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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Österreich-Ungarn.
vertern im Jahre 1872 7950 Tonnen Flussstahl erzeugte, der haupt-
sächlich zu Eisenbahnschienen verwendet wurde.

Jos. von Ehrenwerth brachte ein Verfahren direkter Eisen-
erzeugung auf einem horizontalen Drehherd in Vorschlag. Lang und
Frey führten ihr zu Weidisch erprobtes Verfahren der Roheisen-
gewinnung aus Frisch- und Schweissschlacken, die mit Kohlenlösche
und Kalk vermengt in einem kleinen Hochofen geschmolzen wurden,
vor. Kladno stellte seinen Röhrenguss, Ganz & Co. in Budapest
ihren vorzüglichen Hartguss aus. Von wissenschaftlichen Arbeiten
aus jener Zeit sind die "Studien über den Hochofenprozess" von
F. Kuppelwieser und Schöffel, ferner des ersteren Abhandlung
"Über Wärmeentwickelung im Bessemerofen" und M. von Lills
Untersuchungen österreichischer und ungarischer Eisenerze hervor-
zuheben.

Die ersten Jahre des siebenten Jahrzehnts waren auch in Öster-
reich eine Zeit grossen Aufschwunges, der durch die Vorbereitung für
die Wiener Weltausstellung noch erhöht wurde. Leider folgte auf
diese Zeit des Aufschwunges in der zweiten Hälfte des Jahres 1873
ein Rückschlag, der, weil er mit der Weltausstellung in Wien zu-
sammenfiel und deshalb dort besonders auffiel, als der "Wiener Krach"
bezeichnet wurde. Die österreichische Eisenindustrie litt schwer
darunter. Die Roheisenerzeugung sank von 1873 bis 1877 von
534548 Tonnen auf 388240 Tonnen. Dennoch sind auch aus dieser
Zeit manche Fortschritte zu verzeichnen.

Die Wiener Weltausstellung hatte die Aufmerksamkeit auf
W. Siemens' Erzstahlprozess und auf die rotierenden Puddelöfen von
Danks und Seller gelenkt. Mit ersterem wurden 1874 Versuche
in Neuberg, Prävali und in Ungarn angestellt, aber ohne günstigen
Erfolg. Lang und von Ehrenwerth mischten geröstete Eisenerze
mit Reduktionsmitteln, trugen dieses "Stahlgut" in einen rotierenden
Ofen ein, reduzierten bei niedriger Temperatur und rauchender
Flamme, steigerten alsdann die Hitze, gossen in einem zweiten Ofen
geschmolzenes Roheisen über den reduzierten Eisenschwamm und
erhielten so Flusseisen 1).

Ein grossartiges Eisenwerk für eine Produktion von 80000 Tonnen
Koksroheisen, das in rotierenden Cramptonöfen verpuddelt werden
sollte, legte Strousberg in der von ihm erworbenen Herrschaft

1) Österr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1875, Nr. 15 und 16.

Österreich-Ungarn.
vertern im Jahre 1872 7950 Tonnen Fluſsstahl erzeugte, der haupt-
sächlich zu Eisenbahnschienen verwendet wurde.

Jos. von Ehrenwerth brachte ein Verfahren direkter Eisen-
erzeugung auf einem horizontalen Drehherd in Vorschlag. Lang und
Frey führten ihr zu Weidisch erprobtes Verfahren der Roheisen-
gewinnung aus Frisch- und Schweiſsschlacken, die mit Kohlenlösche
und Kalk vermengt in einem kleinen Hochofen geschmolzen wurden,
vor. Kladno stellte seinen Röhrenguſs, Ganz & Co. in Budapest
ihren vorzüglichen Hartguſs aus. Von wissenschaftlichen Arbeiten
aus jener Zeit sind die „Studien über den Hochofenprozeſs“ von
F. Kuppelwieser und Schöffel, ferner des ersteren Abhandlung
„Über Wärmeentwickelung im Bessemerofen“ und M. von Lills
Untersuchungen österreichischer und ungarischer Eisenerze hervor-
zuheben.

