das mächtige Plattenwalzwerk mit einer Walzenzugmaschine von 1000 Pfdkr., einem siebenfüssigen Trio für schwere Bleche und einer schweren Kaliberwalze für Stahlblöcke, deren Produktion 1864 schon 10000 Tonnen betrug, in Betrieb. In demselben Jahre legte Krupp seine erste Arbeiterkolonie mit 160 Wohnungen an.
1868 erwarb Krupp die Steinkohlenzeche Hannover; 1869 wurden die ersten Stahlschmelzöfen mit Siemens' Regenerativfeuerung an- gelegt. Ein wichtiges Ereignis für die Entwickelung der Kruppschen Stahlwerke war die Erwerbung der altberühmten Saynerhütte vom preussischen Staat zugleich mit der Mühlhofener Hütte, dem Ober- hammer und den Horhauser Bergwerken am 24. März 1864. Krupp war mit dem Bochumer Verein höchster Bieter und erhielt den Zuschlag zum Preise von einer halben Million Thaler. Dadurch wurde Krupp in die Lage gesetzt, sein Spiegeleisen und Puddelstahl- eisen selbst zu fabrizieren.
Die zum rheinischen Oberbergamtsbezirk gehörigen Saar- und Moselhütten bezogen 1864 noch den grössten Teil der in Luxemburg geförderten Minette und verschmolzen davon 60 bis 80 Prozent in der Beschickung. Die Eisenhütten in Luxemburg waren damals noch unbedeutend.
Die Eröffnung des Saarkanals im Jahre 1866 erleichterte den Bezug der lothringischen Minette, infolgedessen die alten Hochwald- und Soonwaldhütten Asbach, Abentheuer und Gräfenbach eingingen, beziehungsweise an die Mosel verlegt wurden. Dafür entstand 1867 eine neue Hochofenhütte mit zwei Hochöfen und ausgedehnter Giesserei zu Halberg, welche 1869 in Betrieb kam. 1864 hatten die Saarhütten mit 13 Hochöfen 1122443 Centner Roheisen produziert.
Die Nähnadelfabrikation in Aachen verarbeitete 1864 4600 Centner englischen Stahldraht zu 1000 Millionen Nähnadeln. Es wurden ferner fabriziert 50000 Pfund Stecknadeln mit Messingköpfen, 120 Millionen kleine und 45 Millionen grössere Nadeln mit Glas- und Stahlknöpfen. Diese Industrie beschäftigte 2000 Arbeiter.
Am 1. November 1864 fand die erste Versammlung westfälischer und rheinischer Eisenindustrieller zur Verabredung besserer Preise statt und wurde ein Aufschlag von 2 Thaler für 1000 Pfund be- schlossen.
Es hatte in dem ganzen Zeitraum von 1857 bis 1867 ein Sinken der Eisenpreise stattgefunden, und zwar für Roheisen von 181/2 Thaler auf 12 Thaler, für Stabeisen von 48 auf 27 Thaler für 1000 Pfund.
Deutschland 1861 bis 1870.
das mächtige Plattenwalzwerk mit einer Walzenzugmaschine von 1000 Pfdkr., einem siebenfüſsigen Trio für schwere Bleche und einer schweren Kaliberwalze für Stahlblöcke, deren Produktion 1864 schon 10000 Tonnen betrug, in Betrieb. In demselben Jahre legte Krupp seine erste Arbeiterkolonie mit 160 Wohnungen an.
1868 erwarb Krupp die Steinkohlenzeche Hannover; 1869 wurden die ersten Stahlschmelzöfen mit Siemens’ Regenerativfeuerung an- gelegt. Ein wichtiges Ereignis für die Entwickelung der Kruppschen Stahlwerke war die Erwerbung der altberühmten Saynerhütte vom preuſsischen Staat zugleich mit der Mühlhofener Hütte, dem Ober- hammer und den Horhauser Bergwerken am 24. März 1864. Krupp war mit dem Bochumer Verein höchster Bieter und erhielt den Zuschlag zum Preise von einer halben Million Thaler. Dadurch wurde Krupp in die Lage gesetzt, sein Spiegeleisen und Puddelstahl- eisen selbst zu fabrizieren.
Die zum rheinischen Oberbergamtsbezirk gehörigen Saar- und Moselhütten bezogen 1864 noch den gröſsten Teil der in Luxemburg geförderten Minette und verschmolzen davon 60 bis 80 Prozent in der Beschickung. Die Eisenhütten in Luxemburg waren damals noch unbedeutend.
