nur durch den Zusatz reiner, reicher Erze eintreten. Mit denselben Materialien und bei gleicher Sorgfalt würde man aber auch bei dem gewöhnlichen Puddelprozess gleich gute Resultate erzielen.
Ganz denselben Zweck verfolgte ein von J. Palmer Budd in Ystalifera (1869) vorgeschlagenes Verfahren, wonach die gusseisernen Masselformen mit einem Brei von Hämatit und etwas Natronsalpeter ausgestrichen und dann das flüssige Roheisen hineingeleitet wurde. Hieran schliesst sich der Vorschlag, das Puddelroheisen statt in Sand in Hochofenschlackenpulver abzustechen.
J. H. Johnson in London und Adrien Müller zu Paris nahmen 1863 ein Patent, die Reinigung des Roheisens oder direkte Darstellung von Eisen und Stahl durch Einblasen von gepulvertem Eisenoxyd in den Hochofen zu bewirken, was also auf das alte Verfahren des "Fütterns" hinauskommt.
Die Reinigung des Roheisens, besonders von Schwefel und Phos- phor, durch andere Zusätze bezweckte 1865 J. Nickles Feinprozess durch Einblasen von Chlorkalium, Chlornatrium oder Salmiak und C. Wintzer durch Zusatz von Chlorcalcium oder Einblasen von Chlor- gas. Vordem hatten bereits Augustin Eisenchlorid, Tessie du Motay 1857 ein Gemisch von Eisenoxyden mit Chloriden, Couaillac 1861 ein Gemisch von Kochsalz, Walzschlacke und kohlensaurem Kalk als Reinigungsmittel vorgeschlagen.
Die Reinigung durch Bleioxyd nach Richters Vorschlag wurde 1864 auf der gräfl. Henckel-Donnersmarkschen Hütte in Öster- reich versucht. P. Budd wollte Natronsalpeter als Reinigungsmittel anwenden.
Henderson schlug 1870 ein Gemenge von gemahlenem Fluss- spat und Eisenoxyd, mit dem er ebenfalls die Masselformen vor dem Abstich ausstreichen wollte, vor. Schon früher hatte Caron 1868 Flussspat und Kryolith empfohlen und Bowron und G. Lunge hatten darauf in England ein Patent genommen.
Die Reinigung durch Wasserdampf wurde wieder von verschiedenen in mancherlei Weise vorgeschlagen. J. Rossiwal und A. Weniger verbanden sie 1864 mit dem Puddelprozess, worauf wir noch zurück- kommen werden. Das Feinen durch gewöhnlichen Wind suchten Bacon, Thomas & Grove (1870) dadurch zu verbessern, dass sie das flüssige Eisen in dünnen Strahlen, Ch. Peters (Trenton) sogar in Tropfen dem Wind aussetzten. Auch diese Vorschläge waren, wie wir wissen, nicht neu (vergl. Martiens Patente von 1856, Bd. IV, S. 909).
7*
Reinigen und Verfrischen des Roheisens.
nur durch den Zusatz reiner, reicher Erze eintreten. Mit denselben Materialien und bei gleicher Sorgfalt würde man aber auch bei dem gewöhnlichen Puddelprozeſs gleich gute Resultate erzielen.
Ganz denselben Zweck verfolgte ein von J. Palmer Budd in Ystalifera (1869) vorgeschlagenes Verfahren, wonach die guſseisernen Masselformen mit einem Brei von Hämatit und etwas Natronsalpeter ausgestrichen und dann das flüssige Roheisen hineingeleitet wurde. Hieran schlieſst sich der Vorschlag, das Puddelroheisen statt in Sand in Hochofenschlackenpulver abzustechen.
J. H. Johnson in London und Adrien Müller zu Paris nahmen 1863 ein Patent, die Reinigung des Roheisens oder direkte Darstellung von Eisen und Stahl durch Einblasen von gepulvertem Eisenoxyd in den Hochofen zu bewirken, was also auf das alte Verfahren des „Fütterns“ hinauskommt.
Die Reinigung des Roheisens, besonders von Schwefel und Phos- phor, durch andere Zusätze bezweckte 1865 J. Nicklés Feinprozeſs durch Einblasen von Chlorkalium, Chlornatrium oder Salmiak und C. Wintzer durch Zusatz von Chlorcalcium oder Einblasen von Chlor- gas. Vordem hatten bereits Augustin Eisenchlorid, Tessié du Motay 1857 ein Gemisch von Eisenoxyden mit Chloriden, Couaillac 1861 ein Gemisch von Kochsalz, Walzschlacke und kohlensaurem Kalk als Reinigungsmittel vorgeschlagen.
