Richardsons Prozess zu Parkhead und bei Palmer & Comp. zu Jarrow eingeführt. Auf letzterem Werk verliess man die hohle Rührkrücke, führte Dampf durch ein feststehendes Rohr ein und rührte gleichzeitig mit der gewöhnlichen Krücke. Man versuchte abwechselnd Luft und Wasserdampf durch ein centrales Rohr von oben, welches durch die Gewölbe ging, einzublasen. Trotz St. Vincent Days Anpreisung des Verfahrens fand dasselbe keine Verbreitung und erregte nur vorübergehend das Interesse der Metallurgen.
Ausser diesen wichtigeren Verbesserungsvorschlägen für den Puddel- prozess wurden noch viele andere veröffentlicht, die wir jetzt kurz in chronologischer Ordnung besprechen wollen.
In Hörde schmolz man 1860 auf Rob. Daelens Anregung 1) das Roheisen in einem Kupolofen ein und stach es in den Puddelofen ab. Man sparte dadurch angeblich 15,2 Prozent an Brennmaterial und Arbeitslöhnen, zugleich wurde das Roheisen durch das Umschmelzen so gereinigt, dass es ohne Zusatz von Holzkohleneisen verpuddelt werden konnte, was früher nicht möglich war. 2 Kupolöfen bedienten 12 Puddel- öfen. Bei diesem Verfahren verlief aber das Frischen im Flammofen beträchtlich langsamer.
Das Bestreben, die unreinen Roheisensorten, welche für den Bessemerprozess unbrauchbar waren, im Puddelofen zu gutem Eisen zu verfrischen, führte George Parry in Südwales zu dem Verfahren 2), wofür er am 18. November 1861 ein Patent nahm, dieses Roheisen erst zu puddeln, das gepuddelte unreine Luppeneisen mit reinen Koks- und Flussmitteln in einem Schachtofen (Kupolofen) wieder zu kohlen und einzuschmelzen und das so erhaltene gefeinte Eisen nochmals zu puddeln. Man erhielt dadurch ein reines Schmiedeeisen. Auch konnte man durch ein drittes Puddeln diese Reinigung noch weiter treiben.
Von Wichtigkeit war die Herstellung oder Auskleidung des Puddelherdes mit eisenoxydreichen Stoffen, wozu man in England mit Vorliebe geröstete Puddelschlacke, die als bull's head bezeichnet wurde, verwendete. Das Rösten geschah, wie z. B. 1860 auf der Tudhoe-Eisenhütte in der Grafschaft Durham, in besonderen Röst- stadeln, wobei höher silizierte Schlacke aussaigerte.
Couilhac schlug 1861 vor, den Schmelzherd mit altem Eisen- werk auszukleiden und während des Puddelns reinigende Zuschläge von Eisenerz, Walzschlacke und Hammerschlag, Kochsalz, Kalk oder Thon, je nach der Art des Roheisens aufzugeben. Neu waren diese Mittel nicht.
1) Siehe Berggeist 1861, Beilage zu Nr. 18.
2) Siehe London, Journ. of arts, Aug. 1862, p. 80.
Die Schweiſseisenbereitung 1861 bis 1870.
Richardsons Prozeſs zu Parkhead und bei Palmer & Comp. zu Jarrow eingeführt. Auf letzterem Werk verlieſs man die hohle Rührkrücke, führte Dampf durch ein feststehendes Rohr ein und rührte gleichzeitig mit der gewöhnlichen Krücke. Man versuchte abwechselnd Luft und Wasserdampf durch ein centrales Rohr von oben, welches durch die Gewölbe ging, einzublasen. Trotz St. Vincent Days Anpreisung des Verfahrens fand dasselbe keine Verbreitung und erregte nur vorübergehend das Interesse der Metallurgen.
Auſser diesen wichtigeren Verbesserungsvorschlägen für den Puddel- prozeſs wurden noch viele andere veröffentlicht, die wir jetzt kurz in chronologischer Ordnung besprechen wollen.
In Hörde schmolz man 1860 auf Rob. Daelens Anregung 1) das Roheisen in einem Kupolofen ein und stach es in den Puddelofen ab. Man sparte dadurch angeblich 15,2 Prozent an Brennmaterial und Arbeitslöhnen, zugleich wurde das Roheisen durch das Umschmelzen so gereinigt, daſs es ohne Zusatz von Holzkohleneisen verpuddelt werden konnte, was früher nicht möglich war. 2 Kupolöfen bedienten 12 Puddel- öfen. Bei diesem Verfahren verlief aber das Frischen im Flammofen beträchtlich langsamer.
