der Sache, in der Vergangenheit und in dem Umstand, dass es vor- läufig vorteilhafter war, diese Gegenstände gegen andere Industrie- erzeugnisse einzutauschen, als sie selbst zu erzeugen, wozu auch zu- nächst noch die Vorbedingungen fehlten.
Die erste moderne Hochofenhütte, allerdings noch für Holzkohlen- betrieb, wurde 1875 in der Nähe der Eisenerzgruben von Haigou erbaut. Der Hochofen war 17,40 m hoch, 3 m in der Rast und 1,80 m in der Gicht weit, er war mit Lürmanns Schlackenform versehen und hatte Whitwellapparate zur Winderhitzung. Die Produktion betrug 70 bis 80 Tonnen in der Woche, das Erz war gewaschener, weicher Magnet- eisensand. Die Anlage war von der englischen Firma Head, Wrightson & Co. von den Teesdale Eisenwerken bei Stockton on Tees ausgeführt, die feuerfesten Steine waren aus japanischem Material hergestellt, die stehende Gebläsemaschine von der Firma Galloway in Manchester ge- liefert. In demselben Jahre 1875 erbaute David Forbes ein Eisen- werk, das zunächst 12 Puddelöfen und 7 Schweissöfen, sodann ein Blech-, Schienen-, Stabeisen- und Trägerwalzwerk und einen Dampf- hammer umfasste. Alle die letztgenannten Werkzeuge waren von der berühmten Firma Tannet, Walker & Co. in Leeds geliefert.
Bis zum Jahre 1880 waren Bergbau und Metallgewinnung staatlich. In diesem Jahre brach die Regierung mit dem alten System und ging dazu über, die Bergwerke zu veräussern oder zu verpachten. Ein Hindernis für die Entwickelung des Bergbaues war es, dass die Arbeit des Bergmannes in Japan verachtet war. Man hatte vordem nur Sträflinge zur Bergarbeit verurteilt, wie im alten Rom. Nur Leute aus den untersten Schichen der Bevölkerung wurden Bergarbeiter, die schlecht bezahlt und hart behandelt wurden.
Wie sehr der Eisenverbrauch in den achtziger Jahren zunahm, geht daraus hervor, dass derselbe von 1877 bis 1888 von 1213675 Yen auf 6189168 (von 4854700 Mark auf 25610000 Mark) stieg. 1888 betrug der Bedarf an Eisenbahnschienen 6142000 Mark, an Roheisen 1676500 Mark, an Werkzeugen 1333460 Mark, an sonstigen Eisen- waren 12651260 Mark.
Ein deutliches Bild der raschen Entwickelung Japans in dieser Zeit giebt das rasche Wachstum der Eisenbahnen. Die Länge der Eisenbahnlinien betrug in englischen Meilen (statute miles):
[Spaltenumbruch]
1872/73 18
1882/83 171
1892/93 1871
In Kilometern: 1880 121
[Spaltenumbruch]
1894/95 2118
1896/97 2507
1898/99 3430
1890 2333 1900 5892.
Japan.
der Sache, in der Vergangenheit und in dem Umstand, daſs es vor- läufig vorteilhafter war, diese Gegenstände gegen andere Industrie- erzeugnisse einzutauschen, als sie selbst zu erzeugen, wozu auch zu- nächst noch die Vorbedingungen fehlten.
Die erste moderne Hochofenhütte, allerdings noch für Holzkohlen- betrieb, wurde 1875 in der Nähe der Eisenerzgruben von Haigou erbaut. Der Hochofen war 17,40 m hoch, 3 m in der Rast und 1,80 m in der Gicht weit, er war mit Lürmanns Schlackenform versehen und hatte Whitwellapparate zur Winderhitzung. Die Produktion betrug 70 bis 80 Tonnen in der Woche, das Erz war gewaschener, weicher Magnet- eisensand. Die Anlage war von der englischen Firma Head, Wrightson & Co. von den Teesdale Eisenwerken bei Stockton on Tees ausgeführt, die feuerfesten Steine waren aus japanischem Material hergestellt, die stehende Gebläsemaschine von der Firma Galloway in Manchester ge- liefert. In demselben Jahre 1875 erbaute David Forbes ein Eisen- werk, das zunächst 12 Puddelöfen und 7 Schweiſsöfen, sodann ein Blech-, Schienen-, Stabeisen- und Trägerwalzwerk und einen Dampf- hammer umfaſste. Alle die letztgenannten Werkzeuge waren von der berühmten Firma Tannet, Walker & Co. in Leeds geliefert.
