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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Schweisseisenbereitung 1861 bis 1870.
to nature) in einem halbfesten oder etwas pastosen Zustand aus und ist
nicht flüssig geschmolzen wie beim Bessemerprozess, indem die Tem-
peratur in ersterem Falle auch viel niedriger ist als in letzterem, wo
durch Verbrennen von Eisen eine ungeheuere Hitze entwickelt wird. Die
Bildung und Haltbarkeit dieser wachsartigen Luppen im Puddelofen, die,
nachdem sie zusammengestellt sind, beträchtlich aus dem Schlackenbad
hervorragen, giebt Gelegenheit zum Ausschmelzen oder Ausschwitzen
(Aussaigern) der flüssigeren Verbindungen, wie es das Phosphoreisen ist,
und auf diese Weise findet nach meiner Meinung die Entfernung des
Phosphors grossenteils statt." Diese einfache Erklärung hat viel zum
Verständnis der verschiedenen Frischprozesse beigetragen.

Wedding veranlasste 1865 besondere Versuche auf der Königs-
hütte in Schlesien 1), um festzustellen, wie die Abscheidung des Phos-
phors in den verschiedenen Perioden des Puddelprozesses von statten
gehe. Das Roheisen, wie es vom Hochofen kam, hatte 0,497 Proz.
Phosphor; nach dreistündigem Feinen im Flammofen enthielt es
0,514 Proz., nach vierstündigem 0,570 Proz. Dasselbe Roheisen mit
0,497 Proz. Phosphor in den Feinkornpuddelofen eingesetzt, zeigte
nach dem Einschmelzen 0,450 Proz., beim Beginn des Aufkochens
0,298 Proz., während die erzeugten Feinkornrohschienen 0,100 Proz.
und daraus dargestellte Sehnenrohschienen nur 0,070 Proz. Phosphor
enthielten. Es war also im Anfang eine sehr geringe Entphosphorung
und erst am Ende des Prozesses eine starke Befreiung von Phosphor
eingetreten.

Aus diesen und anderen Versuchen geht hervor, dass eine hin-
reichend vollständige Abscheidung des Phosphors nur bei der Er-
zeugung von Schmiedeeisen, weniger bei Feinkorneisen und noch
weniger bei Stahl stattfindet, was sich aus der Theorie des Aus-
saigerns des Phosphoreisens leicht erklärt.

1865 machte Oscar Schrader 2) in Düren chemische Unter-
suchungen der Schlacken und des Eisens in den verschiedenen Stadien
des Stahlpuddelns. Er wies dabei nach, dass der Kohlenstoff des
Roheisens Eisen aus der Schlacke reduziert, wodurch ein günstigeres
Ausbringen erzielt wird. Daraus erhellt, warum bei gleichem Mangan-
und Kieselgehalt ein kohlenstoffreicheres Eisen mehr Gewicht liefert
als kohlenstoffarmes. C. W. Siemens veröffentlichte 1868 Versuche,
die beweisen sollen, dass die Oxydation beim Puddeln nur durch die

1) Siehe Preuss. Ztschr. XIV, S. 156; Wedding a. a. O., III, 244.
2) Ztschr. d. Vereins deutsch. Ingen., IX, p. 446.

Die Schweiſseisenbereitung 1861 bis 1870.
to nature) in einem halbfesten oder etwas pastosen Zustand aus und ist
nicht flüssig geschmolzen wie beim Bessemerprozeſs, indem die Tem-
peratur in ersterem Falle auch viel niedriger ist als in letzterem, wo
durch Verbrennen von Eisen eine ungeheuere Hitze entwickelt wird. Die
Bildung und Haltbarkeit dieser wachsartigen Luppen im Puddelofen, die,
nachdem sie zusammengestellt sind, beträchtlich aus dem Schlackenbad
hervorragen, giebt Gelegenheit zum Ausschmelzen oder Ausschwitzen
(Aussaigern) der flüssigeren Verbindungen, wie es das Phosphoreisen ist,
und auf diese Weise findet nach meiner Meinung die Entfernung des
Phosphors groſsenteils statt.“ Diese einfache Erklärung hat viel zum
Verständnis der verschiedenen Frischprozesse beigetragen.

Wedding veranlaſste 1865 besondere Versuche auf der Königs-
hütte in Schlesien 1), um festzustellen, wie die Abscheidung des Phos-
phors in den verschiedenen Perioden des Puddelprozesses von statten
gehe. Das Roheisen, wie es vom Hochofen kam, hatte 0,497 Proz.
Phosphor; nach dreistündigem Feinen im Flammofen enthielt es
0,514 Proz., nach vierstündigem 0,570 Proz. Dasselbe Roheisen mit
0,497 Proz. Phosphor in den Feinkornpuddelofen eingesetzt, zeigte
nach dem Einschmelzen 0,450 Proz., beim Beginn des Aufkochens
0,298 Proz., während die erzeugten Feinkornrohschienen 0,100 Proz.
und daraus dargestellte Sehnenrohschienen nur 0,070 Proz. Phosphor
enthielten. Es war also im Anfang eine sehr geringe Entphosphorung
und erst am Ende des Prozesses eine starke Befreiung von Phosphor
eingetreten.

