Kontinent von Europa und in den Vereinigten Staaten von Nord- amerika die Hochöfen grösser baute. Auf dem europäischen Kontinent geschah dies in mässigen Grenzen.
In Deutschland hatten um 1870 die Mehrzahl der Kokshochöfen eine Höhe von 16 bis 18 m und etwa 5 m Kohlensackweite. Man war sich in Deutschland wohl bewusst, dass es nicht auf die Höhe und den Fassungsraum des Ofens an und für sich ankam, sondern auf die vollkommene Reduktion und Kohlung, ehe das Schmelzgut in den Schmelzraum einrückte und dass die Durchgangszeit der Erze länger sein musste, je nachdem Puddeleisen, Thomaseisen, Spiegeleisen oder Giessereieisen erblasen werden sollte. Hierauf hatte H. Fehland 1884 besonders hingewiesen 1).
1895 betrug die gewöhnliche Höhe 20 bis 22 m, bei 6 m Kohlen- sackweite und etwa 400 cbm Inhalt, während England 1894 (nach Hawdon) nur wenige Öfen unter 566 cbm Fassungsraum hatten. Die neuen Öfen im Minettegebiet, in Luxemburg und Lothringen sind bis 23 m hoch, 6,5 bis 7,25 m im Kohlensack, 4 bis 5 m in der Gicht und 3,5 bis 4 m im Gestell weit.
Die letzteren Zahlen zeigen, dass die Vergrösserung der Öfen in neuerer Zeit relativ mehr in der Weite als in der Höhe statthatte. Besonders bemerkenswert ist die bedeutende Erweiterung des Gestells. Bis 1880 galt ein Gestell von 2 m Durchmesser in Deutschland für ein weites und nur wenige Hochöfen hatten eine grössere Gestell- weite als 2,60 m. Nach dieser Zeit fing man besonders in den Vereinigten Staaten von Nordamerika an, den Hochofengestellen eine Weite von über 3 m zu geben. In Deutschland ging man Ende der achtziger Jahre ebenfalls bis zu Gestellweiten von 3 m und steigerte dieselbe in den folgenden Jahren bis 1895 im Minettegebiet auf 3,50 bis 4,5 m. Natürlich erfordern so weite Gestelle sehr heissen Wind und starke Gebläse. Auch die Holzkohlenhochöfen erhöhte man in den Vereinigten Staaten bedeutend. 1876 wurden dort zwei Öfen von 60 und 62 Fuss (18,3 bis 18,9 m) Höhe erbaut. Der grösste Ofen am Ural hatte nur 55 Fuss (16,775 m) Höhe und 2600 Kubikfuss (175,58 cbm) Inhalt.
Der Grössenunterschied eines gewöhnlichen Holzkohlenhochofens (zu Fallonica) und eines englischen Kokshochofens (der Clarencehütte)
1) Siehe Stahl und Eisen 1884, S. 331.
29*
Hochöfen.
Kontinent von Europa und in den Vereinigten Staaten von Nord- amerika die Hochöfen gröſser baute. Auf dem europäischen Kontinent geschah dies in mäſsigen Grenzen.
In Deutschland hatten um 1870 die Mehrzahl der Kokshochöfen eine Höhe von 16 bis 18 m und etwa 5 m Kohlensackweite. Man war sich in Deutschland wohl bewuſst, daſs es nicht auf die Höhe und den Fassungsraum des Ofens an und für sich ankam, sondern auf die vollkommene Reduktion und Kohlung, ehe das Schmelzgut in den Schmelzraum einrückte und daſs die Durchgangszeit der Erze länger sein muſste, je nachdem Puddeleisen, Thomaseisen, Spiegeleisen oder Gieſsereieisen erblasen werden sollte. Hierauf hatte H. Fehland 1884 besonders hingewiesen 1).
1895 betrug die gewöhnliche Höhe 20 bis 22 m, bei 6 m Kohlen- sackweite und etwa 400 cbm Inhalt, während England 1894 (nach Hawdon) nur wenige Öfen unter 566 cbm Fassungsraum hatten. Die neuen Öfen im Minettegebiet, in Luxemburg und Lothringen sind bis 23 m hoch, 6,5 bis 7,25 m im Kohlensack, 4 bis 5 m in der Gicht und 3,5 bis 4 m im Gestell weit.
