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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Stellung, kamen nach Europa und benutzten die Gelegenheit, die
wichtigsten Industriegebiete zu besuchen und mit den Ingenieuren des
Landes in nähere Verbindung zu treten. Zu diesem Zwecke hatten die
grössten technisch-metallurgischen Vereine ihre Jahresversammlung
nach Paris verlegt, und dies gab Veranlassung zu belehrenden Vor-
trägen wie zu gegenseitiger Aussprache.

1890 wurden die Vereinigten Staaten das erste der Roheisen
erzeugenden Länder der Welt.

Einen gewaltigen Aufschwung nahm die Eisenindustrie der Süd-
staaten, besonders Alabamas. Hier war 1878 der erste Kokshochofen
erbaut worden und 1890 erzeugte der Staat bereits 780000 Tonnen
Roheisen. Im Mittelpunkt der Hochofenindustrie lag die rasch auf-
blühende Stadt Birmingham 1).

Über die Entwickelung des amerikanischen Hochofenbetriebes im
allgemeinen und insbesondere im Hinblick auf die Erzeugung grosser
Mengen hielt James Gaylay 1890 einen Vortrag in New York 2) --
gelegentlich des Besuches europäischer, besonders auch deutscher
Eisenhüttenleute in Amerika --, der grosses Aufsehen erregte. Die
Mitteilungen über die grossartigen Fortschritte bei dem Hochofen-
betriebe und die Leistungen amerikanischer Hochöfen riefen Er-
staunen hervor. Danach erreichte z. B. der 1889 angeblasene Lucyofen
bei 515 cbm Inhalt, 708 cbm Windzufuhr in der Minute und [Formel 1] Koks-
verbrauch eine Tageserzeugung von 315 Tonnen.

Die Bessemerstahlerzeugung stieg von 1889 bis 1890 von 2281829
N.-Tonnen auf 4123535 N.-Tonnen, hiervon waren die Clapp-Griffith-
öfen mit 82850 und mit 76990 Tonnen beteiligt. Die Leistungs-
fähigkeit der Konverter hatte sich derart gesteigert, dass eine 10-Tonnen-
Birne in 24 Stunden 1200 Tonnen Stahl lieferte. Die Blasezeit einer
Charge betrug nur 10 bis 12 Minuten, der Abbrand 8 Prozent.

In der Zeitschrift "Stahl und Eisen" (1896) erschien eine Reihe
interessanter Berichte deutscher Ingenieure über diese Amerikafahrt,
die zum besseren Verständnis der amerikanischen Eisenindustrie
wesentlich beigetragen haben.

Ein Vorzug der amerikanischen Hochofenanlagen im Vergleich
mit den englischen lag darin, dass jeder Ofen seine eigene Gebläse-
maschine und Winderhitzer hatte. Die hohe Pressung des Windes
war nicht nur durch die grossen Dimensionen der Öfen und das

1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 19.
2) Daselbst 1890, S. 1004.
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Stellung, kamen nach Europa und benutzten die Gelegenheit, die
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Landes in nähere Verbindung zu treten. Zu diesem Zwecke hatten die
gröſsten technisch-metallurgischen Vereine ihre Jahresversammlung
nach Paris verlegt, und dies gab Veranlassung zu belehrenden Vor-
trägen wie zu gegenseitiger Aussprache.

1890 wurden die Vereinigten Staaten das erste der Roheisen
erzeugenden Länder der Welt.

Einen gewaltigen Aufschwung nahm die Eisenindustrie der Süd-
staaten, besonders Alabamas. Hier war 1878 der erste Kokshochofen
erbaut worden und 1890 erzeugte der Staat bereits 780000 Tonnen
Roheisen. Im Mittelpunkt der Hochofenindustrie lag die rasch auf-
blühende Stadt Birmingham 1).

Über die Entwickelung des amerikanischen Hochofenbetriebes im
allgemeinen und insbesondere im Hinblick auf die Erzeugung groſser
Mengen hielt James Gaylay 1890 einen Vortrag in New York 2)
gelegentlich des Besuches europäischer, besonders auch deutscher
Eisenhüttenleute in Amerika —, der groſses Aufsehen erregte. Die
Mitteilungen über die groſsartigen Fortschritte bei dem Hochofen-
betriebe und die Leistungen amerikanischer Hochöfen riefen Er-
staunen hervor. Danach erreichte z. B. der 1889 angeblasene Lucyofen
bei 515 cbm Inhalt, 708 cbm Windzufuhr in der Minute und [Formel 1] Koks-
verbrauch eine Tageserzeugung von 315 Tonnen.

