Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.Deutschland (mit Luxemburg). die Zahl der Hochöfen um 22 Prozent verringert hatte. Die Durch-schnittsleistung eines Hochofens hatte von 12953 Tonnen auf 24441 Tonnen zugenommen. Die Hochöfen waren vergrössert worden und zwar nach van Vlothen von 16 bis 18 m Höhe und 5 m Kohlensack- weite auf 20 bis 22 m Höhe und 6 m Weite, so dass der Inhalt der neueren Öfen 1893 400 cbm betrug; die Rast war steiler, der Rastwinkel von 67 bis 70° auf 72 bis 76° erhöht. Das Gestell wurde erweitert und zwar im Durchschnitt von 2 m auf 3 m. Der Schacht wurde freistehend gemacht und mit eisernen Bändern ge- bunden, während Gicht und Gasfang von schmiedeeisernen Säulen getragen wurden. Die feuerfesten Steine für die Hochofenwände wurden ausschliesslich im Inlande dargestellt; die Grösse der Steine wurde verringert. Um das Wachsen des Schachtmauerwerkes zu ermöglichen, brachten Steffen und besonders Lürmann Stopf- büchsen zwischen Schacht und Gasfang an. Lürmann brachte 1886 freistehende, auswechselbare Hochofengestelle in Vorschlag. Auch um eine stärkere Verankerung des Gestelles hat sich Lürmann verdient gemacht, ebenso van Vlothen. Ferner wurde das Gestell kräftiger gekühlt und hierfür Bronzekühlkästen verwendet. Guss- eiserne Panzer für das Gestell nach amerikanischem Vorbilde kamen ebenfalls zur Einführung. 1889 erfand Burgers in Gelsenkirchen künstliche Kohlensteine, aus Retortengraphit oder Koksmehl und Teer hergestellt, als Boden- und Gestellsteine. Sie bewährten sich und man verwendete sie auch zur Rastmauerung. Der wichtigste Fortschritt war wohl die stärkere Winderhitzung, 1) Stahl und Eisen 1889, S. 920.
Deutschland (mit Luxemburg). die Zahl der Hochöfen um 22 Prozent verringert hatte. Die Durch-schnittsleistung eines Hochofens hatte von 12953 Tonnen auf 24441 Tonnen zugenommen. Die Hochöfen waren vergröſsert worden und zwar nach van Vlothen von 16 bis 18 m Höhe und 5 m Kohlensack- weite auf 20 bis 22 m Höhe und 6 m Weite, so daſs der Inhalt der neueren Öfen 1893 400 cbm betrug; die Rast war steiler, der Rastwinkel von 67 bis 70° auf 72 bis 76° erhöht. Das Gestell wurde erweitert und zwar im Durchschnitt von 2 m auf 3 m. Der Schacht wurde freistehend gemacht und mit eisernen Bändern ge- bunden, während Gicht und Gasfang von schmiedeeisernen Säulen getragen wurden. Die feuerfesten Steine für die Hochofenwände wurden ausschlieſslich im Inlande dargestellt; die Gröſse der Steine wurde verringert. Um das Wachsen des Schachtmauerwerkes zu ermöglichen, brachten Steffen und besonders Lürmann Stopf- büchsen zwischen Schacht und Gasfang an. Lürmann brachte 1886 freistehende, auswechselbare Hochofengestelle in Vorschlag. Auch um eine stärkere Verankerung des Gestelles hat sich Lürmann verdient gemacht, ebenso van Vlothen. Ferner wurde das Gestell kräftiger gekühlt und hierfür Bronzekühlkästen verwendet. Guſs- eiserne Panzer für das Gestell nach amerikanischem Vorbilde kamen ebenfalls zur Einführung. 1889 erfand Burgers in Gelsenkirchen künstliche Kohlensteine, aus Retortengraphit oder Koksmehl und Teer hergestellt, als Boden- und Gestellsteine. Sie bewährten sich und man verwendete sie auch zur Rastmauerung. Der wichtigste Fortschritt war wohl die stärkere Winderhitzung, 1) Stahl und Eisen 1889, S. 920.
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Deutschland (mit Luxemburg).
die Zahl der Hochöfen um 22 Prozent verringert hatte. Die Durch-
schnittsleistung eines Hochofens hatte von 12953 Tonnen auf 24441
Tonnen zugenommen. Die Hochöfen waren vergröſsert worden und
zwar nach van Vlothen von 16 bis 18 m Höhe und 5 m Kohlensack-
weite auf 20 bis 22 m Höhe und 6 m Weite, so daſs der Inhalt der
neueren Öfen 1893 400 cbm betrug; die Rast war steiler, der
Rastwinkel von 67 bis 70° auf 72 bis 76° erhöht. Das Gestell
wurde erweitert und zwar im Durchschnitt von 2 m auf 3 m. Der
Schacht wurde freistehend gemacht und mit eisernen Bändern ge-
bunden, während Gicht und Gasfang von schmiedeeisernen Säulen
getragen wurden. Die feuerfesten Steine für die Hochofenwände
wurden ausschlieſslich im Inlande dargestellt; die Gröſse der
Steine wurde verringert. Um das Wachsen des Schachtmauerwerkes
zu ermöglichen, brachten Steffen und besonders Lürmann Stopf-
büchsen zwischen Schacht und Gasfang an. Lürmann brachte 1886
freistehende, auswechselbare Hochofengestelle in Vorschlag. Auch
um eine stärkere Verankerung des Gestelles hat sich Lürmann
verdient gemacht, ebenso van Vlothen. Ferner wurde das Gestell
kräftiger gekühlt und hierfür Bronzekühlkästen verwendet. Guſs-
eiserne Panzer für das Gestell nach amerikanischem Vorbilde kamen
ebenfalls zur Einführung. 1889 erfand Burgers in Gelsenkirchen
künstliche Kohlensteine, aus Retortengraphit oder Koksmehl und
Teer hergestellt, als Boden- und Gestellsteine. Sie bewährten sich
und man verwendete sie auch zur Rastmauerung.
Der wichtigste Fortschritt war wohl die stärkere Winderhitzung,
die durch die allgemeine Einführung steinerner Winderhitzer von
450° auf 700 bis 800° erhöht wurde; die Cowperapparate haben den
Sieg davongetragen. Sie wurden von 20 m bis auf 25 m erhöht; an
Stelle des kreisrunden Schachtes trat ein elliptischer oder ein aus
zwei flachen Kreisbogen gebildeter. Lürmann in Osnabrück lieſs
sich 1887 einen verbesserten Cowperapparat patentieren (D. R. P.
Nr. 42051 und 51360). Boecker zu Friedenshütte erzielte eine gleich-
mäſsigere Erhitzung dadurch, daſs er die Querschnitte der Kanäle
nach der Auſsenseite zu weiter machte 1). Für einen gröſseren Hochofen
muſsten mindestens zwei Cowperapparate vorhanden sein und in den
achtziger Jahren rechnete man einen weiteren dritten als Reserve. In
den neunziger Jahren gab man jedem Hochofen drei Apparate und noch
einen vierten als Reserve. Zur Absperrung der Gase und zur Ver-
1) Stahl und Eisen 1889, S. 920.
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