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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Hochöfen.
konnte mit Leichtigkeit in Öfen von 250 bis 300 cbm Fassungsraum
100 Tonnen Roheisen in 24 Stunden erblasen. Man schätzte 1882
in Deutschland die Ersparnis auf 22 Mark für eine Tonne, die Mehr-
produktion auf 25 bis 30 Prozent.

Ein gutes Thomasroheisen sollte enthalten 11/4 bis 21/2 Prozent
Phosphor, 1 Prozent Mangan bei schwefelfreiem, 21/2 bis 3 Prozent
Mangan bei schwefelhaltigen Erzen, der Siliciumgehalt sollte 0,3 bis
0,5 Prozent nicht übersteigen.

Hilgenstock wies 1884 nach, dass, entgegen der verbreiteten
Meinung, Phosphor im Hochofen in nachweisbaren Mengen nicht ver-
flüchtigt wird. Phosphor verdrängt Silicium und Kohlenstoff im Roh-
eisen, indem sich beide auf Kosten des Sauerstoffs der Phosphorsäure
oxydieren.

Zunächst für die Bessemerstahlbereitung, später auch für Giesserei-
zwecke stellte man seit Anfang der siebziger Jahre ein sehr silicium-
reiches Roheisen unter dem Namen glazed pig in England und fonte
glacee in Frankreich dar. Hierzu war nach S. Jordan (1873) ein
langsamer, sehr heisser Ofengang bei kieselsäure- und thonerdereicher
Beschickung erforderlich. Hierbei fiel ein bis zu 8 Prozent Silicium
haltendes Roheisen, das mit zunehmendem Siliciumgehalt hellere
Farbe und grösseres Korn erhielt.

Pugh1), Direktor der Societe metallurgique de l'Est zu Longwy,
will neuerdings (1898) einen grossen Vorteil und blasenfreies Roh-
eisen (fonte a peau lisse) dadurch erzielen, dass er zwischen Wind-
erhitzer und den Formen einen Einspritzapparat für schwere Öle ein-
schaltet (D. R. P. Nr. 105144).

Das Mischen der Erze und Zuschläge vor dem Aufgichten auf
einem Möllerboden, das Möllern, liess sich bei der grossen Produktion
der Hochöfen nicht mehr durchführen. Statt dessen mischt man die
Beschickungsmaterialien beim Aufgeben in den Fülltrichter des Gas-
fanges. Das Chargieren geschieht jetzt schon vielfach, namentlich in
Amerika, automatisch.

Über die Berechnung der Beschickung hat Mrazek 2) 1868
eine gründliche Arbeit geliefert. Er ermittelt den Sauerstoffgehalt der
Basen und der Kieselsäure und berechnet nach stöchiometrischen
Grundsätzen die Beschickung nach dem erforderlichen Silikat in der
Schlacke. Die Summe der Säureäquivalente muss sich zur Summe

1) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 934, 1134.
2) Siehe Mrazek, Jahrbuch von Leoben etc., XVIII, S. 282.

Hochöfen.
konnte mit Leichtigkeit in Öfen von 250 bis 300 cbm Fassungsraum
100 Tonnen Roheisen in 24 Stunden erblasen. Man schätzte 1882
in Deutschland die Ersparnis auf 22 Mark für eine Tonne, die Mehr-
produktion auf 25 bis 30 Prozent.

Ein gutes Thomasroheisen sollte enthalten 1¼ bis 2½ Prozent
Phosphor, 1 Prozent Mangan bei schwefelfreiem, 2½ bis 3 Prozent
Mangan bei schwefelhaltigen Erzen, der Siliciumgehalt sollte 0,3 bis
0,5 Prozent nicht übersteigen.

Hilgenstock wies 1884 nach, daſs, entgegen der verbreiteten
Meinung, Phosphor im Hochofen in nachweisbaren Mengen nicht ver-
flüchtigt wird. Phosphor verdrängt Silicium und Kohlenstoff im Roh-
eisen, indem sich beide auf Kosten des Sauerstoffs der Phosphorsäure
oxydieren.

Zunächst für die Bessemerstahlbereitung, später auch für Gieſserei-
zwecke stellte man seit Anfang der siebziger Jahre ein sehr silicium-
reiches Roheisen unter dem Namen glazed pig in England und fonte
glacée in Frankreich dar. Hierzu war nach S. Jordan (1873) ein
langsamer, sehr heiſser Ofengang bei kieselsäure- und thonerdereicher
Beschickung erforderlich. Hierbei fiel ein bis zu 8 Prozent Silicium
haltendes Roheisen, das mit zunehmendem Siliciumgehalt hellere
Farbe und gröſseres Korn erhielt.