Die Reinigung durch Bleioxyd nach Richters Vorschlag wurde 1864 auf der gräfl. Henckel-Donnersmarkschen Hütte in Öster- reich versucht. P. Budd wollte Natronsalpeter als Reinigungsmittel anwenden.
Henderson schlug 1870 ein Gemenge von gemahlenem Fluſs- spat und Eisenoxyd, mit dem er ebenfalls die Masselformen vor dem Abstich ausstreichen wollte, vor. Schon früher hatte Caron 1868 Fluſsspat und Kryolith empfohlen und Bowron und G. Lunge hatten darauf in England ein Patent genommen.
Die Reinigung durch Wasserdampf wurde wieder von verschiedenen in mancherlei Weise vorgeschlagen. J. Rossiwal und A. Weniger verbanden sie 1864 mit dem Puddelprozeſs, worauf wir noch zurück- kommen werden. Das Feinen durch gewöhnlichen Wind suchten Bacon, Thomas & Grove (1870) dadurch zu verbessern, daſs sie das flüssige Eisen in dünnen Strahlen, Ch. Peters (Trenton) sogar in Tropfen dem Wind aussetzten. Auch diese Vorschläge waren, wie wir wissen, nicht neu (vergl. Martiens Patente von 1856, Bd. IV, S. 909).
7*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0115"n="99"/><fwplace="top"type="header">Reinigen und Verfrischen des Roheisens.</fw><lb/>
nur durch den Zusatz reiner, reicher Erze eintreten. Mit denselben<lb/>
Materialien und bei gleicher Sorgfalt würde man aber auch bei dem<lb/>
gewöhnlichen Puddelprozeſs gleich gute Resultate erzielen.</p><lb/><p>Ganz denselben Zweck verfolgte ein von J. <hirendition="#g">Palmer Budd</hi> in<lb/>
Ystalifera (1869) vorgeschlagenes Verfahren, wonach die guſseisernen<lb/>
Masselformen mit einem Brei von Hämatit und etwas Natronsalpeter<lb/>
ausgestrichen und dann das flüssige Roheisen hineingeleitet wurde.<lb/>
Hieran schlieſst sich der Vorschlag, das Puddelroheisen statt in Sand<lb/>
in Hochofenschlackenpulver abzustechen.</p><lb/><p>J. H. <hirendition="#g">Johnson</hi> in London und <hirendition="#g">Adrien Müller</hi> zu Paris nahmen<lb/>
1863 ein Patent, die Reinigung des Roheisens oder direkte Darstellung<lb/>
von Eisen und Stahl durch Einblasen von gepulvertem Eisenoxyd in<lb/>
den Hochofen zu bewirken, was also auf das alte Verfahren des<lb/>„Fütterns“ hinauskommt.</p><lb/><p>Die Reinigung des Roheisens, besonders von Schwefel und Phos-<lb/>
phor, durch andere Zusätze bezweckte 1865 J. <hirendition="#g">Nicklés</hi> Feinprozeſs<lb/>
durch Einblasen von Chlorkalium, Chlornatrium oder Salmiak und<lb/>
C. <hirendition="#g">Wintzer</hi> durch Zusatz von Chlorcalcium oder Einblasen von Chlor-<lb/>
gas. Vordem hatten bereits <hirendition="#g">Augustin</hi> Eisenchlorid, <hirendition="#g">Tessié du<lb/>
Motay</hi> 1857 ein Gemisch von Eisenoxyden mit Chloriden, <hirendition="#g">Couaillac</hi><lb/>
1861 ein Gemisch von Kochsalz, Walzschlacke und kohlensaurem Kalk<lb/>
als Reinigungsmittel vorgeschlagen.</p><lb/><p>Die Reinigung durch Bleioxyd nach <hirendition="#g">Richters</hi> Vorschlag wurde<lb/>
1864 auf der gräfl. <hirendition="#g">Henckel-Donnersmarks</hi>chen Hütte in Öster-<lb/>
reich versucht. P. <hirendition="#g">Budd</hi> wollte Natronsalpeter als Reinigungsmittel<lb/>
anwenden.</p><lb/><p><hirendition="#g">Henderson</hi> schlug 1870 ein Gemenge von gemahlenem Fluſs-<lb/>
spat und Eisenoxyd, mit dem er ebenfalls die Masselformen vor dem<lb/>
Abstich ausstreichen wollte, vor. Schon früher hatte <hirendition="#g">Caron</hi> 1868<lb/>
