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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Streben nach grosser Produktion, sondern auch durch die Natur der
Erze, die sich sehr dicht zusammenlegten, bedingt. Die Wassermengen,
welche zur Kühlung der Öfen gebraucht wurden, setzten die euro-
päischen Ingenieure in Erstaunen. Die grössten Werke waren die
Edgar-Thomson Steel Works and Blast Furnaces der Firma Carnegie
Brothers & Co
. bei Pittsburgh mit neun grossen Hochöfen, welche ihr
Roheisen einem Mischer für 100 Tonnen zuführten, aus dem es in die
Bessemerbirnen gelangte. Der erblasene Bessemerstahl wurde 1890
ausschliesslich zu Eisenbahnschienen verarbeitet. Ebenso bedeutend
waren die South Chicago Works der Illinois Steel Company, die aus
einer Vereinigung von Unternehmungen in den Staaten Illinois und
Wisconsin entstanden ist und 1890 19 Hochöfen besass, wovon 14
in Betrieb standen.

Die durchschnittliche Tagesleistung der 169 im Jahre 1889 be-
triebenen Kokshochöfen hatte 101 Tonnen pro Tag betragen. Die
Elizawerke bei Pittsburgh, die im Juni 1889 in Betrieb gekommen
waren, erreichten 1890 in einem Ofen von 24,38 m Höhe und 7,01 m
Kohlensackweite eine höchste Tagesproduktion von 362,2 Tonnen. Die
direkte Eisendarstellung nach dem Verfahren von Eames wurde von
der Carbon Iron Co. in Pittsburgh im grossen betrieben 1).

Auch bei der Eisengiesserei wurde die Handarbeit möglichst durch
Maschinenarbeit ersetzt. Musterhaft war hierin die neu erbaute
Giesserei der Westinghouse-Luftbremsengesellschaft zu Willmerding;
besonders durch die Bewegung der Kasten auf beweglichen Transport-
tischen zu den Stampfmaschinen und Formpressen in den Giessraum
und von da in den Ausleerungsraum [siehe S. 547 2)].

Der Thomasprozess fasste im Jahre 1890 in den Südstaaten, wo
die Verhältnisse dafür günstig waren, Boden. Am 17. September 1890
wurde in Chattanooga (Tennessee) das erste Flusseisen nach dem
basischen Verfahren aus Roheisen, das aus einheimischen Erzen er-
zeugt war, erblasen. Die Martinstahlfabrikation hatte ebenfalls eine
grosse Zunahme erfahren, 1890 erzeugten 53 Werke 50000 Tonnen
Flammofenflussstahl, der zu Blechen, Radreifen, Schmiedestücken,
Draht und zu Faconguss verwendet wurde.

Das Flusseisen erlangte immer allgemeinere Anwendung, seit 1888
benutzte man es für den Dampfkesselbau. Die Panzerplattenfabrikation
begann ein wichtiger Industriezweig zu werden, nachdem die Beth-
lehemstahlwerke nach den berühmten Schiessversuchen zu Annapolis

1) Stahl und Eisen 1891, S. 111.
2) Daselbst 1890, S. 605.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Streben nach groſser Produktion, sondern auch durch die Natur der
Erze, die sich sehr dicht zusammenlegten, bedingt. Die Wassermengen,
welche zur Kühlung der Öfen gebraucht wurden, setzten die euro-
päischen Ingenieure in Erstaunen. Die gröſsten Werke waren die
Edgar-Thomson Steel Works and Blast Furnaces der Firma Carnegie
Brothers & Co
. bei Pittsburgh mit neun groſsen Hochöfen, welche ihr
Roheisen einem Mischer für 100 Tonnen zuführten, aus dem es in die
Bessemerbirnen gelangte. Der erblasene Bessemerstahl wurde 1890
ausschlieſslich zu Eisenbahnschienen verarbeitet. Ebenso bedeutend
waren die South Chicago Works der Illinois Steel Company, die aus
einer Vereinigung von Unternehmungen in den Staaten Illinois und
Wisconsin entstanden ist und 1890 19 Hochöfen besaſs, wovon 14
in Betrieb standen.

Die durchschnittliche Tagesleistung der 169 im Jahre 1889 be-
triebenen Kokshochöfen hatte 101 Tonnen pro Tag betragen. Die
Elizawerke bei Pittsburgh, die im Juni 1889 in Betrieb gekommen
waren, erreichten 1890 in einem Ofen von 24,38 m Höhe und 7,01 m
Kohlensackweite eine höchste Tagesproduktion von 362,2 Tonnen. Die
direkte Eisendarstellung nach dem Verfahren von Eames wurde von
der Carbon Iron Co. in Pittsburgh im groſsen betrieben 1).

