festen Giessereieisen, das sich aber auch zur Stahlfabrikation eignete. Auf der Redenhütte wurde 1861 ein neues Walzwerk erbaut, dessen Flammofen mit Treppenrosten für Kleinkohlenfeuerung eingerichtet wurde.
Schon 1863 stellte Zander es bereits als Ziel der oberschlesi- schen Stahlindustrie hin, einen billigen Massengussstahl durch Um- schmelzen von Puddeleisen im Flammofen zu erzeugen, wie solches zu Montataire in Frankreich versucht worden war. "Zu wesentlicher Ersparung würde es führen, wenn man den Flammofen mit der Siemensschen Regeneratorgasfeuerung versähe und die Dauer der Öfen durch Anwendung von Quarzziegeln (Dinas) erhöhen würde." Man sieht, die Erfindung des Martinverfahrens lag auch in Deutsch- land bereits in der Luft. 1865 wurde zur Einführung des Bessemer- prozesses auf der Königshütte geschritten.
Um diese Zeit begann man auch bei dem Hochofenbetriebe in Oberschlesien auf Massenerzeugung hinzuarbeiten, zu welchem Zwecke man die Öfen grösser baute und stärkere Gebläsemaschinen aufstellte. Oberberghauptmann Krug von Nidda gab hierzu die Anregung und dienten die neueren englischen Öfen als Vorbild. 1866 wurde der erste Hochofen mit grösseren Dimensionen, der mit einem Blechmantel versehen war, angeblasen. Die Produktion der neuen Hochöfen betrug 1868 das Dreifache gegen 1858. Die Massenproduktion von Puddel- roheisen wurde wesentlich gefördert durch die umfangreiche Ver- schmelzung von Puddel- und Schweissschlacke im Hochofen. Einer der Hochöfen "Krug von Nidda" ging auf Bessemerroheisen und erblies im Monat September 1867 222 Tonnen die Woche. Um diese Zeit gründete A. Borsig in Berlin das Borsigwerk bei Biskupitz. Die ersten zwei grossen Hochöfen hatten je sieben eiserne Säulen, die den Tragkranz trugen und waren ebenfalls mit Blechmänteln versehen. Zu Donnersmarkhütte produzierte 1868 ein Hochofen 3596 Centner die Woche im Jahresdurchschnitt.
Während sich Ende der fünfziger Jahre die Roheisenerzeugung mit Holzkohle und mit Koks noch die Wage gehalten hatten, war Ende der sechziger Jahre der Sieg der Steinkohlen über die Holz- kohlen entschieden. Ende der fünfziger Jahre zählte man 45 Holz- kohlenhochöfen und 32 Kokshochöfen, welche 844512 Centner Holz- kohlenroheisen, 886792 Centner Koksroheisen und 103351 Centner mit gemischtem Brennmaterial erzeugten.
In Berlin war zu Anfang der sechziger Jahre die Bergakademie ins
Deutschland 1861 bis 1870.
festen Gieſsereieisen, das sich aber auch zur Stahlfabrikation eignete. Auf der Redenhütte wurde 1861 ein neues Walzwerk erbaut, dessen Flammofen mit Treppenrosten für Kleinkohlenfeuerung eingerichtet wurde.
Schon 1863 stellte Zander es bereits als Ziel der oberschlesi- schen Stahlindustrie hin, einen billigen Massenguſsstahl durch Um- schmelzen von Puddeleisen im Flammofen zu erzeugen, wie solches zu Montataire in Frankreich versucht worden war. „Zu wesentlicher Ersparung würde es führen, wenn man den Flammofen mit der Siemensschen Regeneratorgasfeuerung versähe und die Dauer der Öfen durch Anwendung von Quarzziegeln (Dinas) erhöhen würde.“ Man sieht, die Erfindung des Martinverfahrens lag auch in Deutsch- land bereits in der Luft. 1865 wurde zur Einführung des Bessemer- prozesses auf der Königshütte geschritten.