Fluſsspat und Kryolith empfohlen und <hirendition="#g">Bowron</hi> und G. <hirendition="#g">Lunge</hi><lb/>
hatten darauf in England ein Patent genommen.</p><lb/><p>Die Reinigung durch Wasserdampf wurde wieder von verschiedenen<lb/>
in mancherlei Weise vorgeschlagen. J. <hirendition="#g">Rossiwal</hi> und A. <hirendition="#g">Weniger</hi><lb/>
verbanden sie 1864 mit dem Puddelprozeſs, worauf wir noch zurück-<lb/>
kommen werden. Das Feinen durch gewöhnlichen Wind suchten <hirendition="#g">Bacon,<lb/>
Thomas & Grove</hi> (1870) dadurch zu verbessern, daſs sie das flüssige<lb/>
Eisen in dünnen Strahlen, <hirendition="#g">Ch. Peters</hi> (Trenton) sogar in Tropfen<lb/>
dem Wind aussetzten. Auch diese Vorschläge waren, wie wir wissen,<lb/>
nicht neu (vergl. <hirendition="#g">Martiens</hi> Patente von 1856, Bd. IV, S. 909).</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">7*</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[99/0115]
Reinigen und Verfrischen des Roheisens.
nur durch den Zusatz reiner, reicher Erze eintreten. Mit denselben
Materialien und bei gleicher Sorgfalt würde man aber auch bei dem
gewöhnlichen Puddelprozeſs gleich gute Resultate erzielen.
Ganz denselben Zweck verfolgte ein von J. Palmer Budd in
Ystalifera (1869) vorgeschlagenes Verfahren, wonach die guſseisernen
Masselformen mit einem Brei von Hämatit und etwas Natronsalpeter
ausgestrichen und dann das flüssige Roheisen hineingeleitet wurde.
Hieran schlieſst sich der Vorschlag, das Puddelroheisen statt in Sand
in Hochofenschlackenpulver abzustechen.
J. H. Johnson in London und Adrien Müller zu Paris nahmen
1863 ein Patent, die Reinigung des Roheisens oder direkte Darstellung
von Eisen und Stahl durch Einblasen von gepulvertem Eisenoxyd in
den Hochofen zu bewirken, was also auf das alte Verfahren des
„Fütterns“ hinauskommt.
Die Reinigung des Roheisens, besonders von Schwefel und Phos-
phor, durch andere Zusätze bezweckte 1865 J. Nicklés Feinprozeſs
durch Einblasen von Chlorkalium, Chlornatrium oder Salmiak und
C. Wintzer durch Zusatz von Chlorcalcium oder Einblasen von Chlor-
gas. Vordem hatten bereits Augustin Eisenchlorid, Tessié du
Motay 1857 ein Gemisch von Eisenoxyden mit Chloriden, Couaillac
1861 ein Gemisch von Kochsalz, Walzschlacke und kohlensaurem Kalk
als Reinigungsmittel vorgeschlagen.
Die Reinigung durch Bleioxyd nach Richters Vorschlag wurde
1864 auf der gräfl. Henckel-Donnersmarkschen Hütte in Öster-
reich versucht. P. Budd wollte Natronsalpeter als Reinigungsmittel
anwenden.
Henderson schlug 1870 ein Gemenge von gemahlenem Fluſs-
spat und Eisenoxyd, mit dem er ebenfalls die Masselformen vor dem
Abstich ausstreichen wollte, vor. Schon früher hatte Caron 1868
Fluſsspat und Kryolith empfohlen und Bowron und G. Lunge
hatten darauf in England ein Patent genommen.
Die Reinigung durch Wasserdampf wurde wieder von verschiedenen
in mancherlei Weise vorgeschlagen. J. Rossiwal und A. Weniger
verbanden sie 1864 mit dem Puddelprozeſs, worauf wir noch zurück-
kommen werden. Das Feinen durch gewöhnlichen Wind suchten Bacon,
Thomas & Grove (1870) dadurch zu verbessern, daſs sie das flüssige
Eisen in dünnen Strahlen, Ch. Peters (Trenton) sogar in Tropfen
dem Wind aussetzten. Auch diese Vorschläge waren, wie wir wissen,
nicht neu (vergl. Martiens Patente von 1856, Bd. IV, S. 909).
7*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/115>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.