zu den historischen Kuriositäten einer vergangenen Zeit. Heute legt man den Boden frei und kühlt ihn und zwar in Amerika nicht nur ringsum, sondern auch von unten.
Der Vorschlag von Konst. Steffen1) von 1887, dem Bodenstein die Gestalt eines Kugelabschnitts zu geben und das Gestell bis zu
[Abbildung]
Fig. 180.
den Formen zusammenzuziehen, hat eine praktische Bedeutung nicht erlangt.
Die Freilegung des Ofen- gestells, ebenfalls eine Folge der Einführung der Winderhitzung, war schon vor Beginn dieses Zeitabschnitts zur Regel ge- worden. Die Wasserkühlung gestattete überdies, die Dicke der Gestellwandung zu ver- schwächen. In Amerika mauerte man das Gestell in einen Cylin- der von Kesselblech ein (Patent Wheeler). Zu Firmiry in Frankreich ging man 1891 so weit, das Untergestell eines Hochofens ganz aus einem 150 mm dicken Mantel von Flusseisenstücken herzustel- len 2). F. W. Lürmann schlug 1888 auswechselbare Gestelle vor. Ein solches hatte Carl Fröhlich schon 1876 bei einem Raschetteofen zu Nischnei-Tagilsk eingeführt. Dieses Gestell hatte elliptischen Querschnitt.
Freistehende Gestelle haben meistens eine Wandstärke von 0,9 bis 1 m. So lange man die Gestelle aus Natursteinen her- stellte, wählte man durchgehende, grosse Steine, entsprechend der Dicke der Gestellwand. Diesen Grundsatz hielt man auch anfangs noch fest, als man die Natursteine durch Schamottesteine ersetzte; in neuerer Zeit mauert man aber auch Gestell und Rast ebenso
1) Siehe Stahl und Eisen 1887, S. 203.
2) Siehe Bulletin de la soc. de l'industr. minerale, März 1892; Stahl u. Eisen 1892, S. 849.
Hochöfen.
zu den historischen Kuriositäten einer vergangenen Zeit. Heute legt man den Boden frei und kühlt ihn und zwar in Amerika nicht nur ringsum, sondern auch von unten.
Der Vorschlag von Konst. Steffen1) von 1887, dem Bodenstein die Gestalt eines Kugelabschnitts zu geben und das Gestell bis zu
[Abbildung]
Fig. 180.
den Formen zusammenzuziehen, hat eine praktische Bedeutung nicht erlangt.
Die Freilegung des Ofen- gestells, ebenfalls eine Folge der Einführung der Winderhitzung, war schon vor Beginn dieses Zeitabschnitts zur Regel ge- worden. Die Wasserkühlung gestattete überdies, die Dicke der Gestellwandung zu ver- schwächen. In Amerika mauerte man das Gestell in einen Cylin- der von Kesselblech ein (Patent Wheeler). Zu Firmiry in Frankreich ging man 1891 so weit, das Untergestell eines Hochofens ganz aus einem 150 mm dicken Mantel von Fluſseisenstücken herzustel- len 2). F. W. Lürmann schlug 1888 auswechselbare Gestelle vor. Ein solches hatte Carl Fröhlich schon 1876 bei einem Raschetteofen zu Nischnei-Tagilsk eingeführt. Dieses Gestell hatte elliptischen Querschnitt.
Freistehende Gestelle haben meistens eine Wandstärke von 0,9 bis 1 m. So lange man die Gestelle aus Natursteinen her- stellte, wählte man durchgehende, groſse Steine, entsprechend der Dicke der Gestellwand. Diesen Grundsatz hielt man auch anfangs noch fest, als man die Natursteine durch Schamottesteine ersetzte; in neuerer Zeit mauert man aber auch Gestell und Rast ebenso
1) Siehe Stahl und Eisen 1887, S. 203.
