Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
England auf dreierlei Weise dargestellt. Erstens durch Schmieden, wie z. B. auf den Thames Iron Works in London, wo man aus Abfall- und altem Eisen erst Pakete von 1 bis 11/2 Centner schmiedete, die man zu immer grösseren Stücken bis zu den fertigen Platten unter dem Hammer zusammenschweisste. Zweitens durch Walzen, wie z. B. in den Atlas Works in Sheffield, wo man die Pakete aus Platten von 1 Zoll Dicke, 12 Zoll Breite und 30 Zoll Länge zusammensetzte, bis man Platten von 120 Centner Gewicht unter Vor- und Rückwärts- walzen zusammengeschweisst hatte. Drittens durch Schmieden und Walzen, wie zu Codnor Park in Derbyshire, wo man zwei vor- geschnittene Platten unter dem Hammer zusammenschweisste, diese dann erhitzte und auswalzte.
Die meisten der ausgestellten Panzerplatten waren 41/2 Zoll dick, doch waren auch welche von 61/2 Zoll zu sehen. Sie wogen meist 30 bis 90 Centner das Stück, doch hatte das Mersey-Eisenwerk eine von 212 Centner Gewicht ausgestellt. -- Auf dem Themse-Eisenwerk geschah das Verschmieden mit 100 Centner-Hämmern, das Aus- schmieden der Platten mit 200 bis 400 Centner-Hämmern.
John Browns Panzerplattenwalzwerk auf den Atlaswerken zu Sheffield galt 1862 für mustergültig. Zum Schweissen der grossen Pakete hatte man sehr grosse Schweissöfen, die gleichsam aus zwei aneinandergebauten Schweissöfen, deren Hinterwände herausgenommen waren, bestanden. Das Ausziehen des 120 Centner schweren Schweiss- paketes geschah leicht und rasch durch die Walze selbst, indem eine Zugzange an einer Kette, die um die Walze geschlungen war, ähnlich wie bei einem Schleppzug, das Paket auf einen Wagen und mit diesem zu der Walze zog. Die Walzen hatten grosse Durchmesser und kleine Winkelgeschwindigkeit und liefen vor- und rückwärts. Der Paket- wagen war auf seiner Tragfläche mit Friktionsrollen versehen, dadurch konnten vier bis sechs Arbeiter die schweren Platten leicht vorschieben. Die gewalzten Platten waren leichter und billiger herzustellen als die geschmiedeten.
Um die Panzerplatten anzufertigen, wurden bei John Brown & Co. in Sheffield erst Platten von 30 Zoll Länge, 12 Zoll Breite und 1 Zoll Dicke gewalzt. Fünf derselben wurden zu einem Paket vereinigt, das schweisswarm zu Platten von 4 Fuss Quadrat ausgewalzt wurde. Aus diesen wurden unter Bildung eines neuen Paketes in ähnlicher Weise Platten von 8 Fuss Länge, 41/2 Fuss Breite und 21/2 Zoll Dicke hergestellt. Vier solcher wurden dann aufeinandergelegt, schweisswarm gemacht, mit der oben beschriebenen Kettenzange
Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
England auf dreierlei Weise dargestellt. Erstens durch Schmieden, wie z. B. auf den Thames Iron Works in London, wo man aus Abfall- und altem Eisen erst Pakete von 1 bis 1½ Centner schmiedete, die man zu immer gröſseren Stücken bis zu den fertigen Platten unter dem Hammer zusammenschweiſste. Zweitens durch Walzen, wie z. B. in den Atlas Works in Sheffield, wo man die Pakete aus Platten von 1 Zoll Dicke, 12 Zoll Breite und 30 Zoll Länge zusammensetzte, bis man Platten von 120 Centner Gewicht unter Vor- und Rückwärts- walzen zusammengeschweiſst hatte. Drittens durch Schmieden und Walzen, wie zu Codnor Park in Derbyshire, wo man zwei vor- geschnittene Platten unter dem Hammer zusammenschweiſste, diese dann erhitzte und auswalzte.
Die meisten der ausgestellten Panzerplatten waren 4½ Zoll dick, doch waren auch welche von 6½ Zoll zu sehen. Sie wogen meist 30 bis 90 Centner das Stück, doch hatte das Mersey-Eisenwerk eine von 212 Centner Gewicht ausgestellt. — Auf dem Themse-Eisenwerk geschah das Verschmieden mit 100 Centner-Hämmern, das Aus- schmieden der Platten mit 200 bis 400 Centner-Hämmern.
