dar. Franck will sogar in gewöhnlichem Stahl Diamanten gefunden haben 1).
Während der Kohlenstoff ein wesentlicher Bestandteil aller in der Praxis verwendeten Eisenarten ist, sind Silicium, Phosphor und Schwefel unwesentliche Beimengungen, die im Endprodukt in der Regel als Verunreinigungen anzusehen sind. Die Zunahme der Verwandtschaft zum Eisen ist in der Reihe: Silicium, Phosphor Schwefel, Kohlenstoff ausgedrückt. Doch gilt dies nur für Roheisen- schmelzhitze und wenig darüber, bei hoher Hitze ändert sich das Verhältnis, indem dann die Verwandtschaft der Kohle abnimmt, so dass unter Umständen Silicium den Kohlenstoff verdrängt. Auch diese unwesentlichen Beimengungen sind von hoher praktischer Be- deutung.
Über das Verhalten des Siliciums sind in den letzten 25 Jahren wichtige Untersuchungen veröffentlicht worden, besonders von Gautier2), W. Mrazek3), T. Turner4), Jüngst5), R. A. Had- field6), F. C. G. Müller und A. Ledebur. Die Association for the advancement of Science in England liess 1893 durch eine besondere Kommission, bestehend aus Tilder, W. Ch. Roberts-Austin und T. Turner, Bericht erstatten über den Einfluss des Siliciums auf Eisen und Stahl.
Die Ergebnisse dieser Arbeiten lassen sich kurz wie folgt zu- sammenfassen. Das Silicium zeigt in seinem Verhalten zu dem Eisen eine gewisse Analogie mit dem Kohlenstoff. Es beeinflusst das Eisen wie dieser, nur schwächer. Indessen kann Silicium den Kohlenstoff nicht ersetzen. Auch hat sich die frühere Annahme, dass Silicium in zwei Modifikationen im Eisen enthalten sei, wovon die eine dem Graphit entspräche und wie dieser und in ähnlicher Form aus- geschieden werde, nicht bestätigt.
Silicium kann sich in unbegrenzten Mengen mit dem Eisen ver- binden oder legieren. Hierbei wird nach Troost und Hautefeuille7) Wärme entwickelt, was bei der Vereinigung von Eisen und Kohle nicht nachgewiesen ist. Moissan hat hochsiliciumhaltige Eisensilicide im elektrischen Ofen dargestellt. 26 prozentige Silicide lassen sich
1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 585.
2) Siehe Gautier, Les alliages ferrometalliques.
3) Siehe Jahrbuch der K. K. Bergakademie zu Leoben u. s. w., Bd. XX, S. 406.
4) Siehe Engineering and Mining Journ. 1887, I, p. 403.
5) Siehe Stahl und Eisen 1887, S. 565.
6) Siehe Journal of the Iron and Steel Institute 1889, II, p. 222.
7) Siehe Annales de chimie et de physique 1878, t. IX, p. 56.
Chemie.
dar. Franck will sogar in gewöhnlichem Stahl Diamanten gefunden haben 1).
Während der Kohlenstoff ein wesentlicher Bestandteil aller in der Praxis verwendeten Eisenarten ist, sind Silicium, Phosphor und Schwefel unwesentliche Beimengungen, die im Endprodukt in der Regel als Verunreinigungen anzusehen sind. Die Zunahme der Verwandtschaft zum Eisen ist in der Reihe: Silicium, Phosphor Schwefel, Kohlenstoff ausgedrückt. Doch gilt dies nur für Roheisen- schmelzhitze und wenig darüber, bei hoher Hitze ändert sich das Verhältnis, indem dann die Verwandtschaft der Kohle abnimmt, so daſs unter Umständen Silicium den Kohlenstoff verdrängt. Auch diese unwesentlichen Beimengungen sind von hoher praktischer Be- deutung.
Über das Verhalten des Siliciums sind in den letzten 25 Jahren wichtige Untersuchungen veröffentlicht worden, besonders von Gautier2), W. Mrázek3), T. Turner4), Jüngst5), R. A. Had- field6), F. C. G. Müller und A. Ledebur. Die Association for the advancement of Science in England lieſs 1893 durch eine besondere Kommission, bestehend aus Tilder, W. Ch. Roberts-Austin und T. Turner, Bericht erstatten über den Einfluſs des Siliciums auf Eisen und Stahl.
