die Einführung von Triowalzen, erst nur zum Auswalzen von Schienen, später auch zum Walzen der Blöcke, sagen. George Fritz führte in Troy vertikale Gebläsemaschinen ein und verbesserte den hydrau- lischen Betrieb, besonders durch die Einführung der Worthington- Dampfpumpe ohne Schwungrad. Er baute 1871 das erste Blockwalz- werk mit mechanischer Bedienung auf den Cambriaeisenwerken und begründete damit den sparsamen amerikanischen Walzwerkbetrieb. In Troy machten 1872 ein Paar 5-Tonnen-Konverter 16 Schmelzungen in 24 Stunden, in Harrisburg sogar 18 bis 20; in Cleveland leisteten vier 5-Tonnen-Konverter 24 Schmelzungen in 24 Stunden. Die Union- Walzwerkgesellschaft in South-Chicago machte 14 Schmelzungen von 120-Tonnen-Chargen.
Das Einschmelzen des Roheisens geschah allgemein in grossen Kupolöfen mit automatischer Beschickung. Die Stahlblöcke wurden erst überschmiedet. John Fritz hatte bereits bewegliche Walzentische und hydraulische Friktionskuppelungen bei den Walzwerken eingeführt. George Fritz1) hatte Rollgänge und Blockwender erfunden. Das Aus- ziehen der Blöcke aus dem Wärmeofen geschah mit einem hydraulischen Apparat. Während bei den Holleyschen Triowalzen die Mittelwalze beweglich war und nach jedem Stich eingestellt werden musste, machte G. Fritz in den Cambriawerken Ober- und Unterwalze beweglich. Zur Kontrolle des Bessemerbetriebes wendete man nicht nur mechanische Proben, sondern auch die Eggertzsche Kohlenstoffprobe an.
Sellers erfand 1872 einen verbesserten Drehpuddelofen und ein Sandstrahlgebläse, das zunächst zum Putzen der zu verzinnenden Eisenbleche verwendet wurde. 1872 wurden in den Vereinigten Staaten 107 Hochöfen und 36 Walzwerke neu gebaut, davon in Penn- sylvanien 48 und 15, in Ohio 13 und 7, in Wiskonsin 8 Hochöfen, in Illinois 3 Hochöfen und 4 Walzwerke. Die erste grössere rationelle Koksanstalt wurde von den Deutschen Gebrüder Meier, St. Louis gegenüber, auf der Illinoisseite des Mississippi gegründet. Man ver- kokte Belleville-Blockkohle in einer Batterie von 24 Coppeeöfen. Eine Kohlenwäsche gehörte dazu. Zu Titusville versuchte man einen Hoch- ofen mit Petroleum statt mit Holzkohlen zu betreiben.
1873 waren von 147 Holzkohlenhochöfen 105 in Betrieb und zwar die meisten in den Südstaaten und den Küstenländern. Von 126 Anthrazitöfen standen 83 im Feuer, vier wurden mit einem Ge-
1) Stahl und Eisen 1897, S. 136.
81*
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
die Einführung von Triowalzen, erst nur zum Auswalzen von Schienen, später auch zum Walzen der Blöcke, sagen. George Fritz führte in Troy vertikale Gebläsemaschinen ein und verbesserte den hydrau- lischen Betrieb, besonders durch die Einführung der Worthington- Dampfpumpe ohne Schwungrad. Er baute 1871 das erste Blockwalz- werk mit mechanischer Bedienung auf den Cambriaeisenwerken und begründete damit den sparsamen amerikanischen Walzwerkbetrieb. In Troy machten 1872 ein Paar 5-Tonnen-Konverter 16 Schmelzungen in 24 Stunden, in Harrisburg sogar 18 bis 20; in Cleveland leisteten vier 5-Tonnen-Konverter 24 Schmelzungen in 24 Stunden. Die Union- Walzwerkgesellschaft in South-Chicago machte 14 Schmelzungen von 120-Tonnen-Chargen.
Das Einschmelzen des Roheisens geschah allgemein in groſsen Kupolöfen mit automatischer Beschickung. Die Stahlblöcke wurden erst überschmiedet. John Fritz hatte bereits bewegliche Walzentische und hydraulische Friktionskuppelungen bei den Walzwerken eingeführt. George Fritz1) hatte Rollgänge und Blockwender erfunden. Das Aus- ziehen der Blöcke aus dem Wärmeofen geschah mit einem hydraulischen Apparat. Während bei den Holleyschen Triowalzen die Mittelwalze beweglich war und nach jedem Stich eingestellt werden muſste, machte G. Fritz in den Cambriawerken Ober- und Unterwalze beweglich. Zur Kontrolle des Bessemerbetriebes wendete man nicht nur mechanische Proben, sondern auch die Eggertzsche Kohlenstoffprobe an.
