Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
röhren nur durch Ziehen dar, indem sie einen Cylinder von weichem Stahl herstellten und diesen wie bei der Blei- und Kupferröhren- fabrikation über einen Dorn durch Zieheisen zogen. Das geschah mittels hydraulischer Pressen. Zur Röhrenfabrikation wendete man meist Bessemereisen an.
Das erste Stahlschiff wurde 1865/66 in Nyköping in Schweden auf englische Rechnung erbaut. Die ersten drei Eisenbahnbrücken aus Flussstahl wurden 1863 bei Maestricht von Sterkmann, im Haag von John Brown und in Sheffield erbaut. 1865 baute man in Schweden eine Stahlbrücke und zwar über den Götha-Elf auf der Gothenburg-Stockholmer Eisenbahn auf der Nebenstrecke nach Unde- wella. Sie hatte zwei Träger Paulischen Systems, 42 m Spannweite und war aus Puddelstahl auf dem Walzwerk Surahammer angefertigt 1). In demselben Jahr baute Worthington eine Eisenbahnbrücke über den Sankey-Kanal mit Blechträgern aus Bessemerstahl.
Ganz aus Stahl war die Brücke, die bei der Pariser Ausstellung 1867 den Quay d'Orsay mit dem Marsfeld verband.
Die grösste Bedeutung erlangte der Stahl in dieser Periode für die Waffenfabrikation, insbesondere für die Geschütze. Ehe wir hierzu übergehen, müssen wir noch einiges über die Herstellung der rohen Stahlblöcke, wovon bei den Fortschritten des Bessemerns allerdings schon die Rede war, anführen.
Eine der grössten Schwierigkeiten bei der Guss- und Flussstahl- fabrikation war die Herstellung blasenfreier Güsse. Kurz vor dem Erstarren des gegossenen Stahls fand meist noch eine Gasaus- scheidung statt, die zu Blasenbildung Veranlassung gab. Man hatte früher angenommen, dass dies absorbierte Gase seien, welche beim Erstarren ausgeschieden wurden. Troost und Hantefeuille hatten das Gas, welches sich so entwickelte, aber chemisch untersucht und gefunden, dass es nur aus Kohlenoxydgas bestehe und dass es sich ganz gleich blieb, ob man den Flussstahl in der Luft, in einer Kohlen- säure- oder einer Wasserstoffgasatmosphäre erstarren liess. Sie nahmen deshalb an, dass die Gase nicht von Absorption, sondern von einer chemischen Zersetzung herrühren, welche die Folge einer Einwirkung des Metalls auf die Thonmasse des Gefässes sei, da die Untersuchung zeigte, dass das Eisen Kohlenstoff verloren und Silicium aufgenommen hatte. Diese Blasenbildung war also sehr schwer zu vermeiden. Die Erfahrung hatte aber gelehrt, dass sie sehr verringert oder ganz
Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
röhren nur durch Ziehen dar, indem sie einen Cylinder von weichem Stahl herstellten und diesen wie bei der Blei- und Kupferröhren- fabrikation über einen Dorn durch Zieheisen zogen. Das geschah mittels hydraulischer Pressen. Zur Röhrenfabrikation wendete man meist Bessemereisen an.
Das erste Stahlschiff wurde 1865/66 in Nyköping in Schweden auf englische Rechnung erbaut. Die ersten drei Eisenbahnbrücken aus Fluſsstahl wurden 1863 bei Maestricht von Sterkmann, im Haag von John Brown und in Sheffield erbaut. 1865 baute man in Schweden eine Stahlbrücke und zwar über den Götha-Elf auf der Gothenburg-Stockholmer Eisenbahn auf der Nebenstrecke nach Unde- wella. Sie hatte zwei Träger Paulischen Systems, 42 m Spannweite und war aus Puddelstahl auf dem Walzwerk Surahammer angefertigt 1). In demselben Jahr baute Worthington eine Eisenbahnbrücke über den Sankey-Kanal mit Blechträgern aus Bessemerstahl.
Ganz aus Stahl war die Brücke, die bei der Pariser Ausstellung 1867 den Quay d’Orsay mit dem Marsfeld verband.
Die gröſste Bedeutung erlangte der Stahl in dieser Periode für die Waffenfabrikation, insbesondere für die Geschütze. Ehe wir hierzu übergehen, müssen wir noch einiges über die Herstellung der rohen Stahlblöcke, wovon bei den Fortschritten des Bessemerns allerdings schon die Rede war, anführen.
