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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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dargestellt, doch hatte dieser Schmelzprozess mit mancherlei Schwierig-
keiten zu kämpfen. Sehr basische Schlacke und hohe Schmelz-
temperatur sind Haupterfordernisse. Dabei verflüchtigt sich bei der
hohen Hitze ein Teil des Mangans, nach Whiting bei 83 Prozent
Mangangehalt des Produktes 5,4 Prozent des Mangans der Beschickung,
nach Schilling 1) bei einem Eisenmangan von 60 bis 70 Prozent
Mangan sogar bis zu 17 Prozent.

Ferner entsteht bei dem Betriebe auf Ferromangan sehr leicht
Oberfeuer im Hochofen, teils dadurch, dass infolge des geringeren
Wärmeverbrauchs der ganze Ofen heisser ist, besonders aber dadurch,
dass die höheren Oxyde des Mangans im Schacht schon Sauerstoff
abgeben, der eine lebhafte Verbrennung daselbst bewirkt. Es ist
deshalb zweckmässig, die Manganerze vorher zu brennen, und zwar
in einem Herdofen mit geneigter Sohle, wie der Mosersche Röstofen
(A. Ledebur).

Ein dritter Übelstand ist, dass das Gestell durch die heisse,
fressende, manganoxydulhaltige Schlacke sehr schnell zerstört wird.
In Nischne-Tagilsk hat man deshalb für die Darstellung von Ferro-
mangan kleine Schmelzöfen mit auswechselbarem Gestell angewendet 2).

Während man früher, freilich vergeblich, versuchte, durch Zu-
schläge den Phosphor im Hochofen abzuscheiden, schlägt man um-
gekehrt seit Einführung des Thomasverfahrens vielfach phosphorreiche
Verbindungen zu, um einen höheren Phosphorgehalt des Roheisens zu
erzielen. Hierfür dienten bis jetzt besonders die Puddel- und Schweiss-
schlacken, welche als unnützer Abfall der Puddel- und Walzwerke
in grossen Halden aufgespeichert waren.

Durch diese Verwendung stiegen dieselben sehr im Werte, von
1880 bis 1887 in Westfalen von 8 auf 100 Mark die Tonne; infolge-
dessen verschwanden die alten Halden in kurzer Zeit. Das Ver-
schmelzen dieser Schlacken im Hochofen nach der Lang-Freyschen
Methode kam ganz ausser Gebrauch.

Die Darstellung von Thomasroheisen war nicht nur dadurch
vorteilhaft, dass grosse Mengen seither minderwertiger Erze mit Vor-
teil verhüttet werden konnten, der Hochofenbetrieb selbst war viel
ökonomischer als bei Bessemerroheisen. Für das weisse Roheisen
ersparte man im Vergleich mit dem grauen Bessemerroheisen etwa
400 kg Koks auf die Tonne; dabei war die Produktion grösser. Man

1) Siehe Stahl und Eisen 1882, S. 233.
2) Siehe Dinglers pol. Journ. 1881, I, S. 232 (Jossa).

Hochöfen.
dargestellt, doch hatte dieser Schmelzprozeſs mit mancherlei Schwierig-
keiten zu kämpfen. Sehr basische Schlacke und hohe Schmelz-
temperatur sind Haupterfordernisse. Dabei verflüchtigt sich bei der
hohen Hitze ein Teil des Mangans, nach Whiting bei 83 Prozent
Mangangehalt des Produktes 5,4 Prozent des Mangans der Beschickung,
nach Schilling 1) bei einem Eisenmangan von 60 bis 70 Prozent
Mangan sogar bis zu 17 Prozent.

Ferner entsteht bei dem Betriebe auf Ferromangan sehr leicht
Oberfeuer im Hochofen, teils dadurch, daſs infolge des geringeren
Wärmeverbrauchs der ganze Ofen heiſser ist, besonders aber dadurch,
daſs die höheren Oxyde des Mangans im Schacht schon Sauerstoff
abgeben, der eine lebhafte Verbrennung daselbst bewirkt. Es ist
deshalb zweckmäſsig, die Manganerze vorher zu brennen, und zwar
in einem Herdofen mit geneigter Sohle, wie der Mosersche Röstofen
(A. Ledebur).

Ein dritter Übelstand ist, daſs das Gestell durch die heiſse,
fressende, manganoxydulhaltige Schlacke sehr schnell zerstört wird.
In Nischne-Tagilsk hat man deshalb für die Darstellung von Ferro-
mangan kleine Schmelzöfen mit auswechselbarem Gestell angewendet 2).

