Union. Die Öfen fassten 10 bis 15 Tonnen. Temperguss wurde zu Hattingen hergestellt.
Am 6. März 1880 verschied im 85. Lebensjahre der ehrwürdige Fritz Harkort, ein echt deutscher Mann, der sich um die vater- ländische Industrie hochverdient gemacht hat.
Am 29. Dezember 1881 starb C. Wintzer, dem die Georg- Marienhütte und das Osnabrücker Stahlwerk ihr rasches Emporblühen verdanken.
Für Schlesien fand 1881 in Breslau eine Industrieausstellung statt, auf der die grossen Fortschritte der Eisenindustrie ersichtlich waren. Die königliche Hütte zu Gleiwitz, deren Karstenofen im achten Jahre in Betrieb war, führte besonders ihre gleichwandigen Gussröhren, die nach dem neuen Verfahren ihres Hüttenverwesers Deppe hergestellt waren, vor. Auf der Vereinigten Königs- und Laurahütte waren damals vier Hochöfen und zwei Konverter in Betrieb, und es wurde daselbst aus manganhaltigen, phosphorarmen Erzen von Chorzow in Polen gutes Bessemerroheisen geschmolzen. Die Bismarckhütte bei Schwintochlowitz zeichnete sich durch Fein- und Bandeisen, Walzdraht und Bleche aus. Wilhelm Hegenscheid zu Gleiwitz, der 30 Jahre zuvor die Drahtfabrikation in Oberschlesien eingeführt hatte, stellte Draht aus, Kern & Co. zu Gleiwitz Draht und Bandeisen von der Herminenhütte bei Laband, Huldschinsky & Co., ebenfalls in Gleiwitz, geschweisste Röhren, die Marienhütte bei Kotzenau gepresste Blechplatten, Pielahütte, W. Fitzner und Laurahütte geschweisste Blechwaren. Bemerkenswert war noch die Ausstellung vom Borsigwerke und von Baildonhütte bei Kattowitz. Junghan und Uelsmann hatten zu Königshütte ein basisches Futter aus mit Alkalien gebranntem Kalk und Dolomit erfunden.
In Bayern beutete die Maximilianshütte die Erzlager von Sulzbach- Amberg, in Thüringen die von Kamsdorf und Könitz aus, letztere wurden in dem Hochofen von Unterwellenborn teilweise auf Spiegeleisen, erstere auf der Hütte zu Rosenberg bei Sulzbach verschmolzen.
1881 wurde von dem Verein deutscher Eisenhüttenleute die Zeit- schrift Stahl und Eisen und eine Fachschule für Eisenhüttenleute in Bochum, die 1882 eröffnet wurde, gegründet.
Über die technischen Fortschritte des deutschen Hochofenbetriebes von 1882 bis 1893 findet sich in dem Februarheft der Zeitschrift Stahl und Eisen ein Artikel von van Vlothen (Hörde), auf den wir ver- weisen. Danach war die Roheisenproduktion von 1882 bis 1893 um 47 Pro- zent gestiegen, die Zahl der Arbeiter nur um 5 Prozent, während sich
Deutschland (mit Luxemburg).
Union. Die Öfen faſsten 10 bis 15 Tonnen. Temperguſs wurde zu Hattingen hergestellt.
Am 6. März 1880 verschied im 85. Lebensjahre der ehrwürdige Fritz Harkort, ein echt deutscher Mann, der sich um die vater- ländische Industrie hochverdient gemacht hat.
Am 29. Dezember 1881 starb C. Wintzer, dem die Georg- Marienhütte und das Osnabrücker Stahlwerk ihr rasches Emporblühen verdanken.
Für Schlesien fand 1881 in Breslau eine Industrieausstellung statt, auf der die groſsen Fortschritte der Eisenindustrie ersichtlich waren. Die königliche Hütte zu Gleiwitz, deren Karstenofen im achten Jahre in Betrieb war, führte besonders ihre gleichwandigen Guſsröhren, die nach dem neuen Verfahren ihres Hüttenverwesers Deppe hergestellt waren, vor. Auf der Vereinigten Königs- und Laurahütte waren damals vier Hochöfen und zwei Konverter in Betrieb, und es wurde daselbst aus manganhaltigen, phosphorarmen Erzen von Chorzow in Polen gutes Bessemerroheisen geschmolzen. Die Bismarckhütte bei Schwintochlowitz zeichnete sich durch Fein- und Bandeisen, Walzdraht und Bleche aus. Wilhelm Hegenscheid zu Gleiwitz, der 30 Jahre zuvor die Drahtfabrikation in Oberschlesien eingeführt hatte, stellte Draht aus, Kern & Co. zu Gleiwitz Draht und Bandeisen von der Herminenhütte bei Laband, Huldschinsky & Co., ebenfalls in Gleiwitz, geschweiſste Röhren, die Marienhütte bei Kotzenau gepreſste Blechplatten, Pielahütte, W. Fitzner und Laurahütte geschweiſste Blechwaren. Bemerkenswert war noch die Ausstellung vom Borsigwerke und von Baildonhütte bei Kattowitz. Junghan und Uelsmann hatten zu Königshütte ein basisches Futter aus mit Alkalien gebranntem Kalk und Dolomit erfunden.
