(beträchtlich diejenige übersteigend, bei welcher feuerfeste Thonziegel gebrannt werden) ist unbedingt notwendig zur Erzeugung guter basischer Ziegel. Die Brennöfen für den Dolomit und die Ziegel müssen ebenfalls mit basischem Futter ausgekleidet sein. Das Brennen geschah entweder in Schachtöfen, wie z. B. in Alexandrowsky, oder in Gasflammöfen oder in Ringöfen (Mendheims Gasringofen zu Hörde). Totgebrannter Dolomit ist aber nicht plastisch; um ihm Plastizität zu verleihen, muss man ihm einen Stoff beimischen, der ihn bildsam macht und doch der Glut widersteht, als solcher hat sich Steinkohlenteer, der ebenfalls von Thomas bereits in Vorschlag gebracht worden war, am besten bewährt. Der Teer muss wasserfrei sein und wird deshalb vor seiner Verwendung erst gekocht. Die Mischung mit dem gemahlenen Dolomit, von dem man zuvor das Feinste abgesiebt hat, geschieht in der Regel auf einem Kollergang. Man setzt etwa 10 bis 20 Volumprozent Teer dem Dolomit zu. Die so erhaltene Mischung kann entweder direkt zur Herstellung des Futters durch Aufstampfen mit stark erwärmten Stampfern um eiserne Modelle oder zur Herstellung von Ziegeln verwendet werden. Diese Teerziegel werden dann gebrannt, wobei der Teer abdestilliert oder zersetzt wird, so dass der zurückbleibende koksartige Kohlenstoff den Kitt für die basische Masse abgiebt.
Auch für den Teer hat man vielerlei Ersatzmittel vorgeschlagen. Schon 1879 empfahl Riley rohes Petroleum, doch haben die damit angestellten Versuche gezeigt, dass sich dasselbe in der Hitze so voll- ständig verflüchtigt, dass kein ausreichendes Bindemittel zurückbleibt.
Sodann wurde Blut vorgeschlagen von Melaun, Mehlkleister von E. Andre, Leim von Closson, Leinöl von Kirkpatrick, Melasse von Ramdohr; aber weder diese Klebmittel noch die von Kerpely empfohlene Essigsäure oder der gleichfalls von Andre empfohlene frischgefällte schwefelsaure Kalk, oder die von Haarmann angewendete Kalkmilch konnten den Steinkohlenteer verdrängen.
Das Futter der Birne wurde aufgemauert oder aufgestampft. Wendete man beim Ausmauern Dolomit- oder Magnesiaziegel an, so verband man dieselben mit Teermörtel; wendete man Teerziegel an, so mauerte man ohne Mörtel, weil beim Erhitzen die Fugen von selbst zuschmolzen. Beim Ausstampfen wurde die basische Masse mit Teer angemacht. Statt des Aufstampfens schmolz man in Middles- borough die mit Teer gemischte Masse, die man in Klumpen in den Zwischenraum zwischen der Wand und eingesetzten Blechringen warf, zusammen.
Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
(beträchtlich diejenige übersteigend, bei welcher feuerfeste Thonziegel gebrannt werden) ist unbedingt notwendig zur Erzeugung guter basischer Ziegel. Die Brennöfen für den Dolomit und die Ziegel müssen ebenfalls mit basischem Futter ausgekleidet sein. Das Brennen geschah entweder in Schachtöfen, wie z. B. in Alexandrowsky, oder in Gasflammöfen oder in Ringöfen (Mendheims Gasringofen zu Hörde). Totgebrannter Dolomit ist aber nicht plastisch; um ihm Plastizität zu verleihen, muſs man ihm einen Stoff beimischen, der ihn bildsam macht und doch der Glut widersteht, als solcher hat sich Steinkohlenteer, der ebenfalls von Thomas bereits in Vorschlag gebracht worden war, am besten bewährt. Der Teer muſs wasserfrei sein und wird deshalb vor seiner Verwendung erst gekocht. Die Mischung mit dem gemahlenen Dolomit, von dem man zuvor das Feinste abgesiebt hat, geschieht in der Regel auf einem Kollergang. Man setzt etwa 10 bis 20 Volumprozent Teer dem Dolomit zu. Die so erhaltene Mischung kann entweder direkt zur Herstellung des Futters durch Aufstampfen mit stark erwärmten Stampfern um eiserne Modelle oder zur Herstellung von Ziegeln verwendet werden. Diese Teerziegel werden dann gebrannt, wobei der Teer abdestilliert oder zersetzt wird, so daſs der zurückbleibende koksartige Kohlenstoff den Kitt für die basische Masse abgiebt.
