das Werk Cosento an der Maola, etwa 20 km von demselben Hafen, und die Hütte zu Ponte bei Moriano an dem Serchio nahe bei Lucca und 4 km von Livorno. Bei allen diesen Werken wurde indes der Nutzen der Wasserkraft durch die hohen Transportkosten aufgewogen.
Die Stahlerzeugung Italiens betrug 1876 2880 Tonnen, die Ein- fuhr 4853 Tonnen.
1880 betrug die Erzförderung 289058 Tonnen. Das Jahr 1881 war für das Schicksal der Erzgruben von Elba von Wichtigkeit, weil in diesem Jahre der Vertrag mit dem Hause Bastogi ablief. Die Insel Elba, vordem im Besitz der Fürsten von Piombino, war 1815 an Toskana gefallen. Die Eisenerzgruben von Elba spielten damals noch keine Rolle und wurden an Bastogi verpachtet. 1851 schloss die Re- gierung mit dieser Firma einen Vertrag auf 30 Jahre zu gemeinschaft- licher Ausbeute. Inzwischen änderten sich die Verhältnisse wesentlich und die Nachfrage nach Erz von Elba steigerte sich so sehr, dass die Regierung wegen gänzlicher Erschöpfung der Erzlager besorgt wurde. Sie beschränkte deshalb nach Ablauf des Vertrages mit Bastogi die Ausbeutung und verpachtete die Bergwerke zunächst nur auf drei Jahre an ein Bankkonsortium unter der Bedingung, dass die Jahres- produktion 200000 Tonnen nicht übersteigen dürfe. Hiervon ging der grösste Teil in das Ausland, da der einheimische Bedarf mit 30000 Tonnen reichlich gedeckt war. -- Schon damals schlug P. L. v. Ferrari die Gründung eines grossen Eisenwerkes bei Spezia vor.
Die Zahl der Hochöfen war inzwischen immer mehr zurück- gegangen. 1882 zählte man nur noch 16 Hochöfen in Italien, davon 12 in der Lombardei, doch waren auch diese nicht in vollem Betriebe. 1882 wurden noch 11, 1883 8 und 1884 nur noch 7 betrieben, allerdings verminderte sich die Produktion deshalb doch nur wenig, von 1882 bis 1884 von 12000 auf 10878 Tonnen. Die ganze Roh- eisenproduktion Italiens im Jahre 1882 wird zu 20500 Tonnen an- gegeben. Dagegen zählte man 1880 in der Lombardei 15 Puddelöfen mit Siemens-Regenerativfeuerung, 2 Pernotöfen und 10 Martin- öfen. Bessemerwerke gab es zu Perseveranza und Magona d'Italia, doch waren dieselben nicht bedeutend. Zu Tavernole verwendete man die Hochofengase, nachdem dieselben nach dem System Laglade ge- reinigt waren, zum Raffinieren des Eisens. 1884 sank die Roheisen- erzeugung Italiens auf 18000 Tonnen, und es wurden nur noch in drei Bezirken, in Elba, Sardinien und der Lombardei, Erze geschmolzen. 1883 betrug die gesamte Erzeugung von Eisenprodukten aller Art
Italien.
das Werk Cosento an der Maola, etwa 20 km von demselben Hafen, und die Hütte zu Ponte bei Moriano an dem Serchio nahe bei Lucca und 4 km von Livorno. Bei allen diesen Werken wurde indes der Nutzen der Wasserkraft durch die hohen Transportkosten aufgewogen.
Die Stahlerzeugung Italiens betrug 1876 2880 Tonnen, die Ein- fuhr 4853 Tonnen.
1880 betrug die Erzförderung 289058 Tonnen. Das Jahr 1881 war für das Schicksal der Erzgruben von Elba von Wichtigkeit, weil in diesem Jahre der Vertrag mit dem Hause Bastogi ablief. Die Insel Elba, vordem im Besitz der Fürsten von Piombino, war 1815 an Toskana gefallen. Die Eisenerzgruben von Elba spielten damals noch keine Rolle und wurden an Bastogi verpachtet. 1851 schloſs die Re- gierung mit dieser Firma einen Vertrag auf 30 Jahre zu gemeinschaft- licher Ausbeute. Inzwischen änderten sich die Verhältnisse wesentlich und die Nachfrage nach Erz von Elba steigerte sich so sehr, daſs die Regierung wegen gänzlicher Erschöpfung der Erzlager besorgt wurde. Sie beschränkte deshalb nach Ablauf des Vertrages mit Bastogi die Ausbeutung und verpachtete die Bergwerke zunächst nur auf drei Jahre an ein Bankkonsortium unter der Bedingung, daſs die Jahres- produktion 200000 Tonnen nicht übersteigen dürfe. Hiervon ging der gröſste Teil in das Ausland, da der einheimische Bedarf mit 30000 Tonnen reichlich gedeckt war. — Schon damals schlug P. L. v. Ferrari die Gründung eines groſsen Eisenwerkes bei Spezia vor.
