so beziehen sich diese zumeist auf die Schmelz- und Glühöfen. Siemens hatte letztere schon vor 1870 mit Regeneratoren verbunden. Mallet schlug solche auch für die Schmelzöfen vor. Francis in Birmingham baute seine Schmelzöfen als geteilte Muffel mit zwei Einsatzthüren. Dadurch konnte er einen kontinuierlichen Betrieb erzielen, wobei jedoch bei jedem Giessen eine starke Abkühlung eintrat.
C. Nehse baute 1879 zu Traisen einen Temperofen mit zwölf Kammern, ähnlich einem Ringofen, und betrieb ihn mit Gas. Die Anordnung in Kammern hatte übrigens Wedding schon 17 Jahre früher vorgeschlagen.
Rott1) veröffentlichte 1881 die Zeichnung eines einfachen Ofens mit Glühtöpfen; ein ähnlicher, aber vollkommenerer von Querfurth wurde auf dem Eisenwerk Schönheiderhammer im Erzgebirge mit Erfolg betrieben 2). Für gröbere aus dem Kupolofen gegossene Guss- waren wendete man keine Glühtöpfe oder Kasten an, sondern Kisten- öfen, wie bei der Cementstahlfabrikation und wie sie Reaumur schon 1721 vorgeschagen hatte 3).
Einen beschleunigten Temperprozess erreichte Carl Rott in Nürnberg dadurch, dass er die Gussstücke in einem breiartigen Gemisch von Roteisensteinpulver und etwas Kalk eintaucht. Die so inkrustierten Gussstücke werden in dünnwandigen Glühkasten in kammerartig geteilten Temperöfen erhitzt 4).
Karl Edler von Querfurth zu Schönheiderhammer (Sachsen) temperte schon zuvor in ähnlicher Weise ohne Glühgefässe, indem er die aufgetragene Tempermasse mit einer Schicht Lehm, Kalk etc. deckte (D. R. P. Nr. 74367 vom 11. Mai 1893).
Über die Festigkeit des schmiedbaren Gusses hat Palmer Ricketts eingehende Versuche angestellt, wonach die Zugfestigkeit zwischen 18,7 und 31 kg auf 1 qmm, die Längenausdehnung bis zum Bruch von 1,1 bis 7,6 Prozent schwankten.
Zum Schluss sei noch auf das neue Verfahren des Flickens und Anschweissens schadhafter Gussstücke durch das aluminothermische Verfahren von Dr. Hans Goldschmidt5) hingewiesen.
1)Rott, Darstellung des schmiedbaren Gusses und Tempergusses. D. R. P. Nr. 81193.
2) Siehe Ledebur, Handbuch der Eisen- und Stahlgiesserei, S. 369.
3) Siehe Ledebur a. a. O., S. 370.
4) Stahl und Eisen 1895, S. 512.
5) Daselbst 1901, S. 23.
Die Eisengieſserei seit 1870.
so beziehen sich diese zumeist auf die Schmelz- und Glühöfen. Siemens hatte letztere schon vor 1870 mit Regeneratoren verbunden. Mallet schlug solche auch für die Schmelzöfen vor. Francis in Birmingham baute seine Schmelzöfen als geteilte Muffel mit zwei Einsatzthüren. Dadurch konnte er einen kontinuierlichen Betrieb erzielen, wobei jedoch bei jedem Gieſsen eine starke Abkühlung eintrat.
C. Nehse baute 1879 zu Traisen einen Temperofen mit zwölf Kammern, ähnlich einem Ringofen, und betrieb ihn mit Gas. Die Anordnung in Kammern hatte übrigens Wedding schon 17 Jahre früher vorgeschlagen.
Rott1) veröffentlichte 1881 die Zeichnung eines einfachen Ofens mit Glühtöpfen; ein ähnlicher, aber vollkommenerer von Querfurth wurde auf dem Eisenwerk Schönheiderhammer im Erzgebirge mit Erfolg betrieben 2). Für gröbere aus dem Kupolofen gegossene Guſs- waren wendete man keine Glühtöpfe oder Kasten an, sondern Kisten- öfen, wie bei der Cementstahlfabrikation und wie sie Reaumur schon 1721 vorgeschagen hatte 3).
Einen beschleunigten Temperprozeſs erreichte Carl Rott in Nürnberg dadurch, daſs er die Guſsstücke in einem breiartigen Gemisch von Roteisensteinpulver und etwas Kalk eintaucht. Die so inkrustierten Guſsstücke werden in dünnwandigen Glühkasten in kammerartig geteilten Temperöfen erhitzt 4).