Das Bestreben, die unreinen Roheisensorten, welche für den Bessemerprozeſs unbrauchbar waren, im Puddelofen zu gutem Eisen zu verfrischen, führte George Parry in Südwales zu dem Verfahren 2), wofür er am 18. November 1861 ein Patent nahm, dieses Roheisen erst zu puddeln, das gepuddelte unreine Luppeneisen mit reinen Koks- und Fluſsmitteln in einem Schachtofen (Kupolofen) wieder zu kohlen und einzuschmelzen und das so erhaltene gefeinte Eisen nochmals zu puddeln. Man erhielt dadurch ein reines Schmiedeeisen. Auch konnte man durch ein drittes Puddeln diese Reinigung noch weiter treiben.
Von Wichtigkeit war die Herstellung oder Auskleidung des Puddelherdes mit eisenoxydreichen Stoffen, wozu man in England mit Vorliebe geröstete Puddelschlacke, die als bull’s head bezeichnet wurde, verwendete. Das Rösten geschah, wie z. B. 1860 auf der Tudhoe-Eisenhütte in der Grafschaft Durham, in besonderen Röst- stadeln, wobei höher silizierte Schlacke aussaigerte.
Couilhac schlug 1861 vor, den Schmelzherd mit altem Eisen- werk auszukleiden und während des Puddelns reinigende Zuschläge von Eisenerz, Walzschlacke und Hammerschlag, Kochsalz, Kalk oder Thon, je nach der Art des Roheisens aufzugeben. Neu waren diese Mittel nicht.
1) Siehe Berggeist 1861, Beilage zu Nr. 18.
2) Siehe London, Journ. of arts, Aug. 1862, p. 80.
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Die Schweiſseisenbereitung 1861 bis 1870.
Richardsons Prozeſs zu Parkhead und bei Palmer & Comp.
zu Jarrow eingeführt. Auf letzterem Werk verlieſs man die hohle
Rührkrücke, führte Dampf durch ein feststehendes Rohr ein und
rührte gleichzeitig mit der gewöhnlichen Krücke. Man versuchte
abwechselnd Luft und Wasserdampf durch ein centrales Rohr von
oben, welches durch die Gewölbe ging, einzublasen. Trotz St. Vincent
Days Anpreisung des Verfahrens fand dasselbe keine Verbreitung
und erregte nur vorübergehend das Interesse der Metallurgen.
Auſser diesen wichtigeren Verbesserungsvorschlägen für den Puddel-
prozeſs wurden noch viele andere veröffentlicht, die wir jetzt kurz in
chronologischer Ordnung besprechen wollen.
In Hörde schmolz man 1860 auf Rob. Daelens Anregung 1) das
Roheisen in einem Kupolofen ein und stach es in den Puddelofen ab.
Man sparte dadurch angeblich 15,2 Prozent an Brennmaterial und
Arbeitslöhnen, zugleich wurde das Roheisen durch das Umschmelzen
so gereinigt, daſs es ohne Zusatz von Holzkohleneisen verpuddelt werden
konnte, was früher nicht möglich war. 2 Kupolöfen bedienten 12 Puddel-
öfen. Bei diesem Verfahren verlief aber das Frischen im Flammofen
beträchtlich langsamer.
Das Bestreben, die unreinen Roheisensorten, welche für den
Bessemerprozeſs unbrauchbar waren, im Puddelofen zu gutem Eisen
zu verfrischen, führte George Parry in Südwales zu dem Verfahren 2),
wofür er am 18. November 1861 ein Patent nahm, dieses Roheisen
erst zu puddeln, das gepuddelte unreine Luppeneisen mit reinen Koks-
und Fluſsmitteln in einem Schachtofen (Kupolofen) wieder zu kohlen
und einzuschmelzen und das so erhaltene gefeinte Eisen nochmals zu
puddeln. Man erhielt dadurch ein reines Schmiedeeisen. Auch konnte
man durch ein drittes Puddeln diese Reinigung noch weiter treiben.
Von Wichtigkeit war die Herstellung oder Auskleidung des
Puddelherdes mit eisenoxydreichen Stoffen, wozu man in England mit
Vorliebe geröstete Puddelschlacke, die als bull’s head bezeichnet
wurde, verwendete. Das Rösten geschah, wie z. B. 1860 auf der
Tudhoe-Eisenhütte in der Grafschaft Durham, in besonderen Röst-
stadeln, wobei höher silizierte Schlacke aussaigerte.
Couilhac schlug 1861 vor, den Schmelzherd mit altem Eisen-
werk auszukleiden und während des Puddelns reinigende Zuschläge von
Eisenerz, Walzschlacke und Hammerschlag, Kochsalz, Kalk oder Thon,
je nach der Art des Roheisens aufzugeben. Neu waren diese Mittel nicht.
1) Siehe Berggeist 1861, Beilage zu Nr. 18.
2) Siehe London, Journ. of arts, Aug. 1862, p. 80.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/132>, abgerufen am 21.11.2024.
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