In Bayern beutete die Maximilianshütte die Erzlager von Sulzbach- Amberg, in Thüringen die von Kamsdorf und Könitz aus, letztere wurden in dem Hochofen von Unterwellenborn teilweise auf Spiegeleisen, erstere auf der Hütte zu Rosenberg bei Sulzbach verschmolzen.
1881 wurde von dem Verein deutscher Eisenhüttenleute die Zeit- schrift Stahl und Eisen und eine Fachschule für Eisenhüttenleute in Bochum, die 1882 eröffnet wurde, gegründet.
Über die technischen Fortschritte des deutschen Hochofenbetriebes von 1882 bis 1893 findet sich in dem Februarheft der Zeitschrift Stahl und Eisen ein Artikel von van Vlothen (Hörde), auf den wir ver- weisen. Danach war die Roheisenproduktion von 1882 bis 1893 um 47 Pro- zent gestiegen, die Zahl der Arbeiter nur um 5 Prozent, während sich
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Deutschland (mit Luxemburg).
Union. Die Öfen faſsten 10 bis 15 Tonnen. Temperguſs wurde zu
Hattingen hergestellt.
Am 6. März 1880 verschied im 85. Lebensjahre der ehrwürdige
Fritz Harkort, ein echt deutscher Mann, der sich um die vater-
ländische Industrie hochverdient gemacht hat.
Am 29. Dezember 1881 starb C. Wintzer, dem die Georg-
Marienhütte und das Osnabrücker Stahlwerk ihr rasches Emporblühen
verdanken.
Für Schlesien fand 1881 in Breslau eine Industrieausstellung
statt, auf der die groſsen Fortschritte der Eisenindustrie ersichtlich
waren. Die königliche Hütte zu Gleiwitz, deren Karstenofen im
achten Jahre in Betrieb war, führte besonders ihre gleichwandigen
Guſsröhren, die nach dem neuen Verfahren ihres Hüttenverwesers
Deppe hergestellt waren, vor. Auf der Vereinigten Königs- und
Laurahütte waren damals vier Hochöfen und zwei Konverter in Betrieb,
und es wurde daselbst aus manganhaltigen, phosphorarmen Erzen
von Chorzow in Polen gutes Bessemerroheisen geschmolzen. Die
Bismarckhütte bei Schwintochlowitz zeichnete sich durch Fein- und
Bandeisen, Walzdraht und Bleche aus. Wilhelm Hegenscheid zu
Gleiwitz, der 30 Jahre zuvor die Drahtfabrikation in Oberschlesien
eingeführt hatte, stellte Draht aus, Kern & Co. zu Gleiwitz Draht
und Bandeisen von der Herminenhütte bei Laband, Huldschinsky
& Co., ebenfalls in Gleiwitz, geschweiſste Röhren, die Marienhütte
bei Kotzenau gepreſste Blechplatten, Pielahütte, W. Fitzner und
Laurahütte geschweiſste Blechwaren. Bemerkenswert war noch die
Ausstellung vom Borsigwerke und von Baildonhütte bei Kattowitz.
Junghan und Uelsmann hatten zu Königshütte ein basisches
Futter aus mit Alkalien gebranntem Kalk und Dolomit erfunden.
In Bayern beutete die Maximilianshütte die Erzlager von Sulzbach-
Amberg, in Thüringen die von Kamsdorf und Könitz aus, letztere
wurden in dem Hochofen von Unterwellenborn teilweise auf Spiegeleisen,
erstere auf der Hütte zu Rosenberg bei Sulzbach verschmolzen.
1881 wurde von dem Verein deutscher Eisenhüttenleute die Zeit-
schrift Stahl und Eisen und eine Fachschule für Eisenhüttenleute in
Bochum, die 1882 eröffnet wurde, gegründet.
Über die technischen Fortschritte des deutschen Hochofenbetriebes
von 1882 bis 1893 findet sich in dem Februarheft der Zeitschrift Stahl
und Eisen ein Artikel von van Vlothen (Hörde), auf den wir ver-
weisen. Danach war die Roheisenproduktion von 1882 bis 1893 um 47 Pro-
zent gestiegen, die Zahl der Arbeiter nur um 5 Prozent, während sich
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1002. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1018>, abgerufen am 22.11.2024.
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