wie sonst (68 Prozent gegen 61 Prozent). Dabei gewann man 2,78 bis 3,46 Prozent Teer und 14 Prozent Ammoniakwasser oder 1,1 Pro- zent schwefelsaures Ammoniak. Der Teer enthielt 0,954 bis 1,06 Pro- zent Benzin, 4,27 bis 5,27 Prozent Naphtalin, 0,575 bis 0,64 Prozent Anthracen, 50 Prozent Pech und 10 bis 25 Prozent unlöslichen Rück- stand. Von den gereinigten Gasen wurde nur ein Teil zur Ofenheizung verwendet, ein anderer Teil blieb zur Dampferzeugung etc. zur Ver- fügung. Die Hoffmann-Otto-Öfen (D. R. P. Nr. 25825 von 1883) fanden rasch Eingang, so dass bis Mitte 1885 bereits 410 Öfen teils fertig, teils im Bau begriffen waren.
Andere patentierte Konstruktionen von Koksöfen mit Gewinnung von Nebenprodukten sind von Stier (D. R. P. Nr. 24717), Klönne (D. R. P. Nr. 25673), Brunk (D. R. P. Nr. 25499), Herberz (D. R. P. Nr. 25526).
Dr. Otto brachte das System der Wärmespeicher auch mit den stehenden Öfen (Appolt, von Bauer) in Verbindung. Stiers Ofen ist eine Art Appolt, der durch Generatorgase geheizt wird. Klönnes Ofen mit Gewinnung der Nebenprodukte ist dem von Jameson ähn- lich 1). Dr. Otto verband 1886 auch Bienenkorböfen auf der Zeche Hibernia und Shamrock mit einer verbesserten Gasabführung.
Die Thatsache, dass die Verkokung unter Druck ein besseres Produkt und bessere Ausbeute giebt und die Verwendung magerer Kohlen gestattet, hat die Veranlassung zu verschiedenen Verbesserungs- vorschlägen gegeben. Brunck schlug deshalb (1884) eine Schutzdecke von Kleinkoks vor nebst einem Kalkzuschlag zur Erhöhung der Aus- beute an Ammoniak. C. Sachse in Orzesche (Oberschlesien) belastete die Steinkohlen mit schweren Platten. Lürmann verkokte unter Gasdruck und nahm hierauf bereits 1880 ein Patent 2). Seine Öfen, die zuerst zu Riemke bei Bochum, dann auf der Kaisergrube bei Gersdorf in Sachsen eingeführt wurden, waren ausserdem mit einem mechanischen Beschickungsapparat verbunden. Die Verkokung unter Druck gestattete die Verwendung gasarmer, anthracitischer Stein- kohlen; für gasreiche, fette Kohlen war sie nicht geeignet. Zu Gers- dorf in Sachsen verarbeitete man Russkohlen. Auch diese Öfen wurden mit Kondensation verbunden. Desgleichen die Öfen von H. Herberz in Langendreer, bei denen Gase und Verbrennungsluft ein Steingitterwerk ähnlich wie bei den Siemensregeneratoren passieren.
Grossen Anklang fanden in Bayern, Österreich, Belgien, Frank-
1) Berg- und Hüttenmännische Ztg. 1884, S. 337.
2) Siehe Stahl und Eisen 1901, S. 75.
Brennmaterial.
wie sonst (68 Prozent gegen 61 Prozent). Dabei gewann man 2,78 bis 3,46 Prozent Teer und 14 Prozent Ammoniakwasser oder 1,1 Pro- zent schwefelsaures Ammoniak. Der Teer enthielt 0,954 bis 1,06 Pro- zent Benzin, 4,27 bis 5,27 Prozent Naphtalin, 0,575 bis 0,64 Prozent Anthracen, 50 Prozent Pech und 10 bis 25 Prozent unlöslichen Rück- stand. Von den gereinigten Gasen wurde nur ein Teil zur Ofenheizung verwendet, ein anderer Teil blieb zur Dampferzeugung etc. zur Ver- fügung. Die Hoffmann-Otto-Öfen (D. R. P. Nr. 25825 von 1883) fanden rasch Eingang, so daſs bis Mitte 1885 bereits 410 Öfen teils fertig, teils im Bau begriffen waren.
Andere patentierte Konstruktionen von Koksöfen mit Gewinnung von Nebenprodukten sind von Stier (D. R. P. Nr. 24717), Klönne (D. R. P. Nr. 25673), Brunk (D. R. P. Nr. 25499), Herberz (D. R. P. Nr. 25526).
Dr. Otto brachte das System der Wärmespeicher auch mit den stehenden Öfen (Appolt, von Bauer) in Verbindung. Stiers Ofen ist eine Art Appolt, der durch Generatorgase geheizt wird. Klönnes Ofen mit Gewinnung der Nebenprodukte ist dem von Jameson ähn- lich 1). Dr. Otto verband 1886 auch Bienenkorböfen auf der Zeche Hibernia und Shamrock mit einer verbesserten Gasabführung.
