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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
sogenannter Trusts. Andrew Carnegie, der ein Gegner der Syndi-
kate war, verhinderte zwar anfänglich die Bildung eines grossen
Eisen- und Stahltrusts, ähnlich dem Kupfertrust, er verband sich
aber mit Rockfeller und sicherte sich dadurch den Erzbezug vom
Oberen See und eine beherrschende Stellung. Nach Beilegung des
Streites mit Frick wurde 1900 die Carnegie Company mit einem
Kapital von 160 Millionen Dollar gegründet. Alle Spezialitäten-
fabriken, wie Feinblechwalzwerke, Schraubenfabriken, Röhrenfabriken,
selbst Stabeisenwalzwerke verbanden sich dagegen, zur Erzielung
besserer Verkaufspreise, zu Trusts. Diese Konsolidationen repräsen-
tierten meistens riesige Kapitalien 1). Carnegie warnte vor den
Trusts, doch konnte er trotz seines Einflusses die Strömung der Zeit
nicht aufhalten.

Es erscheint angezeigt, dass wir einen Blick auf den Lebens-
gang dieses für die Eisenindustrie Amerikas so wichtigen Mannes
werfen. Andrew Carnegie war der Sohn eines armen Webers,
der aus Not im Jahre 1846 mit seiner Familie aus seinem Heimats-
orte Dunfermline in Schottland nach Amerika ausgewandert und
in dem neu entstandenen Industrieorte Alleghany City in Penn-
sylvanien mit seinem kaum 11 jährigen Sohne in einer Baumwoll-
spinnerei Arbeit gefunden hatte. Andrew, der am 25. November
1835 geboren war, verdiente sich hier seinen ersten Lohn, 11/2 Dollar
die Woche, und der spätere Milliardär erzählt, dass ihn niemals
Geld so glücklich gemacht habe wie dieses erstverdiente. In Andrew
Carnegie
steckte das unbändige Bestreben, voranzukommen, was ihm
bei grosser Begabung durch Fleiss, Ausdauer, Entschlossenheit und
Wagemut in beispielloser Weise gelang. Er ist das Vorbild eines ameri-
kanischen self-mademan. In seinem 13. Jahr übernahm er die besser
gelohnte Arbeit eines Kesselheizers. Seine freie Zeit verwendete er dazu,
sich weiter zu unterrichten, wozu ihm die Bibliothek des Kapitäns
J. Anderson, der dieselbe den Arbeitern zur Benutzung überlassen hatte,
Gelegenheit gab. Das Dankgefühl für diese Wohlthat war so mächtig
in ihm, dass er in späteren Jahren viele Millionen für die Errichtung
solcher Volksbibliotheken schenkte. Zunächst brachten ihm seine er-
worbenen Kenntnisse einen Schreiberposten auf dem Kontor der Fabrik
ein. Jm 15. Jahre starb ihm der Vater und nun musste er auch für den
Unterhalt seiner Mutter und eines jüngeren Bruders sorgen. Er wurde
Depeschenbesteller, dann Telegraphist und erwarb als solcher so sehr

1) Stahl und Eisen 1900, S. 403.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.
sogenannter Trusts. Andrew Carnegie, der ein Gegner der Syndi-
kate war, verhinderte zwar anfänglich die Bildung eines groſsen
Eisen- und Stahltrusts, ähnlich dem Kupfertrust, er verband sich
aber mit Rockfeller und sicherte sich dadurch den Erzbezug vom
Oberen See und eine beherrschende Stellung. Nach Beilegung des
Streites mit Frick wurde 1900 die Carnegie Company mit einem
Kapital von 160 Millionen Dollar gegründet. Alle Spezialitäten-
fabriken, wie Feinblechwalzwerke, Schraubenfabriken, Röhrenfabriken,
selbst Stabeisenwalzwerke verbanden sich dagegen, zur Erzielung
besserer Verkaufspreise, zu Trusts. Diese Konsolidationen repräsen-
tierten meistens riesige Kapitalien 1). Carnegie warnte vor den
Trusts, doch konnte er trotz seines Einflusses die Strömung der Zeit
nicht aufhalten.

