Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
rasch unter die Walzen gebracht und zu einer fertigen Panzerplatte ausgewalzt. Dieselbe wurde dann auf eine horizontale Abrichtplatte gebracht und durch Darüberrollen schwerer Walzen geebnet.
Panzerplatten von 41/2 und 5 Zoll Stärke waren ausreichend, solange man nur mit gewöhnlichen gusseisernen Kugeln schoss. Als aber die Stahlgeschosse aufkamen, erwiesen sie sich als ungenügend und musste man die Platten in den folgenden Jahren immer dicker, 5, 7, 8, zuletzt 12 Zoll dick machen. 1868 walzten John Brown & Co. Platten von 15 Zoll Dicke für eisengepanzerte Forts. Anfang September machte er sogar eine Platte von 20 Fuss Länge, 4 Fuss Breite und 21 Zoll Dicke, die 21 Tonnen wog. Es lässt sich hieraus ermessen, welche starke Maschinen verwendet wurden.
Das Plattenwalzwerk von Charles Camel & Co. in Sheffield, welches Ulrich, Aust und Jänisch 1868 beschrieben haben, hatte eine Maschine von 400 Pferdekräften mit einem Schwungrad von 1000 Centner.
Die Panzerplattenfabrikation war es aber nicht allein, welche die grossen Fortschritte in der Walzwerktechnik veranlasste; die immer zunehmende Verwendung des Bessemerstahls für die Eisenbahn- schienen, die Herstellung der Radreifen aus Bessemerstahl und Guss- stahl, besonders aber auch die Herstellung immer grösserer und kühnerer Profile des Formeisens trug nicht weniger hierzu bei. Der Schiffsbau und der Brückenbau erforderten zahlreiche neue Formen von Walzeisen. Hiervon waren viele in der Ausstellung von 1862 zu sehen.
Neue und absonderliche Walzprodukte waren die fertig gewalzten Kettenglieder mit 2 oder 3 Augen, welche von Howard, Ravenhill & Co. zu Rotherhithe bei London bis zu 18 Fuss Länge und 6 Centner Gewicht in sogenannten Collarwalzen hergestellt wurden; ferner "Taper- eisen", Keileisen von zunehmender und abnehmender Stärke, welches zwischen Walzen, die während des Umganges sich näherten und ent- fernten, was durch Heben der Oberwalze geschah, gewalzt wurde. Solches hatten die Mersey-Eisenwerke ausgestellt. Die veränderte Stellung der Oberwalze wurde durch den Druck von Wasser, als nicht elastischer Flüssigkeit, bewirkt.
Sodann waren vom Butterley-Eisenwerk 3 Fuss hohe Girders, Doppel-T-Träger, ausgestellt, die aber aus 2 T-Schienen und einem Flacheisen in der Weise hergestellt waren, dass Leisteneisen dazwischen gelegt und dann Stück für Stück im Schweissfeuer erhitzt und zwischen Doppelhämmern auf beiden Seiten zugleich geschmiedet wurde. Das Butterley-Eisenwerk bei Alfreton in Derbyshire hatte gewalzte I-Träger
Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
rasch unter die Walzen gebracht und zu einer fertigen Panzerplatte ausgewalzt. Dieselbe wurde dann auf eine horizontale Abrichtplatte gebracht und durch Darüberrollen schwerer Walzen geebnet.
Panzerplatten von 4½ und 5 Zoll Stärke waren ausreichend, solange man nur mit gewöhnlichen guſseisernen Kugeln schoſs. Als aber die Stahlgeschosse aufkamen, erwiesen sie sich als ungenügend und muſste man die Platten in den folgenden Jahren immer dicker, 5, 7, 8, zuletzt 12 Zoll dick machen. 1868 walzten John Brown & Co. Platten von 15 Zoll Dicke für eisengepanzerte Forts. Anfang September machte er sogar eine Platte von 20 Fuſs Länge, 4 Fuſs Breite und 21 Zoll Dicke, die 21 Tonnen wog. Es läſst sich hieraus ermessen, welche starke Maschinen verwendet wurden.
Das Plattenwalzwerk von Charles Camel & Co. in Sheffield, welches Ulrich, Aust und Jänisch 1868 beschrieben haben, hatte eine Maschine von 400 Pferdekräften mit einem Schwungrad von 1000 Centner.
Die Panzerplattenfabrikation war es aber nicht allein, welche die groſsen Fortschritte in der Walzwerktechnik veranlaſste; die immer zunehmende Verwendung des Bessemerstahls für die Eisenbahn- schienen, die Herstellung der Radreifen aus Bessemerstahl und Guſs- stahl, besonders aber auch die Herstellung immer gröſserer und kühnerer Profile des Formeisens trug nicht weniger hierzu bei. Der Schiffsbau und der Brückenbau erforderten zahlreiche neue Formen von Walzeisen. Hiervon waren viele in der Ausstellung von 1862 zu sehen.
