im kleinen darzustellen. Aber auch das Roheisen des Handels zeigte zum Teil sehr hohen Siliciumgehalt; so enthielt 1864 Roheisen von Dowlais aus Blackband erblasen 7,46 Prozent und ein hellgraues Roheisen aus dem Arsenal von Woolwich 8,2 Prozent.
Schwefel und Phosphor erschienen als die grossen Feinde des Roheisens namentlich für alle Frischprozesse, die bei hoher Temperatur vor sich gingen, wie der Bessemer- und Martinprozess. Die Entfernung dieser schädlichen Substanzen galt deshalb als eine der wichtigsten Aufgaben für die Eisenhütten-Chemie. Viele Erfindungen wurden gemacht, deren Zweck nichts anderes war als die Abscheidung dieser Substanzen. Eine praktische Lösung dieser Frage wurde aber in diesem Jahrzehnt noch nicht erreicht. Dagegen kamen wichtige Vor- arbeiten dafür zustande, besonders durch Carons Untersuchungen. Caron stellte durch Schmelzversuche die Wirkung von Mangan auf Phosphor-, Schwefel- und Siliciumeisen fest. Er fand, dass Phosphor durch Mangan aus dem Eisen nicht entfernt wird, wohl aber der Schwefel und zwar ohne Frischen. Silicium wird dagegen dem Eisen durch Mangan grösstenteils bei dem Frischen entzogen 1).
In der Praxis hatte man bereits vor Caron die reinigende Kraft des Mangans gegenüber dem Schwefel beobachtet und davon Gebrauch gemacht. So erwähnen Gruner und Lan in ihrem Bericht über den Zustand der Eisenindustrie in England um 1860 bereits, dass das Mangan eines Eisenerzes bei Gegenwart von Schwefel ein wahres Korrektiv für letzteres sei, und Parry zu Ebbw-Vale fand, dass mangan- reiche Hochofenschlacken stets eine beträchtliche Menge Schwefel enthielten.
Auf der Saint-Louis-Hütte bei Marseille begann man 1860 mit der Fabrikation von schwefelfreiem Koksroheisen, welches aus einer Möllerung von Elbaer Eisenglanz und einer dem Schwefelgehalt der Erze und der Kohle entsprechenden Menge von Braunstein erblasen war. Die Hütteningenieure von St. Louis Jordan und Gaulliard nahmen auf die Entschwefelung des Koksroheisens vermittelst Mangans ein Erfindungspatent. Sie liessen ihr Patent aber fallen, als sie sich überzeugten, dass ihr Verfahren nicht neu war und namentlich in Deutschland schon seit längerer Zeit angewendet wurde 2).
Dass die Abscheidung des Schwefels durch Manganzuschlag im Hochofen aber nicht so ohne weiteres erfolgt, hat 1866 Lowthian
1) Siehe Dingler, Polyt. Journ. 168, S. 380.
2) Siehe Dingler, Polyt. Journ. 195, S. 252.
Chemie 1861 bis 1870.
im kleinen darzustellen. Aber auch das Roheisen des Handels zeigte zum Teil sehr hohen Siliciumgehalt; so enthielt 1864 Roheisen von Dowlais aus Blackband erblasen 7,46 Prozent und ein hellgraues Roheisen aus dem Arsenal von Woolwich 8,2 Prozent.
Schwefel und Phosphor erschienen als die groſsen Feinde des Roheisens namentlich für alle Frischprozesse, die bei hoher Temperatur vor sich gingen, wie der Bessemer- und Martinprozeſs. Die Entfernung dieser schädlichen Substanzen galt deshalb als eine der wichtigsten Aufgaben für die Eisenhütten-Chemie. Viele Erfindungen wurden gemacht, deren Zweck nichts anderes war als die Abscheidung dieser Substanzen. Eine praktische Lösung dieser Frage wurde aber in diesem Jahrzehnt noch nicht erreicht. Dagegen kamen wichtige Vor- arbeiten dafür zustande, besonders durch Carons Untersuchungen. Caron stellte durch Schmelzversuche die Wirkung von Mangan auf Phosphor-, Schwefel- und Siliciumeisen fest. Er fand, daſs Phosphor durch Mangan aus dem Eisen nicht entfernt wird, wohl aber der Schwefel und zwar ohne Frischen. Silicium wird dagegen dem Eisen durch Mangan gröſstenteils bei dem Frischen entzogen 1).
