Schmelzraum eine gleichmässigere ist, liegt auf der Hand. Mallet in seiner vortrefflichen Abhandlung über die Fortschritte der Eisen- giesserei stellte den Dampfstrahlöfen aber kein günstiges Prognostikon, weil nach seiner Ansicht von allen Mitteln, Luft zu bewegen, keins kostspieliger sei als der Dampfstrahl.
Das Streben, Steinkohle direkt beim Schmelzen des Giessereieisens zu verwenden, führte zu der Konstruktion des Steinkohlenkupolofens von Daelen und Freudenthal1), der aber zu kostspielig war, um Verbreitung zu finden.
Einen Zugkupolofen, wie ein solcher schon früher von Zintgraff angegeben worden war, konstruierte Richard Canham 1866. Der- selbe hatte in der Herdgegend ein aus feuerfesten Ziegeln herge- stelltes Gitterwerk, durch welches die Luft mittels hoher Esse ange- saugt wurde 2).
Die Anforderungen an die Leistung der Kupolöfen hatten sich in den sechziger Jahren sehr gesteigert. Hierzu trug insbesondere der Bessemerprozess bei, welcher das Einschmelzen grosser Massen von Roh- eisen in kurzer Zeit nötig machte. Aber auch für Giessereizwecke steigerten sich die Anforderungen immer mehr. Als ein Beispiel hervorragender Leistung eines Kupolofens erwähnen wir den Guss eines Ambosses für einen Dampfhammer der Port Richmond-Eisenwerke (1863). Es wurden dabei 371/2 Tonnen Eisen in 4 Stunden unter Zuführung von 4000 Kubikfuss Luft pro Minute in einem Kupolofen geschmolzen. Gruson goss in einen Kupolofen auf dem Artillerieschiessplatz bei Berlin 240 Ctr. flüssiges Eisen in einer Stunde. Wernecke schrieb 1862 über den Nutzen des Flussspats beim Kupolofenschmelzen.
Die Gussflammöfen traten nicht nur beim Einschmelzen des Bessemerroheisens, sondern auch bei der Giesserei selbst mehr und mehr gegen die Kupolöfen zurück.
Das sogenannte Schweissen des Gusseisens war ein den praktischen Giessern bekannter Kunstgriff; angeblich soll es ein belgischer Arbeiter 1860 erfunden haben. 1861 wurde dasselbe als ein neues auf der Hütte zu Tamaris bei Alais angewandtes Verfahren in den Annales des Mines beschrieben. Es handelte sich dabei um das Anschweissen zerbrochener Walzen oder Wellen. Das zerbrochene Stück wurde an den Bruchstellen erhitzt in eine vorbereitete Gussform eingelegt, durch welche man flüssiges Roheisen über die Bruchflächen so lange durch- fliessen liess, bis sie sich erweichten. Alsdann wurde der Abfluss ver-
1) Siehe Dürre, Eisengiesserei 1870, I, S. 420.
2) Siehe Kerpely, Jahresbericht 1866, S. 116, Taf. III.
6*
Die Eisengieſserei von 1861 bis 1870.
Schmelzraum eine gleichmäſsigere ist, liegt auf der Hand. Mallet in seiner vortrefflichen Abhandlung über die Fortschritte der Eisen- gieſserei stellte den Dampfstrahlöfen aber kein günstiges Prognostikon, weil nach seiner Ansicht von allen Mitteln, Luft zu bewegen, keins kostspieliger sei als der Dampfstrahl.
Das Streben, Steinkohle direkt beim Schmelzen des Gieſsereieisens zu verwenden, führte zu der Konstruktion des Steinkohlenkupolofens von Daelen und Freudenthal1), der aber zu kostspielig war, um Verbreitung zu finden.
Einen Zugkupolofen, wie ein solcher schon früher von Zintgraff angegeben worden war, konstruierte Richard Canham 1866. Der- selbe hatte in der Herdgegend ein aus feuerfesten Ziegeln herge- stelltes Gitterwerk, durch welches die Luft mittels hoher Esse ange- saugt wurde 2).
Die Anforderungen an die Leistung der Kupolöfen hatten sich in den sechziger Jahren sehr gesteigert. Hierzu trug insbesondere der Bessemerprozeſs bei, welcher das Einschmelzen groſser Massen von Roh- eisen in kurzer Zeit nötig machte. Aber auch für Gieſsereizwecke steigerten sich die Anforderungen immer mehr. Als ein Beispiel hervorragender Leistung eines Kupolofens erwähnen wir den Guſs eines Ambosses für einen Dampfhammer der Port Richmond-Eisenwerke (1863). Es wurden dabei 37½ Tonnen Eisen in 4 Stunden unter Zuführung von 4000 Kubikfuſs Luft pro Minute in einem Kupolofen geschmolzen. Gruson goſs in einen Kupolofen auf dem Artillerieschieſsplatz bei Berlin 240 Ctr. flüssiges Eisen in einer Stunde. Wernecke schrieb 1862 über den Nutzen des Fluſsspats beim Kupolofenschmelzen.