Die ersten Jahre des siebenten Jahrzehnts waren auch in Öster-
reich eine Zeit groſsen Aufschwunges, der durch die Vorbereitung für
die Wiener Weltausstellung noch erhöht wurde. Leider folgte auf
diese Zeit des Aufschwunges in der zweiten Hälfte des Jahres 1873
ein Rückschlag, der, weil er mit der Weltausstellung in Wien zu-
sammenfiel und deshalb dort besonders auffiel, als der „Wiener Krach“
bezeichnet wurde. Die österreichische Eisenindustrie litt schwer
darunter. Die Roheisenerzeugung sank von 1873 bis 1877 von
534548 Tonnen auf 388240 Tonnen. Dennoch sind auch aus dieser
Zeit manche Fortschritte zu verzeichnen.

Die Wiener Weltausstellung hatte die Aufmerksamkeit auf
W. Siemens’ Erzstahlprozeſs und auf die rotierenden Puddelöfen von
Danks und Seller gelenkt. Mit ersterem wurden 1874 Versuche
in Neuberg, Prävali und in Ungarn angestellt, aber ohne günstigen
Erfolg. Lang und von Ehrenwerth mischten geröstete Eisenerze
mit Reduktionsmitteln, trugen dieses „Stahlgut“ in einen rotierenden
Ofen ein, reduzierten bei niedriger Temperatur und rauchender
Flamme, steigerten alsdann die Hitze, gossen in einem zweiten Ofen
geschmolzenes Roheisen über den reduzierten Eisenschwamm und
erhielten so Fluſseisen 1).

Ein groſsartiges Eisenwerk für eine Produktion von 80000 Tonnen
Koksroheisen, das in rotierenden Cramptonöfen verpuddelt werden
sollte, legte Strousberg in der von ihm erworbenen Herrschaft

1) Österr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1875, Nr. 15 und 16.
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[1147/1163] Österreich-Ungarn. vertern im Jahre 1872 7950 Tonnen Fluſsstahl erzeugte, der haupt- sächlich zu Eisenbahnschienen verwendet wurde. Jos. von Ehrenwerth brachte ein Verfahren direkter Eisen- erzeugung auf einem horizontalen Drehherd in Vorschlag. Lang und Frey führten ihr zu Weidisch erprobtes Verfahren der Roheisen- gewinnung aus Frisch- und Schweiſsschlacken, die mit Kohlenlösche und Kalk vermengt in einem kleinen Hochofen geschmolzen wurden, vor. Kladno stellte seinen Röhrenguſs, Ganz & Co. in Budapest ihren vorzüglichen Hartguſs aus. Von wissenschaftlichen Arbeiten aus jener Zeit sind die „Studien über den Hochofenprozeſs“ von F. Kuppelwieser und Schöffel, ferner des ersteren Abhandlung „Über Wärmeentwickelung im Bessemerofen“ und M. von Lills Untersuchungen österreichischer und ungarischer Eisenerze hervor- zuheben. Die ersten Jahre des siebenten Jahrzehnts waren auch in Öster- reich eine Zeit groſsen Aufschwunges, der durch die Vorbereitung für die Wiener Weltausstellung noch erhöht wurde. Leider folgte auf diese Zeit des Aufschwunges in der zweiten Hälfte des Jahres 1873 ein Rückschlag, der, weil er mit der Weltausstellung in Wien zu- sammenfiel und deshalb dort besonders auffiel, als der „Wiener Krach“ bezeichnet wurde. Die österreichische Eisenindustrie litt schwer darunter. Die Roheisenerzeugung sank von 1873 bis 1877 von 534548 Tonnen auf 388240 Tonnen. Dennoch sind auch aus dieser Zeit manche Fortschritte zu verzeichnen. Die Wiener Weltausstellung hatte die Aufmerksamkeit auf W. Siemens’ Erzstahlprozeſs und auf die rotierenden Puddelöfen von Danks und Seller gelenkt. Mit ersterem wurden 1874 Versuche in Neuberg, Prävali und in Ungarn angestellt, aber ohne günstigen Erfolg. Lang und von Ehrenwerth mischten geröstete Eisenerze mit Reduktionsmitteln, trugen dieses „Stahlgut“ in einen rotierenden Ofen ein, reduzierten bei niedriger Temperatur und rauchender Flamme, steigerten alsdann die Hitze, gossen in einem zweiten Ofen geschmolzenes Roheisen über den reduzierten Eisenschwamm und erhielten so Fluſseisen 1). Ein groſsartiges Eisenwerk für eine Produktion von 80000 Tonnen Koksroheisen, das in rotierenden Cramptonöfen verpuddelt werden sollte, legte Strousberg in der von ihm erworbenen Herrschaft 1) Österr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1875, Nr. 15 und 16.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1163>, abgerufen am 23.11.2024.