Aus diesen und anderen Versuchen geht hervor, daſs eine hin-
reichend vollständige Abscheidung des Phosphors nur bei der Er-
zeugung von Schmiedeeisen, weniger bei Feinkorneisen und noch
weniger bei Stahl stattfindet, was sich aus der Theorie des Aus-
saigerns des Phosphoreisens leicht erklärt.

1865 machte Oscar Schrader 2) in Düren chemische Unter-
suchungen der Schlacken und des Eisens in den verschiedenen Stadien
des Stahlpuddelns. Er wies dabei nach, daſs der Kohlenstoff des
Roheisens Eisen aus der Schlacke reduziert, wodurch ein günstigeres
Ausbringen erzielt wird. Daraus erhellt, warum bei gleichem Mangan-
und Kieselgehalt ein kohlenstoffreicheres Eisen mehr Gewicht liefert
als kohlenstoffarmes. C. W. Siemens veröffentlichte 1868 Versuche,
die beweisen sollen, daſs die Oxydation beim Puddeln nur durch die

1) Siehe Preuſs. Ztschr. XIV, S. 156; Wedding a. a. O., III, 244.
2) Ztschr. d. Vereins deutsch. Ingen., IX, p. 446.
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[105/0121] Die Schweiſseisenbereitung 1861 bis 1870. to nature) in einem halbfesten oder etwas pastosen Zustand aus und ist nicht flüssig geschmolzen wie beim Bessemerprozeſs, indem die Tem- peratur in ersterem Falle auch viel niedriger ist als in letzterem, wo durch Verbrennen von Eisen eine ungeheuere Hitze entwickelt wird. Die Bildung und Haltbarkeit dieser wachsartigen Luppen im Puddelofen, die, nachdem sie zusammengestellt sind, beträchtlich aus dem Schlackenbad hervorragen, giebt Gelegenheit zum Ausschmelzen oder Ausschwitzen (Aussaigern) der flüssigeren Verbindungen, wie es das Phosphoreisen ist, und auf diese Weise findet nach meiner Meinung die Entfernung des Phosphors groſsenteils statt.“ Diese einfache Erklärung hat viel zum Verständnis der verschiedenen Frischprozesse beigetragen. Wedding veranlaſste 1865 besondere Versuche auf der Königs- hütte in Schlesien 1), um festzustellen, wie die Abscheidung des Phos- phors in den verschiedenen Perioden des Puddelprozesses von statten gehe. Das Roheisen, wie es vom Hochofen kam, hatte 0,497 Proz. Phosphor; nach dreistündigem Feinen im Flammofen enthielt es 0,514 Proz., nach vierstündigem 0,570 Proz. Dasselbe Roheisen mit 0,497 Proz. Phosphor in den Feinkornpuddelofen eingesetzt, zeigte nach dem Einschmelzen 0,450 Proz., beim Beginn des Aufkochens 0,298 Proz., während die erzeugten Feinkornrohschienen 0,100 Proz. und daraus dargestellte Sehnenrohschienen nur 0,070 Proz. Phosphor enthielten. Es war also im Anfang eine sehr geringe Entphosphorung und erst am Ende des Prozesses eine starke Befreiung von Phosphor eingetreten. Aus diesen und anderen Versuchen geht hervor, daſs eine hin- reichend vollständige Abscheidung des Phosphors nur bei der Er- zeugung von Schmiedeeisen, weniger bei Feinkorneisen und noch weniger bei Stahl stattfindet, was sich aus der Theorie des Aus- saigerns des Phosphoreisens leicht erklärt. 1865 machte Oscar Schrader 2) in Düren chemische Unter- suchungen der Schlacken und des Eisens in den verschiedenen Stadien des Stahlpuddelns. Er wies dabei nach, daſs der Kohlenstoff des Roheisens Eisen aus der Schlacke reduziert, wodurch ein günstigeres Ausbringen erzielt wird. Daraus erhellt, warum bei gleichem Mangan- und Kieselgehalt ein kohlenstoffreicheres Eisen mehr Gewicht liefert als kohlenstoffarmes. C. W. Siemens veröffentlichte 1868 Versuche, die beweisen sollen, daſs die Oxydation beim Puddeln nur durch die 1) Siehe Preuſs. Ztschr. XIV, S. 156; Wedding a. a. O., III, 244. 2) Ztschr. d. Vereins deutsch. Ingen., IX, p. 446.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/121>, abgerufen am 21.11.2024.