John Browns Panzerplattenwalzwerk auf den Atlaswerken zu Sheffield galt 1862 für mustergültig. Zum Schweiſsen der groſsen Pakete hatte man sehr groſse Schweiſsöfen, die gleichsam aus zwei aneinandergebauten Schweiſsöfen, deren Hinterwände herausgenommen waren, bestanden. Das Ausziehen des 120 Centner schweren Schweiſs- paketes geschah leicht und rasch durch die Walze selbst, indem eine Zugzange an einer Kette, die um die Walze geschlungen war, ähnlich wie bei einem Schleppzug, das Paket auf einen Wagen und mit diesem zu der Walze zog. Die Walzen hatten groſse Durchmesser und kleine Winkelgeschwindigkeit und liefen vor- und rückwärts. Der Paket- wagen war auf seiner Tragfläche mit Friktionsrollen versehen, dadurch konnten vier bis sechs Arbeiter die schweren Platten leicht vorschieben. Die gewalzten Platten waren leichter und billiger herzustellen als die geschmiedeten.
Um die Panzerplatten anzufertigen, wurden bei John Brown & Co. in Sheffield erst Platten von 30 Zoll Länge, 12 Zoll Breite und 1 Zoll Dicke gewalzt. Fünf derselben wurden zu einem Paket vereinigt, das schweiſswarm zu Platten von 4 Fuſs Quadrat ausgewalzt wurde. Aus diesen wurden unter Bildung eines neuen Paketes in ähnlicher Weise Platten von 8 Fuſs Länge, 4½ Fuſs Breite und 2½ Zoll Dicke hergestellt. Vier solcher wurden dann aufeinandergelegt, schweiſswarm gemacht, mit der oben beschriebenen Kettenzange
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0219"n="203"/><fwplace="top"type="header">Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.</fw><lb/>
England auf dreierlei Weise dargestellt. Erstens durch Schmieden,<lb/>
wie z. B. auf den Thames Iron Works in London, wo man aus Abfall-<lb/>
und altem Eisen erst Pakete von 1 bis 1½ Centner schmiedete, die<lb/>
man zu immer gröſseren Stücken bis zu den fertigen Platten unter<lb/>
dem Hammer zusammenschweiſste. Zweitens durch Walzen, wie z. B.<lb/>
in den Atlas Works in Sheffield, wo man die Pakete aus Platten von<lb/>
1 Zoll Dicke, 12 Zoll Breite und 30 Zoll Länge zusammensetzte, bis<lb/>
man Platten von 120 Centner Gewicht unter Vor- und Rückwärts-<lb/>
walzen zusammengeschweiſst hatte. Drittens durch Schmieden und<lb/>
Walzen, wie zu Codnor Park in Derbyshire, wo man zwei vor-<lb/>
geschnittene Platten unter dem Hammer zusammenschweiſste, diese<lb/>
dann erhitzte und auswalzte.</p><lb/><p>Die meisten der ausgestellten Panzerplatten waren 4½ Zoll dick,<lb/>
doch waren auch welche von 6½ Zoll zu sehen. Sie wogen meist<lb/>
30 bis 90 Centner das Stück, doch hatte das Mersey-Eisenwerk eine<lb/>
von 212 Centner Gewicht ausgestellt. — Auf dem Themse-Eisenwerk<lb/>
geschah das Verschmieden mit 100 Centner-Hämmern, das Aus-<lb/>
schmieden der Platten mit 200 bis 400 Centner-Hämmern.</p><lb/><p><hirendition="#g">John Browns</hi> Panzerplattenwalzwerk auf den Atlaswerken zu<lb/>
Sheffield galt 1862 für mustergültig. Zum Schweiſsen der groſsen<lb/>
Pakete hatte man sehr groſse Schweiſsöfen, die gleichsam aus zwei<lb/>
aneinandergebauten Schweiſsöfen, deren Hinterwände herausgenommen<lb/>
waren, bestanden. Das Ausziehen des 120 Centner schweren Schweiſs-<lb/>
paketes geschah leicht und rasch durch die Walze selbst, indem eine<lb/>
Zugzange an einer Kette, die um die Walze geschlungen war, ähnlich<lb/>
wie bei einem Schleppzug, das Paket auf einen Wagen und mit diesem<lb/>
zu der Walze zog. Die Walzen hatten groſse Durchmesser und kleine<lb/>
Winkelgeschwindigkeit und liefen vor- und rückwärts. Der Paket-<lb/>
