Bessemerroheisen mit Koks von Oslavan. Ein Kokshochofen war ferner zu Zeltweg in Steiermark errichtet und in Niclasdorf befand sich, wie erwähnt, einer im Bau. Man setzte damals auch in den Alpenländern grosse Hoffnung auf den Hochofenbetrieb mit Koks.
In der nördlichen Gruppe waren ausser zu Witkowitz Koks- hochöfen zu Stefanau, Trzynietz und in Böhmen zu Kladno, Rockycan, Karlshütte und Zbirow. Die Holzkohlenhochöfen von Ritter von Friedau in Vordernberg hatten eine Tagesproduktion von 25 bis 30 Tonnen, während die kleineren Öfen nur die Hälfte erzeugten.
In Ungarn hatten die Werke der Staatsbahngesellschaft im Jahre 1873 drei Hochöfen zu Reschitza und einen zu Deutsch-Bogsan in Betrieb, welche Magnet- und Roteisensteine von Morawitza mit Holz- kohle schmolzen. Zu Annina verhüttete man ausser Kohleneisenstein die Erze von Dognatzka in zwei Kokshochöfen. Diese Werke erzeugten etwa ein Viertel der gesamten Produktion Ungarns. 1872 erblies Reschitza 17634 Tonnen, Annina 14604 Tonnen. Nach diesen hatten die ungarischen Staatswerke zu Rhonitz, welche die Werke Rhonitz, Brezova, Teisholz, Libethen, Poinik, Mostenicz, Waiszkova, Jaffena, Polhora, Zeleznik, Dobschau und Gölnicz umfassten, die grösste Er- zeugung, sie betrug 1871 9738 Tonnen Roheisen. Ungarn zeigte auf der Wiener Weltausstellung sein Streben nach Selbständigkeit und Entwickelung seiner nationalen Eisenindustrie 1).
Bei dem Puddel- und Schweissbetrieb war das Streben auf Brenn- stoffökonomie gerichtet. Aus diesem Grunde führte man 1871 in Prävali einen Lundinschen Sägespäne-Gasschweissofen ein. Die Benutzung von Siemens' Regenerativfeuerung bei den Schweissöfen erzielte in Prävali und Judenburg eine bedeutende Brennstoffersparnis.
Eine grosse Bedeutung hatte der Bessemerprozess erlangt. In Österreich waren den ersten Unternehmen zu Turrach und Heft das ärarische Eisenwerk Neuberg, die Stahlhütte der Südbahn zu Gratz, Zeltweg, die Anlagen zu Witkowitz, Kladno, Ternitz, Teplitz gefolgt. Von diesen war Ternitz mit sechs Konvertern 1873 am bedeutendsten. 1873 betrug die Bessemerstahlerzeugung bereits 70000 Tonnen. Es folgten 1873 und rasch danach die Stahlhütten von Prävali und Trzynietz. Ungarn besass 1873 nur ein Bessemerwerk zu Reschitza, das aber zu den grössten der Monarchie gehörte und in zwei Kon-
1)Franz Kuppelwieser, Offizieller Ausstellungsbericht, Das Hüttenwesen, S. 77; Anton Kerpely, Das Eisen auf der Wiener Weltausstellung 1873.
Österreich-Ungarn.
Bessemerroheisen mit Koks von Oslavan. Ein Kokshochofen war ferner zu Zeltweg in Steiermark errichtet und in Niclasdorf befand sich, wie erwähnt, einer im Bau. Man setzte damals auch in den Alpenländern groſse Hoffnung auf den Hochofenbetrieb mit Koks.
In der nördlichen Gruppe waren auſser zu Witkowitz Koks- hochöfen zu Stefanau, Trzynietz und in Böhmen zu Kladno, Rockycan, Karlshütte und Zbirow. Die Holzkohlenhochöfen von Ritter von Friedau in Vordernberg hatten eine Tagesproduktion von 25 bis 30 Tonnen, während die kleineren Öfen nur die Hälfte erzeugten.
In Ungarn hatten die Werke der Staatsbahngesellschaft im Jahre 1873 drei Hochöfen zu Reschitza und einen zu Deutsch-Bogsan in Betrieb, welche Magnet- und Roteisensteine von Morawitza mit Holz- kohle schmolzen. Zu Annina verhüttete man auſser Kohleneisenstein die Erze von Dognatzka in zwei Kokshochöfen. Diese Werke erzeugten etwa ein Viertel der gesamten Produktion Ungarns. 1872 erblies Reschitza 17634 Tonnen, Annina 14604 Tonnen. Nach diesen hatten die ungarischen Staatswerke zu Rhonitz, welche die Werke Rhonitz, Brezova, Teisholz, Libethen, Poinik, Mostenicz, Waiszkova, Jaffena, Polhora, Zeleznik, Dobschau und Gölnicz umfaſsten, die gröſste Er- zeugung, sie betrug 1871 9738 Tonnen Roheisen. Ungarn zeigte auf der Wiener Weltausstellung sein Streben nach Selbständigkeit und Entwickelung seiner nationalen Eisenindustrie 1).
