stopft und die Form mit Eisen gefüllt. Die Bruchflächen waren dann zusammengegossen. Die Gussstücke wurden abgedreht.
Im Zusammenschweissen von Gusseisen mit Stahl machte man eben- falls Fortschritte. Das Hüttenwerk Königsbronn stellte 1867 zu Paris schöne Hartwalzen mit eingegossenen Bessemerstahlachsen aus. Guss- eiserne Ambosse mit aufgegossenen Stahlplatten goss man nach Broman in der Weise, dass man die Stahlplatte in eine Form mit Ablauf ein- legte, sie mit Borax bestreute und dann flüssiges Roheisen so lange darüber laufen liess, bis die Oberfläche zum Schmelzen kam. Alsdann schloss man den Ablauf und goss die Form voll. -- Häufig empfiehlt es sich, die schmiedeeisernen Teile, die man eingiessen will, vorher zu verzinnen.
Das Bestreben, die Qualität des Gusseisens zu verbessern, führte zu vielen Vorschlägen und Versuchen. Der amerikanische Bürgerkrieg veranlasste ein neues Verfahren zur Herstellung festen und dichten Eisengusses für Geschütze. Diese "Rodmansche Giessmethode" bestand in der Herstellung von Hohlgüssen mittels hohler Kerne und Wasser- kühlung unter gleichzeitiger Erwärmung der Form von aussen zur Erzielung eines gleichmässigen Erstarrens und Beseitigung jeder Spannung. Auf diese Weise wurden Riesengeschütze hergestellt, welche sich gegen Eisenpanzer gut bewährten 1).
Bessemer stellte durch Vermischen von flüssigem weichen Bessemerstahl mit flüssigem Roheisen ein verbessertes Giessereieisen (improved foundry iron) her. Er empfahl, das Gemisch erst in Gänze laufen zu lassen und es dann im Kupolofen umzuschmelzen. Ein ganz ähnliches Gemisch aus Martinstahl und Roheisen erzeugte Martin als Metal mixte. Verbreiteter war aber in Frankreich Stirlings Verfahren (s. Bd. IV, S. 540). In England machte man zähen Guss (toughened cast iron) durch Zusatz von 20 bis 40 Proz. Flusseisen oder Flussstahl, auch wendete man ein reinigendes Umschmelzen im Flamm- ofen, wie es lange vorher in Schlesien zur Erzeugung von Feineisen üblich war, an. Gaudin erhielt ein Giessereieisen von grosser Festig- keit durch Umschmelzen des Roheisens mit oxydierenden Zuschlägen.
R. Mallet stellte durch Versuche fest, dass Eisen, unter Druck gegossen, viel dichter wird. Eisen von Calder hatte, ohne Druck ge- gossen, ein spezifisches Gewicht von 6,9551, unter Druck einer 14 Fuss hohen Eisensäule gegossen, ein spezifisches Gewicht von 7,1035. Das spezifische Gewicht des Gusseisens wächst mit der Höhe der drücken-
1) Siehe Berg- u. Hüttenmänn. Jahrbuch f. Leoben u. Pribram 1872, Bd. XXI. S. 98; Dinglers Polyt. Journ. 206, S. 451.
Die Eisengieſserei 1861 bis 1870.
stopft und die Form mit Eisen gefüllt. Die Bruchflächen waren dann zusammengegossen. Die Guſsstücke wurden abgedreht.
Im Zusammenschweiſsen von Guſseisen mit Stahl machte man eben- falls Fortschritte. Das Hüttenwerk Königsbronn stellte 1867 zu Paris schöne Hartwalzen mit eingegossenen Bessemerstahlachsen aus. Guſs- eiserne Ambosse mit aufgegossenen Stahlplatten goſs man nach Broman in der Weise, daſs man die Stahlplatte in eine Form mit Ablauf ein- legte, sie mit Borax bestreute und dann flüssiges Roheisen so lange darüber laufen lieſs, bis die Oberfläche zum Schmelzen kam. Alsdann schloſs man den Ablauf und goſs die Form voll. — Häufig empfiehlt es sich, die schmiedeeisernen Teile, die man eingieſsen will, vorher zu verzinnen.
Das Bestreben, die Qualität des Guſseisens zu verbessern, führte zu vielen Vorschlägen und Versuchen. Der amerikanische Bürgerkrieg veranlaſste ein neues Verfahren zur Herstellung festen und dichten Eisengusses für Geschütze. Diese „Rodmansche Gieſsmethode“ bestand in der Herstellung von Hohlgüssen mittels hohler Kerne und Wasser- kühlung unter gleichzeitiger Erwärmung der Form von auſsen zur Erzielung eines gleichmäſsigen Erstarrens und Beseitigung jeder Spannung. Auf diese Weise wurden Riesengeschütze hergestellt, welche sich gegen Eisenpanzer gut bewährten 1).
