sollten 20 Düsen erhalten. Der Inhalt eines Ofens betrug 707,5 cbm. Für je zwei Öfen waren fünf Gebläsemaschinen vorhanden. Diese von E. P. Allis & Co. gebauten Gebläse hatten stehende Balancier- Verbundmaschinen mit Kondensation, mit 1016 mm weitem Hochdruck- und 1981 mm weitem Niederdruckcylinder, 1930 mm Windcylinder und 1524 mm Hub. Das Schwungrad wog 40 Tonnen. Die Maschine lieferte 17,26 cbm Wind von 1,05 kg pro Quadratcentimeter Pressung und machte 66 Umdrehungen in der Minute 1). Die Pressung des Windes konnte bis 1,76 kg pro Quadratcentimeter gesteigert werden. Die Dampfspannung betrug 8,4 Atmosphären. Jeder Ofen war mit vier Kennedy-Cowper-Apparaten versehen, die den Wind auf 1000° C. erhitzten. Die Gase entwichen mit 400° C. Bei einem Eisengehalt der Erze von 57 bis 60 Prozent war bis zum Frühjahr erzielt worden:
beste Monatsleistung 17457 Tonnen oder 581 Tonnen im Tage,
" Wochenleistung 4176 "
" Tagesleistung 701 "
Der beste Monat hatte einen Koksverbrauch von 771,8 kg, der Kalksteinzuschlag betrug 25 Prozent. Die Beschickung geschah auto- matisch mit der Nelandschen Beschickungsvorrichtung. Zu dem enormen Materialienverbrauch bei solcher Leistung waren selbstver- ständlich die Transport- und die Be- und Entladevorrichtungen, die alle von der Brown Hoisting and Conveying-Company in Cleveland gebaut waren, musterhaft.
Über noch neuere amerikanische Hochofenanlagen zu Lorain, Youngstown u. s. w. folgen die Angaben unter dem Abschnitt "Die Vereinigten Staaten von Nordamerika".
Die ausserordentlichen Leistungen der amerikanischen Hoch- ofenhütten veranlassten denn auch nach langem Sträuben die englischen Hüttenbesitzer, die amerikanischen Fortschritte sich an- zueignen, namentlich die Windpressung von 5 bis 6 Pfund auf 8 bis 12 Pfund, ja bis zu 20 Pfund auf den Quadratzoll zu erhöhen, jeden Ofen mit einem besonderen Gebläse zu versehen und die Gebläse- maschinen zu verbessern. So führte z. B. die Moss-Bay-Gesellschaft 1899 Dreifach-Expansionsmaschinen ein.
Dass die Erzeugungskosten des Roheisens infolge der besseren Betriebsergebnisse geringer geworden sind, ist selbstverständlich. Hierzu haben aber nicht nur die Fortschritte der Roheisenerzeugung
1) Siehe Stahl und Eisen 1897, S. 566.
Hochöfen.
sollten 20 Düsen erhalten. Der Inhalt eines Ofens betrug 707,5 cbm. Für je zwei Öfen waren fünf Gebläsemaschinen vorhanden. Diese von E. P. Allis & Co. gebauten Gebläse hatten stehende Balancier- Verbundmaschinen mit Kondensation, mit 1016 mm weitem Hochdruck- und 1981 mm weitem Niederdruckcylinder, 1930 mm Windcylinder und 1524 mm Hub. Das Schwungrad wog 40 Tonnen. Die Maschine lieferte 17,26 cbm Wind von 1,05 kg pro Quadratcentimeter Pressung und machte 66 Umdrehungen in der Minute 1). Die Pressung des Windes konnte bis 1,76 kg pro Quadratcentimeter gesteigert werden. Die Dampfspannung betrug 8,4 Atmosphären. Jeder Ofen war mit vier Kennedy-Cowper-Apparaten versehen, die den Wind auf 1000° C. erhitzten. Die Gase entwichen mit 400° C. Bei einem Eisengehalt der Erze von 57 bis 60 Prozent war bis zum Frühjahr erzielt worden:
beste Monatsleistung 17457 Tonnen oder 581 Tonnen im Tage,
„ Wochenleistung 4176 „
„ Tagesleistung 701 „
Der beste Monat hatte einen Koksverbrauch von 771,8 kg, der Kalksteinzuschlag betrug 25 Prozent. Die Beschickung geschah auto- matisch mit der Nelandschen Beschickungsvorrichtung. Zu dem enormen Materialienverbrauch bei solcher Leistung waren selbstver- ständlich die Transport- und die Be- und Entladevorrichtungen, die alle von der Brown Hoisting and Conveying-Company in Cleveland gebaut waren, musterhaft.