Neue und absonderliche Walzprodukte waren die fertig gewalzten Kettenglieder mit 2 oder 3 Augen, welche von Howard, Ravenhill & Co. zu Rotherhithe bei London bis zu 18 Fuſs Länge und 6 Centner Gewicht in sogenannten Collarwalzen hergestellt wurden; ferner „Taper- eisen“, Keileisen von zunehmender und abnehmender Stärke, welches zwischen Walzen, die während des Umganges sich näherten und ent- fernten, was durch Heben der Oberwalze geschah, gewalzt wurde. Solches hatten die Mersey-Eisenwerke ausgestellt. Die veränderte Stellung der Oberwalze wurde durch den Druck von Wasser, als nicht elastischer Flüssigkeit, bewirkt.
Sodann waren vom Butterley-Eisenwerk 3 Fuſs hohe Girders, Doppel-T-Träger, ausgestellt, die aber aus 2 T-Schienen und einem Flacheisen in der Weise hergestellt waren, daſs Leisteneisen dazwischen gelegt und dann Stück für Stück im Schweiſsfeuer erhitzt und zwischen Doppelhämmern auf beiden Seiten zugleich geschmiedet wurde. Das Butterley-Eisenwerk bei Alfreton in Derbyshire hatte gewalzte I-Träger
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Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
rasch unter die Walzen gebracht und zu einer fertigen Panzerplatte
ausgewalzt. Dieselbe wurde dann auf eine horizontale Abrichtplatte
gebracht und durch Darüberrollen schwerer Walzen geebnet.
Panzerplatten von 4½ und 5 Zoll Stärke waren ausreichend,
solange man nur mit gewöhnlichen guſseisernen Kugeln schoſs. Als
aber die Stahlgeschosse aufkamen, erwiesen sie sich als ungenügend
und muſste man die Platten in den folgenden Jahren immer dicker,
5, 7, 8, zuletzt 12 Zoll dick machen. 1868 walzten John Brown
& Co. Platten von 15 Zoll Dicke für eisengepanzerte Forts. Anfang
September machte er sogar eine Platte von 20 Fuſs Länge, 4 Fuſs
Breite und 21 Zoll Dicke, die 21 Tonnen wog. Es läſst sich hieraus
ermessen, welche starke Maschinen verwendet wurden.
Das Plattenwalzwerk von Charles Camel & Co. in Sheffield,
welches Ulrich, Aust und Jänisch 1868 beschrieben haben, hatte
eine Maschine von 400 Pferdekräften mit einem Schwungrad von
1000 Centner.
Die Panzerplattenfabrikation war es aber nicht allein, welche die
groſsen Fortschritte in der Walzwerktechnik veranlaſste; die immer
zunehmende Verwendung des Bessemerstahls für die Eisenbahn-
schienen, die Herstellung der Radreifen aus Bessemerstahl und Guſs-
stahl, besonders aber auch die Herstellung immer gröſserer und
kühnerer Profile des Formeisens trug nicht weniger hierzu bei. Der
Schiffsbau und der Brückenbau erforderten zahlreiche neue Formen von
Walzeisen. Hiervon waren viele in der Ausstellung von 1862 zu sehen.
Neue und absonderliche Walzprodukte waren die fertig gewalzten
Kettenglieder mit 2 oder 3 Augen, welche von Howard, Ravenhill
& Co. zu Rotherhithe bei London bis zu 18 Fuſs Länge und 6 Centner
Gewicht in sogenannten Collarwalzen hergestellt wurden; ferner „Taper-
eisen“, Keileisen von zunehmender und abnehmender Stärke, welches
zwischen Walzen, die während des Umganges sich näherten und ent-
fernten, was durch Heben der Oberwalze geschah, gewalzt wurde.
Solches hatten die Mersey-Eisenwerke ausgestellt. Die veränderte
Stellung der Oberwalze wurde durch den Druck von Wasser, als
nicht elastischer Flüssigkeit, bewirkt.
Sodann waren vom Butterley-Eisenwerk 3 Fuſs hohe Girders,
Doppel-T-Träger, ausgestellt, die aber aus 2 T-Schienen und einem
Flacheisen in der Weise hergestellt waren, daſs Leisteneisen dazwischen
gelegt und dann Stück für Stück im Schweiſsfeuer erhitzt und zwischen
Doppelhämmern auf beiden Seiten zugleich geschmiedet wurde. Das
Butterley-Eisenwerk bei Alfreton in Derbyshire hatte gewalzte I-Träger
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/220>, abgerufen am 21.11.2024.
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