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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
erschien 1), zum erstenmal in einem wissenschaftlichen Lehrbuche das
Bessemern als einen gleichberechtigten Prozess neben dem Puddeln,
der Cement- und Gussstahlfabrikation behandelte und auf seine
Leistungen, seine Wichtigkeit und seine Bedeutung für die Zukunft
hinwies. In Frankreich war es Gruner, der, obgleich früher aus
theoretischen Gründen ein Gegner des Bessemerverfahrens, seitdem er
dasselbe auf seiner Reise in England im Juni 1860 zu Weardale in
Durham kennen gelernt und in praktischer Ausführung gesehen hatte,
mit voller Überzeugung in einer ausführlichen Abhandlung 1861 für
dasselbe eintrat 2).

Neben Gruner war es A. la Salle, der schon 1860 eine aus-
führliche Abhandlung über das Bessemerverfahren veröffentlichte 3), in
der er bereits bestimmt aussprach, als beste Methode werde es sich
erweisen, das Roheisen in Konvertern vollständig zu entkohlen und
dann die erforderliche Kohlenmenge in einem reinen Stoffe wieder
zuzusetzen.

In Deutschland veröffentlichte Professor Alexander Müller
einen beachtenswerten Aufsatz im Journal für praktische Chemie
(Bd. LXXXII, S. 496). Er trat darin entschieden für das englische
Verfahren ein.

Von noch grösserer Bedeutung war Tunners öffentlicher Bericht
über den Bessemerprozess, welchen er bei der zweiten allgemeinen
Versammlung der Berg- und Hüttenmänner im September 1861
in Wien erstattete, indem er mit Nachdruck darauf hinwies, wie
wichtig die Einführung des Verfahrens für Österreich sei, und bei
welcher Gelegenheit er auch den glücklichen Ausdruck "Bessemern"
als Zeitwort und Substantiv erfand und in Kurs setzte. Er wies
darauf hin, dass 1. das Bessemern in England und in Schweden über
das Versuchsstadium hinaus sei und dass dort und in Frankreich
grosse Anlagen im Bau begriffen seien; 2. dass in England und in
Schweden bereits Tausende von Centnern Bessemerstahl erzeugt und
zu verschiedenen Zwecken verwendet würden; 3. dass Bessemerstahl
aus gutem Roheisen dem Gussstahl und das entsprechende Bessemer-
eisen dem Herdfrischeisen gleichkomme; 4. dass der Eisenabbrand bei
der Erzeugung von Stahl nach diesem Verfahren 12 bis 15 Prozent,

1) Iron: its history, properties and processes of manufacture by W. Fairbairn.
2) Annales des Mines, 5. ser., t. 18, p. 553; Berg- und Hüttenmänn. Ztg.
1861, Nr. 32 und 36; Dinglers Journ. 161, S. 46.
3) Siehe Memoires et Compte-rendu des travaux de la societe des ingenieurs
civils 1860, p. 401; Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1862, Nr. 8 und 9.

Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
erschien 1), zum erstenmal in einem wissenschaftlichen Lehrbuche das
Bessemern als einen gleichberechtigten Prozeſs neben dem Puddeln,
der Cement- und Guſsstahlfabrikation behandelte und auf seine
Leistungen, seine Wichtigkeit und seine Bedeutung für die Zukunft
hinwies. In Frankreich war es Gruner, der, obgleich früher aus
theoretischen Gründen ein Gegner des Bessemerverfahrens, seitdem er
dasselbe auf seiner Reise in England im Juni 1860 zu Weardale in
Durham kennen gelernt und in praktischer Ausführung gesehen hatte,
mit voller Überzeugung in einer ausführlichen Abhandlung 1861 für
dasselbe eintrat 2).

Neben Gruner war es A. la Salle, der schon 1860 eine aus-
führliche Abhandlung über das Bessemerverfahren veröffentlichte 3), in
der er bereits bestimmt aussprach, als beste Methode werde es sich
erweisen, das Roheisen in Konvertern vollständig zu entkohlen und
dann die erforderliche Kohlenmenge in einem reinen Stoffe wieder
zuzusetzen.

In Deutschland veröffentlichte Professor Alexander Müller
einen beachtenswerten Aufsatz im Journal für praktische Chemie
(Bd. LXXXII, S. 496). Er trat darin entschieden für das englische
Verfahren ein.