Bessemer stellte durch Vermischen von flüssigem weichen Bessemerstahl mit flüssigem Roheisen ein verbessertes Gieſsereieisen (improved foundry iron) her. Er empfahl, das Gemisch erst in Gänze laufen zu lassen und es dann im Kupolofen umzuschmelzen. Ein ganz ähnliches Gemisch aus Martinstahl und Roheisen erzeugte Martin als Métal mixte. Verbreiteter war aber in Frankreich Stirlings Verfahren (s. Bd. IV, S. 540). In England machte man zähen Guſs (toughened cast iron) durch Zusatz von 20 bis 40 Proz. Fluſseisen oder Fluſsstahl, auch wendete man ein reinigendes Umschmelzen im Flamm- ofen, wie es lange vorher in Schlesien zur Erzeugung von Feineisen üblich war, an. Gaudin erhielt ein Gieſsereieisen von groſser Festig- keit durch Umschmelzen des Roheisens mit oxydierenden Zuschlägen.
R. Mallet stellte durch Versuche fest, daſs Eisen, unter Druck gegossen, viel dichter wird. Eisen von Calder hatte, ohne Druck ge- gossen, ein spezifisches Gewicht von 6,9551, unter Druck einer 14 Fuſs hohen Eisensäule gegossen, ein spezifisches Gewicht von 7,1035. Das spezifische Gewicht des Guſseisens wächst mit der Höhe der drücken-
1) Siehe Berg- u. Hüttenmänn. Jahrbuch f. Leoben u. Přibram 1872, Bd. XXI. S. 98; Dinglers Polyt. Journ. 206, S. 451.
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Die Eisengieſserei 1861 bis 1870.
stopft und die Form mit Eisen gefüllt. Die Bruchflächen waren
dann zusammengegossen. Die Guſsstücke wurden abgedreht.
Im Zusammenschweiſsen von Guſseisen mit Stahl machte man eben-
falls Fortschritte. Das Hüttenwerk Königsbronn stellte 1867 zu Paris
schöne Hartwalzen mit eingegossenen Bessemerstahlachsen aus. Guſs-
eiserne Ambosse mit aufgegossenen Stahlplatten goſs man nach Broman
in der Weise, daſs man die Stahlplatte in eine Form mit Ablauf ein-
legte, sie mit Borax bestreute und dann flüssiges Roheisen so lange
darüber laufen lieſs, bis die Oberfläche zum Schmelzen kam. Alsdann
schloſs man den Ablauf und goſs die Form voll. — Häufig empfiehlt
es sich, die schmiedeeisernen Teile, die man eingieſsen will, vorher
zu verzinnen.
Das Bestreben, die Qualität des Guſseisens zu verbessern, führte
zu vielen Vorschlägen und Versuchen. Der amerikanische Bürgerkrieg
veranlaſste ein neues Verfahren zur Herstellung festen und dichten
Eisengusses für Geschütze. Diese „Rodmansche Gieſsmethode“ bestand
in der Herstellung von Hohlgüssen mittels hohler Kerne und Wasser-
kühlung unter gleichzeitiger Erwärmung der Form von auſsen zur
Erzielung eines gleichmäſsigen Erstarrens und Beseitigung jeder
Spannung. Auf diese Weise wurden Riesengeschütze hergestellt,
welche sich gegen Eisenpanzer gut bewährten 1).
Bessemer stellte durch Vermischen von flüssigem weichen
Bessemerstahl mit flüssigem Roheisen ein verbessertes Gieſsereieisen
(improved foundry iron) her. Er empfahl, das Gemisch erst in Gänze
laufen zu lassen und es dann im Kupolofen umzuschmelzen. Ein
ganz ähnliches Gemisch aus Martinstahl und Roheisen erzeugte Martin
als Métal mixte. Verbreiteter war aber in Frankreich Stirlings
Verfahren (s. Bd. IV, S. 540). In England machte man zähen Guſs
(toughened cast iron) durch Zusatz von 20 bis 40 Proz. Fluſseisen oder
Fluſsstahl, auch wendete man ein reinigendes Umschmelzen im Flamm-
ofen, wie es lange vorher in Schlesien zur Erzeugung von Feineisen
üblich war, an. Gaudin erhielt ein Gieſsereieisen von groſser Festig-
keit durch Umschmelzen des Roheisens mit oxydierenden Zuschlägen.
R. Mallet stellte durch Versuche fest, daſs Eisen, unter Druck
gegossen, viel dichter wird. Eisen von Calder hatte, ohne Druck ge-
gossen, ein spezifisches Gewicht von 6,9551, unter Druck einer 14 Fuſs
hohen Eisensäule gegossen, ein spezifisches Gewicht von 7,1035. Das
spezifische Gewicht des Guſseisens wächst mit der Höhe der drücken-
1) Siehe Berg- u. Hüttenmänn. Jahrbuch f. Leoben u. Přibram 1872, Bd. XXI.
S. 98; Dinglers Polyt. Journ. 206, S. 451.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/100>, abgerufen am 22.11.2024.
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