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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
das Vertrauen seines Vorgesetzten Thomas Scott, dass dieser, als
er beim Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges als Chef des
Telegraphenwesens in das Ministerium berufen wurde, den jungen
Andrew nach Washington mitnahm. Nach dieser Zeit begann
Carnegie zu spekulieren. Mit Woodruff verband er sich zur Aus-
beutung von dessen Erfindung der Eisenbahnschlafwagen. Hierzu
musste er sich das Geld noch leihen. Das Unternehmen rentierte
und mit dem erzielten Gewinn beteiligte er sich an der Ausbeutung
von Petroleumquellen, die so viel Nutzen abwarfen, dass Andrew ein
wohlhabender Mann wurde. Mit scharfem Auge hatte er die Mängel
der amerikanischen Eisenbahnen erkannt. Hierzu gehörten besonders
die hölzernen Brücken, die so oft einstürzten und zu schweren Unfällen
Veranlassung gaben. Er organisierte deshalb die Cyclop-Eisenwerke
und die Keystone-Gesellschaft, baute die erste eiserne Brücke über
den Ohio, deren Erfolg ihm so viele Aufträge einbrachte, dass er sie
kaum bewältigen konnte. 1868 überzeugte er sich auf einer Reise
durch England von der Überlegenheit der Stahlschienen, worauf er
sofort nach seiner Rückkehr ein Bessemerstahl- und Schienenwalzwerk
anlegte. Seine Eisen- und Stahlwerke vergrösserten und vermehrten
sich von Jahr zu Jahr und wurden die grössten Anlagen der Welt.
Ende 1899 beschäftigten sie 50000 Arbeiter und erzeugten 31/2 Mill.
Tonnen Stahl, über 121/2 Prozent der Weltproduktion. Er hat wie
kein anderer zu der glänzenden Entwickelung der Eisen- und Stahl-
industrie Amerikas beigetragen. Im Jahre 1900 zog er sich von den
Geschäften zurück. Man schätzte sein Vermögen auf mindestens
300 Millionen Dollar. Hiervon machte er den edelsten Gebrauch für
zahllose Werke der Wohlthätigkeit, die aber alle praktischen Bedürf-
nissen dienen und besonders den Arbeitern zu gute kommen sollen.
Vornehmlich gründete er Volksbibliotheken, nach und nach etwa 120,
nicht nur in amerikanischen, sondern auch in schottischen und eng-
lischen Städten. Dem grössten dieser Unternehmen, dem Carnegie-
Institute in Pittsburgh, wendete er 7250000 Dollar, den Freibiblio-
theken New Yorks 5200000 Dollar, den Freibibliotheken in St. Louis
1000000 Dollar zu. Er sprach den Grundsatz aus: "Wer immer seinen
überschüssigen, nicht festliegenden Reichtum in selbstsüchtiger Weise
nur dazu benutzt, um immer mehr Geld zusammenzuscharren, ist ein
Dieb. Es ist eine Schande für einen Mann, mit Reichtum überladen
zu sterben." Andrew Carnegie war nicht nur der grösste Förderer
der Industrie der Vereinigten Staaten, er war auch ihr grösster
Wohlthäter.


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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
das Vertrauen seines Vorgesetzten Thomas Scott, daſs dieser, als
er beim Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges als Chef des
Telegraphenwesens in das Ministerium berufen wurde, den jungen
Andrew nach Washington mitnahm. Nach dieser Zeit begann
Carnegie zu spekulieren. Mit Woodruff verband er sich zur Aus-
beutung von dessen Erfindung der Eisenbahnschlafwagen. Hierzu
muſste er sich das Geld noch leihen. Das Unternehmen rentierte
und mit dem erzielten Gewinn beteiligte er sich an der Ausbeutung
von Petroleumquellen, die so viel Nutzen abwarfen, daſs Andrew ein
wohlhabender Mann wurde. Mit scharfem Auge hatte er die Mängel
der amerikanischen Eisenbahnen erkannt. Hierzu gehörten besonders
die hölzernen Brücken, die so oft einstürzten und zu schweren Unfällen
Veranlassung gaben. Er organisierte deshalb die Cyclop-Eisenwerke
und die Keystone-Gesellschaft, baute die erste eiserne Brücke über
den Ohio, deren Erfolg ihm so viele Aufträge einbrachte, daſs er sie
kaum bewältigen konnte. 1868 überzeugte er sich auf einer Reise
durch England von der Überlegenheit der Stahlschienen, worauf er
sofort nach seiner Rückkehr ein Bessemerstahl- und Schienenwalzwerk
anlegte. Seine Eisen- und Stahlwerke vergröſserten und vermehrten
sich von Jahr zu Jahr und wurden die gröſsten Anlagen der Welt.