Bis zum Jahre 1880 waren Bergbau und Metallgewinnung staatlich. In diesem Jahre brach die Regierung mit dem alten System und ging dazu über, die Bergwerke zu veräuſsern oder zu verpachten. Ein Hindernis für die Entwickelung des Bergbaues war es, daſs die Arbeit des Bergmannes in Japan verachtet war. Man hatte vordem nur Sträflinge zur Bergarbeit verurteilt, wie im alten Rom. Nur Leute aus den untersten Schichen der Bevölkerung wurden Bergarbeiter, die schlecht bezahlt und hart behandelt wurden.
Wie sehr der Eisenverbrauch in den achtziger Jahren zunahm, geht daraus hervor, daſs derselbe von 1877 bis 1888 von 1213675 Yen auf 6189168 (von 4854700 Mark auf 25610000 Mark) stieg. 1888 betrug der Bedarf an Eisenbahnschienen 6142000 Mark, an Roheisen 1676500 Mark, an Werkzeugen 1333460 Mark, an sonstigen Eisen- waren 12651260 Mark.
Ein deutliches Bild der raschen Entwickelung Japans in dieser Zeit giebt das rasche Wachstum der Eisenbahnen. Die Länge der Eisenbahnlinien betrug in englischen Meilen (statute miles):
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1872/73 18
1882/83 171
1892/93 1871
In Kilometern: 1880 121
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1894/95 2118
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Japan.
der Sache, in der Vergangenheit und in dem Umstand, daſs es vor-
läufig vorteilhafter war, diese Gegenstände gegen andere Industrie-
erzeugnisse einzutauschen, als sie selbst zu erzeugen, wozu auch zu-
nächst noch die Vorbedingungen fehlten.
Die erste moderne Hochofenhütte, allerdings noch für Holzkohlen-
betrieb, wurde 1875 in der Nähe der Eisenerzgruben von Haigou erbaut.
Der Hochofen war 17,40 m hoch, 3 m in der Rast und 1,80 m in der
Gicht weit, er war mit Lürmanns Schlackenform versehen und hatte
Whitwellapparate zur Winderhitzung. Die Produktion betrug 70 bis
80 Tonnen in der Woche, das Erz war gewaschener, weicher Magnet-
eisensand. Die Anlage war von der englischen Firma Head, Wrightson
& Co. von den Teesdale Eisenwerken bei Stockton on Tees ausgeführt,
die feuerfesten Steine waren aus japanischem Material hergestellt, die
stehende Gebläsemaschine von der Firma Galloway in Manchester ge-
liefert. In demselben Jahre 1875 erbaute David Forbes ein Eisen-
werk, das zunächst 12 Puddelöfen und 7 Schweiſsöfen, sodann ein
Blech-, Schienen-, Stabeisen- und Trägerwalzwerk und einen Dampf-
hammer umfaſste. Alle die letztgenannten Werkzeuge waren von der
berühmten Firma Tannet, Walker & Co. in Leeds geliefert.
Bis zum Jahre 1880 waren Bergbau und Metallgewinnung staatlich.
In diesem Jahre brach die Regierung mit dem alten System und ging
dazu über, die Bergwerke zu veräuſsern oder zu verpachten. Ein
Hindernis für die Entwickelung des Bergbaues war es, daſs die Arbeit
des Bergmannes in Japan verachtet war. Man hatte vordem nur
Sträflinge zur Bergarbeit verurteilt, wie im alten Rom. Nur Leute
aus den untersten Schichen der Bevölkerung wurden Bergarbeiter,
die schlecht bezahlt und hart behandelt wurden.
Wie sehr der Eisenverbrauch in den achtziger Jahren zunahm,
geht daraus hervor, daſs derselbe von 1877 bis 1888 von 1213675 Yen
auf 6189168 (von 4854700 Mark auf 25610000 Mark) stieg. 1888
betrug der Bedarf an Eisenbahnschienen 6142000 Mark, an Roheisen
1676500 Mark, an Werkzeugen 1333460 Mark, an sonstigen Eisen-
waren 12651260 Mark.
Ein deutliches Bild der raschen Entwickelung Japans in dieser
Zeit giebt das rasche Wachstum der Eisenbahnen. Die Länge der
Eisenbahnlinien betrug in englischen Meilen (statute miles):
1872/73 18
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In Kilometern: 1880 121
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1374>, abgerufen am 23.11.2024.
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