Pugh1), Direktor der Société metallurgique de l’Est zu Longwy,
will neuerdings (1898) einen groſsen Vorteil und blasenfreies Roh-
eisen (fonte à peau lisse) dadurch erzielen, daſs er zwischen Wind-
erhitzer und den Formen einen Einspritzapparat für schwere Öle ein-
schaltet (D. R. P. Nr. 105144).

Das Mischen der Erze und Zuschläge vor dem Aufgichten auf
einem Möllerboden, das Möllern, lieſs sich bei der groſsen Produktion
der Hochöfen nicht mehr durchführen. Statt dessen mischt man die
Beschickungsmaterialien beim Aufgeben in den Fülltrichter des Gas-
fanges. Das Chargieren geschieht jetzt schon vielfach, namentlich in
Amerika, automatisch.

Über die Berechnung der Beschickung hat Mràzek 2) 1868
eine gründliche Arbeit geliefert. Er ermittelt den Sauerstoffgehalt der
Basen und der Kieselsäure und berechnet nach stöchiometrischen
Grundsätzen die Beschickung nach dem erforderlichen Silikat in der
Schlacke. Die Summe der Säureäquivalente muſs sich zur Summe

1) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 934, 1134.
2) Siehe Mràzek, Jahrbuch von Leoben etc., XVIII, S. 282.
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[487/0503] Hochöfen. konnte mit Leichtigkeit in Öfen von 250 bis 300 cbm Fassungsraum 100 Tonnen Roheisen in 24 Stunden erblasen. Man schätzte 1882 in Deutschland die Ersparnis auf 22 Mark für eine Tonne, die Mehr- produktion auf 25 bis 30 Prozent. Ein gutes Thomasroheisen sollte enthalten 1¼ bis 2½ Prozent Phosphor, 1 Prozent Mangan bei schwefelfreiem, 2½ bis 3 Prozent Mangan bei schwefelhaltigen Erzen, der Siliciumgehalt sollte 0,3 bis 0,5 Prozent nicht übersteigen. Hilgenstock wies 1884 nach, daſs, entgegen der verbreiteten Meinung, Phosphor im Hochofen in nachweisbaren Mengen nicht ver- flüchtigt wird. Phosphor verdrängt Silicium und Kohlenstoff im Roh- eisen, indem sich beide auf Kosten des Sauerstoffs der Phosphorsäure oxydieren. Zunächst für die Bessemerstahlbereitung, später auch für Gieſserei- zwecke stellte man seit Anfang der siebziger Jahre ein sehr silicium- reiches Roheisen unter dem Namen glazed pig in England und fonte glacée in Frankreich dar. Hierzu war nach S. Jordan (1873) ein langsamer, sehr heiſser Ofengang bei kieselsäure- und thonerdereicher Beschickung erforderlich. Hierbei fiel ein bis zu 8 Prozent Silicium haltendes Roheisen, das mit zunehmendem Siliciumgehalt hellere Farbe und gröſseres Korn erhielt. Pugh 1), Direktor der Société metallurgique de l’Est zu Longwy, will neuerdings (1898) einen groſsen Vorteil und blasenfreies Roh- eisen (fonte à peau lisse) dadurch erzielen, daſs er zwischen Wind- erhitzer und den Formen einen Einspritzapparat für schwere Öle ein- schaltet (D. R. P. Nr. 105144). Das Mischen der Erze und Zuschläge vor dem Aufgichten auf einem Möllerboden, das Möllern, lieſs sich bei der groſsen Produktion der Hochöfen nicht mehr durchführen. Statt dessen mischt man die Beschickungsmaterialien beim Aufgeben in den Fülltrichter des Gas- fanges. Das Chargieren geschieht jetzt schon vielfach, namentlich in Amerika, automatisch. Über die Berechnung der Beschickung hat Mràzek 2) 1868 eine gründliche Arbeit geliefert. Er ermittelt den Sauerstoffgehalt der Basen und der Kieselsäure und berechnet nach stöchiometrischen Grundsätzen die Beschickung nach dem erforderlichen Silikat in der Schlacke. Die Summe der Säureäquivalente muſs sich zur Summe 1) Siehe Stahl und Eisen 1898, S. 934, 1134. 2) Siehe Mràzek, Jahrbuch von Leoben etc., XVIII, S. 282.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/503>, abgerufen am 22.11.2024.