Von noch gröſserer Bedeutung war Tunners öffentlicher Bericht
über den Bessemerprozeſs, welchen er bei der zweiten allgemeinen
Versammlung der Berg- und Hüttenmänner im September 1861
in Wien erstattete, indem er mit Nachdruck darauf hinwies, wie
wichtig die Einführung des Verfahrens für Österreich sei, und bei
welcher Gelegenheit er auch den glücklichen Ausdruck „Bessemern“
als Zeitwort und Substantiv erfand und in Kurs setzte. Er wies
darauf hin, daſs 1. das Bessemern in England und in Schweden über
das Versuchsstadium hinaus sei und daſs dort und in Frankreich
groſse Anlagen im Bau begriffen seien; 2. daſs in England und in
Schweden bereits Tausende von Centnern Bessemerstahl erzeugt und
zu verschiedenen Zwecken verwendet würden; 3. daſs Bessemerstahl
aus gutem Roheisen dem Guſsstahl und das entsprechende Bessemer-
eisen dem Herdfrischeisen gleichkomme; 4. daſs der Eisenabbrand bei
der Erzeugung von Stahl nach diesem Verfahren 12 bis 15 Prozent,

1) Iron: its history, properties and processes of manufacture by W. Fairbairn.
2) Annales des Mines, 5. sér., t. 18, p. 553; Berg- und Hüttenmänn. Ztg.
1861, Nr. 32 und 36; Dinglers Journ. 161, S. 46.
3) Siehe Mémoires et Compte-rendu des travaux de la société des ingénieurs
civils 1860, p. 401; Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1862, Nr. 8 und 9.
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[123/0139] Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870. erschien 1), zum erstenmal in einem wissenschaftlichen Lehrbuche das Bessemern als einen gleichberechtigten Prozeſs neben dem Puddeln, der Cement- und Guſsstahlfabrikation behandelte und auf seine Leistungen, seine Wichtigkeit und seine Bedeutung für die Zukunft hinwies. In Frankreich war es Gruner, der, obgleich früher aus theoretischen Gründen ein Gegner des Bessemerverfahrens, seitdem er dasselbe auf seiner Reise in England im Juni 1860 zu Weardale in Durham kennen gelernt und in praktischer Ausführung gesehen hatte, mit voller Überzeugung in einer ausführlichen Abhandlung 1861 für dasselbe eintrat 2). Neben Gruner war es A. la Salle, der schon 1860 eine aus- führliche Abhandlung über das Bessemerverfahren veröffentlichte 3), in der er bereits bestimmt aussprach, als beste Methode werde es sich erweisen, das Roheisen in Konvertern vollständig zu entkohlen und dann die erforderliche Kohlenmenge in einem reinen Stoffe wieder zuzusetzen. In Deutschland veröffentlichte Professor Alexander Müller einen beachtenswerten Aufsatz im Journal für praktische Chemie (Bd. LXXXII, S. 496). Er trat darin entschieden für das englische Verfahren ein. Von noch gröſserer Bedeutung war Tunners öffentlicher Bericht über den Bessemerprozeſs, welchen er bei der zweiten allgemeinen Versammlung der Berg- und Hüttenmänner im September 1861 in Wien erstattete, indem er mit Nachdruck darauf hinwies, wie wichtig die Einführung des Verfahrens für Österreich sei, und bei welcher Gelegenheit er auch den glücklichen Ausdruck „Bessemern“ als Zeitwort und Substantiv erfand und in Kurs setzte. Er wies darauf hin, daſs 1. das Bessemern in England und in Schweden über das Versuchsstadium hinaus sei und daſs dort und in Frankreich groſse Anlagen im Bau begriffen seien; 2. daſs in England und in Schweden bereits Tausende von Centnern Bessemerstahl erzeugt und zu verschiedenen Zwecken verwendet würden; 3. daſs Bessemerstahl aus gutem Roheisen dem Guſsstahl und das entsprechende Bessemer- eisen dem Herdfrischeisen gleichkomme; 4. daſs der Eisenabbrand bei der Erzeugung von Stahl nach diesem Verfahren 12 bis 15 Prozent, 1) Iron: its history, properties and processes of manufacture by W. Fairbairn. 2) Annales des Mines, 5. sér., t. 18, p. 553; Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1861, Nr. 32 und 36; Dinglers Journ. 161, S. 46. 3) Siehe Mémoires et Compte-rendu des travaux de la société des ingénieurs civils 1860, p. 401; Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1862, Nr. 8 und 9.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/139>, abgerufen am 24.11.2024.