Über noch neuere amerikanische Hochofenanlagen zu Lorain, Youngstown u. s. w. folgen die Angaben unter dem Abschnitt „Die Vereinigten Staaten von Nordamerika“.
Die auſserordentlichen Leistungen der amerikanischen Hoch- ofenhütten veranlaſsten denn auch nach langem Sträuben die englischen Hüttenbesitzer, die amerikanischen Fortschritte sich an- zueignen, namentlich die Windpressung von 5 bis 6 Pfund auf 8 bis 12 Pfund, ja bis zu 20 Pfund auf den Quadratzoll zu erhöhen, jeden Ofen mit einem besonderen Gebläse zu versehen und die Gebläse- maschinen zu verbessern. So führte z. B. die Moss-Bay-Gesellschaft 1899 Dreifach-Expansionsmaschinen ein.
Daſs die Erzeugungskosten des Roheisens infolge der besseren Betriebsergebnisse geringer geworden sind, ist selbstverständlich. Hierzu haben aber nicht nur die Fortschritte der Roheisenerzeugung
1) Siehe Stahl und Eisen 1897, S. 566.
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Hochöfen.
sollten 20 Düsen erhalten. Der Inhalt eines Ofens betrug 707,5 cbm.
Für je zwei Öfen waren fünf Gebläsemaschinen vorhanden. Diese
von E. P. Allis & Co. gebauten Gebläse hatten stehende Balancier-
Verbundmaschinen mit Kondensation, mit 1016 mm weitem Hochdruck-
und 1981 mm weitem Niederdruckcylinder, 1930 mm Windcylinder und
1524 mm Hub. Das Schwungrad wog 40 Tonnen. Die Maschine
lieferte 17,26 cbm Wind von 1,05 kg pro Quadratcentimeter Pressung
und machte 66 Umdrehungen in der Minute 1). Die Pressung des
Windes konnte bis 1,76 kg pro Quadratcentimeter gesteigert werden.
Die Dampfspannung betrug 8,4 Atmosphären. Jeder Ofen war mit
vier Kennedy-Cowper-Apparaten versehen, die den Wind auf 1000° C.
erhitzten. Die Gase entwichen mit 400° C. Bei einem Eisengehalt der
Erze von 57 bis 60 Prozent war bis zum Frühjahr erzielt worden:
beste Monatsleistung 17457 Tonnen oder 581 Tonnen im Tage,
„ Wochenleistung 4176 „
„ Tagesleistung 701 „
Der beste Monat hatte einen Koksverbrauch von 771,8 kg, der
Kalksteinzuschlag betrug 25 Prozent. Die Beschickung geschah auto-
matisch mit der Nelandschen Beschickungsvorrichtung. Zu dem
enormen Materialienverbrauch bei solcher Leistung waren selbstver-
ständlich die Transport- und die Be- und Entladevorrichtungen, die
alle von der Brown Hoisting and Conveying-Company in Cleveland
gebaut waren, musterhaft.
Über noch neuere amerikanische Hochofenanlagen zu Lorain,
Youngstown u. s. w. folgen die Angaben unter dem Abschnitt „Die
Vereinigten Staaten von Nordamerika“.
Die auſserordentlichen Leistungen der amerikanischen Hoch-
ofenhütten veranlaſsten denn auch nach langem Sträuben die
englischen Hüttenbesitzer, die amerikanischen Fortschritte sich an-
zueignen, namentlich die Windpressung von 5 bis 6 Pfund auf 8 bis
12 Pfund, ja bis zu 20 Pfund auf den Quadratzoll zu erhöhen, jeden
Ofen mit einem besonderen Gebläse zu versehen und die Gebläse-
maschinen zu verbessern. So führte z. B. die Moss-Bay-Gesellschaft
1899 Dreifach-Expansionsmaschinen ein.
Daſs die Erzeugungskosten des Roheisens infolge der besseren
Betriebsergebnisse geringer geworden sind, ist selbstverständlich.
Hierzu haben aber nicht nur die Fortschritte der Roheisenerzeugung
1) Siehe Stahl und Eisen 1897, S. 566.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/532>, abgerufen am 22.11.2024.
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