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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Der saure oder Bessemerprozess bis 1880.
Abhandlung von Lenok Smith1) über die Stahlfabrikation in den
Vereinigten Staaten auf dieselben gelenkt. 1875 wurden die Konverter
der neuen Bessemerhütte zu Hörde2) mit amerikanischen Losböden
[Abbildung] Fig. 256.
versehen. Das Einsetzen eines
neuen Bodens erforderte nur eine
Stunde Zeit. Zum Flicken und
Ausfüttern verwendete man Ga-
nistermasse. Das obere Futter
der Birne hielt 200 bis 300 Chargen
aus. Die Birnen waren in der
Form etwas abweichend, hoch
und schmal ohne Schnabel und
wurden durch vertikale Zug-
stangen bewegt. Obgleich infolge
dieser Verbesserung auch in
Deutschland ein rascherer Betrieb
eingeführt wurde, so blieb der-
selbe doch noch weit hinter dem
amerikanischen zurück. In
Amerika erzeugte man 1875 in
einer Birne durchschnittlich
448853 Centner, in Deutschland
nur 104707 Centner. Das Ein-
setzen des Bodens geschah von
unten und zwar durch Andrücken
mit Winden. Statt dieser wendete man in Amerika hydraulische
Pressen an, infolgedessen war das Auswechseln und Einstampfen in
38 Minuten beendet. -- Für den raschen Verlauf des Frischens war
Zahl und Weite der Windformen von grossem Einfluss. In England
und Amerika gab man mehr Windfläche als in Deutschland. Dieselbe
betrug3) Anfang der siebziger Jahre auf die Tonne Roheisen zu
Königshütte 5,161, in Neuberg 9,225, in Königin-Marienhütte 11,031,
in Heft 11,806, in Crewe 20,515, in Dowlais 22,193 qcm. In Deutsch-
land und England hatte man meist 7 Formen mit je 7 Löchern, in
Amerika 12 Formen mit 10 Löchern. 1877 fing man an, die Wind-

1) Lenok Smith, The manufacture of Steel, New York 1872; Berg- und
Hüttenmänn. Ztg. 1872, S. 297.
2) Siehe Aufsatz von Prof. Dürre in Zeitschr. des Vereins deutscher Ingen.
XIX, S. 711.
3) Nach Drown in Chemical News, no. 633, p. 13.

Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
Abhandlung von Lenok Smith1) über die Stahlfabrikation in den
Vereinigten Staaten auf dieselben gelenkt. 1875 wurden die Konverter
der neuen Bessemerhütte zu Hörde2) mit amerikanischen Losböden
[Abbildung] Fig. 256.
versehen. Das Einsetzen eines
neuen Bodens erforderte nur eine
Stunde Zeit. Zum Flicken und
Ausfüttern verwendete man Ga-
nistermasse. Das obere Futter
der Birne hielt 200 bis 300 Chargen
aus. Die Birnen waren in der
Form etwas abweichend, hoch
und schmal ohne Schnabel und
wurden durch vertikale Zug-
stangen bewegt. Obgleich infolge
dieser Verbesserung auch in
Deutschland ein rascherer Betrieb
eingeführt wurde, so blieb der-
selbe doch noch weit hinter dem
amerikanischen zurück. In
Amerika erzeugte man 1875 in
einer Birne durchschnittlich
448853 Centner, in Deutschland
nur 104707 Centner. Das Ein-
setzen des Bodens geschah von
unten und zwar durch Andrücken
mit Winden. Statt dieser wendete man in Amerika hydraulische
Pressen an, infolgedessen war das Auswechseln und Einstampfen in
38 Minuten beendet. — Für den raschen Verlauf des Frischens war
Zahl und Weite der Windformen von groſsem Einfluſs. In England
und Amerika gab man mehr Windfläche als in Deutschland. Dieselbe
betrug3) Anfang der siebziger Jahre auf die Tonne Roheisen zu
Königshütte 5,161, in Neuberg 9,225, in Königin-Marienhütte 11,031,
in Heft 11,806, in Crewe 20,515, in Dowlais 22,193 qcm. In Deutsch-
land und England hatte man meist 7 Formen mit je 7 Löchern, in
Amerika 12 Formen mit 10 Löchern. 1877 fing man an, die Wind-

1) Lenok Smith, The manufacture of Steel, New York 1872; Berg- und
Hüttenmänn. Ztg. 1872, S. 297.
2) Siehe Aufsatz von Prof. Dürre in Zeitschr. des Vereins deutscher Ingen.
XIX, S. 711.
3) Nach Drown in Chemical News, no. 633, p. 13.
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[618/0634] Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880. Abhandlung von Lenok Smith 1) über die Stahlfabrikation in den Vereinigten Staaten auf dieselben gelenkt. 1875 wurden die Konverter der neuen Bessemerhütte zu Hörde 2) mit amerikanischen Losböden [Abbildung Fig. 256.] versehen. Das Einsetzen eines neuen Bodens erforderte nur eine Stunde Zeit. Zum Flicken und Ausfüttern verwendete man Ga- nistermasse. Das obere Futter der Birne hielt 200 bis 300 Chargen aus. Die Birnen waren in der Form etwas abweichend, hoch und schmal ohne Schnabel und wurden durch vertikale Zug- stangen bewegt. Obgleich infolge dieser Verbesserung auch in Deutschland ein rascherer Betrieb eingeführt wurde, so blieb der- selbe doch noch weit hinter dem amerikanischen zurück. In Amerika erzeugte man 1875 in einer Birne durchschnittlich 448853 Centner, in Deutschland nur 104707 Centner. Das Ein- setzen des Bodens geschah von unten und zwar durch Andrücken mit Winden. Statt dieser wendete man in Amerika hydraulische Pressen an, infolgedessen war das Auswechseln und Einstampfen in 38 Minuten beendet. — Für den raschen Verlauf des Frischens war Zahl und Weite der Windformen von groſsem Einfluſs. In England und Amerika gab man mehr Windfläche als in Deutschland. Dieselbe betrug 3) Anfang der siebziger Jahre auf die Tonne Roheisen zu Königshütte 5,161, in Neuberg 9,225, in Königin-Marienhütte 11,031, in Heft 11,806, in Crewe 20,515, in Dowlais 22,193 qcm. In Deutsch- land und England hatte man meist 7 Formen mit je 7 Löchern, in Amerika 12 Formen mit 10 Löchern. 1877 fing man an, die Wind- 1) Lenok Smith, The manufacture of Steel, New York 1872; Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1872, S. 297. 2) Siehe Aufsatz von Prof. Dürre in Zeitschr. des Vereins deutscher Ingen. XIX, S. 711. 3) Nach Drown in Chemical News, no. 633, p. 13.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/634>, abgerufen am 22.11.2024.