Während man früher, freilich vergeblich, versuchte, durch Zu-
schläge den Phosphor im Hochofen abzuscheiden, schlägt man um-
gekehrt seit Einführung des Thomasverfahrens vielfach phosphorreiche
Verbindungen zu, um einen höheren Phosphorgehalt des Roheisens zu
erzielen. Hierfür dienten bis jetzt besonders die Puddel- und Schweiſs-
schlacken, welche als unnützer Abfall der Puddel- und Walzwerke
in groſsen Halden aufgespeichert waren.

Durch diese Verwendung stiegen dieselben sehr im Werte, von
1880 bis 1887 in Westfalen von 8 auf 100 Mark die Tonne; infolge-
dessen verschwanden die alten Halden in kurzer Zeit. Das Ver-
schmelzen dieser Schlacken im Hochofen nach der Lang-Freyschen
Methode kam ganz auſser Gebrauch.

Die Darstellung von Thomasroheisen war nicht nur dadurch
vorteilhaft, daſs groſse Mengen seither minderwertiger Erze mit Vor-
teil verhüttet werden konnten, der Hochofenbetrieb selbst war viel
ökonomischer als bei Bessemerroheisen. Für das weiſse Roheisen
ersparte man im Vergleich mit dem grauen Bessemerroheisen etwa
400 kg Koks auf die Tonne; dabei war die Produktion gröſser. Man

1) Siehe Stahl und Eisen 1882, S. 233.
2) Siehe Dinglers pol. Journ. 1881, I, S. 232 (Jossa).
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[486/0502] Hochöfen. dargestellt, doch hatte dieser Schmelzprozeſs mit mancherlei Schwierig- keiten zu kämpfen. Sehr basische Schlacke und hohe Schmelz- temperatur sind Haupterfordernisse. Dabei verflüchtigt sich bei der hohen Hitze ein Teil des Mangans, nach Whiting bei 83 Prozent Mangangehalt des Produktes 5,4 Prozent des Mangans der Beschickung, nach Schilling 1) bei einem Eisenmangan von 60 bis 70 Prozent Mangan sogar bis zu 17 Prozent. Ferner entsteht bei dem Betriebe auf Ferromangan sehr leicht Oberfeuer im Hochofen, teils dadurch, daſs infolge des geringeren Wärmeverbrauchs der ganze Ofen heiſser ist, besonders aber dadurch, daſs die höheren Oxyde des Mangans im Schacht schon Sauerstoff abgeben, der eine lebhafte Verbrennung daselbst bewirkt. Es ist deshalb zweckmäſsig, die Manganerze vorher zu brennen, und zwar in einem Herdofen mit geneigter Sohle, wie der Mosersche Röstofen (A. Ledebur). Ein dritter Übelstand ist, daſs das Gestell durch die heiſse, fressende, manganoxydulhaltige Schlacke sehr schnell zerstört wird. In Nischne-Tagilsk hat man deshalb für die Darstellung von Ferro- mangan kleine Schmelzöfen mit auswechselbarem Gestell angewendet 2). Während man früher, freilich vergeblich, versuchte, durch Zu- schläge den Phosphor im Hochofen abzuscheiden, schlägt man um- gekehrt seit Einführung des Thomasverfahrens vielfach phosphorreiche Verbindungen zu, um einen höheren Phosphorgehalt des Roheisens zu erzielen. Hierfür dienten bis jetzt besonders die Puddel- und Schweiſs- schlacken, welche als unnützer Abfall der Puddel- und Walzwerke in groſsen Halden aufgespeichert waren. Durch diese Verwendung stiegen dieselben sehr im Werte, von 1880 bis 1887 in Westfalen von 8 auf 100 Mark die Tonne; infolge- dessen verschwanden die alten Halden in kurzer Zeit. Das Ver- schmelzen dieser Schlacken im Hochofen nach der Lang-Freyschen Methode kam ganz auſser Gebrauch. Die Darstellung von Thomasroheisen war nicht nur dadurch vorteilhaft, daſs groſse Mengen seither minderwertiger Erze mit Vor- teil verhüttet werden konnten, der Hochofenbetrieb selbst war viel ökonomischer als bei Bessemerroheisen. Für das weiſse Roheisen ersparte man im Vergleich mit dem grauen Bessemerroheisen etwa 400 kg Koks auf die Tonne; dabei war die Produktion gröſser. Man 1) Siehe Stahl und Eisen 1882, S. 233. 2) Siehe Dinglers pol. Journ. 1881, I, S. 232 (Jossa).

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/502>, abgerufen am 22.11.2024.