Karl Edler von Querfurth zu Schönheiderhammer (Sachsen) temperte schon zuvor in ähnlicher Weise ohne Glühgefäſse, indem er die aufgetragene Tempermasse mit einer Schicht Lehm, Kalk etc. deckte (D. R. P. Nr. 74367 vom 11. Mai 1893).
Über die Festigkeit des schmiedbaren Gusses hat Palmer Ricketts eingehende Versuche angestellt, wonach die Zugfestigkeit zwischen 18,7 und 31 kg auf 1 qmm, die Längenausdehnung bis zum Bruch von 1,1 bis 7,6 Prozent schwankten.
Zum Schluſs sei noch auf das neue Verfahren des Flickens und Anschweiſsens schadhafter Guſsstücke durch das aluminothermische Verfahren von Dr. Hans Goldschmidt5) hingewiesen.
1)Rott, Darstellung des schmiedbaren Gusses und Tempergusses. D. R. P. Nr. 81193.
2) Siehe Ledebur, Handbuch der Eisen- und Stahlgieſserei, S. 369.
3) Siehe Ledebur a. a. O., S. 370.
4) Stahl und Eisen 1895, S. 512.
5) Daselbst 1901, S. 23.
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Die Eisengieſserei seit 1870.
so beziehen sich diese zumeist auf die Schmelz- und Glühöfen.
Siemens hatte letztere schon vor 1870 mit Regeneratoren verbunden.
Mallet schlug solche auch für die Schmelzöfen vor. Francis in
Birmingham baute seine Schmelzöfen als geteilte Muffel mit zwei
Einsatzthüren. Dadurch konnte er einen kontinuierlichen Betrieb
erzielen, wobei jedoch bei jedem Gieſsen eine starke Abkühlung
eintrat.
C. Nehse baute 1879 zu Traisen einen Temperofen mit zwölf
Kammern, ähnlich einem Ringofen, und betrieb ihn mit Gas. Die
Anordnung in Kammern hatte übrigens Wedding schon 17 Jahre
früher vorgeschlagen.
Rott 1) veröffentlichte 1881 die Zeichnung eines einfachen Ofens
mit Glühtöpfen; ein ähnlicher, aber vollkommenerer von Querfurth
wurde auf dem Eisenwerk Schönheiderhammer im Erzgebirge mit
Erfolg betrieben 2). Für gröbere aus dem Kupolofen gegossene Guſs-
waren wendete man keine Glühtöpfe oder Kasten an, sondern Kisten-
öfen, wie bei der Cementstahlfabrikation und wie sie Reaumur schon
1721 vorgeschagen hatte 3).
Einen beschleunigten Temperprozeſs erreichte Carl Rott in
Nürnberg dadurch, daſs er die Guſsstücke in einem breiartigen
Gemisch von Roteisensteinpulver und etwas Kalk eintaucht. Die so
inkrustierten Guſsstücke werden in dünnwandigen Glühkasten in
kammerartig geteilten Temperöfen erhitzt 4).
Karl Edler von Querfurth zu Schönheiderhammer (Sachsen)
temperte schon zuvor in ähnlicher Weise ohne Glühgefäſse, indem er
die aufgetragene Tempermasse mit einer Schicht Lehm, Kalk etc.
deckte (D. R. P. Nr. 74367 vom 11. Mai 1893).
Über die Festigkeit des schmiedbaren Gusses hat Palmer
Ricketts eingehende Versuche angestellt, wonach die Zugfestigkeit
zwischen 18,7 und 31 kg auf 1 qmm, die Längenausdehnung bis zum
Bruch von 1,1 bis 7,6 Prozent schwankten.
Zum Schluſs sei noch auf das neue Verfahren des Flickens und
Anschweiſsens schadhafter Guſsstücke durch das aluminothermische
Verfahren von Dr. Hans Goldschmidt 5) hingewiesen.
1) Rott, Darstellung des schmiedbaren Gusses und Tempergusses. D. R. P.
Nr. 81193.
2) Siehe Ledebur, Handbuch der Eisen- und Stahlgieſserei, S. 369.
3) Siehe Ledebur a. a. O., S. 370.
4) Stahl und Eisen 1895, S. 512.
5) Daselbst 1901, S. 23.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/576>, abgerufen am 22.11.2024.
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