Eine der gröſsten Schwierigkeiten bei der Guſs- und Fluſsstahl- fabrikation war die Herstellung blasenfreier Güsse. Kurz vor dem Erstarren des gegossenen Stahls fand meist noch eine Gasaus- scheidung statt, die zu Blasenbildung Veranlassung gab. Man hatte früher angenommen, daſs dies absorbierte Gase seien, welche beim Erstarren ausgeschieden wurden. Troost und Hantefeuille hatten das Gas, welches sich so entwickelte, aber chemisch untersucht und gefunden, daſs es nur aus Kohlenoxydgas bestehe und daſs es sich ganz gleich blieb, ob man den Fluſsstahl in der Luft, in einer Kohlen- säure- oder einer Wasserstoffgasatmosphäre erstarren lieſs. Sie nahmen deshalb an, daſs die Gase nicht von Absorption, sondern von einer chemischen Zersetzung herrühren, welche die Folge einer Einwirkung des Metalls auf die Thonmasse des Gefäſses sei, da die Untersuchung zeigte, daſs das Eisen Kohlenstoff verloren und Silicium aufgenommen hatte. Diese Blasenbildung war also sehr schwer zu vermeiden. Die Erfahrung hatte aber gelehrt, daſs sie sehr verringert oder ganz
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Fortschritte der Bearbeitung des Eisens 1861 bis 1870.
röhren nur durch Ziehen dar, indem sie einen Cylinder von weichem
Stahl herstellten und diesen wie bei der Blei- und Kupferröhren-
fabrikation über einen Dorn durch Zieheisen zogen. Das geschah
mittels hydraulischer Pressen. Zur Röhrenfabrikation wendete man
meist Bessemereisen an.
Das erste Stahlschiff wurde 1865/66 in Nyköping in Schweden
auf englische Rechnung erbaut. Die ersten drei Eisenbahnbrücken
aus Fluſsstahl wurden 1863 bei Maestricht von Sterkmann, im Haag
von John Brown und in Sheffield erbaut. 1865 baute man in
Schweden eine Stahlbrücke und zwar über den Götha-Elf auf der
Gothenburg-Stockholmer Eisenbahn auf der Nebenstrecke nach Unde-
wella. Sie hatte zwei Träger Paulischen Systems, 42 m Spannweite
und war aus Puddelstahl auf dem Walzwerk Surahammer angefertigt 1).
In demselben Jahr baute Worthington eine Eisenbahnbrücke über
den Sankey-Kanal mit Blechträgern aus Bessemerstahl.
Ganz aus Stahl war die Brücke, die bei der Pariser Ausstellung
1867 den Quay d’Orsay mit dem Marsfeld verband.
Die gröſste Bedeutung erlangte der Stahl in dieser Periode für
die Waffenfabrikation, insbesondere für die Geschütze. Ehe wir hierzu
übergehen, müssen wir noch einiges über die Herstellung der rohen
Stahlblöcke, wovon bei den Fortschritten des Bessemerns allerdings
schon die Rede war, anführen.
Eine der gröſsten Schwierigkeiten bei der Guſs- und Fluſsstahl-
fabrikation war die Herstellung blasenfreier Güsse. Kurz vor
dem Erstarren des gegossenen Stahls fand meist noch eine Gasaus-
scheidung statt, die zu Blasenbildung Veranlassung gab. Man hatte
früher angenommen, daſs dies absorbierte Gase seien, welche beim
Erstarren ausgeschieden wurden. Troost und Hantefeuille hatten
das Gas, welches sich so entwickelte, aber chemisch untersucht und
gefunden, daſs es nur aus Kohlenoxydgas bestehe und daſs es sich
ganz gleich blieb, ob man den Fluſsstahl in der Luft, in einer Kohlen-
säure- oder einer Wasserstoffgasatmosphäre erstarren lieſs. Sie nahmen
deshalb an, daſs die Gase nicht von Absorption, sondern von einer
chemischen Zersetzung herrühren, welche die Folge einer Einwirkung
des Metalls auf die Thonmasse des Gefäſses sei, da die Untersuchung
zeigte, daſs das Eisen Kohlenstoff verloren und Silicium aufgenommen
hatte. Diese Blasenbildung war also sehr schwer zu vermeiden. Die
Erfahrung hatte aber gelehrt, daſs sie sehr verringert oder ganz
1) Engineer., 28. Septbr. 1866; Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ingen. 1867, XI, 344.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/232>, abgerufen am 24.11.2024.
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