Ende 1899 beschäftigten sie 50000 Arbeiter und erzeugten 3½ Mill.
Tonnen Stahl, über 12½ Prozent der Weltproduktion. Er hat wie
kein anderer zu der glänzenden Entwickelung der Eisen- und Stahl-
industrie Amerikas beigetragen. Im Jahre 1900 zog er sich von den
Geschäften zurück. Man schätzte sein Vermögen auf mindestens
300 Millionen Dollar. Hiervon machte er den edelsten Gebrauch für
zahllose Werke der Wohlthätigkeit, die aber alle praktischen Bedürf-
nissen dienen und besonders den Arbeitern zu gute kommen sollen.
Vornehmlich gründete er Volksbibliotheken, nach und nach etwa 120,
nicht nur in amerikanischen, sondern auch in schottischen und eng-
lischen Städten. Dem gröſsten dieser Unternehmen, dem Carnegie-
Institute in Pittsburgh, wendete er 7250000 Dollar, den Freibiblio-
theken New Yorks 5200000 Dollar, den Freibibliotheken in St. Louis
1000000 Dollar zu. Er sprach den Grundsatz aus: „Wer immer seinen
überschüssigen, nicht festliegenden Reichtum in selbstsüchtiger Weise
nur dazu benutzt, um immer mehr Geld zusammenzuscharren, ist ein
Dieb. Es ist eine Schande für einen Mann, mit Reichtum überladen
zu sterben.“ Andrew Carnegie war nicht nur der gröſste Förderer
der Industrie der Vereinigten Staaten, er war auch ihr gröſster
Wohlthäter.


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[1315/1331] Vereinigte Staaten von Nordamerika. das Vertrauen seines Vorgesetzten Thomas Scott, daſs dieser, als er beim Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges als Chef des Telegraphenwesens in das Ministerium berufen wurde, den jungen Andrew nach Washington mitnahm. Nach dieser Zeit begann Carnegie zu spekulieren. Mit Woodruff verband er sich zur Aus- beutung von dessen Erfindung der Eisenbahnschlafwagen. Hierzu muſste er sich das Geld noch leihen. Das Unternehmen rentierte und mit dem erzielten Gewinn beteiligte er sich an der Ausbeutung von Petroleumquellen, die so viel Nutzen abwarfen, daſs Andrew ein wohlhabender Mann wurde. Mit scharfem Auge hatte er die Mängel der amerikanischen Eisenbahnen erkannt. Hierzu gehörten besonders die hölzernen Brücken, die so oft einstürzten und zu schweren Unfällen Veranlassung gaben. Er organisierte deshalb die Cyclop-Eisenwerke und die Keystone-Gesellschaft, baute die erste eiserne Brücke über den Ohio, deren Erfolg ihm so viele Aufträge einbrachte, daſs er sie kaum bewältigen konnte. 1868 überzeugte er sich auf einer Reise durch England von der Überlegenheit der Stahlschienen, worauf er sofort nach seiner Rückkehr ein Bessemerstahl- und Schienenwalzwerk anlegte. Seine Eisen- und Stahlwerke vergröſserten und vermehrten sich von Jahr zu Jahr und wurden die gröſsten Anlagen der Welt. Ende 1899 beschäftigten sie 50000 Arbeiter und erzeugten 3½ Mill. Tonnen Stahl, über 12½ Prozent der Weltproduktion. Er hat wie kein anderer zu der glänzenden Entwickelung der Eisen- und Stahl- industrie Amerikas beigetragen. Im Jahre 1900 zog er sich von den Geschäften zurück. Man schätzte sein Vermögen auf mindestens 300 Millionen Dollar. Hiervon machte er den edelsten Gebrauch für zahllose Werke der Wohlthätigkeit, die aber alle praktischen Bedürf- nissen dienen und besonders den Arbeitern zu gute kommen sollen. Vornehmlich gründete er Volksbibliotheken, nach und nach etwa 120, nicht nur in amerikanischen, sondern auch in schottischen und eng- lischen Städten. Dem gröſsten dieser Unternehmen, dem Carnegie- Institute in Pittsburgh, wendete er 7250000 Dollar, den Freibiblio- theken New Yorks 5200000 Dollar, den Freibibliotheken in St. Louis 1000000 Dollar zu. Er sprach den Grundsatz aus: „Wer immer seinen überschüssigen, nicht festliegenden Reichtum in selbstsüchtiger Weise nur dazu benutzt, um immer mehr Geld zusammenzuscharren, ist ein Dieb. Es ist eine Schande für einen Mann, mit Reichtum überladen zu sterben.“ Andrew Carnegie war nicht nur der gröſste Förderer der Industrie der Vereinigten Staaten, er war auch ihr gröſster Wohlthäter. 83*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1331>, abgerufen am 23.11.2024.