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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Brennmaterial.
Appoltöfen auf 5000 Franken belaufen. Dagegen erfordert der Coppee-
ofen zweimal, der Smetofen zweieinhalbmal so viel Terrain als der
Appoltofen von gleicher Produktion.

Abänderungen des Coppeeofens sind Ringels Koksöfen 1), die 1871
zu Rokitzan in Böhmen zuerst in Betrieb genommen wurden. Die
Öfen von Richard Wintzek in Friedenshütte (D. R. P. Nr. 2005
vom 20. Januar 1878) sind verbesserte Smetöfen; sie wurden auf der
Zeche Glückauf bei Beuthen in Oberschlesien zuerst angewendet und
kamen dann auf mehreren Werken Schlesiens zur Einführung.

Dr. Otto in Dahlhausen verbesserte 1879 den Coppeeofen
durch eine vermehrte Ausnutzung der Gase, durch Verbrennung der-
selben mit heisser Luft. Zu diesem Zwecke sparte er Lufterhitzungs-
kanäle in dem Ofengewölbe aus, die zugleich als Kühlkanäle für den
Ofen dienten, und leitete die erhitzte Luft sowohl in den Ofen als in
die Seitenkanäle. Auch konstruierte er für leichte Koks einen Re-
tortendoppelofen, bei dem zwei Reihen übereinander lagen. Schon
früher hatte Lencauchez Koksöfen mit Kühlung und erhitzter Ver-
brennungsluft konstruiert und im Modell auf der Pariser Ausstellung
1878 vorgeführt.

L. Semet und E. Solvay in Brüssel bauten 1883 Koksöfen, bei
denen zu beiden Seiten der die Gewölbe tragenden Wände durch
dünnwandige grosse Hohlziegel Kanäle gebildet waren. Die Öfen
hatten besondere Rostfeuerung. Die Flammen strichen erst unter
dem Ofen her, dann durch die Seitenkanäle. -- Gebr. Röchling
bauten 1886 horizontale Koksöfen mit senkrechten Heizkanälen und
verbesserter Zuführung der Verbrennungsluft.

Th. von Bauer und Carl Gödeke suchten dagegen den Appolt-
ofen zu verbessern (D. R. P. Nr. 7825), indem sie eine geregelte Luft-
zuführung, bessere Verbrennung und Gasführung einrichteten und die
Stabilität der Anlagen erhöhten. Dr. von Bauers vertikaler Koks-
ofen wurde 1877 zu Dobriv zuerst ausgeführt. Emil Franzen baute
1883 zu Angleur in Belgien Schachtkoksöfen.

Der Gewinnung der Nebenprodukte der Koksfabrikation
hatte man in den siebziger Jahren in England und Deutschland nur
geringe Aufmerksamkeit geschenkt, weil man in dem festen Glauben
befangen war, dass dieselbe nur auf Kosten der Güte des Koks aus-
geführt werden könnte. In Frankreich dagegen hatte das von Knab

1) Siehe Kärntner Ztg. f. Bau- u. Hüttenwesen 1872, Nr. 7 mit Zeichnungen.

Brennmaterial.
Appoltöfen auf 5000 Franken belaufen. Dagegen erfordert der Coppée-
ofen zweimal, der Smetofen zweieinhalbmal so viel Terrain als der
Appoltofen von gleicher Produktion.

Abänderungen des Coppéeofens sind Ringels Koksöfen 1), die 1871
zu Rokitzan in Böhmen zuerst in Betrieb genommen wurden. Die
Öfen von Richard Wintzek in Friedenshütte (D. R. P. Nr. 2005
vom 20. Januar 1878) sind verbesserte Smetöfen; sie wurden auf der
Zeche Glückauf bei Beuthen in Oberschlesien zuerst angewendet und
kamen dann auf mehreren Werken Schlesiens zur Einführung.

Dr. Otto in Dahlhausen verbesserte 1879 den Coppéeofen
durch eine vermehrte Ausnutzung der Gase, durch Verbrennung der-
selben mit heiſser Luft. Zu diesem Zwecke sparte er Lufterhitzungs-
kanäle in dem Ofengewölbe aus, die zugleich als Kühlkanäle für den
Ofen dienten, und leitete die erhitzte Luft sowohl in den Ofen als in
die Seitenkanäle. Auch konstruierte er für leichte Koks einen Re-
tortendoppelofen, bei dem zwei Reihen übereinander lagen. Schon
früher hatte Lencauchez Koksöfen mit Kühlung und erhitzter Ver-
brennungsluft konstruiert und im Modell auf der Pariser Ausstellung
1878 vorgeführt.