In der Praxis hatte man bereits vor Caron die reinigende Kraft des Mangans gegenüber dem Schwefel beobachtet und davon Gebrauch gemacht. So erwähnen Gruner und Lan in ihrem Bericht über den Zustand der Eisenindustrie in England um 1860 bereits, daſs das Mangan eines Eisenerzes bei Gegenwart von Schwefel ein wahres Korrektiv für letzteres sei, und Parry zu Ebbw-Vale fand, daſs mangan- reiche Hochofenschlacken stets eine beträchtliche Menge Schwefel enthielten.
Auf der Saint-Louis-Hütte bei Marseille begann man 1860 mit der Fabrikation von schwefelfreiem Koksroheisen, welches aus einer Möllerung von Elbaer Eisenglanz und einer dem Schwefelgehalt der Erze und der Kohle entsprechenden Menge von Braunstein erblasen war. Die Hütteningenieure von St. Louis Jordan und Gaulliard nahmen auf die Entschwefelung des Koksroheisens vermittelst Mangans ein Erfindungspatent. Sie lieſsen ihr Patent aber fallen, als sie sich überzeugten, daſs ihr Verfahren nicht neu war und namentlich in Deutschland schon seit längerer Zeit angewendet wurde 2).
Daſs die Abscheidung des Schwefels durch Manganzuschlag im Hochofen aber nicht so ohne weiteres erfolgt, hat 1866 Lowthian
1) Siehe Dingler, Polyt. Journ. 168, S. 380.
2) Siehe Dingler, Polyt. Journ. 195, S. 252.
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[18/0032]
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im kleinen darzustellen. Aber auch das Roheisen des Handels zeigte
zum Teil sehr hohen Siliciumgehalt; so enthielt 1864 Roheisen von
Dowlais aus Blackband erblasen 7,46 Prozent und ein hellgraues
Roheisen aus dem Arsenal von Woolwich 8,2 Prozent.
Schwefel und Phosphor erschienen als die groſsen Feinde des
Roheisens namentlich für alle Frischprozesse, die bei hoher Temperatur
vor sich gingen, wie der Bessemer- und Martinprozeſs. Die Entfernung
dieser schädlichen Substanzen galt deshalb als eine der wichtigsten
Aufgaben für die Eisenhütten-Chemie. Viele Erfindungen wurden
gemacht, deren Zweck nichts anderes war als die Abscheidung dieser
Substanzen. Eine praktische Lösung dieser Frage wurde aber in
diesem Jahrzehnt noch nicht erreicht. Dagegen kamen wichtige Vor-
arbeiten dafür zustande, besonders durch Carons Untersuchungen.
Caron stellte durch Schmelzversuche die Wirkung von Mangan auf
Phosphor-, Schwefel- und Siliciumeisen fest. Er fand, daſs Phosphor
durch Mangan aus dem Eisen nicht entfernt wird, wohl aber der
Schwefel und zwar ohne Frischen. Silicium wird dagegen dem Eisen
durch Mangan gröſstenteils bei dem Frischen entzogen 1).
In der Praxis hatte man bereits vor Caron die reinigende Kraft
des Mangans gegenüber dem Schwefel beobachtet und davon Gebrauch
gemacht. So erwähnen Gruner und Lan in ihrem Bericht über den
Zustand der Eisenindustrie in England um 1860 bereits, daſs das
Mangan eines Eisenerzes bei Gegenwart von Schwefel ein wahres
Korrektiv für letzteres sei, und Parry zu Ebbw-Vale fand, daſs mangan-
reiche Hochofenschlacken stets eine beträchtliche Menge Schwefel
enthielten.
Auf der Saint-Louis-Hütte bei Marseille begann man 1860 mit
der Fabrikation von schwefelfreiem Koksroheisen, welches aus einer
Möllerung von Elbaer Eisenglanz und einer dem Schwefelgehalt der
Erze und der Kohle entsprechenden Menge von Braunstein erblasen
war. Die Hütteningenieure von St. Louis Jordan und Gaulliard
nahmen auf die Entschwefelung des Koksroheisens vermittelst Mangans
ein Erfindungspatent. Sie lieſsen ihr Patent aber fallen, als sie sich
überzeugten, daſs ihr Verfahren nicht neu war und namentlich in
Deutschland schon seit längerer Zeit angewendet wurde 2).
Daſs die Abscheidung des Schwefels durch Manganzuschlag im
Hochofen aber nicht so ohne weiteres erfolgt, hat 1866 Lowthian
1) Siehe Dingler, Polyt. Journ. 168, S. 380.
2) Siehe Dingler, Polyt. Journ. 195, S. 252.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/32>, abgerufen am 03.12.2024.
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