Zuckerlösung (Melasse) ab. Auch dieses Verfahren wurde versuchs- weise in Hörde eingeführt. Zu Witkowitz in Mähren und zu Kladno in Böhmen wendete man anfangs wegen Mangels an Dolomit reine Kalkziegel an, die aber schneller als Dolomitziegel Wasser anziehen und zerfallen. In Hörde und Königshütte machte man auch Versuche, den Dolomit durch Calciumphosphat aus Knochenasche oder Phos- phorit zu ersetzen. Strontianit, der bei Münster in Westfalen in grösseren Mengen vorkommt, wurde von Stöckmann 1883 (D. R. P. Nr. 24226) vorgeschlagen. Bauxit versuchte 1879 die Gutehoffnungs- hütte bei Oberhausen (D. R. P. Nr. 9701) zu verwenden. H. D. Poch in Barness probierte es mit einem Futter von Chromeisenstein, was übrigens vor ihm bereits Pourcel zu Terre noire gethan hatte. Alle diese Surrogate wurden aber ebenso wie das von Osann vorgeschlagene Kohlenfutter als zu kostspielig wieder aufgegeben und man blieb bei dem von Thomas angegebenen Dolomitfutter.
Noch zahlreicher sind die Vorschläge, welche gemacht wurden, um das Bindemittel, den Thon, welcher das Zusammenfritten der basischen Grundmasse in der Hitze bewirkt, zu ersetzen. Von diesen sind nur zu erwähnen die gründlichen Versuche, welche Althanns in Breslau in Gemeinschaft mit Junghann und Uelsmann 1879 auf der Königs- und Laurahütte vornahm. Sie verwendeten in erster Linie Chlorcalcium als Bindemittel, dann gingen sie zu Fluoriden (Flussspat oder Kryolith), hierauf zu Karbonaden der Alkalien und endlich zu den kaustischen Alkalien über. Bei allen diesen Stoffen tritt beim ersten Brennen der Masse eine grosse Volumverminderung ein. Um Ziegel zu erhalten, muss man die gebrannte Masse mahlen, wieder mit einer geringeren Menge des Bindemittels mengen, in Formen pressen und zum zweitenmal brennen. Die so erhaltenen Ziegel haben sich aber nicht bewährt, einerseits war ihre Haltbarkeit eine ungenügende, andererseits wurden sie zu teuer. Dasselbe gilt von den mit Borsäure als Bindemittel hergestellten Ziegeln der Borsig- werke (D. R. P. Nr. 12196). Noch weniger bewährten sich die Ver- suche mit Mennige, Bleiglätte, Manganerzen, Eisen- und Hochofen- schlacken.
Von grosser Wichtigkeit für die Herstellung guter basischer Ziegel war es, dass der Dolomit bei sehr hoher Temperatur totgebrannt wurde, wie dies besonders von Massenez in Hörde hervorgehoben wurde. Thomas verlangt in seinem Patent bereits "Weissglühhitze, bis die ganze Thonerde und Kieselsäure eine Verbindung mit dem Kalk und der Magnesia gebildet hat". Diese sehr hohe Temperatur
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Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
Zuckerlösung (Melasse) ab. Auch dieses Verfahren wurde versuchs- weise in Hörde eingeführt. Zu Witkowitz in Mähren und zu Kladno in Böhmen wendete man anfangs wegen Mangels an Dolomit reine Kalkziegel an, die aber schneller als Dolomitziegel Wasser anziehen und zerfallen. In Hörde und Königshütte machte man auch Versuche, den Dolomit durch Calciumphosphat aus Knochenasche oder Phos- phorit zu ersetzen. Strontianit, der bei Münster in Westfalen in gröſseren Mengen vorkommt, wurde von Stöckmann 1883 (D. R. P. Nr. 24226) vorgeschlagen. Bauxit versuchte 1879 die Gutehoffnungs- hütte bei Oberhausen (D. R. P. Nr. 9701) zu verwenden. H. D. Poch in Barneſs probierte es mit einem Futter von Chromeisenstein, was übrigens vor ihm bereits Pourcel zu Terre noire gethan hatte. Alle diese Surrogate wurden aber ebenso wie das von Osann vorgeschlagene Kohlenfutter als zu kostspielig wieder aufgegeben und man blieb bei dem von Thomas angegebenen Dolomitfutter.
