- und 3 Blechglühöfen. Die Puddlingsöfen hatten Schüttelroste.
Die Hochofenhütte Esperance lag nicht dicht an der Maas, aber nahe dabei und unmittelbar an der Hauptbahn. Sie hatte 4 Hochöfen, 1 Kohlenwäsche mit hydraulischen Setzsieben, durch welche der Aschengehalt der Steinkohlen von 12 Proz. auf 5 bis 6 Proz. vermindert wurde, eine grosse Verkokungsanstalt mit älteren und neueren Koksöfen. Die zum Verkauf bestimmten Koks wurden mit einer Drahtseilbahn in die Eisenbahnwagen befördert. Man unterschied folgende Roheisensorten: moulage (Giessereiroheisen) Nr. 1 bis 4, hiervon war Nr. 1 (fer fort) am grobkörnigsten, Nr. 4 hatte schon weisse Ränder; das Giessereiroheisen wurde in Sand gegossen; affinage (Puddelroheisen), drei Sorten, affinage grise oder Nr. 5, grau und feinkörnig, affinage truitee, halbiert, und affinage metise ou tendre, weiss, wurde in Coquillen gegossen. Man stach in 24 Stunden dreimal ab und hatte bei Puddelroheisen oft Abstiche von 8000 kg. Da die Erze des Maasgebietes blei- und zinkhaltig waren, so hatte man hier, wie auf den vorgenannten Hütten, mit Gichtschwamm zu kämpfen und erhielt Blei im Gestell, das entweder mit dem Eisen beim Ab- stich ausfloss oder durch ein Loch im Bodenstein von Zeit zu Zeit ab- gezapft wurde. Zu Esperance erhielt man auf diese Art monatlich 4000 bis 5000 kg Blei. Von den vier Gebläsemaschinen zu je 80 Pferde- kräften war eine liegend, zwei stehend mit Balancier- und Knaggen- steuerung und eine stehend und direkt wirkend. Hier hatte man auch Versuche mit dem Bessemerverfahren gemacht, aber ohne Erfolg.
Von den Eisenwerken in der Gegend von Charleroi hatte Monceau sur Sambre 4 Hochöfen von 15,25 m Höhe und 2,10 m Gichtweite. Jeder Ofen hatte drei Formen von 10 cm Öffnung, von denen aber in der Regel nur die beiden seitlichen benutzt wurden. Man blies mit 5 bis 6 cm Pressung. Die Gichtgase wurden durch drei Öffnungen abgezogen, der eingehängte Blechcylinder war 1,37 m hoch. Es waren drei englische Gichtaufzüge mit Ketten ohne Ende, worin die Förderschalen hingen, und ein Wasseraufzug vorhanden. Man gab
Beck, Geschichte des Eisens. 62
Belgien 1851 bis 1860.
am niedrigsten war. 5 Balanciermaschinen, von denen eine als Reserve diente, lieferten den Gebläsewind. Ein Teil der Gichtgase wurde zur Kesselheizung benutzt, wobei sie durch einen flachen Spalt über einen Rost mit glühenden Kohlen eingeführt wurden. Alle 6 Hoch- öfen hatten eine gemeinschaftliche Gieſshalle, in der noch mehrere Kupolöfen standen. Es wurden viele Hohlkugeln gegossen. Das Walz- werk, das hauptsächlich Eisenbahnschienen lieferte, hatte 20 Pudd- lings-, 9 Schweiſs- und 3 Blechglühöfen. Die Puddlingsöfen hatten Schüttelroste.
Die Hochofenhütte Espérance lag nicht dicht an der Maas, aber nahe dabei und unmittelbar an der Hauptbahn. Sie hatte 4 Hochöfen, 1 Kohlenwäsche mit hydraulischen Setzsieben, durch welche der Aschengehalt der Steinkohlen von 12 Proz. auf 5 bis 6 Proz. vermindert wurde, eine groſse Verkokungsanstalt mit älteren und neueren Koksöfen. Die zum Verkauf bestimmten Koks wurden mit einer Drahtseilbahn in die Eisenbahnwagen befördert. Man unterschied folgende Roheisensorten: moulage (Gieſsereiroheisen) Nr. 1 bis 4, hiervon war Nr. 1 (fer fort) am grobkörnigsten, Nr. 4 hatte schon weiſse Ränder; das Gieſsereiroheisen wurde in Sand gegossen; affinage (Puddelroheisen), drei Sorten, affinage grise oder Nr. 5, grau und feinkörnig, affinage truitée, halbiert, und affinage métise ou tendre, weiſs, wurde in Coquillen gegossen. Man stach in 24 Stunden dreimal ab und hatte bei Puddelroheisen oft Abstiche von 8000 kg. Da die Erze des Maasgebietes blei- und zinkhaltig waren, so hatte man hier, wie auf den vorgenannten Hütten, mit Gichtschwamm zu kämpfen und erhielt Blei im Gestell, das entweder mit dem Eisen beim Ab- stich ausfloſs oder durch ein Loch im Bodenstein von Zeit zu Zeit ab- gezapft wurde. Zu Espérance erhielt man auf diese Art monatlich 4000 bis 5000 kg Blei. Von den vier Gebläsemaschinen zu je 80 Pferde- kräften war eine liegend, zwei stehend mit Balancier- und Knaggen- steuerung und eine stehend und direkt wirkend. Hier hatte man auch Versuche mit dem Bessemerverfahren gemacht, aber ohne Erfolg.