wagen war auf seiner Tragfläche mit Friktionsrollen versehen, dadurch<lb/>
konnten vier bis sechs Arbeiter die schweren Platten leicht vorschieben.<lb/>
Die gewalzten Platten waren leichter und billiger herzustellen als die<lb/>
geschmiedeten.</p><lb/><p>Um die Panzerplatten anzufertigen, wurden bei <hirendition="#g">John Brown & Co.</hi><lb/>
in Sheffield erst Platten von 30 Zoll Länge, 12 Zoll Breite und 1 Zoll<lb/>
Dicke gewalzt. Fünf derselben wurden zu einem Paket vereinigt,<lb/>
das schweiſswarm zu Platten von 4 Fuſs Quadrat ausgewalzt wurde.<lb/>
Aus diesen wurden unter Bildung eines neuen Paketes in ähnlicher<lb/>
Weise Platten von 8 Fuſs Länge, 4½ Fuſs Breite und 2½ Zoll<lb/>
Dicke hergestellt. Vier solcher wurden dann aufeinandergelegt,<lb/>
schweiſswarm gemacht, mit der oben beschriebenen Kettenzange<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[203/0219]
Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
England auf dreierlei Weise dargestellt. Erstens durch Schmieden,
wie z. B. auf den Thames Iron Works in London, wo man aus Abfall-
und altem Eisen erst Pakete von 1 bis 1½ Centner schmiedete, die
man zu immer gröſseren Stücken bis zu den fertigen Platten unter
dem Hammer zusammenschweiſste. Zweitens durch Walzen, wie z. B.
in den Atlas Works in Sheffield, wo man die Pakete aus Platten von
1 Zoll Dicke, 12 Zoll Breite und 30 Zoll Länge zusammensetzte, bis
man Platten von 120 Centner Gewicht unter Vor- und Rückwärts-
walzen zusammengeschweiſst hatte. Drittens durch Schmieden und
Walzen, wie zu Codnor Park in Derbyshire, wo man zwei vor-
geschnittene Platten unter dem Hammer zusammenschweiſste, diese
dann erhitzte und auswalzte.
Die meisten der ausgestellten Panzerplatten waren 4½ Zoll dick,
doch waren auch welche von 6½ Zoll zu sehen. Sie wogen meist
30 bis 90 Centner das Stück, doch hatte das Mersey-Eisenwerk eine
von 212 Centner Gewicht ausgestellt. — Auf dem Themse-Eisenwerk
geschah das Verschmieden mit 100 Centner-Hämmern, das Aus-
schmieden der Platten mit 200 bis 400 Centner-Hämmern.
John Browns Panzerplattenwalzwerk auf den Atlaswerken zu
Sheffield galt 1862 für mustergültig. Zum Schweiſsen der groſsen
Pakete hatte man sehr groſse Schweiſsöfen, die gleichsam aus zwei
aneinandergebauten Schweiſsöfen, deren Hinterwände herausgenommen
waren, bestanden. Das Ausziehen des 120 Centner schweren Schweiſs-
paketes geschah leicht und rasch durch die Walze selbst, indem eine
Zugzange an einer Kette, die um die Walze geschlungen war, ähnlich
wie bei einem Schleppzug, das Paket auf einen Wagen und mit diesem
zu der Walze zog. Die Walzen hatten groſse Durchmesser und kleine
Winkelgeschwindigkeit und liefen vor- und rückwärts. Der Paket-
wagen war auf seiner Tragfläche mit Friktionsrollen versehen, dadurch
konnten vier bis sechs Arbeiter die schweren Platten leicht vorschieben.
Die gewalzten Platten waren leichter und billiger herzustellen als die
geschmiedeten.
Um die Panzerplatten anzufertigen, wurden bei John Brown & Co.
in Sheffield erst Platten von 30 Zoll Länge, 12 Zoll Breite und 1 Zoll
Dicke gewalzt. Fünf derselben wurden zu einem Paket vereinigt,
das schweiſswarm zu Platten von 4 Fuſs Quadrat ausgewalzt wurde.
Aus diesen wurden unter Bildung eines neuen Paketes in ähnlicher
Weise Platten von 8 Fuſs Länge, 4½ Fuſs Breite und 2½ Zoll
Dicke hergestellt. Vier solcher wurden dann aufeinandergelegt,
schweiſswarm gemacht, mit der oben beschriebenen Kettenzange
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/219>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.