2) Siehe Bulletin de la soc. de l’industr. minerale, März 1892; Stahl u. Eisen 1892, S. 849.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0482"n="466"/><fwplace="top"type="header">Hochöfen.</fw><lb/>
zu den historischen Kuriositäten einer vergangenen Zeit. Heute legt<lb/>
man den Boden frei und kühlt ihn und zwar in Amerika nicht nur<lb/>
ringsum, sondern auch von unten.</p><lb/><p>Der Vorschlag von <hirendition="#g">Konst. Steffen</hi><noteplace="foot"n="1)">Siehe Stahl und Eisen 1887, S. 203.</note> von 1887, dem Bodenstein<lb/>
die Gestalt eines Kugelabschnitts zu geben und das Gestell bis zu<lb/><figure><head>Fig. 180.</head></figure><lb/>
den Formen zusammenzuziehen,<lb/>
hat eine praktische Bedeutung<lb/>
nicht erlangt.</p><lb/><p>Die Freilegung des Ofen-<lb/>
gestells, ebenfalls eine Folge der<lb/>
Einführung der Winderhitzung,<lb/>
war schon vor Beginn dieses<lb/>
Zeitabschnitts zur Regel ge-<lb/>
worden. Die Wasserkühlung<lb/>
gestattete überdies, die Dicke<lb/>
der Gestellwandung zu ver-<lb/>
schwächen. In Amerika mauerte<lb/>
man das Gestell in einen Cylin-<lb/>
der von Kesselblech ein (Patent<lb/><hirendition="#g">Wheeler</hi>). Zu Firmiry in<lb/>
Frankreich ging man 1891 so<lb/>
weit, das Untergestell eines<lb/>
Hochofens ganz aus einem<lb/>
150 mm dicken Mantel von<lb/>
Fluſseisenstücken herzustel-<lb/>
len <noteplace="foot"n="2)">Siehe Bulletin de la soc. de l’industr. minerale, März 1892; Stahl u. Eisen<lb/>
1892, S. 849.</note>. F. W. <hirendition="#g">Lürmann</hi> schlug<lb/>
1888 auswechselbare Gestelle<lb/>
vor. Ein solches hatte <hirendition="#g">Carl<lb/>
Fröhlich</hi> schon 1876 bei<lb/>
einem Raschetteofen zu Nischnei-Tagilsk eingeführt. Dieses Gestell<lb/>
hatte elliptischen Querschnitt.</p><lb/><p>Freistehende Gestelle haben meistens eine Wandstärke von<lb/>
0,9 bis 1 m. So lange man die Gestelle aus Natursteinen her-<lb/>
stellte, wählte man durchgehende, groſse Steine, entsprechend der<lb/>
Dicke der Gestellwand. Diesen Grundsatz hielt man auch anfangs<lb/>
noch fest, als man die Natursteine durch Schamottesteine ersetzte;<lb/>
in neuerer Zeit mauert man aber auch Gestell und Rast ebenso<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[466/0482]
Hochöfen.
zu den historischen Kuriositäten einer vergangenen Zeit. Heute legt
man den Boden frei und kühlt ihn und zwar in Amerika nicht nur
ringsum, sondern auch von unten.
Der Vorschlag von Konst. Steffen 1) von 1887, dem Bodenstein
die Gestalt eines Kugelabschnitts zu geben und das Gestell bis zu
[Abbildung Fig. 180.]
den Formen zusammenzuziehen,
hat eine praktische Bedeutung
nicht erlangt.
Die Freilegung des Ofen-
gestells, ebenfalls eine Folge der
Einführung der Winderhitzung,
war schon vor Beginn dieses
Zeitabschnitts zur Regel ge-
worden. Die Wasserkühlung
gestattete überdies, die Dicke
der Gestellwandung zu ver-
schwächen. In Amerika mauerte
man das Gestell in einen Cylin-
der von Kesselblech ein (Patent
Wheeler). Zu Firmiry in
Frankreich ging man 1891 so
weit, das Untergestell eines
Hochofens ganz aus einem
150 mm dicken Mantel von
Fluſseisenstücken herzustel-
len 2). F. W. Lürmann schlug
1888 auswechselbare Gestelle
vor. Ein solches hatte Carl
Fröhlich schon 1876 bei
einem Raschetteofen zu Nischnei-Tagilsk eingeführt. Dieses Gestell
hatte elliptischen Querschnitt.
Freistehende Gestelle haben meistens eine Wandstärke von
0,9 bis 1 m. So lange man die Gestelle aus Natursteinen her-
stellte, wählte man durchgehende, groſse Steine, entsprechend der
Dicke der Gestellwand. Diesen Grundsatz hielt man auch anfangs
noch fest, als man die Natursteine durch Schamottesteine ersetzte;
in neuerer Zeit mauert man aber auch Gestell und Rast ebenso
1) Siehe Stahl und Eisen 1887, S. 203.
2) Siehe Bulletin de la soc. de l’industr. minerale, März 1892; Stahl u. Eisen
1892, S. 849.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/482>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.