Um diese Zeit begann man auch bei dem Hochofenbetriebe in Oberschlesien auf Massenerzeugung hinzuarbeiten, zu welchem Zwecke man die Öfen gröſser baute und stärkere Gebläsemaschinen aufstellte. Oberberghauptmann Krug von Nidda gab hierzu die Anregung und dienten die neueren englischen Öfen als Vorbild. 1866 wurde der erste Hochofen mit gröſseren Dimensionen, der mit einem Blechmantel versehen war, angeblasen. Die Produktion der neuen Hochöfen betrug 1868 das Dreifache gegen 1858. Die Massenproduktion von Puddel- roheisen wurde wesentlich gefördert durch die umfangreiche Ver- schmelzung von Puddel- und Schweiſsschlacke im Hochofen. Einer der Hochöfen „Krug von Nidda“ ging auf Bessemerroheisen und erblies im Monat September 1867 222 Tonnen die Woche. Um diese Zeit gründete A. Borsig in Berlin das Borsigwerk bei Biskupitz. Die ersten zwei groſsen Hochöfen hatten je sieben eiserne Säulen, die den Tragkranz trugen und waren ebenfalls mit Blechmänteln versehen. Zu Donnersmarkhütte produzierte 1868 ein Hochofen 3596 Centner die Woche im Jahresdurchschnitt.
Während sich Ende der fünfziger Jahre die Roheisenerzeugung mit Holzkohle und mit Koks noch die Wage gehalten hatten, war Ende der sechziger Jahre der Sieg der Steinkohlen über die Holz- kohlen entschieden. Ende der fünfziger Jahre zählte man 45 Holz- kohlenhochöfen und 32 Kokshochöfen, welche 844512 Centner Holz- kohlenroheisen, 886792 Centner Koksroheisen und 103351 Centner mit gemischtem Brennmaterial erzeugten.
In Berlin war zu Anfang der sechziger Jahre die Bergakademie ins
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Deutschland 1861 bis 1870.
festen Gieſsereieisen, das sich aber auch zur Stahlfabrikation eignete.
Auf der Redenhütte wurde 1861 ein neues Walzwerk erbaut, dessen
Flammofen mit Treppenrosten für Kleinkohlenfeuerung eingerichtet
wurde.
Schon 1863 stellte Zander es bereits als Ziel der oberschlesi-
schen Stahlindustrie hin, einen billigen Massenguſsstahl durch Um-
schmelzen von Puddeleisen im Flammofen zu erzeugen, wie solches
zu Montataire in Frankreich versucht worden war. „Zu wesentlicher
Ersparung würde es führen, wenn man den Flammofen mit der
Siemensschen Regeneratorgasfeuerung versähe und die Dauer der
Öfen durch Anwendung von Quarzziegeln (Dinas) erhöhen würde.“
Man sieht, die Erfindung des Martinverfahrens lag auch in Deutsch-
land bereits in der Luft. 1865 wurde zur Einführung des Bessemer-
prozesses auf der Königshütte geschritten.
Um diese Zeit begann man auch bei dem Hochofenbetriebe in
Oberschlesien auf Massenerzeugung hinzuarbeiten, zu welchem Zwecke
man die Öfen gröſser baute und stärkere Gebläsemaschinen aufstellte.
Oberberghauptmann Krug von Nidda gab hierzu die Anregung und
dienten die neueren englischen Öfen als Vorbild. 1866 wurde der
erste Hochofen mit gröſseren Dimensionen, der mit einem Blechmantel
versehen war, angeblasen. Die Produktion der neuen Hochöfen betrug
1868 das Dreifache gegen 1858. Die Massenproduktion von Puddel-
roheisen wurde wesentlich gefördert durch die umfangreiche Ver-
schmelzung von Puddel- und Schweiſsschlacke im Hochofen. Einer
der Hochöfen „Krug von Nidda“ ging auf Bessemerroheisen und
erblies im Monat September 1867 222 Tonnen die Woche. Um diese
Zeit gründete A. Borsig in Berlin das Borsigwerk bei Biskupitz.
Die ersten zwei groſsen Hochöfen hatten je sieben eiserne Säulen, die
den Tragkranz trugen und waren ebenfalls mit Blechmänteln versehen.
Zu Donnersmarkhütte produzierte 1868 ein Hochofen 3596 Centner
die Woche im Jahresdurchschnitt.
Während sich Ende der fünfziger Jahre die Roheisenerzeugung
mit Holzkohle und mit Koks noch die Wage gehalten hatten, war
Ende der sechziger Jahre der Sieg der Steinkohlen über die Holz-
kohlen entschieden. Ende der fünfziger Jahre zählte man 45 Holz-
kohlenhochöfen und 32 Kokshochöfen, welche 844512 Centner Holz-
kohlenroheisen, 886792 Centner Koksroheisen und 103351 Centner
mit gemischtem Brennmaterial erzeugten.
In Berlin war zu Anfang der sechziger Jahre die Bergakademie ins
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/279>, abgerufen am 31.10.2024.
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