Es erscheint angezeigt, daſs wir einen Blick auf den Lebens-
gang dieses für die Eisenindustrie Amerikas so wichtigen Mannes
werfen. Andrew Carnegie war der Sohn eines armen Webers,
der aus Not im Jahre 1846 mit seiner Familie aus seinem Heimats-
orte Dunfermline in Schottland nach Amerika ausgewandert und
in dem neu entstandenen Industrieorte Alleghany City in Penn-
sylvanien mit seinem kaum 11 jährigen Sohne in einer Baumwoll-
spinnerei Arbeit gefunden hatte. Andrew, der am 25. November
1835 geboren war, verdiente sich hier seinen ersten Lohn, 1½ Dollar
die Woche, und der spätere Milliardär erzählt, daſs ihn niemals
Geld so glücklich gemacht habe wie dieses erstverdiente. In Andrew
Carnegie
steckte das unbändige Bestreben, voranzukommen, was ihm
bei groſser Begabung durch Fleiſs, Ausdauer, Entschlossenheit und
Wagemut in beispielloser Weise gelang. Er ist das Vorbild eines ameri-
kanischen self-mademan. In seinem 13. Jahr übernahm er die besser
gelohnte Arbeit eines Kesselheizers. Seine freie Zeit verwendete er dazu,
sich weiter zu unterrichten, wozu ihm die Bibliothek des Kapitäns
J. Anderson, der dieselbe den Arbeitern zur Benutzung überlassen hatte,
Gelegenheit gab. Das Dankgefühl für diese Wohlthat war so mächtig
in ihm, daſs er in späteren Jahren viele Millionen für die Errichtung
solcher Volksbibliotheken schenkte. Zunächst brachten ihm seine er-
worbenen Kenntnisse einen Schreiberposten auf dem Kontor der Fabrik
ein. Jm 15. Jahre starb ihm der Vater und nun muſste er auch für den
Unterhalt seiner Mutter und eines jüngeren Bruders sorgen. Er wurde
Depeschenbesteller, dann Telegraphist und erwarb als solcher so sehr

1) Stahl und Eisen 1900, S. 403.
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[1314/1330] Vereinigte Staaten von Nordamerika. sogenannter Trusts. Andrew Carnegie, der ein Gegner der Syndi- kate war, verhinderte zwar anfänglich die Bildung eines groſsen Eisen- und Stahltrusts, ähnlich dem Kupfertrust, er verband sich aber mit Rockfeller und sicherte sich dadurch den Erzbezug vom Oberen See und eine beherrschende Stellung. Nach Beilegung des Streites mit Frick wurde 1900 die Carnegie Company mit einem Kapital von 160 Millionen Dollar gegründet. Alle Spezialitäten- fabriken, wie Feinblechwalzwerke, Schraubenfabriken, Röhrenfabriken, selbst Stabeisenwalzwerke verbanden sich dagegen, zur Erzielung besserer Verkaufspreise, zu Trusts. Diese Konsolidationen repräsen- tierten meistens riesige Kapitalien 1). Carnegie warnte vor den Trusts, doch konnte er trotz seines Einflusses die Strömung der Zeit nicht aufhalten. Es erscheint angezeigt, daſs wir einen Blick auf den Lebens- gang dieses für die Eisenindustrie Amerikas so wichtigen Mannes werfen. Andrew Carnegie war der Sohn eines armen Webers, der aus Not im Jahre 1846 mit seiner Familie aus seinem Heimats- orte Dunfermline in Schottland nach Amerika ausgewandert und in dem neu entstandenen Industrieorte Alleghany City in Penn- sylvanien mit seinem kaum 11 jährigen Sohne in einer Baumwoll- spinnerei Arbeit gefunden hatte. Andrew, der am 25. November 1835 geboren war, verdiente sich hier seinen ersten Lohn, 1½ Dollar die Woche, und der spätere Milliardär erzählt, daſs ihn niemals Geld so glücklich gemacht habe wie dieses erstverdiente. In Andrew Carnegie steckte das unbändige Bestreben, voranzukommen, was ihm bei groſser Begabung durch Fleiſs, Ausdauer, Entschlossenheit und Wagemut in beispielloser Weise gelang. Er ist das Vorbild eines ameri- kanischen self-mademan. In seinem 13. Jahr übernahm er die besser gelohnte Arbeit eines Kesselheizers. Seine freie Zeit verwendete er dazu, sich weiter zu unterrichten, wozu ihm die Bibliothek des Kapitäns J. Anderson, der dieselbe den Arbeitern zur Benutzung überlassen hatte, Gelegenheit gab. Das Dankgefühl für diese Wohlthat war so mächtig in ihm, daſs er in späteren Jahren viele Millionen für die Errichtung solcher Volksbibliotheken schenkte. Zunächst brachten ihm seine er- worbenen Kenntnisse einen Schreiberposten auf dem Kontor der Fabrik ein. Jm 15. Jahre starb ihm der Vater und nun muſste er auch für den Unterhalt seiner Mutter und eines jüngeren Bruders sorgen. Er wurde Depeschenbesteller, dann Telegraphist und erwarb als solcher so sehr 1) Stahl und Eisen 1900, S. 403.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1330>, abgerufen am 23.11.2024.