L. Semet und E. Solvay in Brüssel bauten 1883 Koksöfen, bei
denen zu beiden Seiten der die Gewölbe tragenden Wände durch
dünnwandige groſse Hohlziegel Kanäle gebildet waren. Die Öfen
hatten besondere Rostfeuerung. Die Flammen strichen erst unter
dem Ofen her, dann durch die Seitenkanäle. — Gebr. Röchling
bauten 1886 horizontale Koksöfen mit senkrechten Heizkanälen und
verbesserter Zuführung der Verbrennungsluft.

Th. von Bauer und Carl Gödeke suchten dagegen den Appolt-
ofen zu verbessern (D. R. P. Nr. 7825), indem sie eine geregelte Luft-
zuführung, bessere Verbrennung und Gasführung einrichteten und die
Stabilität der Anlagen erhöhten. Dr. von Bauers vertikaler Koks-
ofen wurde 1877 zu Dobriv zuerst ausgeführt. Emil Franzen baute
1883 zu Angleur in Belgien Schachtkoksöfen.

Der Gewinnung der Nebenprodukte der Koksfabrikation
hatte man in den siebziger Jahren in England und Deutschland nur
geringe Aufmerksamkeit geschenkt, weil man in dem festen Glauben
befangen war, daſs dieselbe nur auf Kosten der Güte des Koks aus-
geführt werden könnte. In Frankreich dagegen hatte das von Knab

1) Siehe Kärntner Ztg. f. Bau- u. Hüttenwesen 1872, Nr. 7 mit Zeichnungen.
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[409/0425] Brennmaterial. Appoltöfen auf 5000 Franken belaufen. Dagegen erfordert der Coppée- ofen zweimal, der Smetofen zweieinhalbmal so viel Terrain als der Appoltofen von gleicher Produktion. Abänderungen des Coppéeofens sind Ringels Koksöfen 1), die 1871 zu Rokitzan in Böhmen zuerst in Betrieb genommen wurden. Die Öfen von Richard Wintzek in Friedenshütte (D. R. P. Nr. 2005 vom 20. Januar 1878) sind verbesserte Smetöfen; sie wurden auf der Zeche Glückauf bei Beuthen in Oberschlesien zuerst angewendet und kamen dann auf mehreren Werken Schlesiens zur Einführung. Dr. Otto in Dahlhausen verbesserte 1879 den Coppéeofen durch eine vermehrte Ausnutzung der Gase, durch Verbrennung der- selben mit heiſser Luft. Zu diesem Zwecke sparte er Lufterhitzungs- kanäle in dem Ofengewölbe aus, die zugleich als Kühlkanäle für den Ofen dienten, und leitete die erhitzte Luft sowohl in den Ofen als in die Seitenkanäle. Auch konstruierte er für leichte Koks einen Re- tortendoppelofen, bei dem zwei Reihen übereinander lagen. Schon früher hatte Lencauchez Koksöfen mit Kühlung und erhitzter Ver- brennungsluft konstruiert und im Modell auf der Pariser Ausstellung 1878 vorgeführt. L. Semet und E. Solvay in Brüssel bauten 1883 Koksöfen, bei denen zu beiden Seiten der die Gewölbe tragenden Wände durch dünnwandige groſse Hohlziegel Kanäle gebildet waren. Die Öfen hatten besondere Rostfeuerung. Die Flammen strichen erst unter dem Ofen her, dann durch die Seitenkanäle. — Gebr. Röchling bauten 1886 horizontale Koksöfen mit senkrechten Heizkanälen und verbesserter Zuführung der Verbrennungsluft. Th. von Bauer und Carl Gödeke suchten dagegen den Appolt- ofen zu verbessern (D. R. P. Nr. 7825), indem sie eine geregelte Luft- zuführung, bessere Verbrennung und Gasführung einrichteten und die Stabilität der Anlagen erhöhten. Dr. von Bauers vertikaler Koks- ofen wurde 1877 zu Dobriv zuerst ausgeführt. Emil Franzen baute 1883 zu Angleur in Belgien Schachtkoksöfen. Der Gewinnung der Nebenprodukte der Koksfabrikation hatte man in den siebziger Jahren in England und Deutschland nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt, weil man in dem festen Glauben befangen war, daſs dieselbe nur auf Kosten der Güte des Koks aus- geführt werden könnte. In Frankreich dagegen hatte das von Knab 1) Siehe Kärntner Ztg. f. Bau- u. Hüttenwesen 1872, Nr. 7 mit Zeichnungen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/425>, abgerufen am 22.11.2024.