Die Ergebnisse dieser Arbeiten lassen sich kurz wie folgt zu- sammenfassen. Das Silicium zeigt in seinem Verhalten zu dem Eisen eine gewisse Analogie mit dem Kohlenstoff. Es beeinfluſst das Eisen wie dieser, nur schwächer. Indessen kann Silicium den Kohlenstoff nicht ersetzen. Auch hat sich die frühere Annahme, daſs Silicium in zwei Modifikationen im Eisen enthalten sei, wovon die eine dem Graphit entspräche und wie dieser und in ähnlicher Form aus- geschieden werde, nicht bestätigt.
Silicium kann sich in unbegrenzten Mengen mit dem Eisen ver- binden oder legieren. Hierbei wird nach Troost und Hautefeuille7) Wärme entwickelt, was bei der Vereinigung von Eisen und Kohle nicht nachgewiesen ist. Moissan hat hochsiliciumhaltige Eisensilicide im elektrischen Ofen dargestellt. 26 prozentige Silicide lassen sich
1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 585.
2) Siehe Gautier, Les alliages ferrométalliques.
3) Siehe Jahrbuch der K. K. Bergakademie zu Leoben u. s. w., Bd. XX, S. 406.
4) Siehe Engineering and Mining Journ. 1887, I, p. 403.
5) Siehe Stahl und Eisen 1887, S. 565.
6) Siehe Journal of the Iron and Steel Institute 1889, II, p. 222.
7) Siehe Annales de chimie et de physique 1878, t. IX, p. 56.
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Chemie.
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Während der Kohlenstoff ein wesentlicher Bestandteil aller in
der Praxis verwendeten Eisenarten ist, sind Silicium, Phosphor
und Schwefel unwesentliche Beimengungen, die im Endprodukt in
der Regel als Verunreinigungen anzusehen sind. Die Zunahme der
Verwandtschaft zum Eisen ist in der Reihe: Silicium, Phosphor
Schwefel, Kohlenstoff ausgedrückt. Doch gilt dies nur für Roheisen-
schmelzhitze und wenig darüber, bei hoher Hitze ändert sich das
Verhältnis, indem dann die Verwandtschaft der Kohle abnimmt, so
daſs unter Umständen Silicium den Kohlenstoff verdrängt. Auch
diese unwesentlichen Beimengungen sind von hoher praktischer Be-
deutung.
Über das Verhalten des Siliciums sind in den letzten 25 Jahren
wichtige Untersuchungen veröffentlicht worden, besonders von
Gautier 2), W. Mrázek 3), T. Turner 4), Jüngst 5), R. A. Had-
field 6), F. C. G. Müller und A. Ledebur. Die Association for the
advancement of Science in England lieſs 1893 durch eine besondere
Kommission, bestehend aus Tilder, W. Ch. Roberts-Austin und
T. Turner, Bericht erstatten über den Einfluſs des Siliciums auf
Eisen und Stahl.
Die Ergebnisse dieser Arbeiten lassen sich kurz wie folgt zu-
sammenfassen. Das Silicium zeigt in seinem Verhalten zu dem Eisen
eine gewisse Analogie mit dem Kohlenstoff. Es beeinfluſst das Eisen
wie dieser, nur schwächer. Indessen kann Silicium den Kohlenstoff
nicht ersetzen. Auch hat sich die frühere Annahme, daſs Silicium in
zwei Modifikationen im Eisen enthalten sei, wovon die eine dem
Graphit entspräche und wie dieser und in ähnlicher Form aus-
geschieden werde, nicht bestätigt.
Silicium kann sich in unbegrenzten Mengen mit dem Eisen ver-
binden oder legieren. Hierbei wird nach Troost und Hautefeuille 7)
Wärme entwickelt, was bei der Vereinigung von Eisen und Kohle
nicht nachgewiesen ist. Moissan hat hochsiliciumhaltige Eisensilicide
im elektrischen Ofen dargestellt. 26 prozentige Silicide lassen sich
1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 585.
2) Siehe Gautier, Les alliages ferrométalliques.
3) Siehe Jahrbuch der K. K. Bergakademie zu Leoben u. s. w., Bd. XX, S. 406.
4) Siehe Engineering and Mining Journ. 1887, I, p. 403.
5) Siehe Stahl und Eisen 1887, S. 565.
6) Siehe Journal of the Iron and Steel Institute 1889, II, p. 222.
7) Siehe Annales de chimie et de physique 1878, t. IX, p. 56.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/358>, abgerufen am 24.11.2024.
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