Auch für den Teer hat man vielerlei Ersatzmittel vorgeschlagen. Schon 1879 empfahl Riley rohes Petroleum, doch haben die damit angestellten Versuche gezeigt, daſs sich dasselbe in der Hitze so voll- ständig verflüchtigt, daſs kein ausreichendes Bindemittel zurückbleibt.
Sodann wurde Blut vorgeschlagen von Melaun, Mehlkleister von E. Andre, Leim von Closson, Leinöl von Kirkpatrick, Melasse von Ramdohr; aber weder diese Klebmittel noch die von Kerpely empfohlene Essigsäure oder der gleichfalls von Andre empfohlene frischgefällte schwefelsaure Kalk, oder die von Haarmann angewendete Kalkmilch konnten den Steinkohlenteer verdrängen.
Das Futter der Birne wurde aufgemauert oder aufgestampft. Wendete man beim Ausmauern Dolomit- oder Magnesiaziegel an, so verband man dieselben mit Teermörtel; wendete man Teerziegel an, so mauerte man ohne Mörtel, weil beim Erhitzen die Fugen von selbst zuschmolzen. Beim Ausstampfen wurde die basische Masse mit Teer angemacht. Statt des Aufstampfens schmolz man in Middles- borough die mit Teer gemischte Masse, die man in Klumpen in den Zwischenraum zwischen der Wand und eingesetzten Blechringen warf, zusammen.
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Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
(beträchtlich diejenige übersteigend, bei welcher feuerfeste Thonziegel
gebrannt werden) ist unbedingt notwendig zur Erzeugung guter
basischer Ziegel. Die Brennöfen für den Dolomit und die Ziegel
müssen ebenfalls mit basischem Futter ausgekleidet sein. Das Brennen
geschah entweder in Schachtöfen, wie z. B. in Alexandrowsky, oder
in Gasflammöfen oder in Ringöfen (Mendheims Gasringofen zu
Hörde). Totgebrannter Dolomit ist aber nicht plastisch; um ihm
Plastizität zu verleihen, muſs man ihm einen Stoff beimischen, der ihn
bildsam macht und doch der Glut widersteht, als solcher hat sich
Steinkohlenteer, der ebenfalls von Thomas bereits in Vorschlag
gebracht worden war, am besten bewährt. Der Teer muſs wasserfrei
sein und wird deshalb vor seiner Verwendung erst gekocht. Die
Mischung mit dem gemahlenen Dolomit, von dem man zuvor das
Feinste abgesiebt hat, geschieht in der Regel auf einem Kollergang.
Man setzt etwa 10 bis 20 Volumprozent Teer dem Dolomit zu. Die
so erhaltene Mischung kann entweder direkt zur Herstellung des
Futters durch Aufstampfen mit stark erwärmten Stampfern um eiserne
Modelle oder zur Herstellung von Ziegeln verwendet werden. Diese
Teerziegel werden dann gebrannt, wobei der Teer abdestilliert oder
zersetzt wird, so daſs der zurückbleibende koksartige Kohlenstoff den
Kitt für die basische Masse abgiebt.
Auch für den Teer hat man vielerlei Ersatzmittel vorgeschlagen.
Schon 1879 empfahl Riley rohes Petroleum, doch haben die damit
angestellten Versuche gezeigt, daſs sich dasselbe in der Hitze so voll-
ständig verflüchtigt, daſs kein ausreichendes Bindemittel zurückbleibt.
Sodann wurde Blut vorgeschlagen von Melaun, Mehlkleister von
E. Andre, Leim von Closson, Leinöl von Kirkpatrick, Melasse
von Ramdohr; aber weder diese Klebmittel noch die von Kerpely
empfohlene Essigsäure oder der gleichfalls von Andre empfohlene
frischgefällte schwefelsaure Kalk, oder die von Haarmann angewendete
Kalkmilch konnten den Steinkohlenteer verdrängen.
Das Futter der Birne wurde aufgemauert oder aufgestampft.
Wendete man beim Ausmauern Dolomit- oder Magnesiaziegel an, so
verband man dieselben mit Teermörtel; wendete man Teerziegel an,
so mauerte man ohne Mörtel, weil beim Erhitzen die Fugen von
selbst zuschmolzen. Beim Ausstampfen wurde die basische Masse mit
Teer angemacht. Statt des Aufstampfens schmolz man in Middles-
borough die mit Teer gemischte Masse, die man in Klumpen in den
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/660>, abgerufen am 22.11.2024.
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