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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Rumänien. -- Türkei.

Rumänien hat gar keine Eisenhütten.

Einfuhr in 1000 Frcs.

[Tabelle]

In der Türkei selbst liegen die Verhältnisse ähnlich wie in
Bulgarien, trotz des Reichtums an Erzen nur geringe Eisengewinnung
nach veraltetem, höchst unvollkommenem Verfahren. Einer Schilderung
Wilh. Fischbachs aus dem Jahre 1873 entnehmen wir Nachfolgendes
über die damaligen Zustände. Die Gewinnung der Erze ist unendlich
primitiv und erinnert an Plinius' Schilderung. Aus Spannteichen
wird das Wasser durch Schleusen und Rinnen auf die Eisensand
(Bohnerze) führenden Felsen geleitet, das diese zerstört. Von Zeit zu
Zeit wird mit eisenbeschlagenen Stangen nachgeholfen. Das Erz wird
in aus Brettern gezimmerten Schlämmkasten gesammelt und aus-
geschlagen, alsdann auf Eseln und Maultieren nach den im Gebirge
in den Urwäldern gelegenen Schmelzhütten gebracht. Hier wird es
in 21/2 bis 3 m hohen, unten 0,75, oben 0,30 m weiten Öfen, von denen
gewöhnlich zwei oder vier mit der Rückwand zusammengebaut sind,
mit weichen Holzkohlen und etwas grünem Holz in achtstündiger
Schicht zu Luppen von 80 bis 100 kg Gewicht geschmolzen, die aus
der mit Lehm geschlossenen Brust ausgebrochen werden. Die ober-
schlächtigen Wasserräder treiben Spitzbälge, die starke Windstösse
liefern. Die ausgebrochene Luppe von zähem Schmiedeeisen wird noch

Rumänien. — Türkei.

Rumänien hat gar keine Eisenhütten.

Einfuhr in 1000 Frcs.

[Tabelle]

In der Türkei selbst liegen die Verhältnisse ähnlich wie in
Bulgarien, trotz des Reichtums an Erzen nur geringe Eisengewinnung
nach veraltetem, höchst unvollkommenem Verfahren. Einer Schilderung
Wilh. Fischbachs aus dem Jahre 1873 entnehmen wir Nachfolgendes
über die damaligen Zustände. Die Gewinnung der Erze ist unendlich
primitiv und erinnert an Plinius’ Schilderung. Aus Spannteichen
wird das Wasser durch Schleusen und Rinnen auf die Eisensand
(Bohnerze) führenden Felsen geleitet, das diese zerstört. Von Zeit zu
Zeit wird mit eisenbeschlagenen Stangen nachgeholfen. Das Erz wird
in aus Brettern gezimmerten Schlämmkasten gesammelt und aus-
geschlagen, alsdann auf Eseln und Maultieren nach den im Gebirge
in den Urwäldern gelegenen Schmelzhütten gebracht. Hier wird es
in 2½ bis 3 m hohen, unten 0,75, oben 0,30 m weiten Öfen, von denen
gewöhnlich zwei oder vier mit der Rückwand zusammengebaut sind,
mit weichen Holzkohlen und etwas grünem Holz in achtstündiger
Schicht zu Luppen von 80 bis 100 kg Gewicht geschmolzen, die aus
der mit Lehm geschlossenen Brust ausgebrochen werden. Die ober-
schlächtigen Wasserräder treiben Spitzbälge, die starke Windstöſse
liefern. Die ausgebrochene Luppe von zähem Schmiedeeisen wird noch

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[1272/1288] Rumänien. — Türkei. Rumänien hat gar keine Eisenhütten. Einfuhr in 1000 Frcs. In der Türkei selbst liegen die Verhältnisse ähnlich wie in Bulgarien, trotz des Reichtums an Erzen nur geringe Eisengewinnung nach veraltetem, höchst unvollkommenem Verfahren. Einer Schilderung Wilh. Fischbachs aus dem Jahre 1873 entnehmen wir Nachfolgendes über die damaligen Zustände. Die Gewinnung der Erze ist unendlich primitiv und erinnert an Plinius’ Schilderung. Aus Spannteichen wird das Wasser durch Schleusen und Rinnen auf die Eisensand (Bohnerze) führenden Felsen geleitet, das diese zerstört. Von Zeit zu Zeit wird mit eisenbeschlagenen Stangen nachgeholfen. Das Erz wird in aus Brettern gezimmerten Schlämmkasten gesammelt und aus- geschlagen, alsdann auf Eseln und Maultieren nach den im Gebirge in den Urwäldern gelegenen Schmelzhütten gebracht. Hier wird es in 2½ bis 3 m hohen, unten 0,75, oben 0,30 m weiten Öfen, von denen gewöhnlich zwei oder vier mit der Rückwand zusammengebaut sind, mit weichen Holzkohlen und etwas grünem Holz in achtstündiger Schicht zu Luppen von 80 bis 100 kg Gewicht geschmolzen, die aus der mit Lehm geschlossenen Brust ausgebrochen werden. Die ober- schlächtigen Wasserräder treiben Spitzbälge, die starke Windstöſse liefern. Die ausgebrochene Luppe von zähem Schmiedeeisen wird noch

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1288>, abgerufen am 31.10.2024.