Die Eröffnung des Saarkanals im Jahre 1866 erleichterte den Bezug der lothringischen Minette, infolgedessen die alten Hochwald- und Soonwaldhütten Asbach, Abentheuer und Gräfenbach eingingen, beziehungsweise an die Mosel verlegt wurden. Dafür entstand 1867 eine neue Hochofenhütte mit zwei Hochöfen und ausgedehnter Gieſserei zu Halberg, welche 1869 in Betrieb kam. 1864 hatten die Saarhütten mit 13 Hochöfen 1122443 Centner Roheisen produziert.
Die Nähnadelfabrikation in Aachen verarbeitete 1864 4600 Centner englischen Stahldraht zu 1000 Millionen Nähnadeln. Es wurden ferner fabriziert 50000 Pfund Stecknadeln mit Messingköpfen, 120 Millionen kleine und 45 Millionen gröſsere Nadeln mit Glas- und Stahlknöpfen. Diese Industrie beschäftigte 2000 Arbeiter.
Am 1. November 1864 fand die erste Versammlung westfälischer und rheinischer Eisenindustrieller zur Verabredung besserer Preise statt und wurde ein Aufschlag von 2 Thaler für 1000 Pfund be- schlossen.
Es hatte in dem ganzen Zeitraum von 1857 bis 1867 ein Sinken der Eisenpreise stattgefunden, und zwar für Roheisen von 18½ Thaler auf 12 Thaler, für Stabeisen von 48 auf 27 Thaler für 1000 Pfund.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0283"n="267"/><fwplace="top"type="header">Deutschland 1861 bis 1870.</fw><lb/>
das mächtige Plattenwalzwerk mit einer Walzenzugmaschine von<lb/>
1000 Pfdkr., einem siebenfüſsigen Trio für schwere Bleche und einer<lb/>
schweren Kaliberwalze für Stahlblöcke, deren Produktion 1864 schon<lb/>
10000 Tonnen betrug, in Betrieb. In demselben Jahre legte <hirendition="#g">Krupp</hi><lb/>
seine erste Arbeiterkolonie mit 160 Wohnungen an.</p><lb/><p>1868 erwarb <hirendition="#g">Krupp</hi> die Steinkohlenzeche Hannover; 1869 wurden<lb/>
die ersten Stahlschmelzöfen mit <hirendition="#g">Siemens’</hi> Regenerativfeuerung an-<lb/>
gelegt. Ein wichtiges Ereignis für die Entwickelung der <hirendition="#g">Krupps</hi>chen<lb/>
Stahlwerke war die Erwerbung der altberühmten Saynerhütte vom<lb/>
preuſsischen Staat zugleich mit der Mühlhofener Hütte, dem Ober-<lb/>
hammer und den Horhauser Bergwerken am 24. März 1864. <hirendition="#g">Krupp</hi><lb/>
war mit dem Bochumer Verein höchster Bieter und erhielt den<lb/>
Zuschlag zum Preise von einer halben Million Thaler. Dadurch<lb/>
wurde <hirendition="#g">Krupp</hi> in die Lage gesetzt, sein Spiegeleisen und Puddelstahl-<lb/>
eisen selbst zu fabrizieren.</p><lb/><p>Die zum rheinischen Oberbergamtsbezirk gehörigen <hirendition="#g">Saar-</hi> und<lb/><hirendition="#g">Moselh</hi>ütten bezogen 1864 noch den gröſsten Teil der in Luxemburg<lb/>
geförderten Minette und verschmolzen davon 60 bis 80 Prozent in der<lb/>
Beschickung. Die Eisenhütten in Luxemburg waren damals noch<lb/>
unbedeutend.</p><lb/><p>Die Eröffnung des Saarkanals im Jahre 1866 erleichterte den<lb/>
Bezug der lothringischen Minette, infolgedessen die alten Hochwald-<lb/>
und Soonwaldhütten Asbach, Abentheuer und Gräfenbach eingingen,<lb/>
beziehungsweise an die Mosel verlegt wurden. Dafür entstand 1867<lb/>
eine neue Hochofenhütte mit zwei Hochöfen und ausgedehnter Gieſserei<lb/>
zu Halberg, welche 1869 in Betrieb kam. 1864 hatten die Saarhütten<lb/>
mit 13 Hochöfen 1122443 Centner Roheisen produziert.</p><lb/><p>Die Nähnadelfabrikation in Aachen verarbeitete 1864 4600 Centner<lb/>
englischen Stahldraht zu 1000 Millionen Nähnadeln. Es wurden ferner<lb/>
fabriziert 50000 Pfund Stecknadeln mit Messingköpfen, 120 Millionen<lb/>
kleine und 45 Millionen gröſsere Nadeln mit Glas- und Stahlknöpfen.<lb/>
Diese Industrie beschäftigte 2000 Arbeiter.</p><lb/><p>Am 1. November 1864 fand die erste Versammlung westfälischer<lb/>
und rheinischer Eisenindustrieller zur Verabredung besserer Preise<lb/>
statt und wurde ein Aufschlag von 2 Thaler für 1000 Pfund be-<lb/>
schlossen.</p><lb/><p>Es hatte in dem ganzen Zeitraum von 1857 bis 1867 ein Sinken<lb/>
der Eisenpreise stattgefunden, und zwar für Roheisen von 18½ Thaler<lb/>
auf 12 Thaler, für Stabeisen von 48 auf 27 Thaler für 1000 Pfund.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[267/0283]
Deutschland 1861 bis 1870.