Von den Eisenwerken in der Gegend von Charleroi hatte Monceau sur Sambre 4 Hochöfen von 15,25 m Höhe und 2,10 m Gichtweite. Jeder Ofen hatte drei Formen von 10 cm Öffnung, von denen aber in der Regel nur die beiden seitlichen benutzt wurden. Man blies mit 5 bis 6 cm Pressung. Die Gichtgase wurden durch drei Öffnungen abgezogen, der eingehängte Blechcylinder war 1,37 m hoch. Es waren drei englische Gichtaufzüge mit Ketten ohne Ende, worin die Förderschalen hingen, und ein Wasseraufzug vorhanden. Man gab
Beck, Geschichte des Eisens. 62
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[977/0993]
Belgien 1851 bis 1860.
am niedrigsten war. 5 Balanciermaschinen, von denen eine als Reserve
diente, lieferten den Gebläsewind. Ein Teil der Gichtgase wurde
zur Kesselheizung benutzt, wobei sie durch einen flachen Spalt über
einen Rost mit glühenden Kohlen eingeführt wurden. Alle 6 Hoch-
öfen hatten eine gemeinschaftliche Gieſshalle, in der noch mehrere
Kupolöfen standen. Es wurden viele Hohlkugeln gegossen. Das Walz-
werk, das hauptsächlich Eisenbahnschienen lieferte, hatte 20 Pudd-
lings-, 9 Schweiſs- und 3 Blechglühöfen. Die Puddlingsöfen hatten
Schüttelroste.
Die Hochofenhütte Espérance lag nicht dicht an der Maas,
aber nahe dabei und unmittelbar an der Hauptbahn. Sie hatte
4 Hochöfen, 1 Kohlenwäsche mit hydraulischen Setzsieben, durch
welche der Aschengehalt der Steinkohlen von 12 Proz. auf 5 bis
6 Proz. vermindert wurde, eine groſse Verkokungsanstalt mit älteren
und neueren Koksöfen. Die zum Verkauf bestimmten Koks wurden
mit einer Drahtseilbahn in die Eisenbahnwagen befördert. Man
unterschied folgende Roheisensorten: moulage (Gieſsereiroheisen) Nr. 1
bis 4, hiervon war Nr. 1 (fer fort) am grobkörnigsten, Nr. 4 hatte
schon weiſse Ränder; das Gieſsereiroheisen wurde in Sand gegossen;
affinage (Puddelroheisen), drei Sorten, affinage grise oder Nr. 5, grau
und feinkörnig, affinage truitée, halbiert, und affinage métise ou tendre,
weiſs, wurde in Coquillen gegossen. Man stach in 24 Stunden dreimal
ab und hatte bei Puddelroheisen oft Abstiche von 8000 kg. Da die
Erze des Maasgebietes blei- und zinkhaltig waren, so hatte man hier,
wie auf den vorgenannten Hütten, mit Gichtschwamm zu kämpfen
und erhielt Blei im Gestell, das entweder mit dem Eisen beim Ab-
stich ausfloſs oder durch ein Loch im Bodenstein von Zeit zu Zeit ab-
gezapft wurde. Zu Espérance erhielt man auf diese Art monatlich 4000
bis 5000 kg Blei. Von den vier Gebläsemaschinen zu je 80 Pferde-
kräften war eine liegend, zwei stehend mit Balancier- und Knaggen-
steuerung und eine stehend und direkt wirkend. Hier hatte man auch
Versuche mit dem Bessemerverfahren gemacht, aber ohne Erfolg.
Von den Eisenwerken in der Gegend von Charleroi hatte Monceau
sur Sambre 4 Hochöfen von 15,25 m Höhe und 2,10 m Gichtweite.
Jeder Ofen hatte drei Formen von 10 cm Öffnung, von denen aber in
der Regel nur die beiden seitlichen benutzt wurden. Man blies mit
5 bis 6 cm Pressung. Die Gichtgase wurden durch drei Öffnungen
abgezogen, der eingehängte Blechcylinder war 1,37 m hoch. Es
waren drei englische Gichtaufzüge mit Ketten ohne Ende, worin die
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 977. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/993>, abgerufen am 22.11.2024.
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