Die Guſsflammöfen traten nicht nur beim Einschmelzen des Bessemerroheisens, sondern auch bei der Gieſserei selbst mehr und mehr gegen die Kupolöfen zurück.
Das sogenannte Schweiſsen des Guſseisens war ein den praktischen Gieſsern bekannter Kunstgriff; angeblich soll es ein belgischer Arbeiter 1860 erfunden haben. 1861 wurde dasselbe als ein neues auf der Hütte zu Tamaris bei Alais angewandtes Verfahren in den Annales des Mines beschrieben. Es handelte sich dabei um das Anschweiſsen zerbrochener Walzen oder Wellen. Das zerbrochene Stück wurde an den Bruchstellen erhitzt in eine vorbereitete Guſsform eingelegt, durch welche man flüssiges Roheisen über die Bruchflächen so lange durch- flieſsen lieſs, bis sie sich erweichten. Alsdann wurde der Abfluſs ver-
1) Siehe Dürre, Eisengieſserei 1870, I, S. 420.
2) Siehe Kerpely, Jahresbericht 1866, S. 116, Taf. III.
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[83/0099]
Die Eisengieſserei von 1861 bis 1870.
Schmelzraum eine gleichmäſsigere ist, liegt auf der Hand. Mallet in
seiner vortrefflichen Abhandlung über die Fortschritte der Eisen-
gieſserei stellte den Dampfstrahlöfen aber kein günstiges Prognostikon,
weil nach seiner Ansicht von allen Mitteln, Luft zu bewegen, keins
kostspieliger sei als der Dampfstrahl.
Das Streben, Steinkohle direkt beim Schmelzen des Gieſsereieisens
zu verwenden, führte zu der Konstruktion des Steinkohlenkupolofens
von Daelen und Freudenthal 1), der aber zu kostspielig war, um
Verbreitung zu finden.
Einen Zugkupolofen, wie ein solcher schon früher von Zintgraff
angegeben worden war, konstruierte Richard Canham 1866. Der-
selbe hatte in der Herdgegend ein aus feuerfesten Ziegeln herge-
stelltes Gitterwerk, durch welches die Luft mittels hoher Esse ange-
saugt wurde 2).
Die Anforderungen an die Leistung der Kupolöfen hatten sich
in den sechziger Jahren sehr gesteigert. Hierzu trug insbesondere der
Bessemerprozeſs bei, welcher das Einschmelzen groſser Massen von Roh-
eisen in kurzer Zeit nötig machte. Aber auch für Gieſsereizwecke steigerten
sich die Anforderungen immer mehr. Als ein Beispiel hervorragender
Leistung eines Kupolofens erwähnen wir den Guſs eines Ambosses für
einen Dampfhammer der Port Richmond-Eisenwerke (1863). Es
wurden dabei 37½ Tonnen Eisen in 4 Stunden unter Zuführung von
4000 Kubikfuſs Luft pro Minute in einem Kupolofen geschmolzen.
Gruson goſs in einen Kupolofen auf dem Artillerieschieſsplatz bei
Berlin 240 Ctr. flüssiges Eisen in einer Stunde. Wernecke schrieb
1862 über den Nutzen des Fluſsspats beim Kupolofenschmelzen.
Die Guſsflammöfen traten nicht nur beim Einschmelzen des
Bessemerroheisens, sondern auch bei der Gieſserei selbst mehr und
mehr gegen die Kupolöfen zurück.
Das sogenannte Schweiſsen des Guſseisens war ein den praktischen
Gieſsern bekannter Kunstgriff; angeblich soll es ein belgischer Arbeiter
1860 erfunden haben. 1861 wurde dasselbe als ein neues auf der
Hütte zu Tamaris bei Alais angewandtes Verfahren in den Annales
des Mines beschrieben. Es handelte sich dabei um das Anschweiſsen
zerbrochener Walzen oder Wellen. Das zerbrochene Stück wurde an
den Bruchstellen erhitzt in eine vorbereitete Guſsform eingelegt, durch
welche man flüssiges Roheisen über die Bruchflächen so lange durch-
flieſsen lieſs, bis sie sich erweichten. Alsdann wurde der Abfluſs ver-
1) Siehe Dürre, Eisengieſserei 1870, I, S. 420.
2) Siehe Kerpely, Jahresbericht 1866, S. 116, Taf. III.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/99>, abgerufen am 22.11.2024.
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