Noch zahlreicher sind die Vorschläge, welche gemacht wurden, um das Bindemittel, den Thon, welcher das Zusammenfritten der basischen Grundmasse in der Hitze bewirkt, zu ersetzen. Von diesen sind nur zu erwähnen die gründlichen Versuche, welche Althanns in Breslau in Gemeinschaft mit Junghann und Uelsmann 1879 auf der Königs- und Laurahütte vornahm. Sie verwendeten in erster Linie Chlorcalcium als Bindemittel, dann gingen sie zu Fluoriden (Fluſsspat oder Kryolith), hierauf zu Karbonaden der Alkalien und endlich zu den kaustischen Alkalien über. Bei allen diesen Stoffen tritt beim ersten Brennen der Masse eine groſse Volumverminderung ein. Um Ziegel zu erhalten, muſs man die gebrannte Masse mahlen, wieder mit einer geringeren Menge des Bindemittels mengen, in Formen pressen und zum zweitenmal brennen. Die so erhaltenen Ziegel haben sich aber nicht bewährt, einerseits war ihre Haltbarkeit eine ungenügende, andererseits wurden sie zu teuer. Dasselbe gilt von den mit Borsäure als Bindemittel hergestellten Ziegeln der Borsig- werke (D. R. P. Nr. 12196). Noch weniger bewährten sich die Ver- suche mit Mennige, Bleiglätte, Manganerzen, Eisen- und Hochofen- schlacken.
Von groſser Wichtigkeit für die Herstellung guter basischer Ziegel war es, daſs der Dolomit bei sehr hoher Temperatur totgebrannt wurde, wie dies besonders von Massenez in Hörde hervorgehoben wurde. Thomas verlangt in seinem Patent bereits „Weiſsglühhitze, bis die ganze Thonerde und Kieselsäure eine Verbindung mit dem Kalk und der Magnesia gebildet hat“. Diese sehr hohe Temperatur
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Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
Zuckerlösung (Melasse) ab. Auch dieses Verfahren wurde versuchs-
weise in Hörde eingeführt. Zu Witkowitz in Mähren und zu Kladno
in Böhmen wendete man anfangs wegen Mangels an Dolomit reine
Kalkziegel an, die aber schneller als Dolomitziegel Wasser anziehen
und zerfallen. In Hörde und Königshütte machte man auch Versuche,
den Dolomit durch Calciumphosphat aus Knochenasche oder Phos-
phorit zu ersetzen. Strontianit, der bei Münster in Westfalen in
gröſseren Mengen vorkommt, wurde von Stöckmann 1883 (D. R. P.
Nr. 24226) vorgeschlagen. Bauxit versuchte 1879 die Gutehoffnungs-
hütte bei Oberhausen (D. R. P. Nr. 9701) zu verwenden. H. D. Poch
in Barneſs probierte es mit einem Futter von Chromeisenstein, was
übrigens vor ihm bereits Pourcel zu Terre noire gethan hatte. Alle
diese Surrogate wurden aber ebenso wie das von Osann vorgeschlagene
Kohlenfutter als zu kostspielig wieder aufgegeben und man blieb bei
dem von Thomas angegebenen Dolomitfutter.
Noch zahlreicher sind die Vorschläge, welche gemacht wurden,
um das Bindemittel, den Thon, welcher das Zusammenfritten der
basischen Grundmasse in der Hitze bewirkt, zu ersetzen. Von diesen
sind nur zu erwähnen die gründlichen Versuche, welche Althanns
in Breslau in Gemeinschaft mit Junghann und Uelsmann 1879 auf
der Königs- und Laurahütte vornahm. Sie verwendeten in erster
Linie Chlorcalcium als Bindemittel, dann gingen sie zu Fluoriden
(Fluſsspat oder Kryolith), hierauf zu Karbonaden der Alkalien und
endlich zu den kaustischen Alkalien über. Bei allen diesen Stoffen
tritt beim ersten Brennen der Masse eine groſse Volumverminderung
ein. Um Ziegel zu erhalten, muſs man die gebrannte Masse mahlen,
wieder mit einer geringeren Menge des Bindemittels mengen, in
Formen pressen und zum zweitenmal brennen. Die so erhaltenen
Ziegel haben sich aber nicht bewährt, einerseits war ihre Haltbarkeit
eine ungenügende, andererseits wurden sie zu teuer. Dasselbe gilt
von den mit Borsäure als Bindemittel hergestellten Ziegeln der Borsig-
werke (D. R. P. Nr. 12196). Noch weniger bewährten sich die Ver-
suche mit Mennige, Bleiglätte, Manganerzen, Eisen- und Hochofen-
schlacken.
Von groſser Wichtigkeit für die Herstellung guter basischer
Ziegel war es, daſs der Dolomit bei sehr hoher Temperatur totgebrannt
wurde, wie dies besonders von Massenez in Hörde hervorgehoben
wurde. Thomas verlangt in seinem Patent bereits „Weiſsglühhitze,
bis die ganze Thonerde und Kieselsäure eine Verbindung mit dem
Kalk und der Magnesia gebildet hat“. Diese sehr hohe Temperatur
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/659>, abgerufen am 22.11.2024.
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