Die Bessemerstahlerzeugung stieg von 1889 bis 1890 von 2281829
N.-Tonnen auf 4123535 N.-Tonnen, hiervon waren die Clapp-Griffith-
öfen mit 82850 und mit 76990 Tonnen beteiligt. Die Leistungs-
fähigkeit der Konverter hatte sich derart gesteigert, daſs eine 10-Tonnen-
Birne in 24 Stunden 1200 Tonnen Stahl lieferte. Die Blasezeit einer
Charge betrug nur 10 bis 12 Minuten, der Abbrand 8 Prozent.

In der Zeitschrift „Stahl und Eisen“ (1896) erschien eine Reihe
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die zum besseren Verständnis der amerikanischen Eisenindustrie
wesentlich beigetragen haben.

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mit den englischen lag darin, daſs jeder Ofen seine eigene Gebläse-
maschine und Winderhitzer hatte. Die hohe Pressung des Windes
war nicht nur durch die groſsen Dimensionen der Öfen und das

1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 19.
2) Daselbst 1890, S. 1004.
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[1299/1315] Vereinigte Staaten von Nordamerika. Stellung, kamen nach Europa und benutzten die Gelegenheit, die wichtigsten Industriegebiete zu besuchen und mit den Ingenieuren des Landes in nähere Verbindung zu treten. Zu diesem Zwecke hatten die gröſsten technisch-metallurgischen Vereine ihre Jahresversammlung nach Paris verlegt, und dies gab Veranlassung zu belehrenden Vor- trägen wie zu gegenseitiger Aussprache. 1890 wurden die Vereinigten Staaten das erste der Roheisen erzeugenden Länder der Welt. Einen gewaltigen Aufschwung nahm die Eisenindustrie der Süd- staaten, besonders Alabamas. Hier war 1878 der erste Kokshochofen erbaut worden und 1890 erzeugte der Staat bereits 780000 Tonnen Roheisen. Im Mittelpunkt der Hochofenindustrie lag die rasch auf- blühende Stadt Birmingham 1). Über die Entwickelung des amerikanischen Hochofenbetriebes im allgemeinen und insbesondere im Hinblick auf die Erzeugung groſser Mengen hielt James Gaylay 1890 einen Vortrag in New York 2) — gelegentlich des Besuches europäischer, besonders auch deutscher Eisenhüttenleute in Amerika —, der groſses Aufsehen erregte. Die Mitteilungen über die groſsartigen Fortschritte bei dem Hochofen- betriebe und die Leistungen amerikanischer Hochöfen riefen Er- staunen hervor. Danach erreichte z. B. der 1889 angeblasene Lucyofen bei 515 cbm Inhalt, 708 cbm Windzufuhr in der Minute und [FORMEL] Koks- verbrauch eine Tageserzeugung von 315 Tonnen. Die Bessemerstahlerzeugung stieg von 1889 bis 1890 von 2281829 N.-Tonnen auf 4123535 N.-Tonnen, hiervon waren die Clapp-Griffith- öfen mit 82850 und mit 76990 Tonnen beteiligt. Die Leistungs- fähigkeit der Konverter hatte sich derart gesteigert, daſs eine 10-Tonnen- Birne in 24 Stunden 1200 Tonnen Stahl lieferte. Die Blasezeit einer Charge betrug nur 10 bis 12 Minuten, der Abbrand 8 Prozent. In der Zeitschrift „Stahl und Eisen“ (1896) erschien eine Reihe interessanter Berichte deutscher Ingenieure über diese Amerikafahrt, die zum besseren Verständnis der amerikanischen Eisenindustrie wesentlich beigetragen haben. Ein Vorzug der amerikanischen Hochofenanlagen im Vergleich mit den englischen lag darin, daſs jeder Ofen seine eigene Gebläse- maschine und Winderhitzer hatte. Die hohe Pressung des Windes war nicht nur durch die groſsen Dimensionen der Öfen und das 1) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 19. 2) Daselbst 1890, S. 1004. 82*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1315>, abgerufen am 23.11.2024.