Auch bei der Eisengieſserei wurde die Handarbeit möglichst durch
Maschinenarbeit ersetzt. Musterhaft war hierin die neu erbaute
Gieſserei der Westinghouse-Luftbremsengesellschaft zu Willmerding;
besonders durch die Bewegung der Kasten auf beweglichen Transport-
tischen zu den Stampfmaschinen und Formpressen in den Gieſsraum
und von da in den Ausleerungsraum [siehe S. 547 2)].

Der Thomasprozeſs faſste im Jahre 1890 in den Südstaaten, wo
die Verhältnisse dafür günstig waren, Boden. Am 17. September 1890
wurde in Chattanooga (Tennessee) das erste Fluſseisen nach dem
basischen Verfahren aus Roheisen, das aus einheimischen Erzen er-
zeugt war, erblasen. Die Martinstahlfabrikation hatte ebenfalls eine
groſse Zunahme erfahren, 1890 erzeugten 53 Werke 50000 Tonnen
Flammofenfluſsstahl, der zu Blechen, Radreifen, Schmiedestücken,
Draht und zu Façonguſs verwendet wurde.

Das Fluſseisen erlangte immer allgemeinere Anwendung, seit 1888
benutzte man es für den Dampfkesselbau. Die Panzerplattenfabrikation
begann ein wichtiger Industriezweig zu werden, nachdem die Beth-
lehemstahlwerke nach den berühmten Schieſsversuchen zu Annapolis

1) Stahl und Eisen 1891, S. 111.
2) Daselbst 1890, S. 605.
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[1300/1316] Vereinigte Staaten von Nordamerika. Streben nach groſser Produktion, sondern auch durch die Natur der Erze, die sich sehr dicht zusammenlegten, bedingt. Die Wassermengen, welche zur Kühlung der Öfen gebraucht wurden, setzten die euro- päischen Ingenieure in Erstaunen. Die gröſsten Werke waren die Edgar-Thomson Steel Works and Blast Furnaces der Firma Carnegie Brothers & Co. bei Pittsburgh mit neun groſsen Hochöfen, welche ihr Roheisen einem Mischer für 100 Tonnen zuführten, aus dem es in die Bessemerbirnen gelangte. Der erblasene Bessemerstahl wurde 1890 ausschlieſslich zu Eisenbahnschienen verarbeitet. Ebenso bedeutend waren die South Chicago Works der Illinois Steel Company, die aus einer Vereinigung von Unternehmungen in den Staaten Illinois und Wisconsin entstanden ist und 1890 19 Hochöfen besaſs, wovon 14 in Betrieb standen. Die durchschnittliche Tagesleistung der 169 im Jahre 1889 be- triebenen Kokshochöfen hatte 101 Tonnen pro Tag betragen. Die Elizawerke bei Pittsburgh, die im Juni 1889 in Betrieb gekommen waren, erreichten 1890 in einem Ofen von 24,38 m Höhe und 7,01 m Kohlensackweite eine höchste Tagesproduktion von 362,2 Tonnen. Die direkte Eisendarstellung nach dem Verfahren von Eames wurde von der Carbon Iron Co. in Pittsburgh im groſsen betrieben 1). Auch bei der Eisengieſserei wurde die Handarbeit möglichst durch Maschinenarbeit ersetzt. Musterhaft war hierin die neu erbaute Gieſserei der Westinghouse-Luftbremsengesellschaft zu Willmerding; besonders durch die Bewegung der Kasten auf beweglichen Transport- tischen zu den Stampfmaschinen und Formpressen in den Gieſsraum und von da in den Ausleerungsraum [siehe S. 547 2)]. Der Thomasprozeſs faſste im Jahre 1890 in den Südstaaten, wo die Verhältnisse dafür günstig waren, Boden. Am 17. September 1890 wurde in Chattanooga (Tennessee) das erste Fluſseisen nach dem basischen Verfahren aus Roheisen, das aus einheimischen Erzen er- zeugt war, erblasen. Die Martinstahlfabrikation hatte ebenfalls eine groſse Zunahme erfahren, 1890 erzeugten 53 Werke 50000 Tonnen Flammofenfluſsstahl, der zu Blechen, Radreifen, Schmiedestücken, Draht und zu Façonguſs verwendet wurde. Das Fluſseisen erlangte immer allgemeinere Anwendung, seit 1888 benutzte man es für den Dampfkesselbau. Die Panzerplattenfabrikation begann ein wichtiger Industriezweig zu werden, nachdem die Beth- lehemstahlwerke nach den berühmten Schieſsversuchen zu Annapolis 1) Stahl und Eisen 1891, S. 111. 2) Daselbst 1890, S. 605.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1316>, abgerufen am 23.11.2024.