das mächtige Plattenwalzwerk mit einer Walzenzugmaschine von
1000 Pfdkr., einem siebenfüſsigen Trio für schwere Bleche und einer
schweren Kaliberwalze für Stahlblöcke, deren Produktion 1864 schon
10000 Tonnen betrug, in Betrieb. In demselben Jahre legte Krupp
seine erste Arbeiterkolonie mit 160 Wohnungen an.
1868 erwarb Krupp die Steinkohlenzeche Hannover; 1869 wurden
die ersten Stahlschmelzöfen mit Siemens’ Regenerativfeuerung an-
gelegt. Ein wichtiges Ereignis für die Entwickelung der Kruppschen
Stahlwerke war die Erwerbung der altberühmten Saynerhütte vom
preuſsischen Staat zugleich mit der Mühlhofener Hütte, dem Ober-
hammer und den Horhauser Bergwerken am 24. März 1864. Krupp
war mit dem Bochumer Verein höchster Bieter und erhielt den
Zuschlag zum Preise von einer halben Million Thaler. Dadurch
wurde Krupp in die Lage gesetzt, sein Spiegeleisen und Puddelstahl-
eisen selbst zu fabrizieren.
Die zum rheinischen Oberbergamtsbezirk gehörigen Saar- und
Moselhütten bezogen 1864 noch den gröſsten Teil der in Luxemburg
geförderten Minette und verschmolzen davon 60 bis 80 Prozent in der
Beschickung. Die Eisenhütten in Luxemburg waren damals noch
unbedeutend.
Die Eröffnung des Saarkanals im Jahre 1866 erleichterte den
Bezug der lothringischen Minette, infolgedessen die alten Hochwald-
und Soonwaldhütten Asbach, Abentheuer und Gräfenbach eingingen,
beziehungsweise an die Mosel verlegt wurden. Dafür entstand 1867
eine neue Hochofenhütte mit zwei Hochöfen und ausgedehnter Gieſserei
zu Halberg, welche 1869 in Betrieb kam. 1864 hatten die Saarhütten
mit 13 Hochöfen 1122443 Centner Roheisen produziert.
Die Nähnadelfabrikation in Aachen verarbeitete 1864 4600 Centner
englischen Stahldraht zu 1000 Millionen Nähnadeln. Es wurden ferner
fabriziert 50000 Pfund Stecknadeln mit Messingköpfen, 120 Millionen
kleine und 45 Millionen gröſsere Nadeln mit Glas- und Stahlknöpfen.
Diese Industrie beschäftigte 2000 Arbeiter.
Am 1. November 1864 fand die erste Versammlung westfälischer
und rheinischer Eisenindustrieller zur Verabredung besserer Preise
statt und wurde ein Aufschlag von 2 Thaler für 1000 Pfund be-
schlossen.
Es hatte in dem ganzen Zeitraum von 1857 bis 1867 ein Sinken
der Eisenpreise stattgefunden, und zwar für Roheisen von 18½ Thaler
auf 12 Thaler, für Stabeisen von 48 auf 27 Thaler für 1000 Pfund.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/283>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.