Die Thatsache, daſs die Verkokung unter Druck ein besseres Produkt und bessere Ausbeute giebt und die Verwendung magerer Kohlen gestattet, hat die Veranlassung zu verschiedenen Verbesserungs- vorschlägen gegeben. Brunck schlug deshalb (1884) eine Schutzdecke von Kleinkoks vor nebst einem Kalkzuschlag zur Erhöhung der Aus- beute an Ammoniak. C. Sachse in Orzesche (Oberschlesien) belastete die Steinkohlen mit schweren Platten. Lürmann verkokte unter Gasdruck und nahm hierauf bereits 1880 ein Patent 2). Seine Öfen, die zuerst zu Riemke bei Bochum, dann auf der Kaisergrube bei Gersdorf in Sachsen eingeführt wurden, waren auſserdem mit einem mechanischen Beschickungsapparat verbunden. Die Verkokung unter Druck gestattete die Verwendung gasarmer, anthracitischer Stein- kohlen; für gasreiche, fette Kohlen war sie nicht geeignet. Zu Gers- dorf in Sachsen verarbeitete man Ruſskohlen. Auch diese Öfen wurden mit Kondensation verbunden. Desgleichen die Öfen von H. Herberz in Langendreer, bei denen Gase und Verbrennungsluft ein Steingitterwerk ähnlich wie bei den Siemensregeneratoren passieren.
Groſsen Anklang fanden in Bayern, Österreich, Belgien, Frank-
1) Berg- und Hüttenmännische Ztg. 1884, S. 337.
2) Siehe Stahl und Eisen 1901, S. 75.
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wie sonst (68 Prozent gegen 61 Prozent). Dabei gewann man 2,78
bis 3,46 Prozent Teer und 14 Prozent Ammoniakwasser oder 1,1 Pro-
zent schwefelsaures Ammoniak. Der Teer enthielt 0,954 bis 1,06 Pro-
zent Benzin, 4,27 bis 5,27 Prozent Naphtalin, 0,575 bis 0,64 Prozent
Anthracen, 50 Prozent Pech und 10 bis 25 Prozent unlöslichen Rück-
stand. Von den gereinigten Gasen wurde nur ein Teil zur Ofenheizung
verwendet, ein anderer Teil blieb zur Dampferzeugung etc. zur Ver-
fügung. Die Hoffmann-Otto-Öfen (D. R. P. Nr. 25825 von 1883)
fanden rasch Eingang, so daſs bis Mitte 1885 bereits 410 Öfen teils
fertig, teils im Bau begriffen waren.
Andere patentierte Konstruktionen von Koksöfen mit Gewinnung
von Nebenprodukten sind von Stier (D. R. P. Nr. 24717), Klönne
(D. R. P. Nr. 25673), Brunk (D. R. P. Nr. 25499), Herberz (D. R. P.
Nr. 25526).
Dr. Otto brachte das System der Wärmespeicher auch mit den
stehenden Öfen (Appolt, von Bauer) in Verbindung. Stiers Ofen
ist eine Art Appolt, der durch Generatorgase geheizt wird. Klönnes
Ofen mit Gewinnung der Nebenprodukte ist dem von Jameson ähn-
lich 1). Dr. Otto verband 1886 auch Bienenkorböfen auf der Zeche
Hibernia und Shamrock mit einer verbesserten Gasabführung.
Die Thatsache, daſs die Verkokung unter Druck ein besseres
Produkt und bessere Ausbeute giebt und die Verwendung magerer
Kohlen gestattet, hat die Veranlassung zu verschiedenen Verbesserungs-
vorschlägen gegeben. Brunck schlug deshalb (1884) eine Schutzdecke
von Kleinkoks vor nebst einem Kalkzuschlag zur Erhöhung der Aus-
beute an Ammoniak. C. Sachse in Orzesche (Oberschlesien) belastete
die Steinkohlen mit schweren Platten. Lürmann verkokte unter
Gasdruck und nahm hierauf bereits 1880 ein Patent 2). Seine Öfen,
die zuerst zu Riemke bei Bochum, dann auf der Kaisergrube bei
Gersdorf in Sachsen eingeführt wurden, waren auſserdem mit einem
mechanischen Beschickungsapparat verbunden. Die Verkokung unter
Druck gestattete die Verwendung gasarmer, anthracitischer Stein-
kohlen; für gasreiche, fette Kohlen war sie nicht geeignet. Zu Gers-
dorf in Sachsen verarbeitete man Ruſskohlen. Auch diese Öfen
wurden mit Kondensation verbunden. Desgleichen die Öfen von
H. Herberz in Langendreer, bei denen Gase und Verbrennungsluft ein
Steingitterwerk ähnlich wie bei den Siemensregeneratoren passieren.
Groſsen Anklang fanden in Bayern, Österreich, Belgien, Frank-
1) Berg- und Hüttenmännische Ztg. 1884, S. 337.
2) Siehe Stahl und Eisen 1901, S. 75.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/429>, abgerufen am 22.11.2024.
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