Die letzteren Zahlen zeigen, daſs die Vergröſserung der Öfen in neuerer Zeit relativ mehr in der Weite als in der Höhe statthatte. Besonders bemerkenswert ist die bedeutende Erweiterung des Gestells. Bis 1880 galt ein Gestell von 2 m Durchmesser in Deutschland für ein weites und nur wenige Hochöfen hatten eine gröſsere Gestell- weite als 2,60 m. Nach dieser Zeit fing man besonders in den Vereinigten Staaten von Nordamerika an, den Hochofengestellen eine Weite von über 3 m zu geben. In Deutschland ging man Ende der achtziger Jahre ebenfalls bis zu Gestellweiten von 3 m und steigerte dieselbe in den folgenden Jahren bis 1895 im Minettegebiet auf 3,50 bis 4,5 m. Natürlich erfordern so weite Gestelle sehr heiſsen Wind und starke Gebläse. Auch die Holzkohlenhochöfen erhöhte man in den Vereinigten Staaten bedeutend. 1876 wurden dort zwei Öfen von 60 und 62 Fuſs (18,3 bis 18,9 m) Höhe erbaut. Der gröſste Ofen am Ural hatte nur 55 Fuſs (16,775 m) Höhe und 2600 Kubikfuſs (175,58 cbm) Inhalt.
Der Gröſsenunterschied eines gewöhnlichen Holzkohlenhochofens (zu Fallonica) und eines englischen Kokshochofens (der Clarencehütte)
1) Siehe Stahl und Eisen 1884, S. 331.
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Hochöfen.
Kontinent von Europa und in den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika die Hochöfen gröſser baute. Auf dem europäischen Kontinent
geschah dies in mäſsigen Grenzen.
In Deutschland hatten um 1870 die Mehrzahl der Kokshochöfen
eine Höhe von 16 bis 18 m und etwa 5 m Kohlensackweite. Man war
sich in Deutschland wohl bewuſst, daſs es nicht auf die Höhe und
den Fassungsraum des Ofens an und für sich ankam, sondern auf
die vollkommene Reduktion und Kohlung, ehe das Schmelzgut in den
Schmelzraum einrückte und daſs die Durchgangszeit der Erze länger
sein muſste, je nachdem Puddeleisen, Thomaseisen, Spiegeleisen oder
Gieſsereieisen erblasen werden sollte. Hierauf hatte H. Fehland 1884
besonders hingewiesen 1).
1895 betrug die gewöhnliche Höhe 20 bis 22 m, bei 6 m Kohlen-
sackweite und etwa 400 cbm Inhalt, während England 1894 (nach
Hawdon) nur wenige Öfen unter 566 cbm Fassungsraum hatten. Die
neuen Öfen im Minettegebiet, in Luxemburg und Lothringen sind bis
23 m hoch, 6,5 bis 7,25 m im Kohlensack, 4 bis 5 m in der Gicht und
3,5 bis 4 m im Gestell weit.
Die letzteren Zahlen zeigen, daſs die Vergröſserung der Öfen in
neuerer Zeit relativ mehr in der Weite als in der Höhe statthatte.
Besonders bemerkenswert ist die bedeutende Erweiterung des Gestells.
Bis 1880 galt ein Gestell von 2 m Durchmesser in Deutschland für
ein weites und nur wenige Hochöfen hatten eine gröſsere Gestell-
weite als 2,60 m. Nach dieser Zeit fing man besonders in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika an, den Hochofengestellen
eine Weite von über 3 m zu geben. In Deutschland ging man Ende
der achtziger Jahre ebenfalls bis zu Gestellweiten von 3 m und
steigerte dieselbe in den folgenden Jahren bis 1895 im Minettegebiet
auf 3,50 bis 4,5 m. Natürlich erfordern so weite Gestelle sehr heiſsen
Wind und starke Gebläse. Auch die Holzkohlenhochöfen erhöhte
man in den Vereinigten Staaten bedeutend. 1876 wurden dort zwei
Öfen von 60 und 62 Fuſs (18,3 bis 18,9 m) Höhe erbaut. Der gröſste
Ofen am Ural hatte nur 55 Fuſs (16,775 m) Höhe und 2600 Kubikfuſs
(175,58 cbm) Inhalt.
Der Gröſsenunterschied eines gewöhnlichen Holzkohlenhochofens
(zu Fallonica) und eines englischen Kokshochofens (der Clarencehütte)
1) Siehe Stahl und Eisen 1884, S. 331.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/467>, abgerufen am 25.11.2024.
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