Bei dem Puddel- und Schweiſsbetrieb war das Streben auf Brenn- stoffökonomie gerichtet. Aus diesem Grunde führte man 1871 in Prävali einen Lundinschen Sägespäne-Gasschweiſsofen ein. Die Benutzung von Siemens’ Regenerativfeuerung bei den Schweiſsöfen erzielte in Prävali und Judenburg eine bedeutende Brennstoffersparnis.
Eine groſse Bedeutung hatte der Bessemerprozeſs erlangt. In Österreich waren den ersten Unternehmen zu Turrach und Heft das ärarische Eisenwerk Neuberg, die Stahlhütte der Südbahn zu Gratz, Zeltweg, die Anlagen zu Witkowitz, Kladno, Ternitz, Teplitz gefolgt. Von diesen war Ternitz mit sechs Konvertern 1873 am bedeutendsten. 1873 betrug die Bessemerstahlerzeugung bereits 70000 Tonnen. Es folgten 1873 und rasch danach die Stahlhütten von Prävali und Trzynietz. Ungarn besaſs 1873 nur ein Bessemerwerk zu Reschitza, das aber zu den gröſsten der Monarchie gehörte und in zwei Kon-
1)Franz Kuppelwieser, Offizieller Ausstellungsbericht, Das Hüttenwesen, S. 77; Anton Kerpely, Das Eisen auf der Wiener Weltausstellung 1873.
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Österreich-Ungarn.
Bessemerroheisen mit Koks von Oslavan. Ein Kokshochofen war
ferner zu Zeltweg in Steiermark errichtet und in Niclasdorf befand
sich, wie erwähnt, einer im Bau. Man setzte damals auch in den
Alpenländern groſse Hoffnung auf den Hochofenbetrieb mit Koks.
In der nördlichen Gruppe waren auſser zu Witkowitz Koks-
hochöfen zu Stefanau, Trzynietz und in Böhmen zu Kladno,
Rockycan, Karlshütte und Zbirow. Die Holzkohlenhochöfen von
Ritter von Friedau in Vordernberg hatten eine Tagesproduktion
von 25 bis 30 Tonnen, während die kleineren Öfen nur die Hälfte
erzeugten.
In Ungarn hatten die Werke der Staatsbahngesellschaft im Jahre
1873 drei Hochöfen zu Reschitza und einen zu Deutsch-Bogsan in
Betrieb, welche Magnet- und Roteisensteine von Morawitza mit Holz-
kohle schmolzen. Zu Annina verhüttete man auſser Kohleneisenstein
die Erze von Dognatzka in zwei Kokshochöfen. Diese Werke erzeugten
etwa ein Viertel der gesamten Produktion Ungarns. 1872 erblies
Reschitza 17634 Tonnen, Annina 14604 Tonnen. Nach diesen hatten
die ungarischen Staatswerke zu Rhonitz, welche die Werke Rhonitz,
Brezova, Teisholz, Libethen, Poinik, Mostenicz, Waiszkova, Jaffena,
Polhora, Zeleznik, Dobschau und Gölnicz umfaſsten, die gröſste Er-
zeugung, sie betrug 1871 9738 Tonnen Roheisen. Ungarn zeigte auf
der Wiener Weltausstellung sein Streben nach Selbständigkeit und
Entwickelung seiner nationalen Eisenindustrie 1).
Bei dem Puddel- und Schweiſsbetrieb war das Streben auf Brenn-
stoffökonomie gerichtet. Aus diesem Grunde führte man 1871 in
Prävali einen Lundinschen Sägespäne-Gasschweiſsofen ein. Die
Benutzung von Siemens’ Regenerativfeuerung bei den Schweiſsöfen
erzielte in Prävali und Judenburg eine bedeutende Brennstoffersparnis.
Eine groſse Bedeutung hatte der Bessemerprozeſs erlangt. In
Österreich waren den ersten Unternehmen zu Turrach und Heft das
ärarische Eisenwerk Neuberg, die Stahlhütte der Südbahn zu Gratz,
Zeltweg, die Anlagen zu Witkowitz, Kladno, Ternitz, Teplitz gefolgt.
Von diesen war Ternitz mit sechs Konvertern 1873 am bedeutendsten.
1873 betrug die Bessemerstahlerzeugung bereits 70000 Tonnen. Es
folgten 1873 und rasch danach die Stahlhütten von Prävali und
Trzynietz. Ungarn besaſs 1873 nur ein Bessemerwerk zu Reschitza,
das aber zu den gröſsten der Monarchie gehörte und in zwei Kon-
1) Franz Kuppelwieser, Offizieller Ausstellungsbericht, Das Hüttenwesen,
S. 77; Anton Kerpely, Das Eisen auf der Wiener Weltausstellung 1873.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1162>, abgerufen am 23.11.2024.
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