Die Zahl der Hochöfen war inzwischen immer mehr zurück- gegangen. 1882 zählte man nur noch 16 Hochöfen in Italien, davon 12 in der Lombardei, doch waren auch diese nicht in vollem Betriebe. 1882 wurden noch 11, 1883 8 und 1884 nur noch 7 betrieben, allerdings verminderte sich die Produktion deshalb doch nur wenig, von 1882 bis 1884 von 12000 auf 10878 Tonnen. Die ganze Roh- eisenproduktion Italiens im Jahre 1882 wird zu 20500 Tonnen an- gegeben. Dagegen zählte man 1880 in der Lombardei 15 Puddelöfen mit Siemens-Regenerativfeuerung, 2 Pernotöfen und 10 Martin- öfen. Bessemerwerke gab es zu Perseveranza und Magona d’Italia, doch waren dieselben nicht bedeutend. Zu Tavernole verwendete man die Hochofengase, nachdem dieselben nach dem System Laglade ge- reinigt waren, zum Raffinieren des Eisens. 1884 sank die Roheisen- erzeugung Italiens auf 18000 Tonnen, und es wurden nur noch in drei Bezirken, in Elba, Sardinien und der Lombardei, Erze geschmolzen. 1883 betrug die gesamte Erzeugung von Eisenprodukten aller Art
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Italien.
das Werk Cosento an der Maola, etwa 20 km von demselben Hafen,
und die Hütte zu Ponte bei Moriano an dem Serchio nahe bei Lucca
und 4 km von Livorno. Bei allen diesen Werken wurde indes der
Nutzen der Wasserkraft durch die hohen Transportkosten aufgewogen.
Die Stahlerzeugung Italiens betrug 1876 2880 Tonnen, die Ein-
fuhr 4853 Tonnen.
1880 betrug die Erzförderung 289058 Tonnen. Das Jahr 1881
war für das Schicksal der Erzgruben von Elba von Wichtigkeit, weil
in diesem Jahre der Vertrag mit dem Hause Bastogi ablief. Die
Insel Elba, vordem im Besitz der Fürsten von Piombino, war 1815 an
Toskana gefallen. Die Eisenerzgruben von Elba spielten damals noch
keine Rolle und wurden an Bastogi verpachtet. 1851 schloſs die Re-
gierung mit dieser Firma einen Vertrag auf 30 Jahre zu gemeinschaft-
licher Ausbeute. Inzwischen änderten sich die Verhältnisse wesentlich
und die Nachfrage nach Erz von Elba steigerte sich so sehr, daſs die
Regierung wegen gänzlicher Erschöpfung der Erzlager besorgt wurde.
Sie beschränkte deshalb nach Ablauf des Vertrages mit Bastogi die
Ausbeutung und verpachtete die Bergwerke zunächst nur auf drei
Jahre an ein Bankkonsortium unter der Bedingung, daſs die Jahres-
produktion 200000 Tonnen nicht übersteigen dürfe. Hiervon ging der
gröſste Teil in das Ausland, da der einheimische Bedarf mit 30000
Tonnen reichlich gedeckt war. — Schon damals schlug P. L. v. Ferrari
die Gründung eines groſsen Eisenwerkes bei Spezia vor.
1881 erzeugten 1200 Arbeiter 35000 Tonnen Eisenwaren.
Die Zahl der Hochöfen war inzwischen immer mehr zurück-
gegangen. 1882 zählte man nur noch 16 Hochöfen in Italien, davon
12 in der Lombardei, doch waren auch diese nicht in vollem Betriebe.
1882 wurden noch 11, 1883 8 und 1884 nur noch 7 betrieben,
allerdings verminderte sich die Produktion deshalb doch nur wenig,
von 1882 bis 1884 von 12000 auf 10878 Tonnen. Die ganze Roh-
eisenproduktion Italiens im Jahre 1882 wird zu 20500 Tonnen an-
gegeben. Dagegen zählte man 1880 in der Lombardei 15 Puddelöfen
mit Siemens-Regenerativfeuerung, 2 Pernotöfen und 10 Martin-
öfen. Bessemerwerke gab es zu Perseveranza und Magona d’Italia,
doch waren dieselben nicht bedeutend. Zu Tavernole verwendete man
die Hochofengase, nachdem dieselben nach dem System Laglade ge-
reinigt waren, zum Raffinieren des Eisens. 1884 sank die Roheisen-
erzeugung Italiens auf 18000 Tonnen, und es wurden nur noch in drei
Bezirken, in Elba, Sardinien und der Lombardei, Erze geschmolzen.
1883 betrug die gesamte Erzeugung von Eisenprodukten aller Art
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1253>, abgerufen am 23.11.2024.
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