Sellers erfand 1872 einen verbesserten Drehpuddelofen und ein Sandstrahlgebläse, das zunächst zum Putzen der zu verzinnenden Eisenbleche verwendet wurde. 1872 wurden in den Vereinigten Staaten 107 Hochöfen und 36 Walzwerke neu gebaut, davon in Penn- sylvanien 48 und 15, in Ohio 13 und 7, in Wiskonsin 8 Hochöfen, in Illinois 3 Hochöfen und 4 Walzwerke. Die erste gröſsere rationelle Koksanstalt wurde von den Deutschen Gebrüder Meier, St. Louis gegenüber, auf der Illinoisseite des Mississippi gegründet. Man ver- kokte Belleville-Blockkohle in einer Batterie von 24 Coppéeöfen. Eine Kohlenwäsche gehörte dazu. Zu Titusville versuchte man einen Hoch- ofen mit Petroleum statt mit Holzkohlen zu betreiben.
1873 waren von 147 Holzkohlenhochöfen 105 in Betrieb und zwar die meisten in den Südstaaten und den Küstenländern. Von 126 Anthrazitöfen standen 83 im Feuer, vier wurden mit einem Ge-
1) Stahl und Eisen 1897, S. 136.
81*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1299"n="1283"/><fwplace="top"type="header">Vereinigte Staaten von Nordamerika.</fw><lb/>
die Einführung von Triowalzen, erst nur zum Auswalzen von Schienen,<lb/>
später auch zum Walzen der Blöcke, sagen. <hirendition="#g">George Fritz</hi> führte<lb/>
in Troy vertikale Gebläsemaschinen ein und verbesserte den hydrau-<lb/>
lischen Betrieb, besonders durch die Einführung der Worthington-<lb/>
Dampfpumpe ohne Schwungrad. Er baute 1871 das erste Blockwalz-<lb/>
werk mit mechanischer Bedienung auf den Cambriaeisenwerken und<lb/>
begründete damit den sparsamen amerikanischen Walzwerkbetrieb.<lb/>
In Troy machten 1872 ein Paar 5-Tonnen-Konverter 16 Schmelzungen<lb/>
in 24 Stunden, in Harrisburg sogar 18 bis 20; in Cleveland leisteten<lb/>
vier 5-Tonnen-Konverter 24 Schmelzungen in 24 Stunden. Die Union-<lb/>
Walzwerkgesellschaft in South-Chicago machte 14 Schmelzungen von<lb/>
120-Tonnen-Chargen.</p><lb/><p>Das Einschmelzen des Roheisens geschah allgemein in groſsen<lb/>
Kupolöfen mit automatischer Beschickung. Die Stahlblöcke wurden<lb/>
erst überschmiedet. <hirendition="#g">John Fritz</hi> hatte bereits bewegliche Walzentische<lb/>
und hydraulische Friktionskuppelungen bei den Walzwerken eingeführt.<lb/><hirendition="#g">George Fritz</hi><noteplace="foot"n="1)">Stahl und Eisen 1897, S. 136.</note> hatte Rollgänge und Blockwender erfunden. Das Aus-<lb/>
ziehen der Blöcke aus dem Wärmeofen geschah mit einem hydraulischen<lb/>
Apparat. Während bei den Holleyschen Triowalzen die Mittelwalze<lb/>
beweglich war und nach jedem Stich eingestellt werden muſste, machte<lb/>
G. <hirendition="#g">Fritz</hi> in den Cambriawerken Ober- und Unterwalze beweglich. Zur<lb/>
Kontrolle des Bessemerbetriebes wendete man nicht nur mechanische<lb/>
Proben, sondern auch die <hirendition="#g">Eggertzs</hi>che Kohlenstoffprobe an.</p><lb/><p><hirendition="#g">Sellers</hi> erfand 1872 einen verbesserten Drehpuddelofen und ein<lb/>
Sandstrahlgebläse, das zunächst zum Putzen der zu verzinnenden<lb/>
Eisenbleche verwendet wurde. 1872 wurden in den Vereinigten<lb/>
Staaten 107 Hochöfen und 36 Walzwerke neu gebaut, davon in Penn-<lb/>
sylvanien 48 und 15, in Ohio 13 und 7, in Wiskonsin 8 Hochöfen, in<lb/>
Illinois 3 Hochöfen und 4 Walzwerke. Die erste gröſsere rationelle<lb/>
Koksanstalt wurde von den Deutschen Gebrüder <hirendition="#g">Meier</hi>, St. Louis<lb/>
gegenüber, auf der Illinoisseite des Mississippi gegründet. Man ver-<lb/>
kokte Belleville-Blockkohle in einer Batterie von 24 Coppéeöfen. Eine<lb/>
Kohlenwäsche gehörte dazu. Zu Titusville versuchte man einen Hoch-<lb/>
ofen mit Petroleum statt mit Holzkohlen zu betreiben.</p><lb/><p>1873 waren von 147 Holzkohlenhochöfen 105 in Betrieb und<lb/>
zwar die meisten in den Südstaaten und den Küstenländern. Von<lb/>
126 Anthrazitöfen standen 83 im Feuer, vier wurden mit einem Ge-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">81*</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1283/1299]
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
die Einführung von Triowalzen, erst nur zum Auswalzen von Schienen,
später auch zum Walzen der Blöcke, sagen. George Fritz führte
in Troy vertikale Gebläsemaschinen ein und verbesserte den hydrau-
lischen Betrieb, besonders durch die Einführung der Worthington-
Dampfpumpe ohne Schwungrad. Er baute 1871 das erste Blockwalz-
werk mit mechanischer Bedienung auf den Cambriaeisenwerken und
begründete damit den sparsamen amerikanischen Walzwerkbetrieb.
In Troy machten 1872 ein Paar 5-Tonnen-Konverter 16 Schmelzungen
in 24 Stunden, in Harrisburg sogar 18 bis 20; in Cleveland leisteten
vier 5-Tonnen-Konverter 24 Schmelzungen in 24 Stunden. Die Union-
Walzwerkgesellschaft in South-Chicago machte 14 Schmelzungen von
120-Tonnen-Chargen.
Das Einschmelzen des Roheisens geschah allgemein in groſsen
Kupolöfen mit automatischer Beschickung. Die Stahlblöcke wurden
erst überschmiedet. John Fritz hatte bereits bewegliche Walzentische
und hydraulische Friktionskuppelungen bei den Walzwerken eingeführt.
George Fritz 1) hatte Rollgänge und Blockwender erfunden. Das Aus-
ziehen der Blöcke aus dem Wärmeofen geschah mit einem hydraulischen
Apparat. Während bei den Holleyschen Triowalzen die Mittelwalze
beweglich war und nach jedem Stich eingestellt werden muſste, machte
G. Fritz in den Cambriawerken Ober- und Unterwalze beweglich. Zur
Kontrolle des Bessemerbetriebes wendete man nicht nur mechanische
Proben, sondern auch die Eggertzsche Kohlenstoffprobe an.
Sellers erfand 1872 einen verbesserten Drehpuddelofen und ein
Sandstrahlgebläse, das zunächst zum Putzen der zu verzinnenden
Eisenbleche verwendet wurde. 1872 wurden in den Vereinigten
Staaten 107 Hochöfen und 36 Walzwerke neu gebaut, davon in Penn-
sylvanien 48 und 15, in Ohio 13 und 7, in Wiskonsin 8 Hochöfen, in
Illinois 3 Hochöfen und 4 Walzwerke. Die erste gröſsere rationelle
Koksanstalt wurde von den Deutschen Gebrüder Meier, St. Louis
gegenüber, auf der Illinoisseite des Mississippi gegründet. Man ver-
kokte Belleville-Blockkohle in einer Batterie von 24 Coppéeöfen. Eine
Kohlenwäsche gehörte dazu. Zu Titusville versuchte man einen Hoch-
ofen mit Petroleum statt mit Holzkohlen zu betreiben.
1873 waren von 147 Holzkohlenhochöfen 105 in Betrieb und
zwar die meisten in den Südstaaten und den Küstenländern. Von
126 Anthrazitöfen standen 83 im Feuer, vier wurden mit einem Ge-
1) Stahl und Eisen 1897, S. 136.
81*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1299>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.